Ein Ermüdungsbruch des Fußes entsteht durch eine andauernde Überbelastung des Fußes, zum Beispiel durch Sport.
Ermüdungsfraktur, Stressfraktur, Marschfraktur, Insuffizienzfraktur
Ein Ermüdungsbruch am Fuß ist ein schleichender Knochenbruch (Fraktur), welcher durch Überbelastung, durch häufige, einseitige oder sich ständig wiederholende Belastung (zyklische Belastung), auftritt. Er entwickelt sich über einen längeren Zeitraum. Die Kraft, die während der Überbelastung auf den Fuß wirkt, reicht hier jedoch nicht aus, den Knochen plötzlich brechen zu lassen, so wie es bei einem akuten Knochenbruch der Fall ist. Daher wird der genaue Zeitpunkt des Bruchgeschehens häufig nicht bemerkt.
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Die Ursachen für einen Ermüdungsbruch am Fuß liegen in einer nicht ausreichenden Anpassung des Knochengewebes an die Belastung und führen folgend zu einem unnatürlichen (unphysiologischen) Knochenabbau an der belasteten Stelle.
Kommt es zu einer ständigen Überbelastung, folgen zunächst kleine, noch unbemerkte Brüche (Mikrofrakturen), die sich aber bei einem Fortbestehen der übermäßigen Belastung oder Fehlbelastung, oder durch unzureichende Kompensationsmechanismen des Knochens weiter ausbreiten und letztendlich zu einem Ermüdungsbruch führen. Handelt es sich hierbei um einen gesunden Knochen, spricht man von einer Stressfraktur.
Da der Fuß ein stark belasteter Teil des Körpers ist, gilt er als besonders gefährdet für einen Ermüdungsbruch. Häufig führen ungewohnt starke Geh- oder Laufbelastungen , wie z.B. beim Laufen/ Joggen oder bei Soldaten zu einem Ermüdungsbruch.
In den meisten Fällen ist hierbei der Mittelfuß (Os metatarsale) betroffen. Ein Bruch einer oder mehrerer der fünf Mittelfußknochen (meist 2., 3. oder 4. Mittelfußknochen) wird als Marschfraktur bezeichnet. Als Jones- Fraktur dagegen bezeichnet man den Ermüdungsbruch des 5. Mittelfußknochens.
Für die Erkrankung des Ermüdungsbruchs im Mittelfuß und der Ferse haben wir komplett eigene Themen verfasst: Ermüdungsbruch im Mittelfuß und Ermüdungsbruch der Ferse
So sind plötzliche Trainingsveränderungen in Form von starker Streckenzunahme oder Geschwindigkeitszunahme sowie lange (>32 Km) , sehr harte oder unebene Laufstrecken mögliche Risikofaktoren für das Entstehen eines Ermüdungsbruchs am Fuß.
Auch Fußfehlstellungen oder Fehlbelastungen können auf lange Sicht einen Ermüdungsbruch des Fußes hervorrufen. Eine nennenswerte Fehlstellung des Fußes ist z.B. der Hohlfuß (Pes excavatus), bei dem es während des Laufens zu einer vermehrten Belastung am Fußrücken (Spann), am Ballen und an den Zehen kommt. So kann ein Ermüdungsbruch begünstigt werden.
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Neben der übermäßigen Belastung können aber auch Erkrankungen der Knochen Brüche dieser Art hervorrufen. Hierbei muss keine übermäßige Belastung des Knochens gegeben sein. Solche Erkrankungen sind zum Einen die Osteoporose, eine typische Alterserkrankung, bei der die Knochen an Festigkeit verlieren und durch ihre Porösität viel anfälliger für einen Ermüdungsbruch sind. Betroffen sind meist Frauen mit Menstruationsstörungen oder solche, die sich in bzw. nach den Wechseljahren befinden. Bei diesen Frauen wird, bedingt durch eine verminderte Produktion an weiblichen Geschlechtshormonen (Östrogene), die Knochensubstanz abgebaut.
Zum Anderen sind Erkrankungen wie die Rheumatoide Arthritis (eine Autoimmunerkrankung, welche auch Knochen und Gelenke befallen kann) und der Morbus Paget (eine knochenabbauende Skeletterkrankung) sowie die Rachitis (eine durch einen Vitamin D-Mangel verursachte Abnahme der Knochensubstanz) zu nennen. Man spricht in diesen Fällen von einer Insuffizienzfraktur, das heißt, von einem Ermüdungsbruch eines bereits erkrankten Knochens.
Auch Knochentumore oder Absiedlungen (Metastasen) von Tumoren in einen Fußknochen können einen Ermüdungsbruch verursachen.
