Eine Beinlängendifferenz beschreibt den Längenunterschied der unteren Extremität von der Hüfte bis zum Fuß. Die Beinlängendifferenz besteht sowohl als reelle, als auch als anatomische Beinlängendifferenz. Behandelt wird die Beinlängendifferenz zunächst mit orthopädischen Maßeinlagen.
Beinlängenunterschied, Beckenschiefstand
Untersuchung zur Beinlängendifferenz in Frankfurt
Englisch: different leg lengths
Unter einer Beinlängendifferenz versteht man eine unterschiedliche Länge der Beine. Dieses Phänomen betrifft knapp ein Drittel der Bevölkerung und kann ein Leben lang unentdeckt bleiben. Bei starken Unterschieden kann es jedoch zu Problemen für den Betroffenen kommen.
Als Beinlängendifferenz beschreibt die Medizin einen Längenunterschied der unteren Extremität von der Hüfte bis zum Fuß. Unterschieden wird zwischen der reellen Beinlängendifferenz bzw. anatomischen Beinlängendifferenz. Hierbei ist ein Unterschied der Knochenlänge festzustellen. Daneben gibt es die funktionelle Beinlängendifferenz. Diese entsteht aufgrund von Kontrakturen (Längenverlust) der Muskeln und des Kapsel-Bandapparates oder der Fehlstellungen einzelner Gelenke. Die Therapien der anatomischen und der funktionellen Beinlängendifferenz sind unterschiedlich.
Die funktionelle Beinlängendifferenz wird nicht mit einer chirurgischen Extremitätenverlängerung behandelt. Es bedarf neben einer intensiven Weichteilbehandlung eventuell einem chirurgischen Weichteileingriff. Die anatomische Beinlängendifferenz kann durch fehlendes, verzögertes oder beschleunigtes Wachstum hervorgerufen werden. Des Weiteren kann eine bestehende Beinlängendifferenz konservativ mit orthopädischen Maßeinlagen korrigiert werden. Eine Differenzialdiagnose mittels einer Laufbandanalyse ist dabei ratsam.
Als Ursache für ein anatomische Beinlängendifferenz gelten zunächst kongenitale/ angeborene Fehlbildungen. Die angeborenen Wachstumsstörungen werden als Osteochondrodysplasien bezeichnet. Die Störung bei dieser Gruppe von Erkrankungen kann in den Epiphysen, den Metaphysen, periostal oder endostal lokalisiert sein. Es kommt hierbei zu einem vermindertem oder vermehrtem Knochenwachstum. Auch tumoröse oder tumorähnliche Erkrankungen der unteren Extremität können zu einer anatomischen Beinlängendifferenz führen. Bakterielle und nicht bakterielle Entzündungen können einen Abbau von Knochenmasse bewirken und so ebenfalls eine Ursache darstellen. Neuroorthopädische Erkrankungen, die mit Lähmungen einhergehen können die Versorgung der Knochen und somit deren Wachstum beeinflussen. Als häufigste Ursache für anatomische Beinlängendifferenz gilt die Verletzung (Trauma) der unteren Extremität. Hierzu zählen Knochenbrüche (Frakturen) und Verletzungen der Wachstumsfuge (Epiphyse). Weitere Ursachen können systemische Erkrankungen sein, bei denen es veränderten Stoffwechselprozessen kommt und Bestrahlungen nach Krebserkrankungen.
Wenn eine Beinlängendifferenz besteht, die größer als 6-10 mm ist, äußern sich bei dem Betroffenen die ersten Symptome. Da das eine Bein länger als das andere ist, neigt sich die Hüfte zu der Seite mit dem kürzeren Bein und es entsteht eine schiefe Hüftachse. Dies kann zu Problemen und Schmerzen beim Stehen und Gehen führen und sich auch auf die Wirbelsäule auswirken.
Der Betroffene kompensiert die Differenz mit einer Verkrümmung der Lendenwirbelsäule, die sich auf Dauer durch Schmerzen äußert und ein Hinken im Gangbild hervorruft. Die schiefe Hüftachse wirkt sich beim geraden Stehen auch auf die Schultern aus, die ebenfalls eine Neigung auf die Seite des kürzeren Beins zeigen. Um die schiefen Schultern auszugleichen kommt es dadurch oft gleichzeitig zu einer Seitneigung des Kopfes.
