Karpaltunnel Syndrom

Durch Verletzungen Entzündungen oder degenerative Veränderungen können Schädigungen des Medianusnerves auftreten, die zu einer Rückbildung, bzw. zum Schwund der Daumenballenmuskulatur (= Atrophie) führen können. Dieses Syndrom bezeichnet man als Karpaltunnelsyndrom. Typischerweise führt dies zu nächtlichen Gefühlsstörungen im Bereich der ersten drei Finger.

Karpaltunnelsyndrom

Synonyme

Carpaltunnelsyndrom, Medianuskompressionssyndrom, Brachialgia paraesthetica nocturna, CTS, KTS, Nervenkompressionssyndrom, Kompressionsneuropathie des Nervus medianus

Definition

Das Karpaltunnelsyndrom beschreibt eine Nervenengpasserkrankung des Medianusnervs im Bereich des beugeseitigen Handgelenks. Aus vielfach ungeklärter Ursache, aber auch durch Verletzungen, Entzündungen oder degenerative Veränderungen entsteht eine Druckerhöhung im Handwurzeltunnel mit Druckschädigung des Medianusnervs.

Die Schädigung des Nerven führt in der Folge zu einer Rückbildung der Daumenballenmuskulatur. Außerdem führt die Schädigung zu Gefühlsstörungen im Bereich der ersten drei Finger, also Daumen, Zeige- und Mittelfinger.

Anatomie

Der Karpaltunnel stellt eine tunnelartige Röhre dar. Er befindet sich in der Tiefe zwischen der Daumenballenmuskulatur und der Kleinfingerballenmuskulatur. Durch ihn hindurch verläuft der Medianusnerv. Er ist einer der drei Hauptnerven des Armes, die für die Funktion der Muskulatur und das Gefühlsempfinden verantwortlich sind.

Ursachen

Durch den Druck auf den Nerven, zum Beispiel als Begleitsymptom beim Thoracic outlet Syndrom, entstehen Schmerzen. Die Schmerzen treten besonders stark in der Nacht auf. Das Krankheitsbild kann weiter fortschreiten und ein andauerndes Taubheitsgefühl auslösen, das sich besonders auf Daumen , Zeige- und Mittelfinger ausdehnt. Bleibt die Erkrankung über viele Jahre hinweg unbehandelt, kann es außerdem zu einem Schwund der Daumenballenmuskulatur kommen. In diesem Fall kann der Daumen den Fingern nicht mehr kraftvoll gegenüber gestellt werden.

Man kann hier 2 prinzipielle Gründe unterscheiden:

  • Einengungen des Karpalkanals (z.B. infolge von Knochenbrüchen, Akromegalie, etc.)
  • Krankhaft vermehrter Rauminhalt im Karpalkanal z.B. durch einen Tumor

Eine definitive Ursache für das Karpaltunnelsyndrom ist in der Regel nicht eindeutig feststellbar. Die oben genannten und somit bekannten Ursachen eines Karpaltunnelsyndroms machen nur einen kleinen Teil aller vorkommenden Fälle aus.

Sehr häufig sind Frauen im Bereich der „Wechseljahre“ von dieser Erkrankung betroffen.
Ca. 1% aller Frauen zwischen 40 und 60 Jahren klagen zumindest vorübergehend über Symptome, die auf das Karpaltunnelsyndrom hinweisen.

Besonders der vermehrte Computereinsatz, verursacht durch die Nutzung der Tastatur und der „Maus“, verursacht eine deutliche Zunahme im Bereich diagnostizierter Karpaltunnelsyndrome.

Auch Männer können am Karpaltunnelsyndrom erkranken, bei Kindern ist die Krankheit relativ selten.

Lesen Sie mehr zum Thema: Ursachen eines Karpaltunnelsyndroms

Symptome

Das Karpaltunnelsyndrom ist ein Kompressionssyndrom des Nervus medianus im Bereich der Handwurzel. Diesen Bereich nennt man Karpaltunnel. Er wird von verschiedenen knöchernen und muskulären Strukturen sowie einem Band begrenzt.

