Schmerzen im Oberschenkel

Schmerzen im Oberschenkel

Einleitung

Schmerzen im Oberschenkel treten oft nach Sportverletzungen oder Überbelastung auf. Die Muskulatur des Oberschenkels wird bei den meisten Sportarten beansprucht und muss oftmals extreme Belastungen wie das abrupte Abstoppen und Beschleunigen standhalten. Aus diesem Grund kommt es im Oberschenkel oftmals zu Verletzungen.

Generell gilt, dass nach einer Sportverletzung die sportliche Belastung beendet werden sollte. Eine adäquate Erstversorgung, die möglichst direkt im Anschluss an das Verletzungsereignis erfolgt, kann vor allem bei leichten Verletzungen die Symptome lindern und eine schnelle Heilung fördern.

Ursachen

Es gibt vielfältige Ursachen für Schmerzen im Oberschenkel. Die Lokalisation kann Hinweise darauf geben. Aus diesem Grund werden zunächst die häufigsten Ursachen behandelt und im Weiteren die Lokalisationen der Schmerzen. Diese finden Sie hier aufgelistet:

Schmerzen wegen Überlastung

Gerade ungeübte Sportler haben oftmals beim Training oder danach Schmerzen im Oberschenkel aufgrund einer Überbelastung der Muskulatur. Diese Schmerzen können unter anderem auch verzögert durch einen Krampf ausgelöst sein. Bei untrainierten Läufern kommt es oftmals zu einer Überbelastung des Hamstrings, dies ist die Muskelgruppe auf der Oberschenkelhinterseite. Treten dort beim Laufen oder danach Schmerzen auf, können Dehn- und Kräftigungsübungen hilfreich sein und Abhilfe schaffen.

Oftmals kommt es bei Sportarten wie Fußball zu einer Reizung der Adduktorengruppe, dies sind die Muskeln der Oberschenkelinnenseite. Die Adduktoren werden bei vielen Sportarten stark beansprucht, sind jedoch bei vielen Menschen schlecht trainiert, da sie im Alltag kaum eingesetzt werden. Schmerzen in der Oberschenkelinnenseite können hinweisend auf eine Überlastung der Adduktorengruppe sein, die sich in einer Sehnenentzündung des Oberschenkels manifestieren kann.

Auch die Oberschenkelaußenseite kann von Schmerzen betroffen sein, die von einer Überlastung herrühren. In der Oberschenkelaußenseite liegt der Tractus iliotibialis mit seinem spannenden Muskel. Er gibt der Hüfte ihre Stabilität und ermöglicht dem Menschen das Stehen. Oftmals sind asymmetrische Belastungen wie schiefes Stehen, aber auch Belastungen wie Springen ein Auslöser für Verspannungen und Reizungen, die mit Schmerzen an der Außenseite des Oberschenkels einhergehen.

Die PECH-Regel gibt einen guten Handlungsleitfaden, hierbei ist PECH ein Akronym, welches für Folgendes steht:

P- Pause einlegen
E- Eis auflegen
C- Kompression
H- Hochlagern

Muskelzerrung im Oberschenkel

Zu einer Zerrung kommt es oftmals, wenn man beim Sport plötzliche schnelle und kraftvolle Bewegungen durchführt, ohne sich richtig aufgewärmt zu haben oder wenn man die eigene Muskulatur beim Sport überfordert und den ermüdeten Muskeln die Kraft fehlt, die Belastungen schadfrei zu überstehen. Die Schmerzen bei einer Zerrung nehmen während der sportlichen Belastung immer weiter zu, es entsteht ein Brennen im Muskel, was sich vor allen Dingen bei Anspannung und Druck bemerkbar macht. In Ruhe hat man zumeist keine oder nur sehr wenig Schmerzen.

