Unter einer Skoliose versteht man eine Verbiegung der Wirbelsäule. Das Rückgrat des Menschen ist bei der Skoliose nicht nur seitlich ausgebogen, sondern enthält noch weitere Komponenten wie Torsion und Rotation. Der Erkrankungsgipfen einer Skoliose liegt zwischen dem 10. und 12. Lebensjahr.
Wirbelsäulenverbiegung
Englisch: scoliosis
Unter Skoliose versteht man eine fixierte Verbiegung der Wirbelsäule. Das Rückgrat des Menschen ist bei einer Skoliose nicht nur seitlich ausgebogen, sondern enthält noch weitere Komponenten wie Torsion und Rotation.
Die menschliche Wirbelsäule ist kein gerader und starrer Stab, der den Menschen aufrecht hält, sondern ein flexibles und biegsames Gebilde aus einzelnen miteiander kommunizierenden Komponenten, den Wirbelkörpern. Die Wirbelsäule hat eine vorgegebene Struktur mit physiologischen Krümmungen, um eine optimale Beweglichkeit zu garantieren.
Sie ist s-förmig nach vorne und hinten gebogen. Diese Krümmungen werden Lordose (Ausbiegung nach vorne: im Hals- und Lendenbereich) und Kyphose (Ausbiegung nach hinten: im Brustbereich) genannt. Neben dieser normalen und notwendigen Ausbiegung der Wirbelsäule, können jedoch auch skoliotische Veränderungen auftreten. Diese sind in leichtem Ausmaß bei der Mehrzahl der Bevölkerung festzustellen.
Die Skoliose bezeichnet eine fixierte seitliche Ausbiegung der Wirbelsäule des Menschen. Sie wird deshalb als fixiert bezeichnet, da sie sich nicht in die eigentliche Ausgangsposition der Wirbelsäule zurückdrehen lässt, wie es beispielsweise bei skoliotischen Fehlhaltungen (z. Bsp. passive oder aktive Fehlhaltung durch Schmerzen) der Fall ist.
Eine Skoliose ist aber nicht nur die seitliche Ausbiegung der Wirbelsäule, sondern beinhaltet auch die Torsion (asymmetrische Wuchsform) einzelner Wirbelkörper und die Rotation mehrerer Wirbelkörper zueinander.
Eine Skoliose wird meist entweder durch primäre oder sekundäre asymmetrische Formveränderungen der Wirbelsäule hervorgerufen. Zu primären Ursachen zählen zum Beispiel angeborene Fehlbildungen der Wirbelkörper, sekundäre Ursachen sind wiederum Umstände, die eine Verbiegung der Wirbelsäule zur Folge haben (schwächere Muskulatur auf der einen, als auf der anderen Seite der Wirbelsäule als Beispiel). Allerdings sind die überwiegende Mehrheit (etwa 90%) der Skoliosen bzw. deren Entstehung nicht zu erklären (Beispiel: Warum ist die Muskulatur ungleichmäßig kräftig ausgebildet?) und gelten somit in der medizinischen Fachsprache als idiopathisch.
Die Wirbelsäule wird während des gesamten Lebens aber besonders in der Wachstumsphase unter einer starken elastischen Spannung gehalten. Gerät diese Spannung aus dem Gleichgewicht, so entsteht ein Missverhältnis der Kräfte und die Wirbelsäule weicht seitlich ab.
Je nach Ursache unterscheidet man verschiedene Skoliosearten:
Myopathische Skoliose
Unter einer myopathischen Skoliose versteht man eine Verkrümmung der Wirbelsäule aufgrund einer Muskelerkrankung, wie beispielsweise Muskeldystrophie.
Neuropathische Skoliose
Einer neuropathischen Skoliose liegt eine Fehlfunktion der Nerven zu Grunde. Die Seitverbiegung entsteht durch eine einseitige Lähmung der Rumpfmuskulatur bedingt durch einen Nervenausfall.
Osteopathische Skoliose
Hier liegt die Störung vor allem in der Wirbelkörpersymmetrie.
Idiopathische Skoliose
Die Ursache dieser Form der Skoliose ist unbekannt.
Skoliosen können erworben oder auch angeboren sein.
weitere Skolioseformen
- Säuglingsskoliose (Sonderform der idiopathischen Skoliose im Säuglingsalter. Meist ist diese Form c-förmig ausgebildet. Die Kinder liegen meist schief im Bett und drehen sich auf eine Seite. Es ist eine hohe Tendenz zur Spontanheilung vorhanden.)
