Ein Karpaltunnelsyndrom ist eine Erkrankung, bei der es aufgrund verschiedener Ursachen zu einer Einklemmung des Nervus medianus im Karpaltunnel kommt. Durch die Einklemmung kann es zu einer Nervenschädigung mit Schmerzen und Sensibilitätsstörungen kommen. Es gibt verschiedene Ursachen für ein Karpaltunnelsyndrom. In den meisten Fällen bleibt die Ursache jedoch ungeklärt.
Bei einem Karpaltunnelsyndrom kann es aufgrund verschiedener Ursachen zu einer Schädigung des Nervus medianus kommen. Dieser Nerv zieht mitten durch den Karpaltunnel hindurch, wobei der Karpaltunnel zusätzlich von mehreren Muskeln, beziehungsweise deren Sehnen durchzogen wird.
Es handelt sich also um eine Engpassage, in der der Nerv eingeklemmt werden kann. Diese Einklemmung und die damit verbundenen Schmerzen und Sensibilitätsstörungen im Bereich der Hand werden als Karpaltunnelsyndrom bezeichnet.
An dieser Stelle werden die Ursachen und das Krankheitsentstehen (Pathogenese) für das Karpaltunnelsyndrom dargestellt.
Obwohl es sehr viele bekannte Ursachen für das Karpaltunnelsyndrom gibt, bleibt die Ursache für seine Entstehung im Einzelfall häufig unbekannt (über 50%). In der Mediziner-Fachsprache spricht man dann von einer idiopatischen Ursache, da man nicht weiß, woher die plötzlichen Sensibilitätsstörungen im Bereich der Hand kommen, beziehungsweise man ist sich im Unklaren darüber, warum der Nerv plötzlich im Bereich des Karpaltunnels eingeengt wird.
Daran ändert auch die direkte Betrachtung des Handwurzeltunnels während einer Operation nichts. Ganz allgemein gesagt ist die Ursache des Karpaltunnelsyndroms entweder eine Einengung des Medianusnervs im Handwurzeltunnel von außen oder, was häufiger der Fall ist, eine Bedrängung des Nervs durch die Strukturen, die mit dem Nerven durch den Handwurzeltunnel ziehen.
Im Rahmen von entzündlichen Prozessen kann es zu einer Flüssigkeitsansammlung im Handwurzeltunnel kommen.
Häufiger ist auch eine Sehnenscheidenentzündung (Synovialitis) der Handgelenksbeugesehnen ursächlich. Im Normalfall ist jeder Muskel von einer Sehnenscheide umgeben, damit keine Reibung zwischen den einzelnen Sehnen entsteht. Kommt es jedoch zu einer starken mechanischen Beanspruchung dieser Sehnenscheiden, so kann es sein dass diese sich entzünden. Vor allem Musiker leiden häufig an Sehnenscheidenentzündungen, aber auch Sportler, hierbei kennen vor allem Handball- oder Basketballspieler das Problem.
Durch die Entzündung der Sehnenscheiden kommt es dazu, dass diese anschwellen. Da der Karpaltunnel jedoch sehr eng gebaut ist, kommt es zu einem enormen Druck im Bereich des Karpaltunnels. Dieser Druck überträgt sich auf den dort verlaufenden Nervus medianus. Er wird durch das Anschwellen der Sehnenscheiden immer mehr eingeengt und führt dann zu den klassischen Symptomen eines Karpaltunnelsyndroms.
Auch bei Patienten mit einer rheumatischen Erkrankung kann es gehäuft zu einem Karpaltunnelsyndrom kommen da sich die Entzündung der Gelenke ausbreiten kann und somit zu einer Schwellung und Enge im Bereich des Karpaltunnels führt, was dann wiederum den Nervus medianus einengt. Besonders wichtig in diesem Zusammenhang ist Rheuma.
Eine Ursache für ein Karpaltunnelsyndrom kann eine anatomische Engstelle im Bereich des Karpaltunnels sein. Bei einigen Patienten bildet sich der Karpaltunnel beispielsweise während des Knochenwachstums zu eng aus, was dann zu einer Einengung des Nerven führt, umgangssprachlich spricht man deshalb häufig auch von einem Engpasssyndrom wenn man das Karpaltunnelsyndrom beschreibt. Ist diese Einengung durch eine anatomische Begebenheit bestimmt, so fällt dies dem Patienten meist in der frühen Jugend auf wenn Knochen und Sehnen vermehrt wachsen.
Ein Verschleiß im Bereich der Handwurzelknochen (Arthrose) oder auch Knochentumore können ebenfalls zu einer knöchernen Einengung des Handwurzeltunnels führen.
Handwurzelnahe Brüche können durch eine verbleibende Fehlstellung nach ihrem knöchernen Umbau den Medianusnerven von außen bedrängen und einengen.
Es kann jedoch auch bei korrekter Heilung zu einer Einengung des Karpaltunnels kommen, da Brüche mit in der Regel mit einer Entzündung einhergehen und diese wiederum zu einer Schwellung führt.
Auch Überbelastungen beispielsweise im Rahmen von Sport können zu einer Volumenzunahme und Bedrängung des Medianusnerven führen.
Es gibt verschiedene hormonelle Ursachen, die zur Ausbildung eines Karpaltunnelsyndroms führen. Typischerweise besteht dann eine Überempfindlichkeit des Medianusnerven auf Druckbelastungen.
Da die Beschwerden des Karpaltunnelsyndroms besonders häufig bei Frauen auftreten, welche sich in ihren Wechseljahren (Menopause) befinden, geht man davon aus, dass es durch Wassereinlagerungen und Anschwellungen im Bereich des Karpaltunnels zu einer Einengung des Nerven kommt. Die Menopause der Frau kann zwar nicht direkt als Ursache für ein Karpaltunnelsyndrom gesehen werden, dennoch scheint es einen gewissen Zusammenhang zu geben.
Durch Gewebeschwellungen kann es auch zu einem Karpaltunnelsyndrom in der Schwangerschaft kommen, wobei dieses nach der Schwangerschaft wieder verschwinden sollte.
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Es gibt noch weitere Ursachen, welche vermutet werden mit dem Karpaltunnelsyndrom im Zusammenhang zu stehen, wobei es jedoch nicht ganz klar ist, ob die Erkrankung wirklich ausschlaggebend für die Beschwerden ist. Zum einen vermutet man, dass es durch eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) zu einem Karpaltunnelsyndrom kommen kann, auch hier sind vermutlich Schwellungen im Bereich des Karpaltunnels schuld an der Einengung. Außerdem wird ein Zusammenhang des Syndroms mit einer Schilddrüsenüberfunktion vermutet.
Eine Zuckererkrankung (Diabetes mellitus) und andere Stoffwechselerkrankungen, die seltener auftreten, wie z.B. die Amyloidose, Mukopolysacharidose, Chondrokalzinose oder Gicht können ebenfalls zu einer Enge im Handwurzeltunnel führen.
Bei Diabetikern wird eine erhöhte Druckempfindlichkeit des Medianusnerven im Rahmen der Polyneuropathie (zuckerbedingte allgemeine Nervenschädigung) als Auslöser des Karpaltunnelsyndroms vermutet. Andere Hypothesen gehen davon aus, dass die verschlechterte Durchblutung bei Diabetikern ursächlich für die Schwellungen im Bereich des Karpaltunnels und somit für die Beschwerden verantwortlich ist.
Schleimhautaussackungen, die als Ganglion bezeichnet werden, können ebenfalls zu einem Karpaltunnelsyndrom führen.
Der schädigende Einfluss, egal welcher Art, führt zu einer Druckschädigung der Nervenfasern des Medianusnerven.
Fast immer handelt es sich dabei um eine reversible (umkehrbare) Schädigung. Das bedeutet, der Medianusnerv hat die Fähigkeit zur vollständigen Erholung, sobald die Druckschädigung beendet ist. Diese Schädigungsform eines Nerven wird in der Medizin als Neurapraxie bezeichnet.
Bei zu langer Schädigungsdauer muss jedoch mit bleibenden Funktionseinbußen des Medianusnerven gerechnet werden. In einem solchen Fall können die Gefühlsstörungen auch nach einer erfolgreichen Operation bestehen bleiben und auch verloren gegangene Muskulatur baut sich nicht mehr auf.
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Der Ablauf des Schädigungsgrades wird so erklärt:
Zunächst führt eine Druckerhöhung im Karpaltunnel zu einer Gefäßdrosselung der den Medianusnerven mit Sauerstoff versorgenden Gefäße. Die Folge der Minderversorgung ist eine wässrige Schwellung des Medianusnerven mit Schädigung der Nervenfasern. Hält die Druckschädigung an, sprossen Bindegewebszellen in den Medianusnerven ein und schädigen ihn durch den Gewebsumbau dauerhaft. Auf eine Druckschädigung reagiert der Medianusnerv mit einem Funktionsverlust, der sowohl das Gefühlsempfinden als auch seine Steuerungsfunktion der Muskulatur betrifft. Bei einer Schädigung des Medianusnerven im Handwurzeltunnel sind jedoch nur jene Strukturen betroffen, die nach dem Handwurzeltunnel vom Medianusnerven versorgt werden. Eine sozusagen aufsteigende Schädigung (Unterarm/Oberarm) gibt es nicht. Das Schmerzempfinden bei einem Karpaltunnelsyndrom kann jedoch den ganzen Arm betreffen, wenn auch die Hand vorrangig betroffen ist.
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