Was ist ein Morbus Dupuytren?

Synonyme

Dupuytren - Kontraktur; Fibromatose der Palmarfaszie, Dupuytren´sche Erkrankung

Englisch: Dupuytren’s contracture

Definition

Der Morbus Dupuytren (Dupuytren- Kontraktur) ist eine gutartige Erkrankung des Bindegewebes der Handinnenfläche und gehört zum Krankheitsbild der Fibromatosen.
Meist sind der Kleinfinger und der Ringfinger von der Kontraktur betroffen. Es ist jedoch möglich, dass auch die anderen Finger von der Fibromatose betroffen sind. Die Ursache der Erkrankung ist bis heute nicht gefunden.

Diese Erkrankung wurde nach einem französischen Chirurgen (Baron Guillaume Dupuytren) benannt. Im Rahmen der Erkrankung tritt eine Streckhemmung der Finger auf, die man auch als Beugekontraktur bezeichnen kann, da insbesondere der 4. und 5. Finger nicht mehr gestreckt werden können und somit in gebeugter Haltung verbleiben.

Das Krankheitsbild der Dupuytren Kontraktur ist nicht lokal begrenzt. Es gibt Körperbereiche, die von vergleichbaren Faszienwucherungen betroffen sein können, wie beispielsweise

  • Morbus Ledderhose (Plantarfibromatose) = Verhärtung der Fußsohle.
  • Morbus Peyronie (Induratio penis plastica) = Verhärtung am Penis.
  • Fasciitis nodularis = Verhärtung an der Bauchwand

Was ist ein Morbus Dupuytren?

Im Bereich der Hand befindet sich zwischen der Haut, den Beugesehnen und der Nerven eine strangförmig angeordnete Gewebsschicht (Palmaraponeurose). Diese Gewebsschicht hat die Aufgabe, die Sehnen und Nerven der Hand in Extremsituationen zu schützen.
Bei der Morbus Dupuytren – Kontraktur ist dies allerdings nicht mehr gewährleistet. Das Fasziengewebe (= Bindegewebe) beginnt zu wuchern, verhärtet und verkürzt sich. Durch die Strang- und Knotenbildung der Palmaraponeurose entsteht letztlich eine Beugekontraktur, die eine Streckhemmung der Finger auslöst

Epidemiologie

In den meisten Fällen tritt die Erkrankung im mittleren Lebensalter bei Männern auf. Nur ca. 15% der Betroffenen sind Frauen, welche im Schnitt später als Männer erkranken.
Der Morbus Dupuytren tritt vorwiegend in Mittel- und Nordeuropa, sowie in Nordamerika auf. Die Erkrankung wird mit Alkoholismus, Tabakrauchen und einem Diabetes mellitus in Verbindung gebracht, die genaue Ursache ist jedoch unklar.
Eine genetische Komponente gilt inzwischen als gesichert, da eine allgemeine starke familiäre Häufung besteht. Des Weiteren berichtet jeder dritte Patient über eine weitere Erkrankung in der direkten Familie. In den meisten Fällen betrifft die Kontraktur die Fingergrund- und –mittelgelenke des kleinen oder des Ringfingers. In aller Regel tritt die Erkrankung an beiden Händen auf.

Häufigkeit und Geschlechtsverteilung

Diese Erkrankung findet man vermehrt im Norden Europas. Eher selten sind Menschen im südlicheren Teil (Mittelmeerraum) davon betroffen. Geschätzt wird, dass in Deutschland etwa 1,6 Millionen Menschen an dieser Erkrankung leiden. Hierbei sind Männer jenseits des 5. Lebensjahrzentes etwa 10 mal so oft wie Frauen erkrankt. Jüngere Dupuytren – Patienten weisen häufig eine ausgeprägte Kontraktur mehrerer Finger auf.
Eine familiäre Häufung kann ebenso bestätigt werden. In etwa ¼ aller Fälle sind andere Familienmitglieder ebenfalls von der Erkrankung betroffen.
In 70 bis 80 % aller Fälle sind beide Hände beteiligt.