Bei Kindern in der Wachstumsphase ist das Auftreten einer Beinlängendifferenz nichts Ungewöhnliches und sollte in erster Linie beobachtet werden.
Das Becken ist Dreh- und Angelpunkt aller Bewegungen, die Gehen und Stehen beinhalten. Sie verankern die Beine mit dem Rumpf und sind fest mit der Lumbal- und Sakralwirbelsäule verbunden, die für Stabilität in der Körpermitte sorgen. Wenn ein Bein länger als das andere ist und ein dauerhafter Schiefstand des Beckens entsteht, hat das auf die normale Körperhaltung Auswirkungen. Durch den Versuch des Ausgleichs der Differenz durch die Muskulatur, entstehen Verspannungen in der Hals- oder Lendenwirbelsäule, die sich sogar in Kopf- oder Kieferschmerzen äußern können. Durch die Fehlhaltung in der Wirbelsäule kommt es neben Schmerzen zum schnelleren Verschleiß der Wirbelgelenke und Bandscheiben. Im schlimmsten Fall kann die Verkrümmung der Wirbelsäule bis zu einer Skoliose fortschreiten. Häufig kompensieren die Betroffenen unbewusst.
Im Gangbild kann dann ein stärkeres Belasten der Zehenspitzen des kürzeren Beins beobachtet werden. Je länger die Beinlängendifferenz anhält, desto mehr kann man eine funktionelle Einschränkung der Bein- und Hüftbeweglichkeit feststellen. Da die Knorpel der Gelenke durch die unterschiedliche Belastung auch unterschiedlich stark belastet werden, kommt es zu einer ungleichen Abnutzung des Knorpels. Als Langzeitfolge kann eine Arthrose möglich sein.
Am Hüftgelenk resultiert in Abhängigkeit von der Beinlängendifferenz eine Ungleichheit in der Hüftkopfüberdachung. Der Oberschenkelkopf wird auf der Seite des kürzeren Beines von der Hüftgelenkspfanne stärker überdacht, was eine Vergrößerung des Winkels zwischen Oberschenkelschaft und Oberschenkelhals zur Folge hat. Dies kann beim Messen der Beinlängendifferenz sichtbar gemacht werden.
Dadurch wird die Hüfte auf dieser Seite entlastet. Eine zusätzliche Entlastung des Hüftgelenkes auf der Seite des kürzeren Beines kommt dadurch zustande, dass beim Verkürzungshinken der Oberkörper stärker zu der Seite des kürzeren Beines verlagert wird, und dadurch der Hebelarm des Körperschwerpunktes, bzw. der Lastarm, verkürzt wird.
Auf der längeren Seite entsteht eine funktionelle Winkelveränderung des Hüftgelenks (Coxa valga) durch Verkleinerung des Winkels zwischen Oberschenkelschaft und Oberschenkelhals mit vermehrter Belastung und erhöhtem Arthroserisiko. Von den Hüftabspreitzern (Abduktoren) muss wegen der Vergrößerung des Abstandes von Ursprung und Ansatz der Muskeln mehr Muskelarbeit geleistet werden. Dies kann zu chronischen Schleimbeutelentzündungen (Bursitiden) führen, da die Becken-Schienbeinsehnenplatte (Tractus iliotibialis) vermehrt auf den großen Rollhügel (Trochanter major) drückt. Die Muskulatur wird durch Unterschiede in der Beinlänge beeinflusst. Elektromyographisches (Elektromyographie) Messen zeigen, dass schon eine geringgradige Beinlängendifferenz von ein bis zwei Zentimetern zu verstärkten asymmetrischen Muskelaktivitäten in den verschiedenen Muskelgruppen am Stamm und an den unteren Extremitäten führen. Subjektiv fühlbar treten Muskelermüdungsschmerzen auf.
