Ein Muskelfaserriss im Unterschenkel führt zu plötzlichen starken Schmerzen und tritt häufig durch abrupte Bewegungen beim Sport auf. Durch Kühlung und Schonung des betroffenen Beins, können die Beschwerden nach Tagen bis Wochen wieder abklingen.
Unter einem Muskelfaserriss des Unterschenkels versteht man einen meistens durch ein traumatisches oder auch überlastendes chronisches Ereignis hervorgerufenen Ab- oder Durchriss der Muskulatur des Unterschenkels. Muskelfaserrisse des Unterschenkels treten gerade im Sportbereich relativ häufig auf und zählen mit zu den häufigsten Sportverletzungen überhaupt.
Prinzipiell kann man zwei verschiedene Hauptursachen von Muskelfaserrissen unterscheiden. Die erste Ursache ist ein plötzliches traumatisches Ereignis mit plötzlichem akuten Abriss oder Durchriss der Muskulatur. Dieses Akutereignis kommt dann zustande, wenn eine plötzliche Antritt- oder Abstoppbewegung durchgeführt wird. Besonders häufig ist ein akuter Muskelfaserriss beim Fußball, Handball oder Basketball zu finden, bei denen es um schnelle Drehungen oder Sprintabfolgen geht.
Die zweite Ursache eines Muskelfaserriss ist chronischer Natur. Bei chronischer Überlastung kann es durch degenerative Vorgänge plötzlich zu einem An- oder Durchreißen der Unterschenkelmuskulatur mit plötzlich beginnenden Schmerzen kommen. Vor Allem, wenn über Jahre Fehlbelastungen im Bereich des Unterschenkels durchgeführt wurden, kann es vorkommen, dass irgendwann die Muskeln des Unterschenkels so überansprucht sind, dass diese durchreißen.
Je nachdem, wie viele Muskelbündel betroffen sind, kommt es zu mehr oder weniger starken Bewegungseinschränkungen im Bereich des Unterschenkels. Der plötzliche Durchriss eines Muskelbündels führt zu starken bis sehr starken stechenden und brennenden Schmerzen.
In erster Linie wird die Diagnose eines Muskelfaserriss durch die Befragung des Patienten über den Unfallhergang sowie durch die körperliche Untersuchung gestellt. Eine bildgebende Diagnostik ist in aller Regel im ersten Schritt zunächst nicht notwendig.
Der Patient wird zunächst befragt, seit wann die Schmerzen im Bereich des Unterschenkels vorhanden sind, in welcher Situation sie aufgetreten sind, ob Bewegungsbeeinträchtigungen bestehen und ob es schon einmal in der Vergangenheit zu ähnlichen Beschwerden gekommen ist. Danach wird sich der Unterschenkel vom Untersucher angeschaut und betastet. Hier würden Muskeldellen oder Blutergüsse auf einen relativ großen Abriss der Muskulatur im Bereich des Unterschenkels hindeuten. Weiterhin wird durch das Betasten überprüft, ob die Muskulatur im Bereich des Unterschenkels druckschmerzhaft ist. Der Patient kann auch gebeten werden, einige Schritte zu laufen oder den Zehengang auszuprobieren, der bei einem großräumigen Muskelfaserriss nicht mehr möglich ist.
Im Zweifelsfall kann ein Muskelfaserriss auch manchmal durch eine Ultraschalluntersuchung des Unterschenkelmuskels diagnostiziert werden. Eine relativ sichere Diagnostik durch eine Bildgebung ist durch die Durchführung einer MRT-Untersuchung des Unterschenkels gegeben. In diesem bildgebenden Verfahren können Muskelab- oder Durchrisse recht gut dargestellt werden. In aller Regel kommt dieses diagnostische Verfahren aber erst zum Einsatz, wenn die Ursachen der Beschwerden nicht klar sind und es Zweifel darüber gibt, ob es sich um einen Muskelfaserriss des Unterschenkels handelt oder nicht.