Ursache

Die genaue Ursache ist jedoch bislang unklar.
Sicher ist, dass sich durch die Erkrankung die Palmaraponeurose (Bindegewebe im Bereich der Handinnenfläche) verhärtet und schrumpft.
Möglicherweise können Unfälle oder beruflich stark beanspruchte Hände mit dem Auftreten des Morbus Dupuytren in Verbindung gebracht werden. Bei Männern ist die Krankheit zudem häufig mit lebertoxischen Schäden, beispielsweise durch Alkoholabusus, assoziiert. Zudem wurde in Einzefällen ein vermehrtes Auftreten der Kontraktur unter Langzeiteinnahme von Finasterid, einem Medikament welches unter anderem bei Haarausfall und einer gutartigen Prostatavergrößerung eingesetzt wird, beobachtet.

Ausgegangen wird von einer Kombination von erblicher Disposition und äußeren Faktoren, wie beispielsweise Mikrotraumen (= winzige Verletzungen) oder anderen Prädispositionen.
In wissenschaftlichen Studien konnte belegt werden, dass in etwa 25% aller Fälle weitere Familienangehörige von der Erkrankung betroffen sind. Wie bereits weiter oben erwähnt, wirken sich auch andere Faktoren vermutlich verstärkend aus. So findet man beispielsweise eine Häufung der Dupuytren'schen Krankheit bei :

Darüber hinaus tritt die Dupuytren'schen Krankheit häufig auch in Kombination mit anderen rheumatischen Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen und fibroblastischen Erkrankungen auf. Weitere Erscheinungsbilder einer solchen Fibromatose sind außerdem die Induratio penis plastica oder sogenannte Fingerknöchelpolster.

Das Krankheitsbild ist somit nicht lokal begrenzt, wenngleich es an anderen Körperstellen unterschiedlich benannt wird.

Bei genetisch vorbelasteten Personen kann eine offene Verletzung der beugeseitigen Hand oder ein Bruch des Unterarm- oder Handknochens die Entstehung und Ausbildung des Morbus Dupuytren beschleunigen. Der Bruch oder die Verletzung als solches sind dann in der Regel Auslöser und nicht Ursache.

Zwar ist die Ursache noch unklar, jedoch ist das Krankheitsbild mit ernst zu nehmenden Erkrankungen assoziiert. Lesen Sie an dieser Stelle zusätzlich den Artikel zu den Ursachen des Morbus Dupuytren, um ausführliche Informationen zu erhalten: Ursachen des Morbus Dupuytren

Risikofaktoren

Um eine detaillierte Diagnose stellen zu können, ist es wichtig, dass der Patient dem Arzt all seine Beschwerden darlegt.
Auch die Fragen nach den Begleiterkrankungen, wie beispielsweise Diabetes mellitus ("Zuckerkrankheit"), Fehlfunktionen der Schilddrüse oder durchgemachte Brüche im Bereich der Handgelenke sind wichtig.

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Alkohol als Risikofaktor

Wissenschaftliche Studien haben festgestellt, dass ein täglicher Alkoholkonsum von zwei Gläsern Wein oder Bier mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einhergeht, einen Morbus Dupuytren zu entwickeln.
Alkoholmissbrauch gilt als ein Risikofaktor für die Erkrankung. Das bedeutet nicht, dass jeder Betroffene mit Morbus Dupuytren zu viel Alkohol trinkt.
Gleichzeitig kann sich ein geringer Alkoholkonsum positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken.

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Symptome

Da der Morbus Dupuytren zum Kreis der Fibromatosen gehört, findet sich auch bei dieser Erkrankung die Bildung von Knoten und Strängen. Mit der Zeit schrumpfen diese Knoten und Verhärtungen zunehmend.
Daraus resultiert eine Beugestellung der Finger, welche zu einer Funktionseinschränkung und Schmerzen führen kann. In der maximalen Ausprägung der Symptomatik entsteht eine ausgeprägte Beugekontraktur der proximalen (körpernahen) Zwischenfingergelenke (Interphalangealgelenke) und gleichzeitig eine Streckung der distalen (körperfernen) Zwischenfingergelenke (Interphalangealgelenke). Diese maximale Ausprägung des Morbus Dupuytren wird auch als Knopflochdeformität bezeichnet und entsteht über viele Jahre.

Diese Kontrakturen können sehr starke Schmerzen verursachen. Neben der Bewegungseinschränkung kann es zur die vermehrte Wucherung des Bindegewebes auch zur Nervenreizung und Beeinträchtigung der Gefäße kommen. Dadurch ist trotz der Gutartigkeit der Gewebsvermehrung oft ein hoher Leidensdruck vorhanden.