Durch ihn läuft der besagte Nerv, welcher unter anderem Teile der Hand motorisch und sensibel versorgt. Eine Einklemmung hier führt also zu Verlusten und Einschränkungen motorischer und sensibler Funktionen der Hand. Um die Symptomatik besser zu verstehen, bietet es sich an, sich etwas über die Funktionen und Aufgaben des Nervus medianus zu informieren.

Dieser Nerv versorgt die ersten drei Finger, sprich den Daumen, Mittel- und Zeigefinger in Teilen motorisch und die Haut in diesem Bereich sensibel. Bei der sensiblen Versorgung zeigt sich bei der Symptomatik ein ganz charakteristisches Ausfallsmuster. Der Nerv versorgt daumenseitig die Haut der Hohlhand auf der Seite des Daumens, die Haut der ersten drei Finger und die daumenseitige Haut des Ringfingers. Auf der Rückseite der Hand versorgt er die die Fingerendglieder der ersten drei Finger und zu einem kleinen Teil auch des Ringfingers.
Bei einem Karpaltunnelsyndrom kommt es in dem genannten Versorgungsgebiet zu sensibler Missempfindung bis hin zur Taubheit der Haut. Der Schweregrad ist abhängig vom Grad der Kompression.

Außerdem ist bei einem Karpaltunnelsyndrom der Faustschluss erschwert, da hierfür die Muskulatur nicht mehr richtig innerviert wird. Bei einer sehr stark ausgeprägten Symptomatik und einem weit fortgeschrittenen Kompressionssyndrom kommt es zur sogenannten „Schwurhand“, wenn man den Patienten bittet, die Faust zu ballen. Dabei können der Daumen, Zeige- und Mittelfinger nicht mehr vollständig gebeugt werden und befinden sich immer in einer gestreckten Stellung. Dieses klinische Bild ist zwar sehr prägnant, entspricht aber nicht immer der Realität.
Meist sind lediglich die Motorik und die Kraft des Patienten so weit eingeschränkt, dass er den Faustschluss nicht mehr so kraftvoll ausführen kann. Das Tragen von Gegenständen oder körperliche Tätigkeiten, bei denen vor allem die Daumen gebraucht werden, fallen den Betroffenen immer schwerer.

Die eben umschriebenen Ausfälle zeigen das klinische Vollbild eines Medianuskompressionssyndroms. Zu Beginn der Einklemmung treten Beschwerden wie diffuse Schmerzen und Missempfindungen (Einschlafen, Ameisenlaufen) vor allem während und nach der Belastung der Handgelenke auf. Die Schmerzen betreffen in erster Linie die Hand, strahlen aber auch in den Arm aus.
Mit zunehmender Kompression treten die Beschwerden nachts und schließlich auch tagsüber in Ruhe auf. Durch die Minderversorgung der Muskeln kommt es bei diesen zu einer sogenannten Atrophie, einem Muskelschwund. Der Daumenballen flacht ab oder dellt sich ein. Das kann man von außen sehen und auch tasten.

Im weiteren Verlauf der Nervenschädigung tritt eine Schwäche beim Zupacken auf, die sich zunächst vor allem morgens manifestiert, dann aber auch tagsüber. Letztendlich leidet auch die Feinmotorik unter der Schädigung des Nervus medianus.
In diesem Stadium der Kompression nehmen dann die Schmerzen wieder ab, da auch Schmerzfasern zerstört werden.

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Diagnose des Karpaltunnelsyndroms

Die Diagnostik des Karpaltunnelsyndroms erfolgt zuerst durch verschiedene Tests, wie den Phalen-Test, den Karpalkompressionstest, oder das Hoffmann-Tinel-Zeichen.

