Muskelschwäche in den Beinen

Muskelschwäche in den Beinen

Definition

Eine Muskelschwäche in den Beinen beschreibt eine verminderte Muskelspannung, eine schnell ermüdbare Muskulatur oder Gangunsicherheit und Schwäche. Die Empfindungen können schleichend auftreten oder einen plötzlichen Beginn haben und unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Anhaltende, zunehmende Muskelschwäche sollte auf jeden Fall ärztlich abgeklärt werden um eine neurologische oder muskuläre Erkrankung frühzeitig auszuschließen, andere Ursachen zu identifizieren und zu behandeln.

Die Oberschenkel gehören zu einer der größten Muskelgruppen des menschlichen Körpers und bilden zusammen mit der Glutealmuskulatur die wichtigste Gruppe für den aufrechten Gang und das Gehen. Sind die Oberschenkel von einer Muskelschwäche betroffen, merkt der Patient das durch einen unsicheren, instabilen Gang und die Schwierigkeit, sich auf den Beinen zu halten.

Ursachen von Muskelschwäche in den Beinen

Muskelschwäche in den Beinen kann verschiedene Ursachen haben und bedarf besonders bei Verschlimmerung der Symptome und Einschränkungen im Alltag einer ärztlichen Abklärung. Für das Symptom Muskelschwäche kommen grundsätzlich mehrere Ursachen in Frage. Zum einen kommen neurologische Ursachen in Frage, darunter etwa ein Schlaganfall bei plötzlichem Auftreten mit weiteren Symptomen wie verwaschener Sprache oder einer hängenden Gesichtshälfte. Auch bei der Multiplen Sklerose, einer fortschreitenden neurologischen Erkrankung, ist Muskelschwäche in den Beinen ein mögliches Symptom.

Daneben kommen weitere fortschreitenden Erkrankungen in Frage, etwa die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), Myasthenia gravis oder eine Nervenschädigung durch Alkoholismus und Diabetes mellitus, die Polyneuropathie. Auch Rheuma kann eine mögliche Ursache für die Muskelschwäche in den Beinen sein. Neben weiteren Erkrankungen der Nerven und Muskulatur wie angeborener Muskeldystrophie können auch Allgemeinerkrankungen wie Blutarmut (Anämie), eine Schilddrüsenunterfunktion und andere Stoffwechselerkrankungen, Infektionen oder falsche Ernährung mit Nährstoffmangel Ursache für eine Muskelschwäche in den Beinen darstellen.

Auch Mikrorisse der Muskulatur durch hohe Beanspruchung, zum Beispiel in Form von Sport, kann zu Muskelkater und vorübergehender Muskelschwäche führen.

Morbus Hashimoto

Morbus Hashimoto ist die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion. Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung, die mit einer chronischen Entzündung der Schilddrüse einhergeht. Die Unterfunktion der Schilddrüse resultiert in einer Vielzahl von Beschwerden. Dazu gehört etwa eine höhere Kälteempfindlichkeit, Verstopfung und Verdauungsstörungen, Wassereinlagerungen, ein verlangsamter Herzschlag, Müdigkeit oder Konzentrationsstörungen sowie psychische Symptome, etwa depressive Verstimmungen und Antriebslosigkeit. Auch Muskelschwächen können im Rahmen von Hashimoto auftreten.

Der Schilddrüsenunterfunktion kann über eine lebenslange Gabe von Schilddrüsenhormon entgegengesteuert werden. Dabei müssen Blutwerte regelmäßig kontrolliert werden und die Dosis gegebenenfalls angepasst werden.

Plötzliche Muskelschwäche

Muskelschwäche kann sich langsam entwickeln oder schlagartig auftreten, abhängig von der zugrunde liegenden Ursache. Zu den Ursachen plötzlicher Muskelschwäche gehört zum Beispiel der Schlaganfall. In Frage kommen auch ein Bandscheibenvorfall oder Durchblutungsstörungen wie eine arterielle Verschlusskrankheit.

Ein plötzlicher Auftritt von Muskelschwäche bei chronisch progredienten Erkrankungen wie der Multiplen Sklerose oder ALS ist eher ungewöhnlich und die Muskelschwäche entwickelt sich meist schleichend, kann aber ebenfalls auftreten.

Muskelschwäche in den Beinen durch den Ischias

Der Nervus ischiadicus, oft als Ischias bezeichnet, ist der stärkste Nerv des menschlichen Körpers. Wird er verletzt, zum Beispiel durch Frakturen, oder durch einen Bandscheibenvorfall gereizt, kann es zu starken Schmerzen kommen. Sie ziehen vom unteren Rücken bis über das Gesäß in das Bein und können den Betroffenen stark einschränken. Neben Schmerzen kann es auch zu Kribbelempfindungen oder einem Schwächegefühl in der Muskulatur kommen.