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Verlauf

Im Verlauf der Erkrankung kommt es leider zu immer stärkeren Kontrakturen und damit einhergehenden Bewegungseinschränkungen und Schmerzen. Dabei handelt es sich häufig um einen jahrelang voranschreitenden Prozess mit teils besseren Phasen in denen gegebenenfalls ein Rückgang der Symptome zu vermerken ist.
Eine Heilung an sich ist nicht möglich allerdings können sich mit physiotherapeutischen Übungen oder Massage der Hand die Symptome lindern lassen und ein Voranschreiten der Erkrankung hinausgezögert werden.

Lesen Sie hierzu auch: Übungen beim Morbus Dupuytren

Stadien

Meist sind über Jahre hinweg die knotigen Veränderungen und die Verhärtungen tastbar, ohne das weitere Symptome auftreten. In einigen Fällen können sich die knotigen Veränderungen sogar im Laufe der Zeit zurückbilden. Allmählich entwickeln sich jedoch Stränge entlang der Sehnen, welche vor allem aus Kollagenfasern bestehen. Durch die Stränge wird zunehmend die Streckung der Finger verhindert und führt dadurch zur typischen Beugekontraktur des Morbus Dupuytren.
Um die richtige Therapie zu wählen wird die Dupuytren‘ sche Kontraktur in verschiedene Stadien eingeteilt.
Dabei wird das Streckdefizit als Abweichung von der Normalstellung gemessen. Um das gesamte Defizit des betroffenen Fingers messen zu können, wird das Defizit über jedem Gelenk des betroffenen Fingers gemessen und die einzelnen Streckdefizite zu einem gesamten Defizit addiert. Im Anfangsstadium wurde diese Definition noch erweitert.

  • Das Stadium 0 bezeichnet eine gesunde Hand.
  • Im Stadium N besteht zwar noch kein Streckdefizit, Knoten und Stränge sind jedoch schon tastbar.
  • Im Stadium N/I liegt eine beginnende Beugekontraktur von 1-5 Grad vor.
  • Im Stadium I liegt die Kontraktur zwischen 6- 45 Grad.
  • Im Stadium II wird eine Kontraktur zwischen 46 und 90 Grad beschrieben,
  • im Stadium III zwischen 91 und 135 Grad.
  • Alle Kontrakturen mit einem stärkeren Streckdefizit als 135 Grad werden dem Stadium IV zugeteilt.

Schon ab dem dritten Stadium kann die Kontraktur so stark sein, das die dadurch entstehenden Hautfalten nicht mehr austrocknen und sich entzünden können.

Alternative Erkrankungen

Liegt eine Kompression des Nervus medianus im Handbereich vor, so kann man dies mittels der Messung der „Nervenströme“, der sogenannten Elektroneurographie (ENG) beim Neurologen feststellen.
Bei dieser Erkrankung handelt es sich um das Karpaltunnelsyndrom, welches weitaus häufiger vorkommt als der Morbus Dupuytren. Außerdem kommt es hierbei zu Missempfindungen der Haut wie Kribbeln oder "Ameisenlaufen".

Eine weitere Differntialdiagnose stellen angeborene Fehlstellungen der Hand dar. Diese äußern sich zum Teil erst in der Wachstumsphase allerdings sind sie auch dann schon im Kindesalter feststellbar und nicht wie beim Morbus Dupuytren erst im fortgeschrittenen Alter.

Weitere Informationen zu diesem Thema: Symptome eines Karpaltunnelsyndroms

Röntgenaufnahmen und MRT der Hand

Die Diagnosestellung des Morbus Dupuytren erfolgt in der Regel klinisch. Dies bedeutet, dass der Arzt anhand des Patientengesprächs und der körperlichen Untersuchung die Erkrankung diagnostizieren kann. Da die knotige Veränderung an der Handinnenseite sehr spezifisch ist, reicht dies in den meisten Fällen auch zur Diagnose aus.
In Zweifelsfällen könnte ein MRT der Hand die Bindegewebsveränderungen zeigen. Allerdings muss dazu gesagt werden, dass bei Anfangsstadien des Morbus Dupuytren generell ein abwartendes Verhalten indiziert ist und so die Bildgebung nicht unbedingt nötig ist.
Mit einem Röntgenbild lassen sich lediglich knöcherne Strukturen beurteilen, weswegen ein Röntgen der Hand in Bezug auf die Strahlenbelastung und fehlendem Informationsgehalt bezüglich eines Morbus Dupuytren nicht indiziert ist.

