In diesem Artikel geht es um Schmerzen an der Vorderseite des Knies. Zunächst werden eine Reihe von Erkrankungen erläutert, die einen solchen Schmerz verursachen können. Daraufhin werden begleitende Symptome genannt sowie die Behandlungsmöglichkeiten. Außerdem werden die Diagnose und anatomischen Verhältnisse besprochen.
Unter einem vorderen Kniegelenksschmerz bezeichnet man einen hauptsächlich (nicht immer ausschließlich) auf den vorderen Kniegelenksanteil konzentrierten Schmerz. Hierzu gehören Schmerzen im Bereich des vorderen Ober- und Unterschenkels, der Kniescheibe, der Quadriceps- und Patellarsehne sowie des vorderen Kniegelenkspaltes.
Ein vorderer Kniegelenksschmerz kann durch einen direkten Schaden an den beteiligten anatomischen Strukturen hervorgerufen werden, oder als fortgeleiteter Schmerz bei einem Schaden an einem anatomisch entfernten Ort, die ursächlich keine Erkrankung vom Kniegelenk darstellen, entstehen.
Im Folgenden finden Sie eine Übersicht der häufigsten Ursachen für Schmerzen an der Vorderseite des Knies.
Erkrankungen der Quadrizepssehne:
Ursachen an der Kniescheibe (=Patella):
Krankheiten der Patellarsehne:
Eine Patellaluxation kann angeboren, habituell (gewohnheitsmäßig) oder selten traumatisch durch Verdrehen bedingt sein. Die Kniescheibe liegt in jedem Fall nicht in korrekter Ausrichtung zum Rest des Knies. Meistens ist sie seitlich verschoben.
Mit starken Schmerzen geht lediglich die traumatische Patellaluxation einher. Das Bein wird in Beugestellung gehalten und häufig bildet sich ein starker Gelenkerguss. Ursächlich für die Luxation ist hierbei die Beschädigung des am Knie innen gelegenen Strecksehnenapparates. Manchmal können auch Teile des Knochens oder des Knorpels verletzt sein. Um dies zu erkennen werden ein Röntgenbild und ein MRT des Kniegelenks angefertigt.
Bei kleineren Verletzungen kann die Kniescheibe durch den Arzt per Hand repositioniert werden und anschließend in Streckung für einige Wochen ruhig gestellt werden. Bei größeren Verletzungen muss der Strecksehnenapparat in einer kleinen OP (Arthroskopie) versorgt werden.
Beim Morbus Sindig-Larsen (auch Morbus Sindig-Larsen-Johansson) handelt es sich um eine Erkrankung der Kniescheibe.
Durch eine Überbelastung kommt es zu einer Entzündung an der Kniescheibe. Diese entsteht dort, wo die Patellarsehne an der Kniescheibe ansetzt. Bei einer länger anhaltenden Überbelastung kann es durch die Entzündungsreaktion zu starken Schäden der Patellarsehne (bis hin zum Riss der Sehne) oder an der Kniescheibe kommen. An der Kniescheibe können sich kleine Knochenstückchen lösen, die anschließend absterben, weil sei keine Blutversorgung mehr erhalten. Es kommt zur sogenannten Nekrose dieser Knochenanteile.
Die Symptome sind vor allem Schmerzen am vorderen Kniegelenk, meist unmittelbar unterhalb der Kniescheibe.
Der Quadrizeps ist unser großer Muskel an der Oberschenkelvorderseite. Wie der Name quadri (=vier) – ceps (=Kopf) sagt, handelt es sich um einen vierköpfigen Muskel, der also aus vier Muskelanteilen besteht. Der Quadrizeps ist der einzige Muskel, der eine Streckung im Kniegelenk bewirkt.
Die Sehne des Quadrizeps zieht setzt oben an der Kniescheibe an und ist normalerweise sehr dick und stark. Daher ist ein Quadrizepssehnenriss sehr selten. Ein solcher Riss kann allerdings entstehen, wenn es zu sehr hohen Krafteinwirkungen (beispielsweise bei Hochgeschwindigkeitsunfällen) kommt. Auch eine Schwächung der Sehne durch permanente starke Überbelastung oder Entzündungen im Kniegelenk können einen Quadrizepssehnenriss begünstigen.
Die Folge sind Schmerzen an der Vorderseite des Kniegelenks, in der Regel sind sie oberhalb der Kniescheibe. Im Normalfall muss ein solcher Quadrizepssehnenriss operativ behandelt werden.