Um die Diagnostik, die beim Verdacht auf ein Karpaltunnelsyndrom angewandt wird zu verstehen, muss man sich zuerst die Ursache verdeutlichen:
Durch eine übermäßige Kompression des Nervus medianus im Handgelenk, schwillt dieser an, und kann die Nervenimpulse aus dem Gehirn nicht mehr ausreichend weitergeben.
Der Nervus medianus ist dabei für die sensible und motorische Versorgung großer Teile der Hand zuständig.
Um also herauszufinden, ob ein Karpaltunnelsyndrom vorliegt, kann relativ einfach die Nervenleitungsgeschwindigkeit des Nervus medianus im Seitenvergleich gemessen werden. Dazu werden auf dem Unterarm kleine Elektroden aufgeklebt, und ein elektrischer Impuls auf Höhe des Ellenbogens gesetzt.
Die Messung und der Seitenvergleich mit der anderen Hand geben Aufschluss über das Vorliegen einer Funktionsstörung. Sollte – wie in vielen Fällen üblich – kein Seitenvergleich möglich sein, da das Karpaltunnelsyndrom beidseitig vorliegt, kann immer noch mittels Ultraschall die Muskel- und Nervenloge am Handgelenk untersucht werden.
Dazu wird der Kopf des Ultraschallgeräts auf das Handgelenk aufgelegt, und der Querschnitt des Armes dargestellt. Auf dem Bild sieht man dadurch die einzelnen Muskeln, Gefäße, und Nerven, die an der untersuchten Stelle verlaufen.
Ein Vergleich des Nervus medianus, mit den in der Nähe verlaufenden Strukturen erlaubt Rückschlüsse auf eine etwaige Schwellung des Nerven. Schlussendlich kann die Diagnose Karpaltunnelsyndrom natürlich auch durch die klinische Untersuchung erfolgen, indem die verschiedenen Symptome untersucht werden, und eine intensive Ursachenforschung betrieben wird.
So gibt es beispielsweise verschiedene begünstigende Faktoren für ein Karpaltunnelsyndrom. Nach Schwangerschaften ist es durch die Umstellung des Hormonhaushaltes relativ typisch, an einem Karpaltunnelsyndrom zu erkranken.
Aber auch Adipositas, Traumata oder Ödeme im Bereich des Handgelenks können - bei zusätzlichem Vorliegen von Bewegungseinschränkungen und Taubheitsgefühl in der Hand – auf ein Karpaltunnelsyndrom hinweisen. Die Diagnose ist indes nicht schwer zu stellen. Da ferner keine sonderlich ausgefallenen Gerätschaften zur Untersuchung notwendig sind, kann die Untersuchung meist ohne vorherige Terminvereinbarung erfolgen. Die Untersuchung ist meist binnen einer halben Stunde abgeschlossen.

Lesen Sie mehr zum Thema: Diagnose des Karpaltunnelsyndroms

Tests zur Untersuchung eines Karpaltunnelsyndroms

Zur Untersuchung des Karpaltunnelsyndroms gibt es verschiedene klinische Tests:

Sehr einfach durchzuführen ist der „Phalen-Test“, der nach seinem Erfinder George Phalen benannt wurde:
Dabei winkelt der Patient die Hand eine Minute lang maximal an, um danach zu überprüfen, ob es zu Gefühlsausfällen im Bereich der Finger kommt.
Ist der Phalen-Test positiv, ist das ein Zeichen für ein Karpaltunnelsyndrom.

Ein weiterer Test ist der Karpalkompressionstest, bei dem der Untersucher mit beiden Daumen Druck auf die Mitte des Handgelenks ausübt. Nach kurzer Zeit beendet der Untersucher den Druckeinwirkung, und es werden – wie beim Phalen-Test auch – etwaige Gefühlsminderungen in der Hand eruiert. Diese Gefühlsminderung werden auch Parästhesie genannt, und im medizinischen Alltag als „Hoffmann-Tinel-Zeichen“ bezeichnet. Das Hoffmann-Tinel-Zeichen gilt also ebenfalls als Hinweis für ein Karpaltunnelsyndrom.