Erste Symptome eines Muskelfaserriss ist der plötzlich einschießende Schmerz, der sich brennend lokal im Bereich der Wadenmuskulatur ausbreitet. Der Schmerz kann so stark sein, dass die gerade durchgeführte Bewegung akut abgebrochen werden muss. Auch kann es zu sichtbaren Blutergüssen im Bereich der Abrissstelle des Muskels kommen. Weiterhin können auch kleine Dellen im Bereich der oberflächlichen Muskelschicht gesehen werden. Sind viele Muskelbündel ab- oder durchgerissen, kann es auch zu einer merklichen Beeinträchtigung der Bewegung im betroffenen Muskel kommen. Der Patient bemerkt, dass er Bewegungen, die er vorher ohne weiteres durchführen konnte, plötzlich nicht mehr durchführen kann.
Oftmals wird kurz vor dem Muskelfaserriss eine sportliche Aktivität ausgeführt, z.B. läuft der Betroffene schnell an oder bremst stark ab. Der daraufhin einsetzende akute Stich oder brennende Schmerz ist fast schon von der Beschreibung ein Beweis für einen Muskelfaserriss. Manchmal kann es auch im Bereich, indem ein Muskelfaserriss auftritt, zu leichtem Taubheitsgefühl im Bereich der Haut kommen. Relativ häufig kommt es auch zu kleinen Schwellungen, die dadurch entstehen, dass durch den Abriss des Muskels entzündliche Flüssigkeit in das den Muskel umgebende Gewebe fließt. Die Schwellungen sind aber meistens nur auf den betroffenen Muskel begrenzt und selten im gesamten Unterschenkel sichtbar und tastbar.
Lesen Sie mehr dazu auf unserer allgemeinen Seite Symptome eines Muskelfaserrisses.
Die Therapie eines Muskelfaserrisses des Unterschenkels ist fast immer konservativ, d.h. nicht operativ. Wichtig ist eine sofortige Kühlung des betroffenen Muskels, sobald es zu Schmerzen in diesem Bereich kommt. Weiterhin sollte zunächst einmal mit Sport pausiert, aber keinesfalls das Bein komplett immobil gelassen werden.
In der Orthopädie und Unfallchirurgie hat sich das sogenannte PECH-Prinzip durchgesetzt. Dabei handelt es sich um eine Abkürzung für Sport Pausieren, Eispack auflegen, Kompressionsbehandlung und Hochlagern des Beines. Zur Unterstützung können auch entzündungshemmende Medikamente, wie Ibuprofen oder Diclofenac eingenommen werden. Diese sorgen neben der schmerzlindernden Wirkung auch für eine entzündungshemmende Wirkung.
Meistens reicht eine 1-2 wöchige Schonung und Kompressionsbehandlung durch einen Verband sowie von Zeit zu Zeit eine Hochlagerung völlig aus, um die Beschwerden soweit zu lindern, dass bald schon das Bein wieder voll belastet werden kann.
Operative Maßnahmen kommen im Falle eines An- oder Durchrisses der Unterschenkelmuskulatur nur selten zum Einsatz. Operieren würde man aber, wenn ganze Muskelstränge durch den Sportunfall abgerissen wären und die Bewegung des Unterschenkels so weit beeinträchtigen würde, dass dies auch massive Auswirkungen auf den Alltag des Patienten hätte. Bei der Operation müsste zunächst ein Zugang zu dem verletzten Muskel geschaffen werden, der dann entweder genäht oder geclippt werden würde.
Wichtig ist die sich direkt anschließende Physiotherapie. Auch nach einem konservativ behandelten Muskelfaserriss sollte sich bald eine muskelaufbauende Physiotherapie anschließen, um die normale Kräftigung der beeinträchtigten Muskelabschnitte wieder zu erreichen.
Lesen Sie dazu auch unsere allgemeine Seite Therapie eines Muskelfaserrisses.
Heute werden in der Orthopädie und oder Unfallchirurgie auch immer häufiger Behandlungen des Muskelfaserrisses in Form eines Tapings durchgeführt. Hierbei wird ein elastisches, selbstklebendes Band auf den beeinträchtigten Muskel aufgeklebt. Die genaue Wirkung des Tapes, das auch als Kinesiotape bezeichnet wird, ist bis heute nicht ganz geklärt. Es wird aber vermutet, dass die auf den verletzten Muskel wirkende Kraft durch das Kinesiotape abgeleitet wird und so dafür sorgt, dass der beeinträchtigte Muskel entlastet wird.