Die Therapie

Die üblichen konservativen Maßnahmen wie Salbenverbände, Krankengymnastik mit verschiedenen Übungen oder Massagen haben bei diesem Krankheitsbild keine langfristige Aussicht auf Erfolg.
In sehr frühen Stadien stellt deswegen die Bestrahlung eine gute Möglichkeit zur Therapie der Kontraktur dar.
Des Weiteren kann das gesamte Betroffene Gewebe im Rahmen einer offenen Fasziotomie operativ entfernt werden. Diese invasive Methode wird jedoch erst ab einem Streckdefizit von mindestens 45 Grad empfohlen.
Eine minimalinvasive therapeutische Möglichkeit ist die Nadelfasziotomie. Diese wird meist bis zu einer Beugekontraktur von 45 Grad eingesetzt. Bei stärkeren Kontrakturen wird in der Regel die offene Fasziotomie empfohlen.
Eine neuere Therapiemethode ist die Injektion einer bakteriellen Kollagenase. Diese sollen die narbigen Stränge enzymatisch zerstören. Im Anschluss soll die Hand durch Krankengymnastik wieder mobilisiert werden. Der Einsatz des Enzyms ist jedoch noch in der Erprobungsphase und wird aus diesem Grund noch nicht regelmäßig eingesetzt.

Einen Überblick über alle möglichen Therapieformen erhalten Sie auf unserer Seite: Therapie des M. Dupuytren

Die Homöopathie als Therapiemöglichkeit

Es gibt einige homöopathische Globuli, die in der Alternativmedizin eingesetzt werden, um den Krankheitsverlauf bei Morbus Dupuytren günstig zu beeinflussen.
Calcium fluoratum Globuli sollen bei deformierten, unbiegsamen Fingern helfen. Kräftigen Patienten wird die Einnahme von  Barium carbonicum empfohlen und schlanken Patienten die Einnahme von Strontium carbonicum.
Die Betroffenen leiden unter steifen Fingern und Handinnenflächen. Causticum, Ruta graveolens und Radium bromatum sind homöopathische Globuli, die hier zu einer Linderung der Beschwerden verhelfen sollen. Formica rufa Globuli können bei nächtlichen Schmerzen eingenommen werden.

Die Bestrahlung als Therapiemöglichkeit

Für Patienten mit Morbus Dupuytren kann eine Bestrahlung helfen, das Voranschreiten der Erkrankung zu verlangsamen oder aufzuhalten. Die betroffenen Stellen von Hand oder Fuß werden dabei mit einem Sicherheitsabstand von bis zwei Zentimeter mit Röntgenstrahlung bestrahlt. Andere Körperstellen werden mit Blei abgeschirmt und vor den Strahlen geschützt.

Eine Bestrahlung ist besonders im frühen Krankheitsstadium indiziert. Je früher die betroffenen Stellen bestrahlt werden, umso besser ist die Prognose.
Die Strahlentherapie gilt als langfristig sicher und führt im Gegensatz zu einer Operation bei den meisten Patienten zu einer Besserung der Beschwerden.

Die Schiene als Therapiemöglichkeit

Bei Morbus Dupuytren kommen Schienen oft nach Behandlungen zum Einsatz. Zum Teil werden die Schienen tagsüber getragen, überwiegend jedoch nachts.

Eine operative Spaltung der Hüllschicht des Bindegewebes und eine Aponeurektomie (Entfernung von Gewebe der Sehnen) sind Therapiemöglichkeiten, die typischerweise anschließendes Tragen einer Nachtschiene erfordern. Die Nachtschienen sollen operativ erzielte Ergebnisse beim Morbus Dupuytren langfristig verbessern.

Die Ergotherapie als Therapiemöglichkeiten

Ergotherapie ist ein Therapiebereich in der Medizin, der motorische und sensomotorische Störungen verbessern soll.
Mögliche ergotherapeutische Mittel beim Morbus Dupuytren sind zum Beispiel passive Fingerbewegungen zur Verbesserung der Beweglichkeit und spezielle Massagen. Es gibt Massagetechniken, die das verhärtete Gewebe lockern und dehnen. Zudem gibt es verschiedene durchblutungsfördernde Verfahren.

