Kalte Füße sind in der Regel gesunde (physiologische) Reaktionen des Körpers auf Kälte. Können aber auch Ausdruck von pathologischen Ereignissen sein.

Kalte Füße

Einleitung

Kalte Füße sind in der Regel gesunde (physiologische) Reaktionen des Körpers auf Kälte. Bei einem Absinken der Außentemperatur möchte der Körper seine Körperkerntemperatur aufrechterhalten, um die lebensnotwendigen Körperfunktionen beziehungsweise Organe, wie etwa das Gehirn, das Herz, die Lunge und die Bauchorgane ausreichend mit warmem Blut zu versorgen. Im Rahmen dieser sogenannten Zentralisation des Blutes entzieht der Körper das warme Blut zunächst aus den Fingern und Zehen, den sogenannten Akren. Für einen reibungslosen Transport des Blutes muss der Körper die Blutgefäße an den Akren verengen (Vasokonstriktion). Auf diese Weise sinkt die Blutflussgeschwindigkeit des warmen Blutes und die äußersten Gliedmaßen kühlen ab. Die Folge sind nun kalte Hände und Füße.

Dieses schnelle Abkühlen und Frieren an den Füßen wird durch nasse Haut, schwitzige Füße, sowie enge Schuhe und die dadurch entstehende Verdunstungskälte um ein Vielfaches beschleunigt.

Allerdings können kalte Füße auch Zeichen (Symptom) einiger ernstzunehmenden Erkrankungen sein und sollten bei einer Unverhältnismäßigkeit von Kälte oder Nässe und dem entgegengesetzten Maßnahmen wie dicken Socken und Thermoeinlagen medizinisch abgeklärt werden.

Ursachen

Kalte Füße entstehen beim gesunden Menschen (phyiologischerweise) durch eine Verengung der Blutgefäße in Folge eines Kältereizes von außen. Das wärmende Blut wird nun in die Körpermitte transportiert um dort ein Absinken der Körperkerntemperatur mit samt einer Verlangsamung der überlebenswichtigen Körperfunktionen zu verhindern.

Die Redensart „Kalte Füße bekommen“ befasst sich mit ebendieser Tatsache, dass eine Person vorgibt den kalten, unangenehmen Boden nicht länger aushalten zu können, um sich aus einer ihr unangenehmen Situation zu entfernen. Außerdem werden durch Belastungen und Angst in Folge von ausgeschütteten Stresshormonen die Gefäße der Füße verengt (konstringiert), sodass auch hier die Durchblutung abnimmt und kalte Füße die Folge sind.

Hinter kalten Füßen können auch Erkrankungen, wie etwa Durchblutungsstörungen der Beine oder Füße stehen (periphere arterielle Verschlusskrankheit). Diese Durchblutungsstörungen werden häufig durch Gefäßverkalkungen der Bein- und Fußgefäße (Arteriosklerose) in Folge eines bestehenden Bluthochdruckes (arterieller Hypertonus), sowie durch die Zuckerkrankheit (Diabetes Mellitus) oder Nikotin verursacht und sind, da dies auch an anderen Stellen im Gefäßsystem passiert, auch mit ernsthaften Gefahren wie etwa einen Herzinfarkt (Myokardinfarkt) oder Schlaganfall (Apoplex) vergesellschaftet.

Auch können ein niedriger Blutdruck (Hypotonie), ein Mangel an mit Sauerstoffbeladenen Erythrozyten (Anämie), sowie Herzerkrankungen die Fußdurchblutung beeinträchtigen.

Desweiteren können Hormonstörungen wie etwa die Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), Immunsystemerkankungen oder das sogenannte Raynaud-Syndrom, eine Gefäßerkrankung, die Extremitätendurchblutung einschränken.

Zusätzlich kann bei einem langfristigen und unnatürlichem (pathologischen) Auftreten kalter Füße auch eine Einnahme von gefäßverengenden Medikamenten ursächlich sein.

Kalte Füße Nachts

Kalte Füße können eine häufige Ursache für Einschlafstörungen sein.

Die Körperkerntemperatur, welche normalerweise bei einem Erwachsenen in Ruhe bei etwa 36-37°C liegt, sollte zum optimalen Einschlafen etwa 0,5°C unter dem Wert tagsüber liegen. Um jedoch ein leichtes Abkühlen der Körperkerntemperatur zu ermöglichen, muss das Blut aus dem Körperzentrum in die Peripherie zu den Händen und Füßen gelangen. Allerdings ist dies bei Gefäßverengungen in den äußersten Gliedmaßen wie den Füßen und Zehen nicht möglich und die Wärme kann nicht nach außen abgegeben werden. Das Einschlafen ist nun nur erschwert möglich.