Wichtig ist, dass das Tape nicht in gespannter Form auf den Muskel aufgeklebt wird. Es gibt auch verschiedene Techniken des Anbringens eines Kinesiotapes. Neben der eigentlichen Muskelverletzung trägt auch die Frage, ob neben dem verletzten Muskel auch noch andere seitlich liegende Muskeln, Nerven oder Lymphgefäßbahnen mitbehandelt werden müssen, zur Entscheidung bei, welche Klebetechnik angewandt wird.
Nach dem Anbringen des Tapes sollte der Patient außer einem leichten, angenehmen Druckgefühl keine neuauftretenden Schmerzen äußern. Tut er dies doch, so muss das Kinesiotape neu angelegt und evtl. in seiner Position verändert werden.
Kinesiotapes können sehr gut als begleitende Behandlung für einige Tage bis Wochen über dem verletzten Muskel belassen werden.
Lesen Sie dazu auch unsere Seite Tapen eines Muskelfaserrisses.
Die Wadenmuskulatur ist besonders häufig betroffen von Muskelfaserrissen des hinteren Unterschenkels. Der Hauptgrund ist der, dass in dort Muskel liegen, die an vielen Bewegungen beteiligt sind. Bei der klassischen plötzlichen Abstoppbewegung oder aber der Anlaufbewegung kommt es ganz häufig zu einem plötzlichen An- oder Durchreißen der Muskulatur im Bereich des hinteren Unterschenkels.
Der Betroffene spürt meistens einen akuten und plötzlich eintretenden Schmerz, der so stark sein kann, dass die gewohnte Bewegung abgebrochen werden muss. Oftmals beginnt die hintere Unterschenkelmuskulatur stark anzuschwellen, manchmal sogar werden Hämatome sichtbar.
Die Behandlung eines Muskelfaserrisses der hinteren Unterschenkelmuskulatur entspricht der anderer Muskelgruppen. Am wirkungsvollsten ist die sofortige Kühlung des Unterschenkels. Danach sollte das Bein geschont, komprimiert und hochgelagert werden. Entzündungshemmende Schmerzmittel können mit dazu beitragen, dass die Beschwerden schneller abklingen.
Lesen Sie mehr dazu auf unserer Seite Muskelfaserriss in der Wade, Schmerzen am hinteren Oberschenkel
Muskelfaserrisse im Bereich des Schienbeins kommen relativ selten vor. Der Hauptgrund dafür ist, dass es über dem Schienbein nur eine ganz dünne Muskelschicht gibt, die aber keine motorischen Aufgaben übernimmt. Meistens sind von Faserrissen des Unterschenkels Areale betroffen, die maßgeblich an der Bewegung beteiligt sind. Im Bereich des Unterschenkels wären dies vor allem die Wadenmuskulatur und die seitliche Muskulatur des Unterschenkels.
Oftmals wird ein Muskelfaserriss im Bereich des Schienbeins gar nicht wahrgenommen und auch nicht diagnostiziert. Eine Behandlung muss in vielen Fällen gar nicht erfolgen, da nach einigen Tagen die Schmerzen von alleine abklingen. Eine Bewegungsbeeinträchtigung ist aufgrund der Lage und Aufgabe der dünnen Muskelplatte über dem Schienbein eher nicht zu erwarten.
Die Dauer eines Muskelfaserriss hängt davon ab, wie viele Areale des Muskels an- bzw. durchreißen. Je größer die Verletzungen sind, desto intensiver muss zum Einen ein Muskelfaserriss behandelt werden und desto länger dauert die Genesung. Bei schweren muskulären Verletzungen muss von einer Genesungszeit von ca. 1-6 Wochen ausgegangen werden. Maßgeblich ist auch, wie konsequent die Schonung des Beins durchgeführt wird. Schonung, sofortige und regelmäßige Kühlung und Hochlagerung kann die Krankheitszeit auf wenige Tage bis maximal eine Woche reduzieren.
Lesen Sie mehr dazu auf unserer Seite Dauer eines Muskelfaserrisses.
Weitere Informationen zum Thema Muskelfaserriss im Unterschenkel finden Sie hier:
Eine Übersicht aller Themen aus der Orthopädie finden Sie unter Orthopädie A-Z.