Unter einer Lumboischialgie versteht man einen Schmerz im Bereich der Lendenwirbelsäule. Dieser kann auch durch eine Schwangerschaft hervorgerufen werden.
Unter einer Lumboischialgie (zusammengesetzt aus Lumbus = Lende, Ischias = Ischias-Nerv, -algie = -schmerz) versteht man einen Schmerz im Bereich der Lendenwirbelsäule, der durch eine Reizung des Ischias-Nervs verursacht wird.
Eine Lumboischialgie ist somit ein Symptom und keine eigenständige Krankheit.
Meist strahlt der Schmerz entlang des Nervenverlaufs über das Gesäß bis in den hinteren Oberschenkel aus, dabei können auch Taubheitsgefühle oder ein Kribbeln im betroffenen Bein oder Fuß auftreten.
Am häufigsten steckt ein Bandscheibenvorfall (Prolaps) der LWS oder die Vorwölbung einer Bandscheibe (Protrusion) der LWS hinter den Beschwerden.
Dabei drückt die hervortretende Bandscheibe auf den Nerven und verursacht so die typischen Symptome.
Andere mögliche Ursachen für eine Lumboischialgie sind:
Besonders oft tritt eine Lumboischialgie während der Schwangerschaft auf. Der Grund dafür ist zum einen ein erhöhtes Risiko für Bandscheibenprobleme bei Schwangeren, da das erhöhte Gewicht die Bandscheiben belastet.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema, unter: Bandscheibenvorfall in der Schwangerschaft
Zum anderen verdrängt das im Bauch heranwachsende Kind die Organe und Strukturen im Bauchraum und Beckenbereich und kann so selbst Druck auf den Ischias-Nerv ausüben. Zudem wird in der Schwangerschaft der Gesäßmuskel besonders beansprucht, da sich durch den wachsenden Bauch der Körperschwerpunkt verändert und dies durch die Gesäßmuskulatur ausgeglichen wird. Da der Ischias-Nerv unter dem größten Gesäßmuskel entlang verläuft, kann es durch die erhöhte mechanische Belastung zu einer Entzündung des Nervs und infolgedessen zu einer Lumboischialgie kommen.
Ein weiteres häufiges Symptom sind Schmerzen in der Pobacke. Lesen Sie hierzu: Schmerzen in der Pobacke während der Schwangerschaft
In der Regel verschwinden die Beschwerden nach der Geburt des Kindes – dennoch sollte man eine Lumboischialgie in der Schwangerschaft behandeln, da Schmerzen die von einem Nerv ausgehen, schnell chronisch werden können.
Verursacht eine verspannte oder überlastete Gesäßmuskulatur die Rückenschmerzen, kann Wärme die Beschwerden vermindern. Empfehlenswert sind Kompressen, Wärmekissen, warme Bäder oder Rotlicht-Anwendungen.
Betroffene Schwangere sollten sich nach Möglichkeit nicht schonen:
Leichte Massagen und gemäßigter Sport wie gezielte Dehnübungen oder Schwangerschaftsgymnastik können bei einer Lumboischialgie helfen.
Eine Polsterung des Lendenwirbelbereichs im Sitzen und eine Stufenlagerung, bei der die Beine im rechten Winkel hochgelagert werden, entlasten die Lendenwirbelsäule und können so ebenfalls zu einer Schmerzlinderung beitragen.
Eine Methode zur Behandlung einer Lumboischialgie stellt die Akupunktur dar. Die Akupunktur zählt zur traditionellen chinesischen Medizin. Dabei werden mehrere Nadeln in spezifische Punkte im Bereich des Rückens gestochen, die für 20 bis 30 Minuten dort verbleiben.
Bei einer Akupunktur auf Grund einer Lumboischialgie während der Schwangerschaft kann auf verschiedene Methoden zurückgegriffen werden. Es wird zwischen Akupunkturbewegung und konventioneller Akupunktur unterschieden. Bei der Bewegungsakupunktur wird nach dem Setzen der Nadel eine etwa zwanzig minütige Hüftbewegung durchgeführt. Bei der konventionellen Akupunktur, wird nach dem Setzen der Nadel keinerlei Bewegung durchgeführt. Jedoch sollten bei einer Akupunktur während der Schwangerschaft bestimmte Akupunkturpunkte vermieden werden. Diese Punkte sind geschulten Akupunkteuren in aller Regel bekannt.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Akupunktur in der Schwangerschaft
Der Begriff der manuellen Therapie stammt vom lateinischen Wort „manus“ - die Hand, ab. Es handelt sich demnach um eine Behandlungsform, die ausschließlich durch Verwendung der Hände ausgeführt wird. Durch manuelle Therapien sollen entstandene Einklemmungen, meist im Bereich der Wirbelsäule, gelöst und so Nervenreizungen gelindert werden.