- Posttraumatische Skoliose (z. Bsp. wegen Brüchen der Wirkelsäule, siehe auch Wirbelbruch)
- Reflektorische Skoliose (Z. Bsp. wegen Schmerzen bei Bandscheibenvorfall)
Das Beschwerdebild der Skoliose hängt von der Ausprägung, also dem Schweregrad ab. Es gibt sehr leicht ausgeprägte Skoliosen, wie sie bei vielen Menschen vorliegen.
Diese bleiben oft unbemerkt, da sie keinerlei Beschwerden machen.
Meistens werden Skoliosen während des Wachstumsschubs vor der Pubertät symptomatisch und mit etwa 10 bis 12 Jahren entdeckt. Die Kinder fallen allein durch die anatomischen Missverhältnisse auf (krumme Wirbelsäule, ungleiche Schulterhöhe usw.). Schmerzen sind selten. Besteht die Skoliose jedoch schon längere Zeit, so kann es zur Abnutzung kommen und somit können zunehmende Schmerzen entstehen.
Eine Skoliose entwickelt sich meist schleichend im Kindes- oder Jugendalter. Trotz teilweise deutlich sichtbaren Verkrümmungen leiden die betroffenen jungen Menschen nur selten unter Schmerzen, die durch die Skoliose bedingt sind. Aufgrund der sich langsam entwickelnden Verkrümmung im Wachstum kann sich die Muskulatur den Ungleichheiten entsprechend anpassen, sodass oftmals gar keine Schmerzen bestehen und die Skoliose vom Betroffenen häufig gar nicht bemerkt wird. Erst ab etwa dem dritten Lebensjahrzehnt macht sich die Wirbelsäulenverkrümmung neben den optisch sichtbaren Zeichen auch durch Symptome bemerkbar.
Durch die ständige Fehlhaltung wird die Entstehung von Muskelverspannungen begünstigt. Zudem kommt es viel früher zu Verschleißerscheinungen wie strukturellen Veränderungen der Wirbelkörper. Auch Menschen mit geradem Rücken entwickeln solche Beschwerden häufig. Bei einer Skoliose ist das Risiko jedoch erhöht und die Symptome treten bereits in deutlich jüngeren Jahren auf. Neben Schmerzen am Rücken selbst sind Schmerzen im Bereich der Schultern sowie des Kopfes häufig. Durch regelmäßige Bewegung und eine gezielte Stärkung der Rückenmuskulatur kann den Schmerzen bei einer Skoliose oftmals vorgebeugt oder diese gelindert werden.
Eine Operation als einzige Möglichkeit zur ursächlichen Behandlung bei skoliosebedingten Schmerzen wird nur in seltenen Fällen in Erwägung gezogen. Diese Behandlungsoption vor allem dann eine Option darstellen, wenn dadurch eine Einschränkung der Funktion innerer Organe wie Lunge oder Herz verbessert werden kann.
Mehr zum Thema Schmerzen bei einer Skoliose können Sie hier nachlesen.
Die Halswirbelsäule (HWS) ist nur selten direkt von einer Skoliose betroffen. Dennoch äußern sich Symptome aufgrund einer Verkrümmung in anderen WIrbelsäulenabschnitten häufig an der HWS. Aufgrund der Fehlstellung des Rückens sind die Schultern sowie die Kopfhaltung oftmals schräg. In der Folge treten oftmals Verspannungen im Bereich der Rücken-, Nacken, und Schultermuskulatur auf. Die Folge sind Schmerzen in den beschriebenen Regionen.
Zudem ist eine Ausstrahlung häufig, wobei insbesondere Kopf- und Armschmerzen entstehen können. Weitere Symptome, die bei einer Skoliose ihren Ursprung an der HWS haben können sind Schwindel, Ohrensausen sowie Gangunsicherheit. Die Beschwerden entstehen meist erst im Erwachsenenalter.
Bei einer Skoliose ist die Wirbelsäulenverkrümmung meistens im Bereich der Brustwirbelsäule (BWS) lokalisiert. Oftmals entstehen über lange Zeit keine Symptome. Allein die optisch sichtbaren Veränderungen wie ein einseitiger Rippenbuckel beim Vornüberbeugen sowie ein Schiefstand der Schultern können auffallen. Nicht selten können psychische Störungen als Symptome aufgrund eines veminderten Selbstwertgefühls und Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper ausgelöst oder verstärkt werden.