Man findet vermehrt Entzündungen der Sehnenansätze (Tendinopathien) am Ansatz und Ursprung des großen Lendenmuskels (Musculus iliopsoas), am kleinen Rollhügel (Trochanter minor) und an den Querfortsätzen der Lendenwirbel, sowie am Ursprung der Adduktoren am Schambein. Haben sich massive degenerative Schäden erst einmal etabliert, kommt ein korrigierender Eingriff, welcher Art auch immer, meist zu spät. Auch die psychische Belastung des Patienten durch das veränderte Gangbild ist ein nicht zu vernachlässigendes Problem. Für das Messen der Beinlängendifferenz gibt es verschieden Möglichkeiten der klinischen Messung. Häufig werden zwei Messpunkte bestimmt, der große Rollhügel (Trochanter major) und der Außenknöchel (Malleolus lateralis). Zwischen diesen Punkten wird ein Maßband angelegt und die Länge in Zentimetern abgelesen. Dazu kommt noch das röntgenologische Messen , wo die Knochenlänge exakt abgemessen werden kann. Die Therapie erfolgt entweder konservativ mit einer Schuherhöhung oder operativ. Um exakte genau einer Möglichen Beinlängendifferenz bekommen zu können, sollten Sie eine eventuelle Beinlängendifferenz messen lassen. Mehr dazu unter Laufanalyse Frankfurt.
Eine leichte Beinlängendifferenz führt nur selten zu Beschwerden, da sie gut kompensiert wird. Ein leichter Beckenschiefstand ist meist kaum auffällig.
Er kann aber auch ein Verkürzungshinken und eine Ausgleichswirbelsäulenkrümmung (Skoloiose) verursachen. Eine individuelle Einlagenversorgung ist dabei ratsam. Bei ca. 66% der Bevölkerung findet sich eine Beinlängendifferenz von unter einem Zentimeter. Eine größere Beinlängendifferenz kann schwere Folgen für das Muskel- und Skelettsystem haben. Es folgt ein Beckenschiefstand und eine Krümmung der Lendenwirbelsäule (Lumbalskoliose) zum Ausgleich. Dieser kann in späteren Stadien eine Gegenkrümmung der Brust- und Halswirbelsäule (zervikothorakale Skoliose) folgen. In 90% aller Fälle fixieren sich diese Fehlkrümmungen der Wirbelsäule (Skoliose) und bleiben bestehen. Als ein Ausgleich der Beinlängendifferenz entsteht auf der kürzeren Seite eine Spitzfußhaltung und das Knie der längeren Seite wird gebeugt. Folgen der Beinlängendifferenz sind Fehlbelastungen der Wirbelsäule und des Hüftgelenks. Es kommt vor allem in der Lendenwirbelsäule zur vermehrten Abnutzung der Bandscheiben, vermehrte Bildung von Knochenmasse (Osteophytenbildung) und zur Arthrose der kleinen Wirbelgelenke (Spondylarthrose).
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Eine Beinlängendifferenz muss nicht immer zu den oben genannten Folgen wie einer Skoliose oder chronischen Lendenschmerzen führen. Wenn es früh erkannt wird, kann schon durch einfache Mittel eine Besserung erfolgen. Gemeinsam mit einem Orthopäden sollte die jeweils beste Therapie ermittelt werden.
Je nach Grad der Differenz kommen verschiedene Schuheinlagen zum Einsatz. Diese erhöhen das kürzere Bein und bewirken eine Begradigung des schiefen Beckens. Auch ein orthopädischer Schuh mit einer Absatzerhöhung wird oft eingesetzt. Bis zu 12 Zentimeter Differenz können durch einen Innenschuh beim kürzeren Bein ausgeglichen werden, indem der Fuß in Spitzfußstellung gebracht wird.
Bei höhergradigen Differenzen gibt es verschiedene orthopädietechnische Eingriffe, die durch Marknagelung eine Beinverlängerung oder durch einen Fixateur externe eine Beinverkürzung erreichen. Ein unbewusstes Ausgleichen des Beinlängenunterschiedes wird durch Zehenspitzengang und Eindrehung der Wirbelsäule bewirkt.
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