Oben genannte Tests sind sehr einfach, und auch ohne ärztliche Hilfe, zum Beispiel zusammen mit dem Ehepartner, durchführbar. Bei Verdacht auf ein Karpaltunnelsyndrom sollte jedoch zur abschließenden Diagnosestellung und Behandlung ein Arzt konsultiert werden.

Röntgenaufnahme und MRT

Obwohl mittels einer Röntgenuntersuchung das Karpaltunnelsyndrom nicht diagnostiziert werden kann, ist diese Untersuchung dennoch sinnvoll. Häufig findet man andere Erkrankungen, die mit dem Karpaltunnelsyndorm einhergehen (z.B. eine Arthrose des Daumensattelgelenkes).
Eine Magnetresonanztomographie (MRT) ist in den meisten Fällen nicht sinnvoll.

Nur im Falle eines konkreten Tumorverdachtes ist eine solch aufwendige Untersuchung sinnvoll.

Therapie

Ein Karpaltunnelsyndrom muss nicht immer operiert werden. Häufig genügt in den sogenannten Frühstadien die Gabe von Vitamin B6 Gaben. Die Therapie kann unter Umständen zusätzlich durch eine speziell angepasste nächtliche Lagerungsschiene verstärkt werden.

Für den Fall, dass es mittelfristig zu keiner Besserung der Schmerzen kommt und um irreversiblen Schäden am Nerven vorzubeugen, sollte eine Operation in Erwägung gezogen werden.
Dabei sollte die Entscheidung ob eine Operation sinnvoll ist oder nicht, reiflich abgewogen werden. Ein erfahrener Nervenarzt (Neurologe = Facharzt für Neurologie) oder Handchirurg kann Ihnen hierbei behilflich sein.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Therapie eines Karpaltunnelsyndroms

Schiene und Bandage zur Behandlung des Karpaltunnelsyndroms

Beim Karpaltunnelsyndrom kommt es zu einer Kompression der Nerven- und Blutbahnen im Bereich des Handgelenkes.
Diese Kompression wird durch Anwinkeln der Hände, zum Beispiel beim Greifen, oder Heben, begünstigt. Anfangs kann man die Hände noch „Ausschütteln“, um das lästige Kribbelgefühl los zu werden, im fortgeschrittenen Stadien schafft dies allerdings kaum noch Abhilfe.

Ist das Karpaltunnelsyndrom noch nicht allzu weit fortgeschritten, so kann neben der OP auch eine konservative Therapie mittels Ruhigstellung erfolgen. Ziel ist es den Druck auf die Nerven und Blutgefäße im Handgelenk zu verringern. Zu diesem Zweck existieren mehrere verschiedene Schienensysteme, die die Hand schienen und fixieren. Prinzipiell unterscheiden sich Schienen und Bandagen nicht in ihrer Funktion, allerdings in ihrem Material und Tragekomfort.
Jeder Hersteller bewirbt sein Produkt natürlich mit anderen Vorzügen, im Endeffekt ist es aber natürlich die Entscheidung des Patienten selbst, ob er sich für eine Bandage, oder eine Schiene entscheidet.

In Fachgeschäften können verschiedene Modelle anprobiert werden. Auch ist es möglich diese individuell anzupassen. Allerdings ist darauf zu achten, dass – unabhängig davon für welche Art der Ruhigstellung man sich schlussendlich entscheidet – der ursprüngliche Sinn der Schiene nicht in Vergessenheit gerät. Eine Fixierung des Handgelenks ist zwangsläufig unangenehm, da es den Patienten in seiner physiologischen Bewegungsfreiheit einschränkt. Schienen haben den Vorteil, dass sie leicht mit einem Klettverschluss abgenommen werden können, und die Fläche darunter gewaschen werden kann.
Zudem schützen die festen Plastikplatten in der Schiene das Handgelenk vor äußeren Einflüssen. Es besteht jedoch die Gefahr, dass die Schiene nicht konsequent genug getragen wird, und gerade durch die Möglichkeit der leichten Abnahme eine Verschlechterung des Karpaltunnelsyndroms hervorgerufen wird.

