Ermüdungsbruch im Mittelfuß

Ein Ermüdungsbruch kommt besonders oft im Bereich des Mittelfußes vor. Ursachen hierfür sind eine Fehl- oder Überbelastung des Fußes, beispielsweise beim Laufen, oder eine Verminderung der Knochensubstanz durch andere Erkrankugen, wie beispielsweise Osteoporose. Typisch für einen Ermüdungsbruch sind stetig zunehmende Schmerzen, die im fortgeschrittenen Stadium auch in Ruhephasen auftreten. Die Therapie kommt meist ohne Operation aus.

Ermüdungsbruch im Mittelfuß

Allgemeines zum Ermüdungsbruch

Ein Ermüdungsbruch ist ein Knochenbruch (Fraktur), der durch eine Überbeanspruchung des entsprechenden Knochens verursacht wird.

Sehr häufig betrifft diese Art des Knochenbruchs den Mittelfuß und macht sich durch Schmerzen bemerkbar.

Für viele allgemeine Informationen zu diesem Thema lesen Sie auch unser Thema: Ermüdungsbruch

Definition eines Ermüdungsbruchs im Mittelfuß

Ein Knochenbruch, der nicht durch ein plötzliches und von außen auf den Knochen einwirkendes Trauma, sondern durch Überlastung des Knochens entsteht, wird als Ermüdungsbruch bezeichnet.

Dieser Knochenbruch entwickelt sich meist über einen längeren Zeitraum durch Überschreiten der individuellen Belastungsgrenze des Knochens, wobei sich kleine Brüche (Mikrofrakturen) ausbilden. Diese können sich dann zu größeren Brüchen entwickeln.

Es existieren zwei Formen der Ermüdungsbrüche, nämlich die Stressfraktur und die Insuffizienzfraktur. Als Stressfraktur wird der Ermüdungsbruch eines gesunden Knochens bezeichnet, was gehäuft bei Leistungssportlern auftritt.

Bei der Insuffizienzfraktur ist der Knochen beispielsweise durch Osteoporose oder Knochentumore schon vorgeschädigt. Er ist dadurch nicht mehr so widerstandsfähig und kann bei Belastung leicht brechen.

Generell kommt eine Überlastung des Knochens zustande, wenn dieser wiederholt zu stark, zu lange oder falsch und einseitig beansprucht wird. Daher ist der Mittelfuß einer der häufigsten von einem Ermüdungsbruch betroffenen Knochen, denn er wird durch das Laufen ständig hoher Belastung ausgesetzt.

Als Mittelfuß werden die fünf Mittelfußknochen (Ossa metatarsalia) zusammengefasst, die sich zwischen den Fußzehen und den Fußwurzelknochen befinden.

Der Mittelfuß ist an der Bildung des Fußgewölbes beteiligt und wichtig für die Stoßdämpfung des Körpers bei vertikaler Krafteinwirkung wie beispielsweise dem Laufen.

Am häufigsten kommt ein Ermüdungsbruch am Mittelfuß am zweiten, dritten oder vierten Mittelfußknochen vor und wird dann als Marschfraktur bezeichnet. Dieser Name hat seinen Ursprung im Militärbereich, da der Bruch gehäuft bei untrainierten Soldaten nach langen Märschen auftrat. Betrifft die Fraktur den fünften Mittelfußknochen, wird sie Jones-Fraktur genannt.

Lesen Sie hier weitere Informationen zu: Ermüdungsbruch der Ferse

Ursachen eines Ermüdungsbruchs im Mittelfuß

Ursachen für den Ermüdungsbruch des Mittelfußes sind zum einen die Überlastung der Mittelfußknochen auf Grund von Überbeanspruchung. Zum Anderen bestehen einige Faktoren, die die Knochenstabilität mindern, und Ermüdungsbrüche somit begünstigen.

Der Mittelfuß wird beim Laufen belastet. Begünstigend für eine Überlastung sind extreme Bedingungen wie

  • eine plötzliche Verlängerung der Laufstrecke auf mehr als 32 Kilometer,
  • eine neue Lauftechnik,
  • Erhöhung der Laufgeschwindigkeit,
  • Unebenheit und ein harter Untergrund des Weges oder
  • abrupte Veränderungen des zu tragenden Gewichts, beispielsweise durch Gewichtszunahme oder einen schweren Rucksack.