Diagnose

Um herauszufinden, ob hinter den kalten Füßen eine normale (physiologische) Körperreaktion auf einen Kältereiz, Nässe oder zu enge Schuhe oder eine Reaktion mit Krankheitswert besteht, sollte zunächst die Entstehung der kalten Füße selbst beobachtet werden. Hierbei ist es wichtig, herauszufinden, in welchen Situationen die kalten Füße auftreten und ob die Reaktion normal (phyiologisch) ausgeprägt ist. Beispielsweise wären eiskalte Füße während des Tragens von Wollsocken und Thermoeinlagen bei gemäßigtem Klima eine unphysiologische Körperreaktion, der ärztlich nachgegangen werden sollte.

Zudem sollte bei Hautveränderungen, wie etwa Farbveränderungen oder nicht heilenden Wunden sowie bei Schmerzen, Krämpfen oder bei hohem Fieber ein Arzt aufgesucht werden.

Der Arzt kann nun, nach einer ausführlichen Befragung über die Beschwerden, sowie möglicherweise bestehende Vorerkrankungen und die Einnahme von gefäßverengenden Medikamenten des Patienten (Anamnese), die sogenannte Rekapillarisierungszeit messen. Hierbei wird der Fingernagel oder Fußnagel des Patienten leicht gedrückt, sodass die Durchblutung gestoppt wird und die entsprechende Stelle blass wird. Anschließend wird der Druck gelöst und die Zeit bis zum rosig werden ermittelt, welche physiologischer Weise 2 Sekunden nicht übersteigen sollte.

Desweiteren kann die Fußdurchblutung durch das Ertasten (Palpieren) der Fußpulse sowie der Pulse im Knie- und Hüftbereich (Stärke, Charakter, Regelmäßigkeit) leicht überprüft werden.

Anhand des Knöchel-Arm-Index (ABI) kann mit Hilfe einer sogenannten Doppler-Ultraschall und einer Blutdruckmessung die Schwere einer möglicherweise bestehenden arteriellen Gefäßverschlusskrankheit (PAVK) ermittelt werden.

Desweiteren ist die generelle Blutdruckmessung ein wichtiges diagnostisches Kriterium, um einen niedrigen Blutdruck (Hypotonie) zu erfassen.

Zudem spielen hormonelle Untersuchungen, zum Beispiel die Erhebung der Schildrüsenwerte, eine entscheidende Rolle in der Ursachenfindung für das langfristige und unverhältnismäßig starke Bestehen von kalten Füßen.

Kalte Füße bei Babys

Durch die verhältnismäßig große Körperoberfläche im Bezug auf das Körpergewicht kommt es bei Babys häufig zu einer schnelleren Abkühlung und Unterkühlung als beim Erwachsenen. Um die lebenswichtigen Organe ausreichend und effizient zu versorgen, wird die Durchblutung der äußersten Gliedmaßen verringert, mit folgender Abkühlung der Extremitäten. Desweiteren müssen sich Babys zunächst an die kälteren Temperaturen außerhalb des Mutterleibes gewöhnen.

Kalte Füße bei Frauen

Die Ursache für häufigeres Frieren und das Entstehen kalter Füße bei Frauen liegt darin, dass Frauen im Vergleich zu Männern im Durchschnitt einen deutlich geringeren Anteil an Muskelmasse besitzen. Muskeln führen durch ihre Bewegung zum Entstehen von Wärme. Da nun die lebenswichtigen Körperorgane bestmöglich mit warmem Blut versorgt und die Körperkerntemperatur von 36-37°C aufrechterhalten werden sollte, werden die peripheren Gefäße verengt und es kommt zur Entstehung kalter Hände, Füße, Ohren und der Nase.

Symptome und Komplikationen

In der Regel sollten kalte Füße keine Schmerzen bereiten, sondern nur als etwas Unangenehmes wahrgenommen werden.

Kalte Füße, die von Schmerzen begleitet werden, haben häufig einen Krankheitswert und sollten daher abgeklärt werden.

Sollte es sehr plötzlich zu kalten Füßen, sowie blauen oder weißen Verfärbungen, Schmerzen oder Schwellung kommen, ist es ratsam, möglichst schnell einen Arzt oder eine Klinik aufzusuchen, da es sich möglicherweise um einen Verschluss eines Beingefäßes durch ein Blutgerinnsel (Thrombose) handeln kann, der rasch therapiert werden muss, um schwere Komplikationen zu verhindern.