Bandagen hingegen umschließen das Handgelenk straff, und schützen es durch integrierte Stoffpolster ebenfalls gegen Verletzungen durch äußere Einflüsse. Wem eine rigide Plastikplatte zur Schienung zu unangenehm ist, der ist mit einer Bandage sicherlich gut beraten. Allerdings sollte bei der Wahl beachtet werden, dass es sich nicht um ein „Accessoire“, sondern ein medizinisches Produkt handelt, dass auch einen gewissen Nutzen erfüllen muss.

Weder die Bandage noch die Schiene sollte so eng sitzen, dass Schmerzen oder weitere Taubheitsgefühle entstehen, jedoch muss die Ruhigstellung des Handgelenks oberste Priorität haben, da eine weitere Verschlechterung des Karpaltunnelsyndroms meist nur mit einer Operation behandelt werden kann.

Lesen Sie mehr zum Thema: Schiene zur Behandlung des Karpaltunnelsyndroms

Operation

Das Karpaltunnelsyndrom benötigt eine Therapie, da die Nervenschädigung, gerade bei einem schweren Verlauf und einem langen Bestehen der Kompression, weiter fortschreiten kann.

Im Allgemeinen kann bei einer leichten Kompression und leichten Beschwerden eine konservative Therapie ausreichen. Dazu gehören schonende Maßnahmen und eine Ruhigstellung der Hand, die zum Beispiel durch eine Schiene und schmerzstillende sowie entzündungshemmende Medikamente erreicht werden können. Sollten die Beschwerden dennoch anhalten oder die Kompression des Nerven bereits weit fortgeschritten sein, ist eine operative Behandlung von Nöten. Es gibt zwei gängige Operationstechniken, die beim Karpaltunnelsyndrom ihre Anwendung finden.

Im Folgenden werden die Abläufe, Komplikationen und die Nachbehandlung der chirurgischen Therapie näher erläutert.

Die Karpaltunnelsyndrom-Operation ist ein recht unproblematischer, schneller Eingriff und nur sehr selten mit Komplikationen verbunden. Aus diesem Grund wird die OP üblicherweise in Regionalanästhesie durchgeführt, sodass der Patient während des gesamten Verfahrens bei Bewusstsein ist, während eine Schmerzausschaltung nur im Arm stattfindet.
Eine Alternative hierzu bietet sich durch ein lokalanästhetisches Verfahren direkt am Nervengeflecht, welches den Arm versorgt. Dieses zieht durch die Achselhöhle und kann unter Zuhilfenahme eines Ultraschallgerätes in der Regel problemlos betäubt werden.
Eine Vollnarkose ist bei einer Karpaltunnelsyndrom-OP hingegen sehr unüblich und kommt meist dann zur Anwendung, wenn der Patient sehr große Angst vor dem Eingriff verspürt.

Die Operation kann offen oder endoskopisch erfolgen. Bei der offenen Operationstechnik hat der Chirurg eine direkte Sicht auf das Operationsfeld. Zunächst einmal erfolgt ein kleiner Hautschnitt etwa mittig an der palmaren Seite des Handgelenks. Palmar bedeutet „zur Handfläche hin gerichtet“.

Der Schnitt verläuft an der Handwurzel entlang und ist etwa 3 cm lang. Der Chirurg muss dabei darauf achten, weder zu weit daumenseitig noch zu weit kleinfingerseitig zu schneiden, um wichtige Nerven nicht zu verletzen. Insbesondere auf der Kleinfingerseite ist Vorsicht geboten, da hier die sogenannte Guyon-Loge liegt.
Dabei handelt es sich um einen anatomischen Bereich, eine Loge, in der der wichtige Nervus ulnaris liegt. Er versorgt Muskeln der Hand und die Haut teilweise sensibel. Der Chirurg kann die Schnitttechnik bei der Operation prinzipiell variieren, so gibt es z.B. auch die Kurzschnitt-Technik. Im Endeffekt muss jedoch bei jeder Operation das Band, welches den Karpaltunnel hohlhandwärts begrenzt und die Handwurzelknochen überspannt, durchtrennt werden.