Körperliche Symptome an der BWS entstehen bei einer Skoliose dagegen oft erst ab dem dritten Lebensjahrzehnt. Im Vordergrund stehen dabei Schmerzen wegen muskulärer Verspannungen die aufgrund der ständigen Fehlhaltung sowie vorzeitigen Verschleiß entstehen. Bei einer sehr ausgeprägten Verkrümmung sind zudem Symptome durch eine Beeinträchtigung von Herz- und Lungenfunktion wie Luftnot bei Belastung und verminderte Leistungsfähigkeit möglich.
Eine Skoliose tritt an der Lendenwirbelsäule (LWS) bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen oftmals nur durch optische bzw. kosmetische Auffälligkeiten in Erscheinung. Beim nach vorne beugen zeigt sich zum Beispiel ein Lendenwulst auf der Seite, die der Wirbelsäulenverkrümmung gegenüber liegt. Zudem kann ein sichtbarer Schiefstand des Beckens vorliegen.
Mit dem Älter werden entstehen dann oftmals Beschwerden wie Schmerzen im unteren Rücken als Symptome. Durch die skoliosebedingte Fehlhaltung werden Muskelverspannungen sowie ein Verschleiß von Knochen und Gelenken der Wirbelsäule begünstigt. Zudem kommt es durch den Beckenschiefstand zu einer funktionellen Beinlängendifferenz, die wiederum zu einer Fehlbelastung von Knie oder Hüfte führt. Auch hier entstehen so ohne Behandlung frühzeitig verschleißbedingte Schmerzen.
Bei hochgradigen Verkrümmungen der Wirbelsäule im Bereich der LWS können zudem Symptome durch eine Beeinträchtigung der Funktion innerer Organe entstehen. Dabei sind am ehesten die Bauchorgane betroffen sein, was sich durch Verstopfungen und erschwerten Stuhlgang äußern kann.
Um eine Skoliose festzustellen eignet sich ein einfacher Test: der so genannte Vorbeugetest.
Der stehende Patient beugt sich mit dem entkleideten Oberkörper nach vorne und legt beispielsweise die Hände auf die Knie. Von hinten betrachtet, erscheint eine Vorwölbung im Bereich der Rippen, der so genannte Rippenbuckel. Die so genannte Thorakalskoliose (Thorax = Brustkorb) ist die häufigste Art der Skoliose. Der Rippenbuckel entsteht durch die Torsion der Wirbelkörper. Da die Rippen am Wirbelkörper ansetzten und dieser verdreht ist, werden die Rippen beim Vorbeugen auf einer Seite nach oben gedrückt. Dieser Buckel entsteht immer auf der konvexen Seite der Wirbelsäulenkrümmung.
Liegt die Skoliose im Bereich der Lendenwirbelsäule vor, so entsteht der so genannte Lendenwulst. Außerdem sind die Taillendreiecke ungleichmäßig hoch.
Skoliose kann auch diagnostiziert werden, indem man bei dem Patienten auf einen Schulter- bzw Schulterblatthochstand achtet.
Im Röntgenbild lässt das Ausmaß der Wirbelsäulenverkrümmung gut messen. Hierzu dient der so genannte Cobb - Winkel. Dieser wird mit Hilfe bestimmter Strukturen bestimmt. Am oberen und unteren Ende der Krümmung liegen die Neutralwirbel, welche im Gegensatz zu den Wirbeln, die direkt an der Krümmung beteiligt sind, keine keilförmige Verformung mehr aufweisen. Von diesen Neutralwirbeln ausgehend werden werden von der Basis aus verlängerte Linien gezogen, auf denen wird ein senkrechtes Lot gefällt und der Winkel zwischen diesen beiden sich treffenden Linien bestimmt.
Bei Winkeln unter 40° handelt es sich um eine leichte Skoliose, mittelschwere Skoliosen liegen im Bereich von 40-60°, ab einem Winkel von 60° spricht man von schweren Skoliosen.
Hier können Sie sich ein Röntgenbild eine Skoliose anschauen.