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Unterhalb der Kniescheibe befindet sich die Patellarsehne. Daher sind Schmerzen unmittelbar unterhalb der Kniescheibe häufig auf Schäden an der Patellarsehne zurückzuführen.
Es kann beispielsweise durch Überbelastungen zu Entzündungen der Sehne kommen, diese machen sich durch vordere Knieschmerzen unterhalb der Kniescheibe bemerkbar. Betroffen sind vor allem Personen, die viel im Knien arbeiten (beispielsweise Fliesenleger und andere Handwerker). Auch Erkrankungen der Kniescheibe wie beispielsweise Morbus Sindig-Larsen oder der Patellarsehne z.B. Morbus Osgood-Schlatter können die Symptome auslösen.
Oben an der Kniescheibe setzt die Quadrizepssehne an, daher werden Schmerzen oberhalb der Kniescheibe oftmals durch die Sehne oder den Quadrizesmuskel ausgelöst.
So kann eine Verletzung des Muskels wie beispielsweise ein Muskelfaserriss oder auch einfach nur Muskelkater oder eine Verspannung zu Schmerzen oberhalb der Kniescheibe führen. Aber auch Verletzungen der Sehne, wie beispielsweise ein Quadrizepssehnen(ein)riss kann Schmerzen hervorrufen. Ebenso können die Knieschmerzen oberhalb der Kniescheibe von Entzündungen an der Oberkante der Kniescheibe ausgelöst werden. Diese entsteht häufig durch Überbelastung und kann sogar Knochenschäden verursachen.
Eine Schwellung des Knies ist ein häufiges Begleitsymptom von Schmerzen.
Einerseits kann eine Schwellung wie beispielsweise eine Wassereinlagerung im Knie selbst Schmerzen hervorrufen, andererseits kann die Schwellung auch der Ausdruck einer Verletzung im Kniegelenk sein. Kommt es beispielsweise zu Entzündungen an der Kniescheibe oder benachbarten Sehnen und Bändern, ruft die Entzündungsreaktion eine Schwellung hervor. Auch der Riss einer Sehne, einer Muskelfaser oder eines Bandes kann sich durch Schwellungen und Schmerzen äußern. Oftmals kommt es bei einem solchen Riss nämlich zu Einblutungen, die zusätzliches Volumen ins Kniegelenk bringen und es deshalb anschwellen lassen.
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Wasser im Knie ist ein typisches Symptom für degenerative Erkrankungen. So tritt es häufig bei arthrotischen Veränderungen im Kniegelenk auf.
Auch die Verletzung von Muskeln oder den Menisken kann zusätzliche Flüssigkeit im Knie verursachen. Dabei tritt durch die Zerstörung des Gewebes die Flüssigkeit aus den Zellen aus. Diese Flüssigkeit verbleibt im Kniegelenk und wird umgangssprachlich als Wasser im Knie bezeichnet. Durch die erhöhte Flüssigkeitsansammlung ist häufig die Beweglichkeit des Gelenks eingeschränkt. Zudem kann es zu Schmerzen besonders bei Bewegung kommen, da das Wasser aus dem Gelenkspalt verdrängt wird und dabei auf andere Strukturen drückt.
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Ein gelegentliches Knacken im Knie tritt bei vielen Personen auf und ist in der Regel nicht auf schlimme Ursachen zurückzuführen.
Tritt das Knacken jedoch regelmäßig bei bestimmten Bewegungen auf oder ist es mit Schmerzen verbunden, sollte man die Ursache abklären lassen. Ein Knacken kann beispielsweise dadurch ausgelöst werden, dass die Sehne eines Muskels beim Bewegen des Kniegelenks zwischen zwei Positionen hin- und herspringt. Aber es kann auch durch verletzte Strukturen ausgelöst werden, die beispielsweise das Knie in einer Bewegung blockieren. Wenn das Gelenk gegen diesen Widerstand bewegt wird, kommt es zu einem knackenden Geräusch.
Eine Bewegungseinschränkung im Knie kann viele Ursachen haben.
Häufig kommt es aufgrund von Verschließerscheinungen (z.B. Arthrose) oder Verletzungen beispielsweise von Muskeln, Bändern oder Menisken zu Schmerzen bei Bewegung, weshalb das Knie nur gegen Schmerzen gebeugt oder gestreckt werden kann. Auch Wassereinlagerungen können aufgrund des erhöhten Volumens im Gelenk Bewegungseinschränkungen hervorrufen. Tritt eine richtige Blockade im Gelenk auf, ist häufig eine verletzte Struktur wie ein gerissener Meniskus die Ursache.