Die Operation eines Morbus Dupuytren

Eine Operation bei Morbus Dupuytren führt langfristig zu den besten therapeutischen Erfolgen.
Dabei können verschiedene Operationstechniken zum Einsatz kommen. Grundsätzlich wird zwischen Inzision und Exzision unterschieden.

  1. Bei der Inzision werden die bindegewebigen Stränge, die sich in der Handfläche gebildet und die zu den Kontrakturen der Finger geführt haben, eingeschnitten, wodurch wieder eine Streckung der Finger erreicht wird.
    Um einer erneuten Kontraktur im Anschluss an die Operation vorzubeugen, erfolgt die Schnittführung in Zickzack-Linien (sogenannte Z-Plastik).
  2. Bei den Exzisionsverfahren werden Teile oder auch die ganze bindegewebige Platte der Handfläche entfernt.
    Eine Möglichkeit darunter ist die Dermofasziektomie. Dabei werden das befallene Areal der Bindegewebsplatte sowie die darüber liegende verkürzte Haut entfernt. Da es dadurch zu einem großen Gewebsdefekt in der Handinnenfläche kommt, wird dort im Anschluss ein Hauttransplantat eingesetzt.
    Das am häufigsten angewandte Verfahren ist die partielle Aponeurektomie. Dabei wird das gesamte befallene Gewebe an Hohlhand und Fingern entfernt.
    Bei der partiellen Fasziektomie werden hingegen lediglich Teile der verhärteten Aponeurose heraus operiert. Dabei kommt es im weiteren Krankheitsverlauf häufiger zu Rezidiven, als wenn die gesamte Faszie entfernt wurde.
    Das radikalste Verfahren ist die komplette Aponeurektomie. Dabei wird sowohl befallenes als auch nicht befallenes Fasziengewebe an Hohlhand und Fingern entfernt. Dies soll postoperativ das Rezidivrisiko senken. Lange Zeit galt diese Methode als Verfahren der Wahl, sie wird heute jedoch nur noch bei starker Ausprägung der Erkrankung bevorzugt. Durch die Radikalität des Eingriffs kommt es häufiger zu Komplikationen, die bei der partiellen Aponeurektomie deutlich seltener beobachtet werden.

Je nach Schweregrad der Erkrankung müssen auch die Fingergelenke operativ versorgt und dortige Kontrakturen gelöst werden. Besonders wichtig ist die postoperative Nachbehandlung, die einen großen Einfluss auf den langfristigen Therapieerfolg hat.
Sie setzt sich aus Ruhigstellung der Hand sowie gezielten physiotherapeutischen Übungen zusammen und sollte etwa drei bis fünf Tage nach der Operation begonnen werden. Durch die Übungen wird die Flexibilität und Beweglichkeit der Hand wiederhergestellt und erneuten Narbenkontrakturen vorgebeugt. Auch die anschließende Narbenpflege ist wichtig, damit die Narben geschmeidig bleiben und nicht zu neuerlichen Verhärtungen führen.
Allerdings garantiert eine Operation nicht immer eine Beschwerdefreiheit. Selbst bei guter Nachsorge kann es zu einem erneuten Auftreten der Konraktur und Verhärtung kommen.

Umfangreichere Informationen erhalten Sie unter unserem Thema: OP eines Morbus Dupuytren

Dauer der Heilung nach einer OP

Die Dauer der Heilung kann nach der Operation bei Morbus Dupuytren unterschiedlich lange dauern. Ein rascher Beginn mit physiotherapeutischen Übungen wirkt sich positiv auf den Krankheitsverlauf aus und verhilft den Betroffenen die Kraft der Hand schnell zurückzuerlangen.

Die meisten Patienten können nach sechs Wochen wieder zu Arbeit gehen. Nichtsdestotrotz dauert die vollständige Heilung typischerweise ein paar Monate.

Wie lange ist man nach der OP arbeitsunfähig?

Nach einer Operation muss die operierte Hand fünf Tage durch eine Schiene fixiert werden. In dieser Zeit muss die Hand komplett geschont werden, anschließend empfiehlt sich ein früher Beginn mit Physiotherapie.

Es gibt verschiedene Operationsmöglichkeiten und die Heilung kann individuell unterschiedlich lange dauern. Dennoch sind die meisten Patienten etwa sechs Wochen nach der Operation wieder in der Lage zu arbeiten.

Postoperative Übungen

Um ein bestmögliches Ergebnis zu erreichen, ist es wichtig, nach der Operation des Morbus Dupuytren frühzeitig mit angemessenen physiotherapeutischen Übungen zu beginnen.
Man sollte mit dem behandelnden Arzt besprechen, was für Übungen dieser empfiehlt und einen gemeinsamen Plan entwerfen.Sowohl nach einer Operation beim Morbus Dupuytren als auch als konservative Therapiemethode sind verschiedene Übungen für die Hand wichtig, um die Beweglichkeit zu verbessern.

Zunächst sollte man die Hände aufwärmen, zum Beispiel in dem man die Hände aneinander reibt.
Da es beim Morbus Dupuytren zu Kontrakturen der Handfläche und der Finger kommt, stehen insbesondere Streckübungen im Vordergrund. Eine Möglichkeit ist es, wenn die Hand locker liegt, jeden Finger einzeln möglichst gerade auszustrecken und in dieser Position für etwa 30 Sekunden zu halten. Dies sollte mit jedem Finger mehrmals wiederholt werden.
Um die Schwierigkeit etwas zu erhöhen, kann dabei auch mit der anderen Hand leichter Gegendruck auf den gestreckten Finger ausgeübt werden, sodass die Muskeln mehr arbeiten müssen, um den Finger ausgestreckt zu halten. Auch diese Spannung sollte für etwa 30 Sekunden aufrechterhalten werden, bevor zum nächsten Finger gewechselt wird.

Eine gute Übung ist auch das Formen einer Faust mit anschließender Streckung der Hand. Dieser Bewegungsablauf sollte ebenfalls mehrmals wiederholt werden. Um die Feinmotorik zu fördern, bietet es sich an, mit jedem Finger nacheinander die Kuppe des Daumens zu berühren und den Finger danach so gut es geht auszustrecken. Auch hier sollten mehrere Durchgänge hintereinander durchgeführt werden. Zur Kräftigung der Handmuskulatur eignen sich zudem kleine Übungsbälle, die mit der Hand zusammen gedrückt werden können. Zwischen den Übungen kann es wohltuend sein, die Hände ordentlich auszuschütteln.
Eine weitere mögliche Übung ist ein Kreisen der Finger. Man legt die Handflächen aneinander, sodass sich die Fingerkuppen berühren und lässt ein oder mehrere Fingerpärchen abwechselnd kreisen.

Ein wichtiger Aspekt in dieser Selbstbehandlung des Morbus Dupuytren nach der Operation ist die regelmäßige Dehnung der Finger. Vor und nach den Übungen kann man die Finger und Handinnenfläche gezielt dehnen und die Dehnung für ein paar Atemzüge halten.

Man sollte beachten, dass man nicht nur die mit der betroffenen Hand die Übungen durchführen soll, sondern beide Hände beachtet werden müssen. Je nach Schwere der Erkrankung, kann aus unterschiedlichen Übungen eine passende ausgesucht werden.

Erfahren Sie hier mehr zum Thema: Übungen bei Morbus Dupuytren

Zusammenfassung

Der Morbus Dupuytren ist eine gutartige Veränderung der Strecksehnen der Handinnenfläche. Betroffen sind meist Kleinfinger und Ringfinger, in der Regel an beiden Händen. Durch eine verstärkte Bildung von kollagenem Bindegewebe im Bereich der Palmaraponeurose bilden sich Knoten und Stränge. Diese Stränge wachsen mit den Sehnen der Handinnenfläche zusammen und schränken so die Funktion der Hand deutlich ein.
Bis zur maximalen Ausprägung der Beugekontraktur nimmt die Krankheit einen jahrelangen Verlauf ein. In Abhängigkeit vom Ausmaß des entstandenen Streckdefizits wird die Erkrankung nach Tubania in verschiedene Stadien gegliedert. In Abhängigkeit von diesen Stadien fällt die Therapieentscheidung etwas leichter.
Leider sind die üblichen krankengymnastischen Therapien zwecklos, sodass neben der Bestrahlung in frühen Stadien im Moment nur die Operation als weitere Therapiemöglichkeit besteht. Die Operation kann entweder im Rahmen einer offenen Fasziotomie oder mittels der minimalinvasiven Nadelfasziotomie erfolgen. Weitere therapeutische Möglichkeiten, wie der Einsatz verschiedener Enzyme, werden getestet.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 17.05.2007 - Letzte Änderung: 30.03.2024