Bei einer Skoliose ist im günstigsten Fall gar keine Behandlung erforderlich. Dies gilt vor allem bei leichtgradigen Formen, die zum Beispiel als Zufallsbefund im Erwachsenenalter festgestellt werden. Auch bei Kindern wird bei einer sehr leichten Skolioseform zunächst nur die weitere Entwicklung beobachtet.
In der Regel gilt, dass ab einem im Röntgenbild festgestellten Krümmungswinkel von 20 oder mehr Grad eine Therapie empfohlen wird. Die Art der Behandlungsmaßnahmen richtet sich nach dem Schweregrad der Skoliose.
Die erste Stufe der Therapie stellen in der Regel Krankengymnastik bzw. Physiotherapie dar. Diese muss regelmäßig und meistens über Jahre hinweg durchgeführt werden. Bei einer stärker ausgeprägten Skoliose oder bei einer rasch eingetretenen Verschlechterung der Wirbelsäulenkrümmung sollte zusätzlich frühzeitig eine Behandlung mit einem individuell angepassten Korsett erfolgen. Dadurch kann im besten Fall eine Abnahme des Krümmungswinkels im weiteren Wachstum erzielt oder zumindest einer weiteren Verschlechterung vorgebeugt werden.
In seltenen sehr schweren Fällen, bei denen eine stark ausgeprägte Verkrümmung der Wirbelsäule vorliegt, sollte über eine operative Behandlung der Skoliose nachgedacht werden. Es handelt sich jedoch um einen großen Eingriff und der Entschluss hierzu muss gut überlegt werden.
Auf der anderen Seiten drohen bei einer nicht rechtzeitig behandelten hochgradigen Skoliose Langzeitschäden wie chronische Rückenschmerzen und eine Einschränkung der Lungenfunktion, welche die körperliche Leistungsfähigkeit im Alltagsleben stark beeinträchtigen kann.
Grundsätzlich ist die angemessene Behandlung einer Skoliose sehr anspruchsvoll und sollte nur von Ärzten durchgeführt werden, die ausreichend Erfahrung in diesem Gebiet besitzen. Ansonsten können Schädigungen sowohl durch übermäßige als auch durch zu geringfügige Behandlungen drohen.
Informieren Sie sich hier rund über das Thema: Die Therapie einer Skoliose.
Eine Skoliose entwickelt sich meist in der Kindheit oder Pubertät und ist in der Phase des Heranwachsens noch beeinflussbar. Bei Erwachsenen kann weder durch Übungen, noch durch ein Korsett eine Behandlung einer bestehenden Skoliose erfolgen. Die einzige erfolgsversprechende Therapieform zur Behebung der Wirbelsäulenverkrümmung stellt eine Operation dar, die jedoch sehr schweren Formen vorbehalten ist.
Kinder und Jugendliche können dagegen durch spezielle Übungen den Verlauf einer Skoliose positiv beeinflussen, sodass die Krümmung nicht weiter zunimmt oder sogar mit dem Wachstum wieder verringert wird. In der Regel wird dazu Physiotherapie verordnet, jedoch sollten auch zu Hause Übungen regelmäßig durchgeführt werden. Ein Beispiel ist die sogenannte “Superman”-Übung. Dafür liegt man auf dem Bauch und streckt die Arme nach vorne aus. Jetzt werden die Arme etwas vom Boden abgehoben und der ganze Körper wird angespannt. Diese Position wird für etwa fünf Sekunden gehalten. Die Übung sollte nach je einer Minute Pause insgesamt fünfmal wiederholt werden. Sie dient dazu, die ganze Wirbelsäule zu strecken und die Rückenmuskulatur zu stärken.
Eine weitere von zahlreichen möglichen Übungen heißt “Kopf-Lift”. Auch hier legt man sich flach auf den Bauch. Die Arme ruhen neben dem Körper. Nun versucht man, den Oberkörper ohne Zuhilfenahme der Arme anzuheben. Auch hier wird entsprechend die Position einige Sekunden gehalten und nach kurzer Pause die Übung wiederholt. Wenn die Durchführung so zu schwer ist, können die Arme zum Abstützen zur Hilfe genommen werden. Dabei sollte die Rückenmuskulatur jedoch angespannt sein und der Hals gerade gehalten werden.
