Ein Karpaltunnelsyndrom wird für gewöhnlich über spezifische klinische Untersuchungen und die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (Elektroneurographie) diagnostiziert, doch auch eine Ultraschalluntersuchung des Handgelenkes kann Klarheit bringen. In seltenen Fällen werden auch Röntgenaufnahmen angefertigt.
Das Karpaltunnelsyndrom wird durch eine chronische Kompression des Mittelarmnerven (Nervus medianus) hervorgerufen und äußert sich schon früh durch nächtliche Schmerzen in Zeige- und Mittelfinger, wie auch im Daumen. Im Verlauf kommt es zum Schwinden (Atrophie) der Muskulatur des Daumenballens.
Lesen Sie mehr zum Thema: Symptome beim Karpaltunnelsyndrom
Die Erkrankung kommt häufiger bei Frauen vor und der Häufigkeitsgipfel der Erstdiagnose liegt im mittleren Lebensalter.
Nicht in jedem Fall ist eine auslösende Ursache für die Entstehung eines Karpaltunnelsyndroms auszumachen, doch gelten Überlastung und chronische Sehnenscheidenentzündung bei rheumatoider Arthritis als begünstigende Faktoren.
Wenn Sie mehr über die Ursachen wissen wollen, lesen Sie: Ursachen eines Karpaltunnelsyndroms
Auch bei krankhafter Vergrößerung der Körperglieder (Akromegalie) kann der Mittelarmnerv eingeengt werden.
Einen Anstieg der Neudiagnosen kann man auch bei Frauen in der Schwangerschaft und bei familiär gehäuftem Auftreten des Karpaltunnelsyndroms beobachten.
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Jede ärztliche Diagnostik besteht aus der Krankengeschichte (Anamnese), dem Untersuchungsbefund (Klinik) und aus bildgebenden Verfahren.
Es gibt eine Reihe unterschiedlicher Erkrankungen des Handgelenks sowie andere Nerven-Engpasserkrankungen, die bei der Diagnosestellung in Erwägung gezogen werden müssen. Zusätzlich müssen auch Erkrankungen anderer Gelenke mitbedacht werden.
Schwierig gestaltet sich die Diagnose bei unklarer Befundkonstellation, beispielsweise wenn zwei unterschiedliche Erkrankungen gleichzeitig vorliegen, oder die Erkrankung noch am Anfang steht und die richtungsweisenden Krankheitszeichen fehlen. Dann sind Fehldiagnosen auch bei einem so bekannten Krankheitsbild wie dem Karpaltunnelsyndrom möglich.
Aufgrund der großen Anzahl möglicher Grunderkrankungen sollte sich die körperliche Untersuchung nicht ausschließlich auf die Untersuchung des Handgelenks beschränken. Bei der Erstuntersuchung sollten zum Ausschluss anderer Erkrankungen wenigstens Halswirbelsäule, Schulter und das Ellenbogengelenk ebenfalls untersucht werden, sowie mögliche andere Nervenerkrankungen erfragt werden. Die Untersuchung sollte immer im Vergleich zur anderen "gesunden" Hand erfolgen.
Bei der Betrachtung der Hand sollte auf Narben geachtet werden, da diese ein Hinweis für eine vorangegangene Verletzung oder einen vorangegangen Unfall sein können. Im fortgeschrittenen Stadium lässt sich bereits ein eingefallener Muskelbauch im Bereich des Daumenballens erkennen.
Anschließend kann der Karpaltunnel auf Druckschmerzhaftigkeit überprüft werden.
Im Frühstadium werden vor allem nächtliche, handflächenbetonte Schmerzen und Missempfindungen der ersten drei Finger angegeben, die sich durch Massieren und Schütteln der Hände lindern lassen.
Bei der weiteren Untersuchung wendet der Arzt verschiedene Tests an, mit denen er beim Patienten Beschwerden provozieren kann.
Wenn einer oder auch mehrere dieser klinischen Tests positiv ausfallen, ist das Vorliegen eines Karpaltunnelsyndroms sehr wahrscheinlich.
Bei der weiteren Untersuchung wendet der Arzt verschieden Tests an, mit denen er beim Patienten Beschwerden provozieren kann.
Wenn einer oder auch mehrere dieser klinischen Tests positiv ausfallen, ist das Vorliegen eines Karpaltunnelsyndroms sehr wahrscheinlich.
Um die Verdachtsdiagnose „Karpaltunnelsyndrom“ zu bestätigen, kann noch eine apparative Diagnostik angeschlossen werden.
Vor allem die Elektroneurographie ist hier sehr aussagekräftig, und gilt daher als Diagnosemethode der Wahl.
Hierbei wird der Mittelarmnerv (Nervus medianus) der betroffenen Seite mit einem elektrischen Stimulus am Handgelenk gereizt, und die Zeit bis zu einer muskulären Antwort der durch diesen Nerv versorgten Daumenballenmuskulatur gemessen. Hieraus lässt sich die Nervenleitungsgeschwindikeit ermitteln. Mit Hilfe der Elektroneurographie lassen sich sowohl Ort als auch Grad der Schädigung des Nerven feststellen.
Liegt ein Karpaltunnelsyndrom vor, ist diese Zeitspanne erhöht.
Damit der Test vergleichbare Werte liefert, wird immer an beiden Armen gemessen.
Zusätzlich wird außerdem die Leitgeschwindigkeit des Nervus ulnaris (Ellenbogennerv) bestimmt, um einen individuellen Referenzwert zu haben. So können etwaige Ursachen für falsche Messungen, wie beispielsweise zu kalte Hände, ausgeschlossen werden.
Zusätzlich zur Verzögerung der Muskelreaktion können auch die sensiblen Anteile des Nervus medianus eine verringerte Nervenleitgeschwindigkeit aufweisen.
Um dies zu überprüfen, werden ebenfalls die Messwerte des Nervus medianus und des Nervus ulnaris verglichen.
Bei der Elektromyographie (EMG), der Messung der muskulären Leitfähigkeit der betroffenen Hand, fallen unter anderem krankhafte Spontanaktivitäten der durch den eingeengten Mittelarmnerv versorgten Muskulatur auf.
Durch diese Untersuchungsmethode kann zusätzlich bestimmt werden, ob die Nervenschädigung vorrübergehend oder anhaltend ist.
Wie bei der Elektroneurographie auch, wird auch hier immer im Seitenvergleich gemessen.
Durch die Einengung des Nervus medianus im Karpaltunnel kommt es oft zu einer örtlichen Schwellung des Nerven.
Diese kann in einer Ultraschalluntersuchung nachgewiesen werden, indem der Nervenquerschnitt an verschiedenen Stellen gemessen und verglichen wird. Zudem können Aussackungen der Handgelenkskapsel oder Weichteiltumoren erkannt werden, die ebenfalls zu einer Enge im Karpaltunnel führen können.
Kann so eine eindeutige Einengung nachgewiesen werden, kann auf die Bestimmung der Nervenleitungsgeschwindigkeit (s.o.) auch verzichtet werden.
Zur Diagnose eines Karpaltunnelsyndroms sind Röntgenaufnahmen nicht unbedingt geeignet.
Allerdings können sie hilfreich sein, um andere Erkrankungen nachzuweisen, die oft mit einem Karpaltunnelsyndrom einhergehen (bspw. die Arthrose des Daumensattelgelenkes).
Eine MRT-Untersuchung ist meistens nicht notwendig und gehört nicht zur Routinediagnostik des Karpaltunnelsyndroms.
Nur beim konkreten Verdacht auf ein Tumorleiden im Handgelenk gilt die MRT sie als sinnvoll.
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