Die Zerrung des hinteren Oberschenkels gehört zu den häufigsten Sportverletzungen überhaupt. Auch andere Teile des Oberschenkels können betroffen sein, so kommt es zu einer Zerrung in der Oberschenkelvorderseite zum Beispiel beim Schießen im Fußball, wenn die vordere Oberschenkelmuskulatur schnell und stark angespannt und einer hohen Kraft ausgesetzt wird. Auch eine Zerrung der Adduktoren in der Oberschenkelinnenseite ist häufig, da diese Muskeln oftmals schlecht trainiert sind und bei Ausfallschritten aller Art sehr stark belastet werden.
Ist eine Zerrung aufgetreten sollte die sportliche Belastung sofort abgebrochen werden, damit der Muskel keinen weiteren Schaden nimmt. Bei der sofortigen Erstversorgung sollte nach der PECH-Regel vorgegangen werden, um den Heilungsprozess zu unterstützen. Eine Zerrung heilt in der Regel nach ein paar Tagen aus, in dieser Zeit sollte keine hohe Belastung erfolgen, jedoch kann leichte Bewegung die Heilung fördern.
Mehr zu diesem Thema finden Sie unter: Oberschenkelzerrung

Muskelfaserriss im Oberschenkel

Ein Muskelfaserriss entsteht dadurch, dass die einzelnen Muskelfasern den Zug, welcher auf den Muskel ausgeübt wird, nicht mehr standhalten können und in Folge dessen reißen. Erleidet man beim Sport einen Muskelfaserriss im Oberschenkel, verspürt man in der Regel einen plötzlichen stechenden Schmerz bei der Belastung.
Auch hier hat man bei Sportarten, die zum Beispiel durch starkes Abstoppen oder Beschleunigen die Oberschenkelmuskulatur belasten, ein erhöhtes Risiko. Ein Muskelfaserriss geht mit einer Schwellung und einem Bluterguss über dem betroffenen Muskel einher. Typisch ist zum Beispiel ein Muskelfaserriss der Adduktoren als typische Fußballverletzung.

Ist ein Muskelfaserriss im Oberschenkel aufgetreten sind die Schmerzen sehr groß und eine normale Bewegung nicht mehr möglich. Wie bei der Zerrung ist es sehr wichtig, die sportliche Belastung sofort zu unterbrechen. Auch hier kann die PECH-Regel helfen, die Symptome zu lindern und den Heilungsprozess zu beschleunigen.
Ein Muskelfaserriss ist jedoch eine langwierigere Verletzung und braucht bis zur Ausheilung einige Wochen. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass dem Muskel ausreichend Zeit gegeben wird, bis er sich vollständig regeneriert hat, damit es nicht erneut zu Problemen kommt. Muskelfaserrisse heilen unter der Bildung von Narben aus, diese sind potenzielle Schwachstellen für neue Risse, weswegen darauf geachtet werden sollte, dass die betroffene Muskulatur immer gut erwärmt und gekräftigt wird.
Ausführliche Informationen zu diesem Thema erhalten Sie unter: Muskelfaserriss im Oberschenkel

Muskelkater

Schmerzen im Oberschenkel, die erst einen Tag nach der sportlichen Belastung auftreten, können aufgrund eines Muskelkaters bestehen. Ein Muskelkater entsteht häufig, wenn man seinen Körper außerhalb der Gewohnheit besonders stark belastet. Er klingt nach einigen Tagen wieder ab und ist nicht gefährlich. Die Schmerzen können durch leichte Massagen oder Wärmeanwendungen gelindert werden.

Prellung

Eine Prellung kann auch die Ursache für Schmerzen im Oberschenkel sein. Sie kommt zustande, wenn man einen Schlag auf die Muskulatur bekommt. Dies ist beim Sport häufig auf der Oberschenkelvorderseite der Fall, da es hier mit Hindernissen oder Mitspielern zu heftigen Kollisionen in Bewegungsrichtung kommen kann. Eine Prellung geht mit einem Bluterguss einher.
Leider sind Prellungen recht hartnäckig, es braucht viele Wochen, bis sich der Muskel erholt hat. Auch hier ist die PECH-Regel ein guter Leitfaden unmittelbar nach der Verletzung.

Lesen Sie mehr dazu auf unserer Seite Oberschenkelprellung.