Auch wenn bei Erwachsenen mit Skoliose keine Besserung der Krümmung bei Skoliose zu erwarten ist, sind diese Übungen dennoch zu empfehlen, da eine trainierte Rückenmuskulatur hier besonders wichtig ist, um zum Beispiel skoliosebedingten Schmerzen vorzubeugen oder diese zu lindern.
Bei einer schwergradigen Skoliose mit großen Krümmungswinkeln, ist eine Behandlung mit Physiotherapie und Korsett oftmals nicht ausreichend, um ein gutes Behandlungsergebnis zu erzielen. In solchen Fällen verbleibt oftmals als letzte Option eine operative Behandlung. Ab einem Krümmungswinkel von 50 Grad sowie wenn eine weitere Verschlechterung zu erwarten ist, besteht die Indikation zur Operation. Die Entscheidung für oder gegen den Eingriff muss jedoch stets individuell in Abhängigkeit des Alters des Betroffenen, einer möglichen Einschränkung oder Gefährdunge der Funktion innerer Organe wie Herz und Lunge sowie der bisherigen Entwicklung der Wirbelsäulenverkrümmung getroffen werden.
Nach ausführlichen Beratungsgesprächen mit den Ärzten ist nach erfolgter Aufklärung über alle Risiken des Eingriffs sowie wenn dieser unterbleibt, der Wunsch des Betroffenen sowie gegebenenfalls der Eltern ausschlaggebend. Dabei gibt es unterschiedliche Operationsverfahren, die sich unter anderem im Zugangsweg zur Wirbelsäule unterscheiden. Das Operationsgebiet kann entweder von vorne, von hinten oder kombiniert von beiden Seiten erreicht werden. Das allgemeine Prinzip einer OP bei einer Skoliose ist die Versteifung des betroffnenen Wirbelsäulenabschnitts in verbesserter Stellung. Dabei ist das Ziel eine bestmögliche Korrektur der Verkrümmung bei gleichzeitigem Erhalt möglichst vieler beweglicher Wirbelsegmente.
Beim hinteren Zugang liegt der Patient auf dem Bauch und die Wirbelsäule wird vom Rücken her freigelegt. Die betroffenen Wirbel werden gelöst, in die korrigierte Lage gebracht und durch zwei Metallstäbe verbunden. Die Wirbel werden zudem mit Knochenspänen des Beckenkamms oder aus einer Knochenbank verbunden, damit diese verwachsen und versteifen. Beim vorderen Zugang wird durch einen seitlichen Schnitt vom Bauchraum und Brustkorb aus operiert. Die eigentlichen Operationsschritte an der Wirbelsäule sind ähnlich wie beim hinteren Zugangsweg. Nach Eröffnung der Brustkorbs muss jedoch für einige Tage ein Schlauch eingelegt werden, durch den mittels Sog dafür gesorgt wird, dass die Lunge sich wieder entfalten kann.
Der kombinierte Zugang von hinten und vorne wird nur bei sehr schweren Fällen und dann gegebenenfalls an zwei verschiedenen Tagen durchgeführt. Die Wahl des Verfahrens muss in Abhängigkeit von Form und Ausmaß der Skoliose für jeden Patienten individuell getroffen werden.
Es handelt sich bei Skoliose-OPs um die echnisch und zeitlich aufwendigsten Operationen im Bereich der Orthopädie. Wie lange der Eingriff dauert, lässt sich nicht pauschal sagen aber es mit zumindest einigen Stunden zu rechnen. Der Operateur kann zwar anhand der individiuellen Gegebenheiten vorab gegebenenfalls eine Einschätzung über die Dauer abgeben, letztlich kann jedoch keine sichere Voraussage gemacht werden. Manchmal ergeben sich erst während der Operation Schwierigkeiten, die vorab nicht gesehen werden konnten und dann zu einer Verlängerung der OP-Dauer führen.
Ebenso wie bei der Dauer lässt sich auch über die Kosten einer Operation zur Behandlung einer Skoliose keine pauschale Aussage treffen. Je nach Aufwand, Klinik und möglichen Schwierigkeiten werden diese zumindest einige tausend Euro betragen. Dabei können sogar fünfstellige Beträge entstehen. Allerdings werden die Kosten bei medizinischer Indikation vollständig sowohl von gesetzlichen als auch privaten Krankenkassen übernommen. Wie groß die verbleibenden Narben werden, wie viele es sein werden und wo sie lokalisiert sind, ist vor allem vom Ausmaß der Operation abhängig. Jeder Hautschnitt, der durchgeführt werden muss, hinterlässt eine Narbe. Je nach gewähltem OP-Verfahren können am Rücken sowie vorne am seitlichen Brustkorb oder Bauch Narben verbleiben.