Ein Kraftverlust im Kniegelenk ist in der Regel auf muskuläre Probleme zurückzuführen.
Beispielsweise kann eine Überbelastung der Muskeln zu einem vorrübergehenden Kraftverlust führen. Auch Verletzungen und Entzündungen vermindern die Muskelkraft. Seltener kommt es durch Erkrankungen der Nerven zu Krafteinschränkungen. Manchmal können auch Schmerzen, die durch andere Strukturschäden hervorgerufen werden zu einer verminderten Beweglichkeit und im Verlauf zum Abbau von Muskulatur und damit auch der Kraft führen.
Beim Treppensteigen liegt eine besondere Belastung auf dem Kniegelenk.
Vor allem beim Herunterlaufen ist der vordere Anteil des Kniegelenks betroffen. Vordere Knieschmerzen beim Treppensteigen sind daher recht unspezifisch. Sie können auf strukturelle Schäden wie einen Meniskusriss oder Erkrankungen der Bänder und Sehnen hindeuten. Aber auch arthrotische Veränderungen und Knorpelschäden können sich durch vordere Knieschmerzen beim Treppensteigen bemerkbar machen.
Treten die vorderen Knieschmerzen nach dem Sport auf, deutet dies in der Regel auf eine Überbelastung des Gelenks hin.
Sind die Schmerzen nach einem Sturz oder Zusammenstoß aufgetreten, sollte das Knie auf jeden Fall von einem Orthopäden auf schwere Schäden untersucht werden. Handelt es sich eher um chronische Beschwerden, können Entzündungen der Sehnen oder muskuläre Überbelastungen die Ursache sein.
Die Therapie bei Schmerzen im Bereich des Kniegelenks ist abhängig von der zugrundeliegenden Ursache. Handelt es sich um Erkrankungen, die konservativ (nicht-operativ) behandelt werden können, so helfen in der Akutphase schmerzhemmende Medikamente in Tablettenform (zum Beispiel Diclofenac, Ibuprofen) oder als Salbe (Voltaren, enthält den Wirkstoff Diclofenac). Bei Verletzungen hilft oftmals ein Kühlen des Knies während bei anderen Erkrankungen wie beispielsweise der Arthrose zumeist Wärme als angenehmer empfunden wird. Je nach Erkrankung kann eine temporäre vollständige bis teilweise Ruhigstellung oder Unterstützung des Kniegelenks in Form einer Orthese notwendig sein. Zu den Indikationen zählen beispielsweise Verletzungen des Bandapparates oder der Menisken.
Bei den meisten Erkrankungen oder Verletzungen sollte eine zu lange Schonung des Knies jedoch vermieden werden, sodass es rasch – gegebenenfalls unter physiotherapeutischer Anleitung – wieder beübt werden sollte. Auch Schuheinlagen und Bandagen können hilfreich sein, ebenso wie Gehstützen.
Neben der Physiotherapie kommt in der konservativen Behandlung auch die physikalische Therapie zum Einsatz. Sie arbeitet unter anderem mit Ultraschall sowie Wechsel- und Gleichstrom. Es kommt zu einer verbesserten Durchblutung, einer Hemmung von Entzündungsvorgängen und der Lockerung verspannter Muskelpartien. Zu den invasiven Therapiemethoden bei Knieschäden zählen die Kniespiegelung (Knie-Arthroskopie) und die Operation. Die Arthroskopie dient hierbei oftmals erst einmal diagnostischen Zwecken, sie ermöglicht aber auch das Durchführen von Eingriffen wie einer Knorpelglättung, oder der Entfernung bestimmter Strukturen. Die offene Operation kommt zum Beispiel bei einem Ersatz von Bändern, einer Korrektur von Knochenfehlstellungen oder dem Einsatz eines künstlichen Kniegelenks zum Einsatz.
Für das Kniegelenk gibt es eine Menge verschiedener Bandagen, die je nach Art der Beschwerden oder der Verletzung eingesetzt werden können.
Für den vorderen Knieschmerz sind oftmals Bandagen, die die Kniescheibe besonders fixieren, hilfreich. Wenn nur die Kniescheibe problematisch ist, kann eventuell auch eine Patellabandage ausreichend sein. Sind die Schmerzen muskulär oder durch Bandstrukturen bedingt, sollte eine größere Bandage gewählt werden.