Dieses Band nennt man Retinaculum musculorum flexorum. Die Durchtrennung des Bandes führt zu einer umgehenden Druckentlastung im Karpalkanal und infolgedessen zu einer Erholung des komprimierten Nervus medianus, vorausgesetzt die Schädigung ist nicht zu weit vorangeschritten. Es sind keine weiteren chirurgischen Maßnahmen am Nerven selbst von Nöten. Es handelt sich bei dieser Operation um einen Routineeingriff bei Handchirurgen, welcher in der Regel ohne Komplikationen verläuft.

Beim endoskopischen Verfahren hat der Chirurg eine indirekte Sicht auf das Operationsfeld. Er sieht es durch das Endoskop. Der Verlauf der Operation ist derselbe wie bei der offenen Technik. Für die Patienten scheint dieses Verfahren jedoch angenehmer zu sein aufgrund eines geringeren Narbenschmerzes. Dem gegenüber stehen jedoch möglicherweise höhere Komplikationsraten.

Wie lange die operative Behandlung des Karpaltunnelsyndroms dauert, ist von vielen Faktoren abhängig. Einerseits spielt dabei die Vorgehensweise und Erfahrung des Arztes eine große Rolle. Auf der anderen Seit sind immer auch die individuellen anatomischen Gegebenheiten des Patienten von Bedeutung. Generell werden für eine unkomplizierte Karpaltunnelsyndrom-OP kaum mehr als einige Minuten benötigt. Ist die Operation abgeschlossen, bleibt der Patient noch einige Zeit zur Beobachtung in der Praxis.

Damit eine komplikationslose Verheilung der Operationswunde gewährleistet werden kann, verbleibt das Handgelenk für die nächsten 7 bis 10 Tage in einem festen Verband oder eventuell sogar einem Gipsverband. Das Fadenziehen geschieht etwa 8 bis 14 Tage nach vollendeter Operation. Etwa 6 Wochen nach der Operation ist in den meisten Fällen dann kaum noch eine Narbe sichtbar.
Ein Bewegen der Hand ist für die ersten Wochen nach der OP zwar möglich und auch empfehlenswert; auf eine mehr als leichte Belastung sollte dennoch zugunsten einer guten Wundheilung verzichtet werden.

Im Allgemeinen sind Komplikationen, welche generell bei Operationen auftreten können, wie zum Beispiel Nachblutungen und Infektionen, recht selten. In sehr seltenen Fällen kann es zu einer sogenannten Algodystrophie kommen, welche sich durch starke Schmerzen auszeichnet. Zu kleine Hautschnitte können bei der Operation Komplikationen nach sich ziehen, indem das zu trennende Band (Retinaculum musculorum flexorum) nicht vollständig gespalten werden kann.

Außerdem ist das Risiko für Komplikationen bei endoskopischen Verfahren höher als bei der offenen Operationstechnik. Dafür heilen hier die Narben schneller ab. Es kann auch aufgrund komplizierter anatomischer Gegebenheiten nötig sein, während eines endoskopischen Eingriffs auf eine offene Technik umzusteigen. Insgesamt handelt es sich jedoch um Operationen mit geringen Risiken und wenigen Komplikationen. Der Langzeiterfolg ist ebenfalls sehr gut. Die meisten Patienten sind sehr zufrieden bis beschwerdefrei nach dem Eingriff. Je mehr weitere Erkrankungen vorliegen, beispielsweise Diabetes, Rheuma oder Arthrose, desto schlechter fällt das Operationsergebnis aus.