Zudem steigert eine längere Einnahme von knochensubstanzabbauender Medikamente wie das entzündungshemmende Medikament Cortison die Wahrscheinlichkeit einen Ermüdungsbruch zu erleiden.
Normalerweise entsteht ein Ermüdungsbruch durch eine starke sportliche Belastung, wie zum Beispiel intensives Joggen. Bei Übergewichtigen kann ein Ermüdungsbruch allerdings auch schon aus dem Alltag heraus entstehen, zum Beispiel durch längeres Laufen in der Stadt oder im Urlaub. Häufig betroffen sind davon die Ferse und der Mittelfuß. Kommt es zu einem Ermüdungsbruch aufgrund einem zu großen Körpergewicht, dass auf den Knochen einwirkt, sollte über eine langfristige Gewichtsreduktion nachgedacht werden.
Da bei einem Ermüdungsbruch kein eindeutiges Bruchereignis zuzuordnen ist, erfolgt die Diagnose meist erst spät.
Diagnostische Maßnahmen zur Erkennung eines Ermüdungsbruches sind zum einen die klinische Untersuchung des Fußes auf sichere Bruchzeichen (Frakturzeichen) wie Achsenfehlstellungen des Knochens, Knochenknistern (Krepitation), abnormale Beweglichkeit oder sichtbare Knochenstücke sowie auf unsichere Frakturzeichen wie Schmerzen, Schwellungen, Blutergüsse (Hämatome), Erwärmungen und Bewegungseinschränkungen.
Zum Anderen sind bildgebende Verfahren wie Röntgen, MRT, CT oder die Skelettszintigraphie (Stoffwechselaktivitätsuntersuchung des Knochens an Hand von radioaktiv markierten Stoffen) sinnvoll; wobei das MRT und die Szintigraphie die kleinen Bruchlinien sowie den Verlust der Knochenmasse am besten sichtbar machen können. Häufig wird ein beginnender Ermüdungsbruch nicht im konventionellen Röntgenbild sichtbar.
Häufig wird ein Ermüdungsbruch nicht mittels Magnetresonanztomographie diagnostiziert, da die geschilderten Symptome des Patienten und die Röntgenuntersuchung häufig mit weniger Aufwand ebenfalls zur Diagnose eines Ermüdungsbruch führen. Mittels MRT können allerdings am besten auch sehr feine sogenannte Haarrisse des Knochens erkannt werden, die ansonsten bei einer standardmäßig durchgeführten Röntgenuntersuchung übersehen worden wären.
Über 50 Prozent der Ermüdungsfrakturen sind in der Frühphase noch nicht im Röntgen sichtbar, können aber mittels MRT schon diagnostiziert werden. Der Vorteil des MRTs im Vergleich zur Röntgenuntersuchung oder zur Computertomographie ist, dass der Patient dabei keiner schädlichen Strahlung ausgesetzt ist. Im Gegensatz zu den beiden anderen Verfahren, dauert eine MRT-Untersuchung aber auch länger.
Da sich der Ermüdungsbruch in der Regel über einen längeren Zeitraum schleichend entwickelt, verursacht er andere Beschwerden als ein akuter Bruch.
Die Patienten klagen über Schmerzen im Bereich des gebrochenen (frakturierten) Fußknochens zunächst unter Belastung, später auch in Ruhe. Häufig ist der Ermüdungsbruch auch nicht, wie bei einem akuten Bruch, durch eine Gewalteinwirkung mit einem plötzlichen Funktionsverlust des Fußes assoziiert. Allerdings kann es wie bei einem plötzlichen Bruch auch zu Überwärmung, Schwellung und Rötung des Fußes an der Bruchstelle kommen.
Dadurch, dass die Symptome für die Patienten sehr bruchuntypisch erscheinen, wird zunächst häufig von einer rheumatologischen Erkrankung ausgegangen.
Die Behandlung eines Ermüdungsbruchs hängt stark davon ab, ob die Diagnose noch im Anfangsstadium (kleinen Risse im Knochen = Mikrofrakturierung) oder erst in einem späteren Stadium mit einem richtigen Bruch erfolgt.
Bei einem rechtzeitigen Erkennen eines beginnenden Ermüdungsbruchs eines gesunden Knochens reicht es meist aus, die verursachende Über- oder Fehlbelastung zunächst einzustellen und nach einiger Zeit das Training mit geringerer Intensität wieder aufzunehmen. In dieser Zeit der Pausierung hat der Knochen Zeit, sich zu regenerieren und die Knochensubstanz an den verdünnten Stellen wieder aufzubauen. Unterstützende Maßnahmen, wie z.B. leichte Bewegungsübungen in Form einer krankengymnastischen Behandlung (Physiotherapie), können häufig die Regeneration beschleunigen. Zudem sollten stabilisierende Verbände oder ein Gips zum Einsatz kommen, um den Knochen vor zu starker Belastung zu bewahren und ihn ruhig zu stellen. Bei den sogenannten Marschfrakturen kann eine Entlastung durch einen speziellen Vorfußentlastungsschuh erzielt werden.