Bandscheibenvorfall der LWS

Hat ein Patient einen Bandscheibenvorfall der LWS erlitten, manifestiert sich dieser oftmals mit starken Schmerzen im Oberschenkel.
Bei einem Bandscheibenvorfall drückt die betroffene Bandscheibe auf Nerven in der Wirbelsäule, diese werden dadurch gereizt. Aufgrund dieser Reizung werden Schmerzsignale an das Gehirn weitergegeben. Das Signal wird so gedeutet, als ob der Schmerzreiz von den Körperteilen kommt, welche der betroffene Nerv versorgt. Obwohl diese Körperregionen biologisch gesund sind, wird ein sehr starker, oftmals stechender Schmerz wahrgenommen.
Liegt ein Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule vor, werden Nerven eingeklemmt, welche den Oberschenkel sensibel und motorisch versorgen. Sind die Schmerzen eher im vorderen Oberschenkel lokalisiert, ist das Lendenwirbelsegment drei und vier betroffen, sind die Schmerzen eher außen oder hinten, sind die darunter liegenden Segmente L4, L5 oder S1 betroffenen.
Ein Bandscheibenvorfall der LWS sollte immer von einem Arzt diagnostiziert und behandelt werden. Hierbei wählt der Arzt zwischen einer konservativen Therapie, die Schmerzmittel und Krankengymnastik beinhaltet, oder dem operativen Weg.

Sind die Schmerzen im Oberschenkel mit unkontrolliertem Harn- oder Stuhlabgang verbunden, sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden, da dies Zeichen für einen Bandscheibenvorfall sind, der die Nerven sehr stark einklemmt und sogar schädigen kann.

Falls Sie einen Bandscheibenvorfall als Ursache Ihrer Schmerzen im Oberschenkel vermuten, empfehlen wir Ihnen das Thema: Bandscheibenvorfall der LWS

Schmerzen wegen eingeklemmter Nerven

Bei vielen Krankheitsbildern, die oberhalb des Beins entstehen, können Nerven eingeklemmt werden, die dann Schmerzen im Oberschenkel auslösen. Die Schmerzen sind zumeist stechend oder brennend und können mit einer Schwächung der Muskulatur und Sensibilitätsstörungen einhergehen. Oftmals enden die Schmerzen nicht im Oberschenkel, sondern ziehen am Bein noch weiter herunter, in manchen Fällen bis in den Fuß hinein. Im Folgenden sind einige Ursachen für solche Schmerzen durch eine Nerveinklemmung dargestellt.

Der Nervus Femoralis innerviert die Haut des vorderen Oberschenkels sensibel. Ist er eingeklemmt, kommt es in diesem Bereich zu starken Schmerzen, die einen stechenden oder brennenden Charakter haben. Durch langes Sitzen, das Tragen von engen Hosen oder Übergewicht wird die Leistenregion einem erhöhten Druck ausgesetzt. Da der Nervus Femoralis durch die Leiste zieht, um seine Zielregion zu erreichen, kann es dadurch zu Einklemmungen kommen. In den meisten Fällen können die Symptome durch eine Reduktion dieser Risikofaktoren einfach bekämpft werden.

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Inguinaltunnelsyndrom

An der äußeren Seite des Oberschenkels übernimmt der Nervus cutaneus femoris lateralis die Innervation der Haut, auch er muss die Leistenregion durchdringen, um zum Bein zu gelangen. Ähnlich wie beim Carpaltunnel-Syndrom an der Hand liegt beim Inguinaltunnel-Syndrom eine Verengung vor, die den Nerv reizt und so brennende und stechende Schmerzen sowie Missempfindungen im vorderen und äußeren Oberschenkel auslöst.

Glücklicherweise verschwinden sie dargestellten Symptome oftmals von selbst wieder, sodass außer dem eventuellen Einnehmen von Schmerzmitteln nichts weiter unternommen werden muss. Dargestellte Risikofaktoren sollten beim Auftreten einer solchen Nerveneinklemmung natürlich abgestellt werden, um eine möglichst schnelle Heilung zu erzielen. Persistieren die Schmerzen sollte jedoch der Nerv medikamentös geschützt werden, in einigen Fällen muss sogar eine Operation erfolgen, um den betroffenen Nerven zu entlasten.