Manuelle Therapie, zum Beispiel im Sinne von Massagen, ist während einer Schwangerschaft erlaubt, sollte jedoch nur durch einen ausgebildeten Therapeuten durchgeführt werden, da während einer Schwangerschaft auf bestimmte Behandlungsweisen verzichtet werden muss. Besonders beim Einrenken von Wirbelkörpern sollte Vorsicht geboten sein, da dadurch gegebenenfalls Druck auf die Gebärmutter und damit den heranreifenden Embryo ausgeübt wird.
Eine Wärmebehandlung zur Behebung einer Lumboischialgie gilt als anerkanntes Hausmittel. Durch die Wärme können die Muskelschmerzen verringern und die Durchblutung gefördert werden. Durch die Schmerzlinderung wird die Bewegungseinschränkung etwas aufgehoben, sodass der Patient wieder mehr Bewegungsspielraum hat.
Einfache Dehnübungen oder allgemeine Bewegung können folglich besser durchgeführt werden. Diese können zur Besserung der Beschwerden der Lumboischialgie beitragen. Als Mittel der Wahl gelten einfache Heizkissen oder heiße Bäder.
Besonders bei heißen Bädern sollte jedoch darauf geachtet werden, dass das Bad nicht zu heiß ist. Dadurch kann es nämlich zu einer allgemeinen Erwärmung des Blutkreislaufes zwischen Embryo und Mutter kommen, was in wenigen Fällen schädlich für den Embryo sein kann. In einem späten Stadium kann die Wärme außerdem Wehen auslösend wirken. Auch Heizkissen sollten nicht direkt auf dem Bauch platziert werden, sondern nur im Bereich des Rückens.
Bei der Osteopathie handelt es sich um ein manuelles Untersuchungs- und Behandlungsverfahren. Dabei liegt der Fokus der Behandlung auf Bewegungsapparat, Organe und Gewebe im Körper. Die Aufgabe eines Osteopathen ist es Bewegungseinschränkungen im Körper ausfindig zu machen, sowie anschließend die Ursache zu suchen und Behandlung zu erarbeiten. Die Behandlung liegt meist in einer Lösung von Blockaden und Bewegungseinschränkungen ohne dabei auf Geräte oder Medikamente zurückzugreifen.
Während der Schwangerschaft gilt die Osteopathie als unbedenklich. Jedoch sollten keine starken osteopathischen Behandlungen durchgeführt werden, die mögliche Auswirkungen auf das Kind haben könnten. Eine osteopathische Therapie der Lumboischialgie wird in den verschiedenen Phasen einer Schwangerschaft genau an diese angepasst.
Allgemeine Informationen finden Sie unter: Osteopathie
Grundsätzlich sollten Schwangere vor der Einnahme von Medikamenten immer ihren Arzt um Rat fragen. Entzündungshemmende Schmerzmittel (NSAR) wie Ibuprofen® oder Diclofenac®, die normalerweise bei einer Lumboischialgie eingesetzt werden, dürfen gegebenenfalls in den ersten zwei Dritteln der Schwangerschaft eingenommen werden. In der Spätschwangerschaft dürfen NSAR allerdings nicht angewendet werden, da es Schäden beim Ungeborenen und zu Wehenhemmung sowie Blutungsneigung bei der Geburt kommen kann.
Falls erforderlich kann nach Rücksprache mit einem Arzt unter Umständen auch Cortison eingesetzt werden. Der Wirkstoff Pregabalin (Lyrica®), der gegen Nervenschmerzen wie bei einer Lumboischialgie angewendet wird, darf hingegen aufgrund unzureichender Erfahrungen in der Schwangerschaft nicht eingenommen werden.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Cortison in der Schwangerschaft
Behandlungen wie die periradikuläre Therapie (PRT) oder die epidurale Infiltration, bei denen Cortison und lokale Betäubungsmittel in den Wirbelkanal an die Nervenwurzel gespritzt werden, sind ebenfalls nicht gesichert unbedenklich und werden daher in der Schwangerschaft in der Regel nicht durchgeführt.
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