Fieber

Bei einem Fieber (Pyrexie), welches eine Körperreaktion auf viele verschiedene Ursachen darstellt, kommt es zu einer Erhöhung der Körperkerntemperatur. Diese Erhöhung entsteht durch eine Anpassung an die heraufgesetzte Sollwert-Temperatur. Dieser körpereigene Regulationsmechanismus wird durch den Hypothalamus, einem Teil des Gehirns, bewerkstelligt. Eine erhöhte Körpertemperatur steigert die Aktivität der Immunzellen.

Kalte Füße entstehen bei Fieber durch eine Zentralisation des Blutes, die in Folge zu der gewünschten Anpassung der Körpertemperatur an die Sollwert-Temperatur führt.

Der Körper versucht hier, seine Gesamttemperatur zu erhöhen, in dem er die Gefäße der Hände und Füße verengt (periphere Vasokonstriktion) und hier einen Wärmeverlust an die Umgebung reduziert.

In einer Fiebersituation sind daher kalte Füße und Hände häufig ein Anzeichen für einen weiteren Fieberanstieg.

Blasenentzündung

Das Entstehen von Blasenentzündungen (Harnwegsinfekte) kann durch kalte Füße begünstigt werden. Die Ursache hierfür liegt an der allgemeinen Unterkühlung/ Kälte, die durch kalte Füße hervorgerufen werden kann. Der Körper muss nun mehr arbeiten, um eine gute Organdurchblutung zu gewährleisten.

Desweiteren kommt es zu einer Verengung der peripheren Blutgefäße sowie zu einer Verlangsamung des Stoffwechsels bei Kälte. Die Folge ist eine ineffektivere Arbeit der körpereigenen Abwehrzellen gegen Keime wie Bakterien, Viren oder Pilze. Diese Keime können sich besser im Organismus ausbreiten und letztendlich durch eine schlechtere Blasendurchblutung auch zu einer Blasenentzündung führen.

Lesen Sie hierzu auch: Blasenentzündung durch kalte Füße

Therapie

Die Behandlung einer möglicherweise bestehenden Grunderkrankung (z.B.Diabetes Mellitus, PAVK, Raynaud-Syndrom, Hypotonie) spielt eine wichtige Rolle bei der Therapie der kalten Füße. Häufig kann durch geeignete Therapiemaßnahmen sowie das Einstellen des Rauchens eine Durchblutungsstörung soweit verbessert werden, dass kalte Füße der Vergangenheit angehören.

Es empfiehlt sich, ganz gleich, ob den kalten Füßen eine Erkrankung zu Grunde liegt oder nicht, bei kalten Temperaturen warme Socken sowie feste Schuhe zu tragen. Auch sollten nasse und schwitzige Füße vermieden werden, in dem die Füße gut abgetrocknet und verschwitzte, nasse Socken schnellstmöglich gewechselt werden sollten.

Warme Fußbäder können den ganzen Körper aufwärmen und erweitern durch die hohen Temperaturen die Fußgefäße, sodass viel Blut durch die Füße strömen kann und so somit erwärmt.

Prophylaxe

Zur Vorbeugung von kalten Füßen empfiehlt sich ein gutes Blutgefäßsystemtraining zu betreiben. Hierzu zählen Wechselbäder sowie regelmäßige Saunagänge. Zudem sollten die Füße und Zehen häufig bewegt und eventuell massiert werden, um die Durchblutung anzukurbeln.

Desweiteren sollten die Schuhe nicht zu klein oder zu eng sein, da sonst die wärmende Luft, die als Isolierschicht zwischen den Schuh und den Fuß legt, nicht entstehen kann.

Wärmende Getränke wie Tees sowie Suppen und Eintöpfe, aber auch scharfe Gewürze wie etwa Chili, Pfeffer oder Ingwer wirken durchblutungsfördernd, wohingegen Kaffee, Salate oder kohlensäurereiche und kalte Getränke eher abkühlend wirken.

Ein sehr wichtiger vorbeugender Schritt gegen kalte Füße und für die Gesundheit des ganzen Organismus, ist das Rauchen aufzugeben, da die Gefäßdurchblutung durch Nikotin stark abnimmt und neben kalten Füßen auch schwerwiegende Durchblutungsstörungen entstehen begünstigt werden.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 03.11.2015 - Letzte Änderung: 18.09.2024