ISG-Blockade

Ist das Ilio-Sakral-Gelenk, welches im Becken Darmbein und Kreuzbein miteinander verbindet, blockiert, kommt es zu Schmerzen im Gesäß. Oftmals verspannt sich im Zuge dessen die Gesäßmuskulatur und drückt auf den Ischias-Nerv. Dadurch strahlen die Schmerzen in den hinteren Oberschenkel aus, es können weiterhin auch noch Schmerzen in der Wade oder im Fuß bestehen. Zu ISG-Blockaden kommt es häufiger bei Frauen. Akut sollten Schmerzmittel wie Diclofenac oder Ibuprofen eingenommen werden, um eine Schonhaltung und im Zuge dessen eine weitere Muskelverspannung zu vermeiden. Massagen und Wärmeanwendungen können ferner helfen, die Muskeln zu lockern und somit die Blockade zu lösen. Auch manuell therapeutische Eingriffe sind möglich. Liegen häufiger ISG-Blockaden vor, sollte Gesäßmuskulatur und die Muskeln der Oberschenkelhinterseite gestärkt werden.

Oberschenkelbruch

Ein Oberschenkelbruch (Femurfraktur) setzt eine sehr hohe Krafteinwirkung voraus, wie sie beispielsweise häufig bei schweren Verkehrsunfällen eintritt. Ist der Oberschenkelknochen gebrochen, ist dies mit sehr starken Schmerzen verbunden, der Patient kann weder das Knie noch das Hüftgelenk beugen oder strecken, manchmal kann man eine Verkürzung des Beines durch einen verschobenen Bruch feststellen.
Ein solcher Knochenbruch ist auch riskant für umliegende Nerven und Gefäße, die zerstört werden können, was mit Lähmungen beziehungsweise starken Blutungen einhergeht. Femurfrakturen werden in der Regel operativ mit einem Marknagel versorgt. Ist ein Oberschenkelknochen ohne eine adäquate Gewalteinwirkung eingetreten, muss abgeklärt werden, ob Knochenmetastasen einer Krebserkrankung vorliegen, die den Knochen instabil gemacht haben.

Thrombose

Eine Thrombose kann theoretisch in allen Gefäßen des Körpers auftreten. Am häufigsten betroffen sind jedoch die Venen der unteren Extremität, also die Venen der Beine und des Beckens.

Ursächlich für eine tiefe Beinvenenthrombose sind Kombinationen aus verschiedenen Risikofaktoren, wie der Einnahme der Pille (siehe: Thromboserisiko der Pille), Rauchen, Schwangerschaft, Tumorleiden, eine familiäre Neigung für eine übermäßige Gerinnung und vor allem ein länger anhaltender Bewegungsmangel wie zum Beispiel nach Operationen, langen Reisen oder nach der Geburt.

Beim Verschluss einer Vene beschreiben die Patienten teilweise einen ziehenden Schmerz, teilweise sind sie aber auch vollkommen schmerzfrei. Typischer als Oberschenkelschmerzen sind Wadenschmerzen, die sich durch Druck oder Bewegung des Fußes verstärken lassen. Die Diagnose einer Beinvenenthrombose kann daher nicht aufgrund von Schmerzen gestellt werden. Häufigere Symptome sind Schwellung, eventuell in Verbindung mit einem dumpfen Spannungsgefühl. Zudem ist das betroffene Bein wärmer als das andere Bein. Mithilfe des Ultraschalls (Kompressionssonografie) kann der Arzt die Vene beurteilen und feststellen, ob eine Thrombose vorliegt.

Neben den tiefen Venenthrombosen gibt es auch noch die Thrombophlebitis. Das ist eine Entzündung der oberflächlichen Venen, auf die sich ein Gerinnsel anlagern kann. Typischerweise sieht man eine gerötete Stelle, die deutlich wärmer als der Rest des Gewebes ist.

Von den venösen Thrombosen sind die arteriellen Thrombosen abzugrenzen. Diese treten aufgrund degenerativer Schäden wie einer arteriellen Verschlusskrankheit oder Entzündungen im arteriellen Gefäßsystem auf, das das Bein mit Blut versorgt. Falls akut das ganze Gefäß durch einen Thrombus verschlossen wird, treten plötzlich starke Schmerzen auf. Das Bein wird kalt und blass, es kommt zu Ausfällen der Sensibilität oder der Bewegungsfähigkeit. Am Bein ist kein Puls mehr tastbar. Ein arterieller Gefäßverschluss durch einen Thrombus muss unverzüglich und notfallmäßig innerhalb weniger Stunden aufgehoben werden.

Osteosarkom

Das Osteosarkom ist ein bösartiger Tumor des Knochens, der auch im Oberschenkelknochen wachsen kann. Es zieht sehr unspezifische Symptome nach sich, oftmals Schmerzen im betroffenen Körperteil, es können aber auch Schwellungen auftreten. Zur Diagnosefindung dienen Röntgenbild, unter Umständen ein CT und eine Gewebsprobe, die unter dem Mikroskop untersucht wird. Ein Osteosarkom muss von Fachärzten in der Regel interdisziplinär behandelt werden.

Schmerzen geordnet nach Lokalisation

Äußerer Oberschenkel

Wenn der Oberschenkel auf der äußeren Seite schmerzt, kommen dafür häufig Probleme mit der dort liegenden Muskulatur, den Sehnen oder seltener mit den versorgenden Nerven in Betracht.

Eine Leitstruktur des äußeren Oberschenkels ist der Tractus iliotibialis. Dabei handelt es sich um einen Sehnenzug, der vom Gesäß kommend am Oberschenkel entlang bis zum Knie zieht. Seine Aufgabe ist die Stabilisierung des Oberschenkels indem er eine sogenannte Zuggurtung errichtet, Dadurch werden Biegebelastungen in eine Druckbelastung umgewandelt. Der Traktus kann sich vor allem bei Überlastung zum Beispiel durchs Joggen entzünden. Typischerweise ist der Schmerz dabei an der Außenseite des unteren Oberschenkels lokalisiert. In diesem Falle hilft konsequente Schonung bis zum Abklingen der Schmerzen.

Ursachen für Muskelschmerz sind meistens auch an körperliche Belastung gekoppelt. Bei Überbelastung oder Trainingsbeginn drohen Muskelkater, bei kurzen intensiven Belastungen wie zum Beispiel abrupten Richtungswechseln sind Zerrungen und Muskelfaserrisse möglich. Unterscheiden kann man die Zerrung vom Muskelfaserriss durch die Schmerzstärke. Die Risse sind schmerzhafter und gehen oft mit einer Schwellung und Kraftverlust des betroffenen Muskels einher.

Eine mögliche nervale Ursache für äußere Oberschenkelschmerzen ist das Krankheitsbild Meralgia paraesthetica.
Bei der Meralgia paraesthetica wird der Nervus cutaneus femoralis lateralis, der den äußeren Oberschenkel sensibel versorgt, bei Durchtritt unter dem Leistenband eingeklemmt.
Enge Gürtel oder Hosen, Schwangerschaft, langes Stehen oder Krafttraining können Ursachen sein und führen zu brennenden Schmerzen an der Oberschenkelaußenseite und einer eingeschränkten Sensibilität.
Die Symptomatik verbessert sich, wenn man das Bein in der Hüfte beugt.

Durch Schmerztherapie und konsequente Reduktion von Risikofaktoren wie Übergewicht, enger Kleidung und falscher Belastung (Krafttraining, Stehen mit zu weit gestrecktem Bein) werden die meisten Patienten nach der Meralgia wieder komplett schmerzfrei.

Manchmal kann auch eine Erkrankung der Wirbelsäule Ursache für Schmerzen im Oberschenkel sein. Vor allem der Bandscheibenvorfall der LWS (besonders ein Bandscheibenvorfall L4/5), ist für in den Oberschenkel ausstrahlende Schmerzen verantwortlich, da Nervenabgänge aus der Wirbelsäule eingeklemmt werden.
Der Schmerz zieht in diesem Fall oft durch den Oberschenkel hindurch bis in Wade und Fuß. Für gewöhnlich sind Rückenschmerzen im unteren Bereich und Sensibilitätsstörungen am Bein zusätzliche Symptome.
Auch Stuhlgang und Wasserlassen können beeinträchtigt sein. In diesem Fall sollte ein Arzt aufgesucht werden, der nach einer Untersuchung eine Bildgebung zum Beispiel in Form eines MRT der LWS veranlasst. Je nach Stärke der Problematik kann ein konservativer Therapieversuch mit Schmerzmitteln, Krankengymnastik und Bewegung versucht werden oder ein operativer Versuch mit Rückverlagerung des Bandscheibenvorfalls der LWS erfolgen.

Innen am Oberschenkel

Auch bei Schmerzen an der Oberschenkelinnenseite kommt die Muskulatur als wahrscheinlichster Ursprungsort in Betracht. Als besondere Muskelgruppe sind an dieser Stelle die Adduktoren zu nennen. Diese entspringen überwiegend vom Schambein und setzen an der kompletten inneren Länge des Oberschenkelknochens an. Ihre Funktion ist hauptsächlich, das Bein nach innen zu ziehen. Damit tragen sie zu einem sicheren Stand bei.

Die Adduktoren werden oft gezerrt. Eine besondere Gefahr besteht beim Fußball (zum Beispiel durch eine Grätsche) oder beim Spagat. Ein im Volksmund gebräuchlicherer Begriff als Adduktorenzerrung ist die Leistenzerrung. Auch Muskelfaserrisse können eine Schmerzquelle darstellen. Schwellungen, Hämatome und ein typischer Unfallmechanismus erlauben eine recht sichere Diagnose um die Adduktoren. Bei genaueren Fragestellungen oder Unklarheiten kann vom Arzt auch eine Ultraschalluntersuchung oder ein MRT durchgeführt werden. In der Regel wird dies aber nicht benötigt. Wie bei Zerrungen und Muskelfaserrissen an anderen Muskelgruppen ist auch hier die beste Medizin die Zeit, damit der Muskel sicher und vollständig heilen kann.

Wie zuvor schon erwähnt können Oberschenkelschmerzen auch durch Nerven ausgelöst werden. Die Muskulatur der Innenseite wird durch den Nervus obturatorius innerviert. Treten in seinem Verlauf Einengungen auf, wird der Schmerz auf den inneren Oberschenkel projiziert. Ursachen hierfür kann zum Beispiel nach einem schweren Unfall ein Beckenringbruch sein. In seinem Verlauf kommt er auch den Eierstöcken der Frau nah. Sollten diese entzündet sein, kann auch von dieser Stelle eine Schmerzweiterleitung erfolgen. Durch eine Behandlung der Ursache der Nervenkompression können sich die Schmerzen zurückbilden.

Manchmal führen auch Entzündungen der Venen zu Oberschenkelschmerzen. Auf die Entzündung der oberflächlichen Venen können sich kleine Gerinnsel setzten. Die Stelle am Bein ist daraufhin oft überwärmt und gerötet. Kühlung, Schmerzmittel und in manchen Fällen eine Auflösung des Gerinnsels mit Heparin bringen Linderung.

Hinterer Oberschenkel

Die Muskeln an der hinteren Oberschenkelseite, die sogenannten ischiocruralen Muskeln, beugen das Knie und strecken die Hüfte. Da sie oftmals untrainiert sind, sind sie besonders bei Sportanfängern anfällig für Muskelzerrungen und Muskelfaserrisse.

Ein sehr bekannter Nerv, der am hinteren Oberschenkel verläuft, ist der Ischiasnerv. Bei Bandscheibenvorfällen der LWS ist er häufig durch eine Kompression mitbetroffen. Symptome sind plötzlich einschießende, brennend-stechende Schmerzen, die auch über den Oberschenkel hinaus bis in die Füße ziehen können. Die Sensibilität und Reflexe können abgeschwächt sein, manchmal sind sogar Stuhlgang und Wasserlassen gestört. Der Stand oder Gang kann unsicher sein.

Ein praktisches Zeichen für den Test eines Ischiasproblems ist der Lasegue-Test. Dabei führt der Arzt das im Knie gestreckte Bein langsam nach oben, um es in der Hüfte zu beugen. Dabei wird der auf der Rückseite liegende Ischiasnerv gedehnt. Bei einschießenden Schmerzen wird der Test als positiv gedeutet. Dann kann eine Bildgebung der Wirbelsäule veranlasst werden, auf der man einen Bandscheibenvorfall entdecken kann. Je nachdem kann dieser dann operiert werden oder konservativ mit Schmerzmitteln und Krankengymnastik behandelt werden.

Außer bei einem Bandscheibenvorfall kann der Ischias auch schmerzen, wenn er in seinem Verlauf eingeengt wird. Das kann zum Beispiel durch die Gesäßmuskulatur und Hüftmuskulatur erfolgen.

Auch Blockaden des Iliosakralgelenks zwischen Kreuzbein und Becken spielen hier eine Rolle und können durch den Untersucher oder gezielte Physiotherapie gelöst werden.

Leiste

Die Ursache für einen Schmerz in der Leiste kann eine Erkrankung des Hüftgelenks sein. Eine mögliche Ursache ist die Arthrose, die im Alter durch Verschleißerscheinungen auftritt. Ein anderes vom Hüftgelenk ausgehendes Krankheitsbild ist die Hüftkopfnekrose (korrekt eigentlich Femurkopfnekrose). Dabei stirbt der Hüftkopf durch eine Minderversorgung ab. Schon Kinder können mit dem Sonderfall des Morbus Perthes davon betroffen sein. Es wird angenommen, dass ein hormonelles Ungleichgewicht die Ursache ist.
Beim älteren Patienten tritt die Hüftkopfnekrose eher nach einem Schenkelhalsbruchs des Oberschenkelknochens auf. Manchmal gelingt es dem Knochen nicht mehr, eine gute Versorgung des abgebrochenen Kopfes mit Blut aufzubauen, sodass dieser abstirbt.
Weitere Risikofaktoren für die Entstehung einer Nekrose sind Diabetes, Alkoholismus und lange Behandlungen mit Kortison. Eindeutig zu erkennen ist die Nekrose auf einem Röntgenbild oder MRT der Hüfte. Zur Therapie wird ein neues künstliches Hüftgelenk als Ersatz für das zerstörte eingebaut.

Ein weitaus häufigeres Leiden in der Leistenregion ist der Leistenbruch. Dabei treten innere Schichten durch Schwachstellen der Bauchwand hindurch, sodass ein kleiner Bruchsack immer oder zum Beispiel beim Husten tastbar und sichtbar wird. Für gewöhnlich ist der Leistenbruch schmerzlos. Mit plötzlichem akuten Schmerz einhergehend ist die Einklemmung von Darmanteilen im Bruchsack. In diesem Fall muss sofort ein Arzt aufgesucht werden, da der Darm sonst absterben kann. Auch Frauen können von einem Leistenbruch betroffen sein, allerdings findet sich bei ihnen häufiger die Sonderform der Schenkelhernie, wobei der Bruchsack unterhalb des Leistenbands durchtritt. Um diese Gefahren zu verhindern sollten auch schmerzlose Brüche zeitnah operativ verschlossen werden.

Weitere Ursachen von Leistenschmerzen, denen ein Problem des Bewegungsapparates zugrunde liegt, können Fehlstellungen der Beinachse oder muskuläre Ungleichgewichte sein. Durch eine abweichende Form der Hüfte kann das Gelenk bei manchen Bewegungen anstoßen. Dieses Phänomen wird als Hüft-Impingement bezeichnet.

Im Bereich der Leiste sind auch zahlreiche Lymphknoten angesiedelt. Bei Infektionen oder Tumorerkrankungen können diese anschwellen und deutlich tastbar, teilweise sogar sichtbar sein. Wenn die Infektionskrankheit behandelt wird, verschwinden nach einiger Zeit auch die Lymphknoten-Schwellungen und der mit ihnen aufgetretene Schmerz. Auch das Urogenitalsystem kann mit Leistenschmerz auffallen. Bei Harnsteinen, die den Harnleiter verlegen und so schmerzhafte Koliken auslösen, werden die Schmerzen häufig in die Leiste projiziert. Auch bei Erkrankungen des Hodens zieht der Schmerz zur Leistenregion hin.

Zuletzt können Leistenschmerzen natürlich auch durch Unfälle ausgelöst werden, zum Beispiel wenn der Beckenring oder der Oberschenkelhals brechen.