Da es Aufgabe des Mittelfußes ist vertikale Kräfte auf den Körper aufzufangen und zu federn, werden die Mittelfußknochen ebenfalls bei Sprüngen stark beansprucht. So kann es bei lang andauernden Sprungübungen ebenfalls zum Ermüdungsbruch kommen. Besonders häufig betroffen sind Läufer, Basketballspieler und Tänzer.

Zu den Ursachen, die zu geringerer Knochenstabilität führen, zählt als einer der Hauptfaktoren die Osteoporose. Hierbei wird vermindert Knochensubstanz in den Knochen eingebaut und der Knochenabbau überwiegt, sodass der Knochen porös und schon bei geringer Belastung anfällig für Brüche wird. Von der Osteoporose sind häufig ältere Frauen betroffen, die nach den Wechseljahren vermindert das weibliche Geschlechtshormon Östrogen bilden, welches essentiell für den Knochenstoffwechsel und somit für einen stabilen Knochen ist.

Lesen Sie mehr zum Thema: Welche Schmerzen treten bei Osteoporose auf?

Weiterhin werden Ermüdungsbrüche am Mittelfuß durch Fußfehlstellungen wie beispielsweise durch den Hohlfuß (Pes excavatus) begünstigt, der in einer Fehlbelastung resultieren kann, die dann schneller zum Knochenverschleiß und folglich auch zum Bruch führt.

Ein weiteres Risiko für einen Ermüdungsbruch sind Medikamente, die sich negativ auf den Knochenstoffwechsel auswirken, und dadurch zu brüchigen Knochen führen. Das bekannteste Medikament, das Osteoporose als Nebenwirkung hat, ist das Kortison.

Auch Mangelernährung, Essstörungen oder unausgewogene Diätformen können zu vermindertem Knochenaufbau führen, da auf Grund der zu geringen Nährstoffaufnahme zu wenig Bausubstanz für die Knochen vorhanden ist.

Schließlich existieren noch Erkrankungen des Bewegungsapparates und der Knochen, wie die Rheumatoide Arthritis, der Morbus Paget oder auch die durch Vitamin D-Mangel verursachte Rachitis, die den Knochen strukturell schwächen und somit Knochenbrüche begünstigen, wie es ebenfalls durch Knochentumore oder auch Knochenmetastasen bei Krebserkrankungen der Fall ist.

Symptome eines Ermüdungsbruchs im Mittelfuß

Im Gegensatz zu einem durch einen Unfall verursachten Knochenbruch, der durch plötzliche starke Schmerzen und oft auch Funktionsverlust der betroffenen Extremität direkt nach dem Trauma gekennzeichnet ist, entwickelt sich ein Ermüdungsbruch des Mittelfußes erst allmählich und somit auch seine Symptome.

So werden oft schon während der Knochenüberlastung erste Schmerzsymptome im Bereich des Mittelfußes bemerkt, die aber im Ruhezustand wieder verschwinden.

Da die Schmerzen im Anfangsstadium lediglich bei Belastung des Fußes auftreten, werden sie häufig nicht ernst genommen und ignoriert. Wird der betroffene Fuß weiter beansprucht, bleiben die anfangs nur belastungsabhängigen Schmerzen später auch in Ruhephasen bestehen, und führen allmählich dazu, dass jegliches Auftreten mit dem Fuß schmerzhaft und dadurch vermieden wird. So kommt es beim Ermüdungsbruch letztendlich schleichend zur Abnahme der Belastbarkeit des Mittelfußes und somit zum Funktionsverlust des Fußes.

Die hierbei beschriebenen Schmerzen werden als dumpfer Druckschmerz im Fußbereich charakterisiert. Gelegentlich treten als Begleiterscheinung des Ermüdungsbruchs auch Symptome wie Schwellung, Rötung, Überwärmung und Blutergüsse (Hämatome) im Bereich des Mittelfußes auf.

Diagnose

Die Diagnose des Ermüdungsbruches im Mittelfuß gestaltet sich auf Grund der sich erst allmählich entwickelnden und häufig unspezifischen Symptomatik schwierig, und wird dadurch oft verhältnismäßig spät gestellt.

Zuerst wird in der Anamnese versucht, die Schmerzursache durch gezielte Fragen einzugrenzen. Hierbei ist von Interesse, seit wann der Schmerz besteht, ob er nur bei Belastung oder auch schon in Ruhe auftritt und ob ein auslösendes Trauma zugrunde liegt.