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Schmerzen im Bereich des Kniegelenks können zahlreiche Ursachen haben. Dementsprechend sollte bei persistierenden Beschwerden ein Arzt – zumeist ein Orthopäde – aufgesucht werden, der der Ursache auf den Grund geht. Am Anfang der Diagnostik steht immer die Befragung des Patienten (Anamnese). Wichtige Fragen sind bei Knieschmerzen zum Beispiel wo genau sie lokalisiert sind, wann sie erstmals aufgetreten sind, ob sie dauerhaft vorhanden sind oder nur in bestimmten Situationen, ob sie nur bei Belastung oder auch in Ruhe auftreten, ob der Schmerz ausstrahlt, ob es in der Vorgeschichte ein Trauma gab, ob der Patient sportlich aktiv ist und wenn ja, welche Sportarten er betreibt, was der Patient für einen Beruf ausübt, ob er ein Instabilitätsgefühl verspürt und was bisher therapeutisch versucht wurde, beispielsweise Einnahme schmerzlindernder Medikamente.
Als nächstes folgt die körperliche Untersuchung. Hierbei sollte der Arzt erst einmal nur inspizieren, sich das Knie also anschauen. Das Augenmerk sollte hierbei auf Fehlstellungen, Rötung, Knieschwellung und Prellmarken sowie das Gangbild gelegt werden. Es folgt die Untersuchung. Hierbei sollte vorsichtig und möglichst nicht direkt an der schmerzhaftesten Stelle begonnen werden, da dies die Kooperationswilligkeit des Patienten empfindlich einschränken kann.
Bei der Untersuchung am Knie gibt es zahlreiche mit Eigennamen benannte Tests, die genauer differenzieren können, wo das Problem liegt. Zu Beginn sollte immer der Bewegungsumfang nach der Neutral-Null-Methode durchgeführt werden, um herauszufinden ob eine Bewegungseinschränkung besteht oder nicht. Anschließend können spezifischere Tests wie Steinmann 1, Steinmann 2, Apley und Payr bei Verdacht auf Schäden am Meniskus oder vordere und hintere Schublade bei Verdacht auf eine Schädigung des Kreuzbandes durchgeführt werden. Nach Abschluss der Anamnese und der klinischen Untersuchung hat der Untersuchende in vielen Fällen bereits einen Verdacht und kann das weitere Procedere auf diesen Verdacht abstimmen.
Je nach vermuteter Ursache können folgende Untersuchungen folgen: Eine Blutentnahme um herauszufinden, ob es sich um einen entzündlichen Prozess handeln könnte, die Aufnahme eines Röntgenbildes um die knöchernen Strukturen beurteilen zu können, eine Schnittbilduntersuchung (zumeist Magnetresonanztomographie = MRT vom Kniegelenk) zur genauen Beurteilung von Weichteilen, Bändern und Menisken im Bereich des Kniegelenks.
Zu den minimal-invasiven diagnostischen Verfahren gehören im weiteren Sinne die Kniegelenkspunktion bei Ergussbildung und die Gelenkspiegelung (Arthroskopie), beide können genaueren Aufschluss über die Ursache der Schmerzen geben. Bei der Arthroskopie kann neben der Inspektion des Kniegelenks bei Bedarf im selben Eingriff auch interveniert werden.
Die Diagnosefindung verläuft also von der Anamnese und der klinischen Untersuchung über bildgebende Verfahren bis hin zu minimal-invasiven Eingriffen. Dabei muss bei jedem Patienten individuell abgewogen werden, welche Untersuchungen sinnvoll und welche vermeidbar sind. Die Anamnese und klinische Untersuchung jedoch sollten ausnahmslos jedem Patienten zuteil werden.
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Die Benutzung unseres “Selbst” - Diagnostikums ist einfach. Folgen Sie dem jeweilig angeboten Link, bei dem Ort und Beschreibung der Symptome am besten auf Ihre Beschwerden passt. Achten Sie dabei darauf, an welcher Stelle des Kniegelenks der Schmerz am größten ist.
Zur exakten anatomischen Zuordnung verweisen wir auf das Anatomie Lexikon unserer Seite.
Hier einige wichtige Begriffe im Zusammenhang mit Schmerzen im Kniebereich: