Der Handgelenksbruch ist der häufigste Bruch des Menschen. Dies kommt vor allem daher, dass man reflexartig versucht Stürze durch die Hände aufzufangen. Der Handgelenksbruch hat insgesamt eine sehr gute Prognose.
Radiusbruch, (distale) Radiusfraktur, Radiusbasisfraktur, Colles-Fraktur, Smith-Fraktur
Englisch: fracture of the wrist
Der Handgelenksbruch ist der häufigste Bruch, der beim Menschen vorkommt.
Das kommt daher, dass es in der Regel reflexartig bei vielen zu dem Versuch kommt, Stürze mithilfe der Hände abzufangen, wodurch das Gelenk in Mitleidenschaft gezogen wird.
Als Handgelenksbruch wird umgangssprachlich der Bruch des körperfernen und damit handgelenksnahen Endes der Speiche (einer der Unterarmknochen) bezeichnet.
Mit etwa 20 bis 25% aller Frakturen führt der Handgelenksbruch die Liste der häufigen Bruchverletzungen beim Menschen an.
Er kann prinzipiell in jedem Alter auftreten, kommt aber gehäuft bei Jugendlichen zwischen 14 und 18 (hier vor allem aufgrund von risikoreichem Verhalten mit Sturzfolge) und älteren Menschen ab 60 vor (hier besonders als Resultat einer Osteoporose).
Normalerweise liegt die Ursache einer Radiusfraktur (Handgelenksbruch) in einem Sturz begründet. Wenn man fällt, versucht man, sich abzustützen und übt damit eine massive Kraft auf das Handgelenk aus, welches dieser häufig nicht gewachsen ist – es kommt also zum Bruch.
In der Regel geschieht dies bei ausgestrecktem Handgelenk, die Radiusfraktur wird in diesem Falle als Colles-Fraktur bezeichnet. Bei dem selteneren Fall eines gebeugten Handgelenks beim Unfall spricht man von einer Smith-Fraktur. Die Gründe für den Sturz können sehr vielfältig sein.
Bei jüngeren Leuten sind es häufig Sportverletzungen, zum Beispiel beim Fußball, Handball, Skateboarden oder Snowboarden, die zu unglücklichen Stürzen führen.
Bei den Älteren hingegen sind Stürze häufig durch Gangunsicherheit und Stolpern herbeigeführt und die Knochen, die durch Osteoporose meistens bereits vorgeschädigt sind, haben ein erhöhtes Risiko, auch schon bei kleineren Verletzungen erheblichen Schaden zu nehmen.
Handgelenksbruch
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Typischerweise geht ein Handgelenksbruch direkt mit Schmerzen einher, welche sich bei Druck und Bewegung verstärken.
Auch eine Schwellung des Gelenkes entsteht meist recht rasch nach dem Unfall. Oft findet man außerdem eine Fehlstellung des Handgelenks.
Diese kommt dadurch zustande, dass sich der Bruch in Richtung Handrücken und Speiche verschiebt, es kommt zum klassischen Bild der Bajonettstellung.
Da die Beweglichkeit in Folge der Schmerzen und der Schwellung eingeschränkt ist, trägt der Patient die Hand meistens in einer typischen Schonhaltung, um das Gelenk zu entlasten.
Wenn die Hand doch bewegt wird, kann es durch Knochenteile, die aneinander reiben zu sogenannten „Krepitationen“ kommen, einem Knistergeräusch.
Tritt dieses zusammen mit einer Fehlstellung auf, kann ein Handgelenksbruch als sicher gelten. In manchen Fällen kommt es darüber hinaus zu einem Kribbeln oder einer ähnlichen Gefühlsstörung im Bereich der Finger, was darauf schließen lässt, dass durch den Bruch auch Nerven gereizt oder geschädigt wurden.
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Die Diagnose eines Handgelenkbruches kann im Regelfall allein durch die Anamnese (also die Befragung des Patienten) und das klinische Bild inklusive einer körperlichen Untersuchung gestellt werden.
Kommt ein Patient nach einem Sturz mit geschwollenem, schmerzendem Handgelenk, das zudem Krepitationen und die typische Fehlstellung aufweist, ist die Diagnose Handgelenksbruch praktisch schon gesichert.
Bei der körperlichen Untersuchung können außerdem noch die Beweglichkeit, die Durchblutung und das Gefühl im Handgelenk überprüft werden.
Um sich der Verdachtsdiagnose zu vergewissern oder auch um genauere Informationen zu erlangen (zum Beispiel wo genau im Knochen der Bruch ist oder ob sich Knochenteile gelöst und / oder verschoben haben), kann der Arzt zusätzlich ein Röntgenbild anfordern. Dieses wird normalerweise in 2 Ebenen angefertigt, also einmal von vorne und einmal von der Seite, um auf alle Knochen des Handgelenks eine gute Sicht zu haben.
Das ist vor allem hilfreich, um sich im Anschluss für eine angemessene Therapie entscheiden zu können. Seltener kommt eine Computertomographie (CT) zur Diagnose des Handgelenksbruchs zum Einsatz, zum Beispiel, wenn die Informationen durch das Röntgenbild nicht genau genug sind.
Zur Therapie eines Handgelenksbruches stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung, die je nach Fall bevorzugt eingesetzt werden.
Prinzipiell entscheidet man zwischen konservativen (also nicht-operativen) und operativen Therapien.
Beide Formen der Therapie zielen darauf ab, die ursprüngliche Form des Gelenks vollständig wiederherzustellen, was bedeutet, dass die Achsen und Längen der Knochen wieder normal sein sollten, sodass die Funktionsfähigkeit des Handgelenks wieder komplett gewährleistet wird.
Bei einem einfachen Handgelenksbruch, der nicht verschoben ist, besteht die Behandlung ganz einfach im Anlegen eines Gipsverbandes, der in der Regel für 6 Wochen getragen werden muss.
Durch die Ruhigstellung des Armes können die Knochenstücke wieder korrekt zusammenwachsen. Dabei ist es allerdings von Bedeutung, regelmäßige Röntgen-Kontrollen anfertigen zu lassen, um nachzusehen, ob sich nicht nachträglich noch eine Verschiebung der Knochen gebildet hat, um diese frühzeitig zu erkennen und dann adäquat therapieren zu können.
Ist der Handgelenksbruch hingegen verschoben (disloziert), so muss vor Anlage des Gipsverbandes ein Einrichten (Reposition) erfolgen. Hierzu wird zunächst die Bruchstelle betäubt, indem ein Lokalanästhetikum in den Bruchspalt gespritzt wird. Anschließend werden die Knochen durch gleichzeitigen Zug an Oberarm und Fingern wieder in die korrekte Lage gebracht. Dieser Vorgang sollte stets unter Röntgenkontrolle durchgeführt werden.
Ist die Dislokation gravierender, der Bruch aber trotzdem stabil, so kann eine geschlossene Reposition erfolgen. Darunter versteht man das Einsetzen von Drähten, die den Bruch während des Heilungsprozesses stabilisieren sollen. Dieser Eingriff kann ambulant vorgenommen werden, allerdings muss im Anschluss daran dennoch ein Gips für 6 Wochen getragen werden.
Bei einem instabilen Handgelenksbruch (ein Bruch gilt als instabil, wenn er mindestens drei der folgenden Kriterien aufweist: Trümmerbruch, Beteiligung der Gelenkfläche, Dislokationen, Beteiligung des Handgelenks, Patient älter als 60) wird eine offene Operation vorgezogen. Hier erfolgt die Stabilisierung mithilfe von Platten, die normalerweise auf der Beugeseite eingesetzt werden, da sie hier zu weniger Komplikationen führen. Diese Platten können für den Rest des Lebens im Körper verbleiben. Diese Art der Operation ist zwar invasiver und kann nicht ambulant durchgeführt werden, hat aber den Vorteil, dass Patienten keinen Gips tragen müssen und ihr Handgelenk praktisch direkt wieder voll belasten können.
Zu einer operativen Behandlung des Handgelenkbruches entscheidet sich der behandelnde Arzt immer dann,
Genauso kann aber auch eine operative Therapie der konservativen vorgezogen werden, wenn eine längere Ruhigstellung eingeschränkt durchführbar ist (z. B. bei älteren, multimorbiden Patienten) oder möglichst schnell wieder hohe Belastungen möglich sein sollen (z. B. bei Leistungssportlern).
Ziel der operativen Bruchversorgung ist es, die einzelnen Bruchstücke in eine optimale Stellung zu bringen, sodass sie wieder folgenlos miteinander verwachsen können. Wichtig dabei ist, dass die ursprünglichen Längenverhältnisse und Winkel der Handgelenksknochen wiederhergestellt werden.
Je nach Art der Speichenfraktur, gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen bei der operativen Behandlung des Bruches.
Allen gemeinsam ist, dass der Eingriff unter Vollnarkose oder aber örtlicher Betäubung (Regionalanästhesie/Plexusanästhesie; hierbei wird nur der betroffene Arm betäubt) durchgeführt wird und der Operateur zunächst die gebrochenen Knochenstücke wieder in die richtige Stellung zurückpositioniert (manuelle Reposition), bevor er sie danach in dieser Position fixiert. Wie letztendlich der Speichenbruch fixiert wird, hängt entscheidend von der Art des Handgelenksbuches ab.
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Egal, ob die Handgelenksfraktur operativ versorgt werden musste oder von Anfang an konservativ – mit oder ohne Reposition der Bruchstücke – behandelt wurde, kommt es meist (außer bei einer operativen Plattenosteosynthese) zu einer Gipsanlage an den Unterarm für 4-6 Wochen (nach einer operativen Behandlung kann die Dauer der Ruhigstellung auch kürzer sein).
Zu einer regelrechten Nachsorge gehören:
Genauso muss bei allen Gipswechseln auf die Intaktheit der Haut bzw. auf eine reibungslose Wundheilung (bei z. B. Operationswunden) kontrolliert werden. Eventuelles Nahtmaterial sollte nach 10-14 Tagen entfernt werden. Im Anschluss an die Ruhigstellung, ist in der Regel eine ambulante physiotherapeutische Behandlung indiziert, um möglichst schnell wieder die volle Funktions- und Belastungsfähigkeit in dem betroffenen Handgelenk herzustellen.
Mit der richtigen Therapie zeigt der Handgelenksbruch eine sehr gute Prognose. Die gefürchtete dauerhafte Fehlstellung des Handgelenks infolge eines Bruches kann eigentlich so gut wie immer unterbunden werden, wenn in Hochrisiko-Fällen eine Operation erfolgt und wenn jegliche Behandlung mit regelmäßigen Röntgen-Kontrollen einhergeht.
Ansonsten geht eine Radiusfraktur mit wenigen Komplikationen einher. Wie nach jeder Fraktur ist das Risiko im betroffenen Gelenk eine Arthrose auszubilden, erhöht. Außerdem kann es in seltenen Fällen zu einem Schmerzsyndrom wie dem Morbus Sudeck kommen.
Bei einem kompletten Bruch eines Knochens – auch Knochenfraktur genannt – kommt es in der Regel zur vollständigen Durchtrennung der Knochenstruktur in zwei oder mehr Bruchstücke. Ist der Knochen nur unvollständig Unterbrochen, spricht man von einer Knochenfissur. Ein Handgelenksbruch kann – wie jeder Knochenbruch eines beliebigen Knochens – auf zwei unterschiedliche Arten heilen. Man unterscheidet eine direkte (primäre) von einer indirekten (sekundären) Bruchheilung.
Während der Ruhigstellung mittels einer Schiene oder eines Gipses, läuft die Knochenheilung in mehreren Phasen ab, die nach der Frakturphase, in der es zu Blutaustritt aus den Buchenden in den Bruchspalt kommt, mit einer Entzündungsreaktion beginnt.
Hierbei kommt es zur Aktivierung von Entzündungszellen, die in das geronnene Blut im Bruchspalt einwandern und dort befindliche Zellen zur Knochenneubildung aktivieren. In der darauffolgenden Granulationsphase wird dann das geronnene Blut in Bindegewebe umgewandelt (Granulationsgewebe, weicher Kallus), in welches nach und nach neue Blutgefäße einwachsen. Knochenabbauende Zellen entfernen kaputte und schlecht durchblutete Knochenanteile an den Bruchenden, knochenaufbauende Zellen ersetzen diese durch neue Knochensubstanz.
Bis es soweit ist, sind jedoch mindestens 4-6 Wochen vergangen, allerdings gilt der gebrochene Knochen bzw. der Handgelenksbruch ab jetzt wieder als belastbar. In der darauffolgenden Phase der Kallushärtung kommt es mit der Zeit zum Einbau von Mineralstoffen in den neugebildeten Knochen, sodass dieser wieder seine ursprüngliche Festigkeit erhält.
Vollständig mineralisiert ist die Bruchstelle allerdings erst nach 3-4 Monaten. Mit der Zeit wird die neugebildete Knochensubstanz des ausgehärteten Kallus jedoch noch weiter umgebaut (Remodeling), bis sie schließlich nach 6-24 Monaten wieder vollständig in Richtung der Hauptspannung im Knochen ausgerichtet ist und dem ursprünglichen Knochen entspricht.
Die Dauer einer vollständigen Heilung von einem Handgelenksbruch hängt zum einen von der Schwere des Bruches und dem Heilungsverlauf ab, zum anderen aber auch vom Alter des Patienten und der Art der Bruchversorgung.
In der Regel können operativ versorgte Handgelenksbrüche früher wieder belastet werden, als konservativ therapierte. Dies liegt daran, dass die Bruchenden durch das operative Einsetzen von Schrauben und Platten wieder in unmittelbaren Kontakt zueinander gebracht werden und es somit zu einer direkten Knochenheilung kommt und das Handgelenk bereits nach 3-4 Wochen wieder Belastungen ausgesetzt werden kann.
Rein konservativ – mit einem Gips – versorgte Handgelenksbrüche benötigen hingegen in der Regel eine Heilungsdauer von 4-6 Wochen, bis dass es zu ersten Mobilisationsübungen und leichten Belastungen kommen sollte. Von einer vollständigen Ausheilung des Bruches mit uneingeschränkter Belastbarkeit spricht man letztlich nach einer Zeit von 8-12 Wochen.
Vorbeugen kann man einem Handgelenksbruch nur bedingt.
Risikoreiche Sportarten sollten möglichst unterlassen werden.
In manchen Bereichen kann man lernen, „richtig“ hinzufallen, ohne sich eben beim Sturz zusätzlich zu verletzen. Da das Abfangen des Falls mit der Hand allerdings häufig eine Reflexhandlung ist, geschieht dies völlig unbewusst und kann nicht verhindert werden.
Alles in allem kann man sagen, dass der Handgelenksbruch zwar eine sehr häufige Unfallfolge ist, die akut zu massiver Funktionseinschränkung und Schmerzen führt, aber aufgrund von modernen Therapietechniken im Regelfall sehr gut behandelbar ist und keine bleibenden Beschwerden mit sich bringt.
Bei den Handgelenksbrüchen von Kindern handelt sich in der Regel – anders als bei Erwachsenen – um sogenannte Grünholzfrakturen.
Diese Frakturart ist dadurch gekennzeichnet, dass nur ein unvollständiger Knochenbruch vorliegt, da lediglich die Knocheninnenstruktur bricht, die äußere, den Knochen umhüllende Knochenhaut (Periost) jedoch intakt bleibt. Diese – auch als Biegungsfraktur bezeichnete – Bruchart tritt vor allem in den langen Röhrenknochen von sich noch im Wachstum befindlichen Kindern auf, da bei ihnen die Knochensubstanz noch nicht endgültig ausgehärtet und somit noch elastisch und verformbar ist.
Durch die bei einem Handgelenksbruch einwirkenden Kräfte kommt es dann dazu, dass die Knochenrinde an der einen Seite des Knochens bricht, an der anderen hingegen nur durch Verformung nachgibt und deformiert wird.
Durch die stets intakt bleibende Knochenhaut wird eine Verschiebung der gebrochenen Knochenteile verhindert und ermöglicht somit in den meisten Fällen eine konservative Therapie. Dabei reicht es meist aus, wenn der Unterarm des Kindes mit einer Gipsschiene ruhiggestellt wird und der Bruch in Ruhe folgenlos ausheilen kann. Bestehen jedoch im Rahmen der Grünholzfraktur Knochenverbiegungen über 20°, so kann es allerdings auch möglich sein, dass der Speichenknochen in einer Narkose wieder eingerichtet oder sogar operativ begradigt werden muss.
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