Bei Schmerzen können schmerzlindernde Medikamente eingenommen werden. Außerdem hilft Kühlung gegen die Schwellung und den Schmerz. Die Hand sollte nicht komplett ruhiggestellt, sondern leicht bewegt werden, um eine Gelenksteifigkeit zu vermeiden. Eine Überbelastung und schwere körperliche Tätigkeiten sind jedoch die ersten Wochen zu meiden.

Ist die Operation erfolgt, bleibt der Patient noch einige Zeit zur Beobachtung in der Praxis, etwa um Nebenwirkungen der Narkose auszuschließen. Da die Wirkung der Narkose je nach gewählter Narkoseart noch bis zu einigen Stunden anhalten kann, ist es danach nicht empfehlenswert, den Heimweg allein anzutreten oder gar Auto zu fahren. Zudem ist eine unproblematische Verheilung der Operationswunde nur dann gewährleistet, wenn die Hand für die nächsten 7 – 10 Tage geschont wird, sodass auch aus diesem Grund für die nächste Zeit nach der OP vom eigenständigen Autofahren abzuraten ist.

Es kann wie bei allen Eingriffen zu Narbenbeschwerden kommen. Außerdem kann es in den ersten sechs Monaten nach der Operation zu einer Kraftminderung kommen. In den seltensten Fällen besteht die Möglichkeit, dass sich eine Algodystrophie ausbildet. Diese Algodystrophie umfasst sowohl motorische als auch sensible Störungen.

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Homöopathische Behandlung

Homöopathische Heilungsansätze schließen eine schulmedizinische Behandlung beim Karpaltunnelsyndrom per se aus. Oftmals wird den Patienten dort von einer Operation abgeraten und zu alternativen Methoden wie etwa Massage, Akupunktur und einer Behandlung beim Chiropraktiker geraten.
Im Allgemeinen ist gegen Massagen nichts einzuwenden, auch eine Akupunktur oder eine Behandlung durch einen Chiropraktiker können die Beschwerden lindern. Es ist jedoch fraglich, ob, insbesondere bei einer fortgeschrittenen Kompression des Nerven, solche Methoden wirklich effektiv sind. Sie können die Ursache der Kompression, nämlich den Engpass im Karpaltunnel, nicht auf Dauer beseitigen.

Außerdem finden homöopathische Heilmittel, welche auf pflanzlicher Basis hergestellt werden und in Form von Globuli, Tropfen oder Salben erhältlich sind, in der Homöopathie ihre Anwendung. Empfohlen werden die Mittel Arnica D4, Ruta D4 und Hekla lava D4. Außerdem gibt es ein Komplexmittel namens Traumeel®. Dieses ist sowohl als Salbe, als auch in Form von Tabletten erhältlich.

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Risikofaktoren

Um eine detaillierte Diagnose stellen zu können, ist es wichtig, dass der Patient dem Arzt all seine Beschwerden darlegt. Auch die Fragen nach den Begleiterkrankungen, wie beispielsweise Diabetes mellitus ("Zuckerkrankheit"), Fehlfunktionen der <link html schilddruese.html>Schilddrüse oder durchgemachte Brüche im Bereich der Handgelenke sind wichtig.

Verlauf der Erkrankung

Im Verlauf der Krankheit bleibt es nicht nur bei den nächtlich auftretenden Schmerzen und Missempfindungen. Zunehmend häufiger treten die Symptome auch tagsüber auf. Patienten berichten diesbezüglich häufig von „Ungeschicklichkeit“ und plötzlich auftretender „Schwäche“ der Hand. Das Feingefühl der Haut an Daumen, Zeige-, Mittel- und Ringfinger reduziert sich immer stärker.

In den darauffolgenden Stadien kann es zum Verlust der Daumenballenmuskulatur kommen.

Der vollständige Verlust des Hautgefühls in der Hand tritt heute glücklicherweise nur noch ganz selten auf.