Auch abschwellende Maßnahmen wie Kühlung, Tape -Bandagierung oder eine Lymphdrainage können Schmerzen lindern und den Heilungsprozess beschleunigen. Bei starken Schmerzen können zeitweise auch Schmerzmittel (Analgetika) eingenommen werden.
Ein Ermüdungsbruch in Folge einer Grunderkrankung, welche die Knochen mitbetreffen kann (Insuffizienzfraktur), sollte stabilisiert (Gips/ Verband) werden, sowie die Grunderkrankung, die den Bruch verursacht haben könnte, behandelt werden.
Bei schweren Ermüdungsbrüchen oder Brüchen, die erst sehr spät erkannt werden, kann manchmal auch eine operative Therapie von Nöten sein. Hierbei gibt es, je nach Lokalisation, Größe und Ausmaß des Bruchs, verschiedene Möglichkeiten, wie z.B. die Markraumnagelung, eine Spongiosaplastik (gesundes Knochengewebe aus dem Beckenkamm wird in den gebrochenen Knochen transplantiert) oder eine Verschraubung mit Titanplatten.
Welche die richtige operative Therapie darstellt, muss aber individuell entschieden werden. Allen operativen Maßnahmen ist gemein, das der Patient den Fuß für ca. 2-4 Wochen ruhig stellen sollte. Auch eine Krankengymnastik kann helfen, den Heilungsprozess zu beschleunigen. Nach der Ruhigstellung kann vorsichtig mit der Belastung und dem Training begonnen und dies langsam gesteigert werden.
Die besten Maßnahmen einen Ermüdungsbruch (Stressfraktur) vorzubeugen sind Überbelastungen beim Sport zu vermeiden, sich an individuelle Trainingspläne mit nicht zu starker Intensität zu halten und stoßdämpfende Laufschuhe zu tragen. Zudem sollten Langstreckenläufe oder Läufe auf unebenem oder hartem Boden nicht zu häufig oder exzessiv betrieben werden.
Um einen Ermüdungsbruch in Folge von knochenbefallenden Erkrankungen (Insuffizienzbruch) vorzubeugen, sollten mögliche Grunderkrankungen, z.B. durch Vorsorgeuntersuchungen im Bezug auf die Knochendichte, frühzeitig erkannt werden. Auch helfen zum Beispiel Vitaminpräparate (Vit. D) und eine Calcium-Substitution dabei, eine Abnahme der Knochendichte (Knochenschwund = Osteoporose) im höheren Lebensalter vorzubeugen.
Bei einer guten Behandlung und frühen Erkennung des Ermüdungsbruchs ist die Prognose sehr gut. In den meisten Fällen heilt eine Ermüdungsfraktur des Fußes schnell aus.
Ein Ermüdungsbruch am Fuß kann aber auch langwierig sein. Da wir die Füße immer ein wenig belasten müssen, ist ein Ermüdungsbruch des Fußes langwieriger als andere Brüche. Je besser der Fuß geschont werden kann, desto schneller erfolgt in der Regel der Heilungsprozess. Die Therapie erstreckt sich in der Regel auf einen Zeitraum von sechs bis acht Wochen. In dieser Zeit sollte der Fuß komplett geschont werden und auf Sport verzichtet werden. Bis wieder vollumfänglich mit Sport eingestiegen werden kann, vergehen allerdings häufig bis zu sechs Monate.
Dass ein Ermüdungsbruch nicht heilt, liegt häufig daran, dass der Fuß nicht lange genug geschont wird. Verschwinden die Schmerzen im Fuß steigen Patienten häufig wieder voll in die Belastung ein, was ein Fehler ist, da der Fuß auch weiterhin noch geschont werden sollte. Oftmals gehen Patienten eine lange Zeit auch nicht zum Arzt, sodass der Fuß immer weiter belastet wird und die Diagnose zu spät gestellt wird.
Für den Heilungsprozess braucht es in der Regel mindestens einer Schonung von sechs bis acht Wochen. Wird die Belastung schon früher gesteigert, kann dies wieder zu einem Entzündungsprozess im Knochen führen. Hilft eine konservative Therapie mit Schonung nicht, so wird in der Regel ein Gips oder eine Fußschiene für zwei bis sechs Wochen verordnet, sodass der Fuß besser entlastet werden kann.
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