Lesen Sie hierzu mehr unter: Schmerzen am Oberschenkel und der Leiste

Hüfte

Probleme des Hüftgelenks werden sehr häufig als Leistenschmerzen, aber auch als Hüftschmerzen oder Oberschenkelschmerzen wahrgenommen. Neben dem Verschleiß des Gelenks im Rahmen einer Arthrose und den oben bereits erwähnten Femurkopfnekrosen kann auch eine Entzündung des Gelenks vorliegen. Bei Kindern treten Entzündungen oft als Hüftschnupfen nach einer Grippe auf, beim Erwachsenen sind eher rheumatische Prozesse oder Infektionen nach einer OP die Ursache.

Falls der Schmerz im zeitlichen Zusammenhang mit einer Operation auftritt, muss eventuell eine erneute Operation erfolgen um festzustellen, wo die Ursache der Infektion liegt.

Nicht nur das Gelenk kann sich entzünden sondern auch die Schleimbeutel, die am Hüftgelenk liegen. Ursache hierfür ist meistens eine Überbelastung oder eine chronische Reizung durch den Tractus iliotibialis, die große Sehnenplatte an der Oberschenkelaußenseite. Durch Schonung und entzündungshemmende Medikamente bessern sich die Beschwerden für gewöhnlich. Falls nicht, kann der Schleimbeutel operativ entfernt werden.

Manchmal finden sich unterhalb des Knorpels im Gelenk kleine gutartige Zysten im Knochen. In seltenen Fällen können sie das Gelenk reizen und bei anhaltenden Beschwerden entfernt werden.

Desweiteren gibt es Krankheitsbilder rheumatischer Natur, die Muskelschmerzen verursachen. Allerdings sind die Schmerzen dabei nicht auf die Hüfte begrenzt. Zum Beispiel bei der Polymyalgia rheumatica gehen Schulterschmerzen mit Hüftschmerzen, Kopfschmerzen und manchmal auch eingeschränkter Sehfähigkeit einher. Auch rheumatische Erkrankungen der Wirbelsäule wie der Morbus Bechterew können Hüftschmerzen verursachen. Typischerweise leiden die Patienten an einer zunehmenden Morgensteifigkeit.

Auch Schmerzsyndrome wie die Fibromyalgie treten am ganzen Körper auf und können nicht allein einer Region zugeordnet werden.

Haben Sie weiteres Interesse an diesem Thema? Lesen Sie mehr dazu in unserem nächsten Artikel: Schmerzen im Oberschenkel und in der Hüfte

Schmerzen im Oberschenkel in der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft treten Oberschenkelschmerzen häufiger auf. Eine Ursache dafür ist die Umstellung des Körpers auf die nahende Geburt. Durch Hormone werden vor allem die Bänder des Beckens aufgeweicht, damit das Kind durch den Beckenausgang passt. Dabei kann sich auch die Symphyse als Verbindung zwischen den beiden Beckenseiten weiten. Durch diese Vorgänge entstehen Schmerzen, die auch in den Oberschenkel ziehen.

Eine weitere Möglichkeit ist die Einengung von Nerven durch das wachsende Kind. Ein bekannter Vertreter ist der Ischias-Nerv, der vom Rücken aus durch das Becken an den hinteren Oberschenkel zieht. Wird dieser eingeklemmt, können ziehende bis stechende Schmerzen die Folge sein, die auch plötzlich einschießen können.

Da in einer Schwangerschaft das Thromboserisiko erhöht ist, kann das auch eine mögliche Schmerzquelle sein.

Lesen Sie hierzu mehr unter: Lumboischialgie in der Schwangerschaft sowie Thrombose und Schwangerschaft

Beinschmerzen bei Kindern

Treten Beinschmerzen bei Kindern auf, handelt es sich oft um wachstumsbedingte Schmerzen. Es gibt jedoch auch viele weitere, schwerwiegende Ursachen, die abgeklärt werden sollten. Lesen Sie mehr zum Thema hier: Beinschmerzen bei Kindern.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.08.2014 - Letzte Änderung: 30.03.2024