In der anschließenden körperlichen Untersuchung achtet der Arzt auf Zeichen, die auf eine Fraktur hinweisen, wie beispielsweise Achsfehlstellung und abnorme Beweglichkeit des Mittelfußes oder ob Knochenreiben (Krepitationen), Schwellung, Rötung oder Blutergüsse vorliegen.

Der nächste Schritt in der Diagnostik ist die Bildgebung. Zuerst wird ein Röntgenbild angefertigt, mit dem der Knochenbruch bestenfalls schon nachgewiesen werden kann, beziehungsweise ein Ausschluss anderer Ursachen erfolgt, wie zum Beispiel der Ausschluss einer rheumatischen Erkrankung, die ähnliche Schmerzsymptome aufweisen kann.

Oft jedoch ist gerade im Anfangsstadium des Ermüdungsbruchs ein Röntgenbild nicht eindeutig, weshalb zur weiterführenden Diagnostik Verfahren wie die Computertomographie (CT), die Magnetresonanztomographie (MRT) oder eine Szintigraphie durchgeführt werden, die eine gute und meist sichere Diagnose ermöglichen.

Therapie

Die Therapie des Ermüdungsbruches des Mittelfußes erfolgt meist konservativ, also ohne Operation.

Hierbei ist die wichtigste Maßnahme die Schonung des Fußes, einerseits durch strikte Vermeidung jeglicher Belastung, andererseits auch durch Ruhigstellung des Mittelfußes in einem Gips oder einem sogenannten Vorfußentlastungsschuh.

Während der Ruhigstellung, die zumeist vier bis sechs Wochen andauert, kann sich der Knochen regenerieren und somit wieder stabilisieren.

Falls der Fraktur eine organische Ursache wie beispielsweise Osteoporose zugrunde liegt, muss diese Ursache adäquat behandelt werden, um weiteren Knochenbrüchen vorzubeugen (siehe auch: Therapie Osteoporose).

Zur symptomatischen Behandlung der Schmerzen kommen Schmerzmittel, Kühlung und Hochlegen des Fußes zum Einsatz. Auch können zusätzliche Maßnahmen wie Lymphdrainage, Kinesiotapes oder Physiotherapie einen positiven Effekt auf die Ausheilung des Ermüdungsbruchs und Beschleunigung der Knochenregeneration haben.

Bei sehr später Diagnose oder schwerwiegender Ausprägung der Mittelfußfraktur, bei der durch Ruhigstellung kein Behandlungserfolg erzielt wird, kann in einzelnen Fällen auch eine operative Therapie der Fraktur durch Fixierung der Bruchstücke mittels Drähten und Schrauben mit anschließender Ruhigstellung im Gips nötig werden.

Prognose

Generell hat der Ermüdungsbruch des Mittelfußes eine sehr gute Prognose, da es unter einer adäquaten Therapie meist innerhalb von sechs bis acht Wochen zur unkomplizierten und vollständigen Ausheilung kommt.

Prophylaxe

Die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung eines Ermüdungsbruchs im Mittelfuß ist die Vermeidung von Überlastung.

So ist es essentiell, sich vor dem Training aufzuwärmen, Trainingseinheiten langsam und allmählich zu steigern, und im Anschluss daran ausreichende Erholungspausen einzuhalten, in denen sich der Körper regenerieren kann.

Wichtig sind ebenfalls passende Laufschuhe mit stoßdämpfenden Eigenschaften, die den Mittelfuß entlasten. Auch sollten Schmerzen, die Warnsignale für den Körper darstellen, ernst genommen und durch einen Arzt abgeklärt werden.

Liegen Risikofaktoren für die Entwicklung eines Ermüdungsbruches vor, wie beispielsweise Osteoporose, müssen diese adäquat behandelt werden.

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum Thema Ermüdungsbruch finden Sie hier:

Weitere Informationen zur Anatomie des Fußes finden Sie hier:

Weitere Informationen zu Erkrankungen des Fußes, die von Interesse sein könnten, finden Sie hier:

Eine Übersicht der bisher erschienenen Themen der Orthopädie finden Sie unter: Orthopädie A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 15.06.2015 - Letzte Änderung: 30.03.2024