Ischias-Beschwerden sollten ärztlich abgeklärt werden, um die Ursache zu identifizieren, Physiotherapie und Bewegung sowie Entspannungsübungen und -anwendungen können Abhilfe verschaffen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Eingeklemmter Ischiasnerv

Multiple Sklerose

Bei der Multiplen Sklerose handelt es sich um eine chronische, fortschreitende entzündliche Nervenerkrankung. Es kommt zu einer Zerstörung der die Nerven isolierenden Markscheiden. Die Ursachen der Erkrankungen sind noch nicht bekannt und es gibt derzeit keine Therapie zur Heilung. Die ersten Symptome treten bereits im frühen Erwachsenenalter auf und sind abhängig vom betroffenen Entmarkungsherd. Mögliche Symptome der Multiplen Sklerose sind zum Beispiel Sehstörungen, Schluckstörungen, Sprechstörungen aber auch Sensibilitätsstörungen. Ist das motorische System betroffen kann Muskelschwäche, zum Beispiel in den Beinen auftreten, daneben auch Spastik.

Diagnose

Die möglichen Ursachen für Muskelschwächen in den Beinen sind vielfältig und müssen durch einen Arzt abgeklärt werden. Bei der Anamnese wird der Arzt vor allem nach dem Beginn der Symptomatik fragen und wie sich die Schwäche entwickelt hat, außerdem wird er sich nach Vorerkrankungen erkundigen und körperliche Tests durchführen, etwa Reflexe prüfen oder die Kraftgrade vergleichen. Auch Blutuntersuchungen gehören zum diagnostischen Repertoire.

Der Facharzt für Neurologie kann außerdem noch weitere, spezielle Untersuchungen durchführen, wie etwa die Untersuchung der Nervenleitgeschwindigkeit. Aufgrund der Symptomatik und der Untersuchungsergebnisse kann erst dann eine eindeutige Diagnose getroffen werden.

Da auch schwerwiegende Erkrankungen zugrunde liegen können, muss Muskelschwäche in den Beinen unbedingt abgeklärt werden.

Begleitende Symptome

Je nach der zugrunde liegenden Ursachen können neben der Muskelschwäche in den Beinen noch weitere Symptome auftreten. Neben Schmerzen gehören auch Missempfindungen, wie Kribbeln, zu möglichen begleitenden Symptomen. Außerdem resultiert aus der Muskelschwäche einer erhöhte Sturzgefahr, der Gang wird verlangsamt und unsicher.

Bei plötzlichem Einsetzen der Muskelschwäche und weiteren neurologischen Symptomen wie verwaschene Sprache, Schluckstörungen und hängender Gesichtshälfte muss unbedingt an einen Schlaganfall gedacht werden, hier ist so schnell wie möglich der Rettungsdienst zu alarmieren.

Bei einer schleichenden Entwicklung und anderen Symptomen wie Sehstörungen im jungen Erwachsenenalter muss eine mögliche Multiple Sklerose abgeklärt werden.

Da Muskelschwäche auch Anzeichen einer Mangelernährungen sein kann, können hier auch Hautprobleme, splissige Fingernägel und brüchige Haare auftreten. Die Polyneuropathie im Rahmen von Alkoholismus oder Diabetes mellitus führt außerdem zu einer geringeren Sensibilität und Durchblutung, wodurch sich häufig offene, schlecht heilende Wunden an den Beinen bilden.

Therapie von Muskelschwächen in den Beinen

Die Behandlung der Muskelschwäche richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Bei einem Nährstoffmangel kann es hilfreich sein, die Ernährung umzustellen oder es muss auf zusätzliche Nahrungsergänzungsmittel und Vitaminpräparate zurückgegriffen werden. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion sollte die Therapie mit Schilddrüsenhormonen angepasst und regelmäßig kontrolliert werden.

Chronische, autoimmune Nervenerkrankungen wie Multiple Sklerose oder ALS können bis heute nicht geheilt werden, es gibt aber mittlerweile Möglichkeiten den Verlauf der Krankheit zu entschleunigen und die Symptome zu mildern. Bei einem Schlaganfall muss sofort der Rettungsdienst verständigt werden. Je länger die Zeit zwischen dem Ereignis und der Therapie vergeht, desto schlechter ist die Prognose.

Dauer

Wie lange die Muskelschwäche in den Beinen besteht, hängt neben der Ursache auch von der Therapie ab. In manchen Fällen, zum Beispiel bei Muskelkater oder Mangelernährung kann es ein nur kurzzeitigen Verlauf geben, schwere Erkrankungen wie die Multiple Sklerose haben allerdings einen chronischen Verlauf. In manchen Fällen bessert sich die Muskelschwäche, häufiger ist sie jedoch progredient und verschlechtert sich weiter.

Eine frühzeitige Diagnose und Therapie der zugrunde liegenden Erkrankung verbessert die Prognose.

Prognose

Zur Prognose von Muskelschwäche in den Beinen kann ohne die genaue Diagnosestellung keine Aussage gemacht werden. Je nach Ursache und Verlauf kann es ein kurzzeitiges Symptom sein, dass sich durch die richtige Therapie zurückbildet. Bei chronischen Erkrankung ist ein deutlich längerer Verlauf zu verzeichnen, teilweise kommt es auch zur schrittweisen Verschlechterung.

Essenziell ist die Therapie der zugrunde liegenden Erkrankung oder Ursache. Zusammen mit dem Arzt und einem Physiotherapeuten sollte der Patient außerdem einen Weg finden, die Muskulatur in den Beinen zu erhalten um die Genesung zu unterstützen.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 01.11.2017 - Letzte Änderung: 22.10.2021