Geschlechterverteilung

Die Geschlechterverteilung beträgt etwa 75 : 25 (weiblich : männlich), meist ist die primäre Arbeitshand betroffen. In der Mehrzahl der Fälle sind beide Hände betroffen. Das heißt nicht, dass das Karpaltunnelsyndrom gleichzeitig in beiden Händen auftreten muss. Oft tritt die Erkrankung in der anderen Hand erst nach Jahren auf.

Karpaltunnelsyndrom während der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft ist der Körper der Frau einer besonderen hormonellen Situation ausgesetzt. Besonders im letzten Trimenon (Drittel) der Schwangerschaft lagert der Körper vermehrt Wasser ein. Das eingelagerte Wasser führt dazu, dass die Körpergewebe anschwellen und es besonders an anatomischen Engstellen zu Kompressionen von Strukturen wie z.B. Nerven kommen kann. Solch eine anatomische Engstelle ist der Karpaltunnel.
Es kommt so zu einer Kompression des Nervus medianus und zu den typischen Symptomen eines Karpaltunnelsyndroms. Es dominieren Schmerzen in der betroffenen Hand, welche in den Arm ausstrahlen können und besonders nachts quälend sind. Infolgedessen entsteht ein Schlafmangel und nächtliche Unruhe. Außerdem fühlen sich vor allem Mittelfinger und Zeigefinger taub an.

Wie ist nun ein Karpaltunnelsyndrom in der Schwangerschaft zu behandeln? Prinzipiell sollten unnötige Eingriffe in der Schwangerschaft vermieden werden. Das Karpaltunnelsyndrom kann man jedoch dank moderner Narkoseverfahren auch in der Schwangerschaft operieren.
Es ist aber nicht unbedingt sinnvoll dies zu tun. In den meisten Fällen bildet sich das Syndrom zurück, sobald die Ursache entfällt. Das bedeutet, dass nach der Geburt und eventuell der Stillzeit bei etwa 50% der Betroffenen die Symptome komplett abklingen. Es sollte daher versucht werden, die Geburt abzuwarten. Gerade bei nächtlichen Schmerzen kann eine Nachtlagerungsschiene getragen werden.
Das soll die Beschwerden lindern, sodass die Schwangere auch wieder möglichst beschwerdefrei schlafen kann. Die Schiene führt zu einer Druckentlastung im Karpaltunnel.

Vor allem beugt das Abwarten der Operation einer Infektion in der Schwangerschaft vor. Auch wenn das Risiko recht gering ist, so kann es im Rahmen der Operation zu einer Infektion kommen, deren Therapie dann durch die Schwangerschaft erheblich erschwert sein kann. Das ist so, da in der Schwangerschaft nicht alle Medikamente gegeben werden dürfen, sprich kontraindiziert sind. Nach dem Abstillen kann eine Operation prinzipiell jederzeit erfolgen. Es sollte jedoch gewährleistet sein, dass jemand die ersten 2-3 Wochen nach der Operation die Säuglingspflege übernimmt.
Dazu gehören vor allem das Windeln-Wechseln und Baden des Kindes. Bei diesen Tätigkeiten kann die frische OP-Wunde möglicherweise mit Keimen kontaminiert werden. Dadurch entstehen Entzündungen und Infektionen. Das sollte in jedem Falle vermieden werden.

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Zusammenfassung

Unter einem Karpaltunnelsyndrom versteht man eine "Nerveneinklemmung" der Hand. Betrachtet man die Hand in der Höhe des Handgelenkes, so erkennt man ein breites Band, das sich zwischen Daumen- und Kleinfingerballen ausspannt, direkt über dem Handgelenk. Dieses Band stellt sich als Dach eines Kanals, nämlich des Karpaltunnels, dar. Dieser Kanal enthält u.a. einen wichtigen Handnerven - den Nervus medianus. Beim Karpaltunnelsyndrom ist genau dieser Kanal zu eng. Dadurch wird auf den Nervus medianus Druck ausgeübt.

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Autor: Dr. N. Gumpert Veröffentlicht: 17.05.2007 - Letzte Änderung: 30.03.2024