Der Oberschenkel gehört zwar zu den stärksten Knochen des Skeletts. Dennoch kann er besonders bei älteren Patienten brechen.
Der Oberschenkelknochen (lat. Femur) gehört zu den stabilsten Knochen des menschlichen Körpers. Dennoch kann es auch im Bereich dieses Knochens zu Frakturen (sogenannter Oberschenkelbruch) kommen.
Bei älteren Patienten lassen sich Frakturen des Oberschenkels wesentlich häufiger beobachten als bei jungen Menschen. Diese Tatsache ist vor allem darin zu begründen, dass während des Alterns strukturelle Veränderungen im Bereich der Knochenstruktur beobachten kann.
Auf Grund dieser Veränderungen kann die Belastbarkeit des Oberschenkelknochens stark beeinflusst werden. Oberschenkelbrüche werden wahrscheinlicher.
In den meisten Fällen muss ein Oberschenkelbruch operativ korrigiert werden.
Zu den häufigsten Formen des Oberschenkelbruchs gehört der sogenannte Oberschenkelhalsbruch. Eine Fraktur des Knochens kann jedoch häufig auch im Bereich des Oberschenkelschaftes beobachtet werden.
Des Weiteren treten Frakturen des Oberschenkels oftmals direkt am oder in der Nähe des Hüftgelenkes auf. Auch die kniegelenksnahen Knochenanteile können bei Unfällen stark beschädigt werden und einen Bruch aufweisen.
In den meisten Fällen beruht die Ursache des Oberschenkelbruchs auf einer zu großen mechanischen Belastung.
Meistens wird diese Überbelastung durch eine starke Vorschädigung der Knochensubstanz verstärkt.
Vor allem für Patienten die unter ausgeprägten osteoporotischen Veränderungen leiden besteht ein erhöhtes Risiko einen Oberschenkelbruch zu erleiden.
Je stärker die Veränderungen der Knochensubstanz, desto weniger Belastung kann diese aushalten, desto schneller kann es zu einer Fraktur kommen.
Bei ausgeprägten Fällen genügen deshalb schon relativ geringe Gewalteinwirkungen um einen Oberschenkelbruch zu provozieren.
Die häufigste Ursache für die Entstehung eines Oberschenkelbruchs im Bereich des Hüftkopfes sind sogenannte Rotationstraumata oder einfache Verrenkungen.
Der Oberschenkelbruch des Schenkelhalses, also der Verbindung zwischen Hüftkopf und Oberschenkelschaft, bricht in den meisten Fällen bei Stürzen.
Gerade Patienten die direkt auf die seitliche Hüfte oder auf das gestreckte Bein fallen erleiden oftmals eine Fraktur des Oberschenkelhalses.
Diese Form des Oberschenkelbruchs betrifft vor allem ältere Menschen deren Knochensubstanz durch osteoporotische Veränderungen bereits sehr instabil geworden ist. Frakturen im Bereich des Schaftes lassen sich in der Hauptzahl der Fälle auf starke Gewalteinwirkungen zurückführen.
Aus diesem Grund gehören Unfälle zu den häufigsten Ursachen des Oberschenkelbruchs am Knochenschaft. Oftmals tritt diese Form der Fraktur zusammen mit Verletzungen anderer Strukturen auf (Polytrauma).
Der Oberschenkelbruch der unteren, kniegelenksnahen Knochenabschnitte wird zumeist durch einen Autounfall verursacht. Klassisch für diese Form der Fraktur ist das Aufprallen der Kniegelenke gegen das Armaturenbrett.
Patienten die einen Oberschenkelbruch aufweisen beklagen in der Regel starke Schmerzen die unter jeder Belastung an Intensität zunehmen.
Darüber hinaus wird durch den Knochenbruch häufig eine deutliche Bewegungsminderung verursacht.
Sowohl die Beweglichkeit des Hüftgelenks, als auch der Bewegungsumfang des Kniegelenks kann zeitweise stark eingeschränkt sein. Das betroffene Bein ist nicht mehr stabil, für den Patienten wird das Gehen und Stehen fast unmöglich.
Neben den Schmerzen gehören Schwellungen und weitreichende Blutergüsse zu den häufigsten Symptomen des Oberschenkelbruchs.
Bei einem verschobenen Oberschenkelbruch (sogenannte „dislozierte Fraktur“) weist das betroffene Bein an der Bruchstelle eine deutlich sichtbare Verformung auf.
Auch eine merkliche Verkürzung des Beines kann als Hinweis auf das Vorliegen eines Oberschenkelbruchs gedeutet werden.
Tritt die Fraktur im Bereich des Knochenschaftes auf, so kommt es bei vielen der betroffenen Patienten zu einem Durchtritt der Bruchenden durch die Hautoberfläche.
In der medizinischen Fachsprache spricht man von einem sogenannten „Offenen Knochenbruch“.
Besondere Gefahr geht bei dieser Form des Knochenbruchs von den beeinträchtigten Weichteilstrukturen aus.
Schäden können auf Ebene des Fettgewebes, der Muskeln, der Sehnen und der Bänder beobachtet werden.
Die Prognose eines offenen Oberschenkelbruchs ist maßgeblich abhängig vom Ausmaß dieser Weichteilverletzung. Bei Vorliegen eines Oberschenkelhalsbruchs lässt sich häufig eine Drehung der regelrechten Beinachse feststellen.
Dabei weicht die Achse des betroffenen Beines in der Regel deutlich nach außen ab. Darüber hinaus können Empfindungsstörungen durch eine Verletzung kleinster Nervenstrukturen verursacht werden. Je nach Ausmaß dieser Nervenverletzung kann es jedoch zu einem zügigen Rückgang dieser Empfindungsstörungen kommen.
Bei weitreichenden Nervenverletzungen ist es jedoch auch möglich, dass die Beschwerden dauerhaft persistieren. Auch das Auftreten von Lähmungen ist im Zuge eines Oberschenkelbruchs möglich.
Patienten, die einen Oberschenkelbruch erleiden, haben nahezu in jedem Fall stärkste Schmerzen. Häufig sind die Schmerzen so groß und beeinträchtigend, dass sie jegliche anderen Symptome überschatten. Je nach genauer Lokalisation des Oberschenkelbruchs können sogenannte Stauchungsschmerzen, Schmerzen in der Leistengegend oder Schmerzen direkt im Bereich des Oberschenkels vorherrschend sein.
Als Stauchungsschmerz bezeichnet der Mediziner Schmerzen, die beim Zusammendrücken einer Körperpartie entstehen – hier beim Verschieben des Oberschenkels.
Einige Patienten berichten jedoch auch von unerträglichen Knieschmerzen nach einem Oberschenkelbruch. Diese leiden höchstwahrscheinlich unter einer eher Knie-nahen Fraktur.
Aber egal an welchem Ort sie auftreten – eines ist allen Schmerzen bei Oberschenkelbrüchen gemein: Die Schmerzen, die der Betroffene erleiden muss, sind so stark, dass eigenständige Bewegungen beispielsweise beim Gehen unmöglich sind. Noch vor der abschließenden Therapie sollte deswegen eine ausreichend starke, effiziente Schmerztherapie begonnen werden, um den Patienten nicht länger als nötig leiden zu lassen.
Die Diagnose des Oberschenkelbruchs gliedert sich in mehrere Abschnitte.
Der erste Schritt in der Diagnose ist das ausführliche Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese).
Während dieses Gesprächs werden gezielte Fragen bezüglich des Unfallhergangs und der bestehenden Beschwerden gestellt.
Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung bei der das betroffene Bein auf Auffälligkeiten hin inspiziert wird.
Darüber hinaus werden sowohl die Hüft-, als auch die Kniegelenke im Seitenvergleich untersucht.
Bei Verdacht auf das Vorliegen eines Oberschenkelbruchs werden Röntgenaufnahmen des Oberschenkels angefertigt.
In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass sowohl eine Aufnahme aus der Front, als auch eine Seitenaufnahme angefertigt wird.
Grund dafür ist die Tatsache, dass Knochenbrüche gelegentlich aus einer einzelnen Ebene nicht als solche erkannt werden können.
In manchen Fällen ist zudem die Durchführung weiterer bildgebender Untersuchungen sinnvoll.
Zur Beurteilung der knöchernen Strukturen eignet sich die Anfertigung einer computertomographischen Aufnahme (kurz: CT). Weichteildefekte können am besten mittels Magnetresonanztomographie (kurz: MRT) dargestellt werden.
Mögliche Differenzialdiagnose des Oberschenkelbruchs im Hüftkopf- oder Schenkelhalsbereich ist die Ausrenkung (Luxation) des Hüftgelenks. Auch andere Erkrankungen des Hüft- oder Kniegelenks können in ihrer Symptomatik den Beschwerden bei Vorliegen eines Oberschenkelbruchs ähneln.
Die Behandlung eines Oberschenkelbruchs gliedert sich in operative und nicht-operative (konservative) Maßnahmen.
In einigen Fällen werden nicht-operative Behandlungsmethoden einer chirurgischen Korrektur des Oberschenkelbruchs vorgezogen. Dies ist vor allem bei Kindern der Fall.
Doch auch wenn Vorerkrankungen des betroffenen Patienten eine Operation besonders riskant werden lassen, erfolgt eine Behandlung des Oberschenkelbruchs in der Regel konservativ.
In den meisten Fällen wird der Oberschenkel über mehrere Wochen (6 bis 8) mit einem Gips stabilisiert.
Auch die Durchführung einer sogenannten Extensionsbehandlung zählt zu den nicht-operativen Therapieoptionen.
Bei der Extensionsbehandlung wird das frakturierte Bein über einige Wochen mit Hilfe einer bestimmten Vorrichtung gestreckt.
Auf diese Weise werden die Knochenfragmente in eine korrekte Position zueinander gebracht und können eine erneute knöcherne Verbindung aufbauen.
Ein Oberschenkelbruch muss in den meisten Fällen operativ behandelt werden.
Nur auf diese Weise kann im Bereich der Bruchenden eine ausreichend hohe Stabilität aufgebaut werden.
Die operative Korrektur des Oberschenkelbruchs wird in Vollnarkose oder unter Regionalanästhesie durchgeführt.
Zusätzlich kann die Durchblutung des Beines bei kniegelenksnahem Oberschenkelbruch durch das anlegen einer strammen Manschette gedrosselt und somit einem größerem Blutverlust vorgebeugt werden.
Während des operativen Eingriffs werden die Bruchstücke wieder in eine optimale Position zueinander gebracht. Zu diesem Zwecke werden Fremdmaterialien in Form von Schrauben oder Platten verwendet.
Auch die Anlage eines sogenannten Marknagels kann, je nach Lokalisation des Oberschenkelbruchs, notwendig sein.
Dieser Marknagel wird über einen Zugang, der in einiger Entfernung zur Fraktur liegt, in die Knochenmarkshöhle eingebracht.
In manchen Fällen erfolgt eine zusätzliche Fixierung des Marknagels durch einen queren Bolzen.
Ein hüftgelenksnaher Oberschenkelbruch muss mit speziellen Elementen fixiert werden. In diesem Zusammenhang eignen sich vor allem sogenannte Gamma-Nägel, dynamische Hüftschrauben oder spezielle Winkelplatten.
Sollte der Hüftkopf unmittelbar betroffen und stark beschädigt sein, so kann unter umständen das Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks von Nöten sein. Dies ist vor allem bei stark vorgeschädigter Knochensubstanz (beispielsweise bei Vorliegen einer ausgeprägten Arthrose) der Fall.
Darüber hinaus kann die Korrektur eines Oberschenkelbruchs durch einen sogenannten Fixateur externe erfolgen. Bei diesem Gerät handelt es sich um eine speziell für gebrochene Knochen hergestellte Verbindungsstruktur die außerhalb des Körpers angelegt und über Schrauben im Knochen fixiert wird.
Nach der Operation muss in der Regel ein Drainageschlauch in das Operationsgebiet eingeführt werden. Auf diese Weise werden Blut und Wundflüssigkeit abgefangen. Die Drainage kann meist bereits nach wenigen Tagen entfernt werden. Das in den Knochen eingebrachte Fremdmaterial kann nach Abheilen des Oberschenkelbruchs entweder belassen oder in einer weitern Operation entfernt werden.
Welche Option für den jeweiligen Patienten am besten ist hängt dabei von mehreren Faktoren ab und sollte mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.
Die Therapie der Wahl bei Oberschenkelbrüchen ist in der Regel eine OP. Dennoch ist auch nach einer operativen Korrektur und der Fixation der Bruchteile nicht sofort alles wieder wie vorher. Abhängig von der Art und Schwere des Bruches und von Alter und Knochenstruktur des Patienten, vergehen mehrere Wochen bis Monate bis eine vollständige Heilung erreicht wird. Auch die Mitarbeit des Patienten und das Auftreten von eventuellen Komplikationen beeinflussen die Heilungsdauer.
Im Idealfall sollte nach einer Operation möglichst rasch mit krankengymnastischen Übungen und Belastungen begonnen werden, da eine lange Immobilisation den Heilungsverlauf nicht nur behindert, sondern auch deutlich verlängert. Das Trainingsprogramm wird dabei durch einen erfahrenen Physiotherapeuten geplant und kontrolliert, sodass die Knochen zu keinem Zeitpunkt überfordert und in ihrem Heilungsprozess behindert werden.
Nach etwa 12 Wochen sollte das vormals gebrochene Bein wieder belastbar sein. Fast alle Oberschenkelbrüche heilen während einer Zeitspanne von 3-4 Monaten komplett ohne Restdefekte aus. Bis vom vergangenen Bruch aber überhaupt nichts mehr spürbar ist kann gut und gerne ein halbes Jahr vergehen.
Bleibt zuletzt die Frage nach dem während einer Operation verarbeiteten Material. Wie lange sollte das im Knochen verbleiben? Erfolgte die operative Fixierung mit Hilfe eines Marknagels können einige der Querverstrebungen schon nach 6-12 Wochen entfernt werden. Das eigene Körpergewicht des Patienten hilft dann den Bruch weiterhin zu stabilisieren.
Alles andere wie der Marknagel an sich oder auch Plattenosteosynthesen lassen sich nach etwa 1,5 bis 2 Jahren wieder entfernen. Dieses Fixierungsmaterial kann allerdings auch das gesamte restliche Leben im Körper verbleiben, sofern es keinerlei Beschwerden verursacht. Auch Jahre nach einem Oberschenkelbruch kann Stabilisierungsmaterial ohne Probleme im Oberschenkel liegen.
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie auf folgenden Seiten