Erfahren Sie hier mehr zum Thema: Operation bei einer Skoliose.
Wenn eine Skoliose so stark ausgeprägt ist, dass eine alleinige Behandlung mit Physiotherapie oder Krankengymnastik nicht mehr ausreicht, die Wirbelsäulenverkrümmung jedoch auch nicht so extrem ist, dass eine Operation erforderlich ist, dann ist in der Regel die Behandlung mit einem sogenannten Korsett angezeigt.
Es handelt sich um eine feste Orthese, die die Wirbelsäule beim Tragen von Außen stützt. Das Problem besteht darin, dass das Korsett über mindestens 22 Stunden am Tag getragen werden muss, damit es eine Wirkung hat. Das bedeutet für die betroffenen Kinder und Jugendlichen, dass es in der Regel bei allen Freizeitaktivitäten sowie im Schulunterricht getragen werden muss. Gerade beim Spielen sind die Kinder dadurch in ihren Bewegungen eingeschränkt. Zudem ist das Korsett zum Beispiel im Schwimmbad für alle sichtbar, sodass es zu kränkenden Blicken oder Kommentaren kommen kann. Dennoch ist das konsequente und regelmäßige Tragen wichtig, da ansonsten der Behandlungserfolg gefährdet wird und langfristige Folgen und Einschränkungen im Erwachsenenalter drohen.
Bei zunehmender Verschlechterung einer Skoliose kann eine effektive Behandlung zudem ab einem gewissen Grad doch nur noch durch eine Operation erfolgen. Das Korsett muss in der Regel bis zum Ende der Wachstumsphase getragen werden. Danach kann die Tragedauer langsam reduziert werden. Die Korsettbehandlung erfolgt niemals alleine sondern wird immer mit einer Physiotherapie kombiniert.
Bei ausgewachsenen Jugendlichen sowie Erwachsenen bringt das Tragen eines Korsetts in der Regel nichts mehr, da das Knochenwachstum abgeschlossen und eine etwaige Verkrümmung sich manifestiert hat.
Lesen Sie hier mehr zum folgendem Thema: Korsettbehandlung bei einer Skoliose.
In der Regel verschlimmert sich eine leichte bis mittlere Skoliose nach Abschluß des Wachstums nicht weiter. Beträgt die Verkrümmung jedoch mehr als 30°, so kann auch im Erwachsenenalter noch eine Verschlechterung der Beschwerden auftreten.
Bei langjährigem Verlauf der Skoliose können an Wirbelkörpern und Bandscheiben Abnutzungserscheinungen auftreten, die sich oft durch Schmerzen bemerkbar machen.
Skoliose ist eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule. Von Natur aus ist die menschliche Wirbelsäule nach vorne und hinten verkrümmt. Zu einer Skoliose kommen neben der Verkrümmung auch noch die Rotation der gesamten Wirbelsäule und die Torsion einzelner Wirbelkörper. Der Erkrankungsgipfel, das heißt der Häufigkeit der Erstdiagnose, liegt zwischen dem 10. und 12. Lebensjahr.
Es gibt verschiedenen Formen der Skoliose, meist unterteilt nach ihren Ursache (eher durch knöcherne Komponenten oder eher durch Muskelschwäche usw.), kann angeboren oder auch erworben sein.
Schmerzen sind selten und treten eher im langjährigen Verlauf auf. Eine Skoliose ist durch Röntgenaufnahmen bei denen der Verkrümmungswinkel (Copp-Winkel) gemessen werden kann, aber auch durch einen simplen Vorbeugetest zu diagnostizieren.
Die Behandlung der Skoliose richtet sich nach ihrer Schwere. Bei leichten Skoliosen kann Krankengymnastik zur Muskelstärkung helfen, bei schwerern Skoliosen sind Operationen von Nöten. Die Therapie der schweren Skoliose ab etwa 40° besteht meist in der operativen Begradigung der Wirbelsäule mit anschließender Versteifung durch Implantate. Jedoch muss jeder einzelne Fall bewertet und kann nicht pauschal beurteilt werden.
Vorbeugen kann man einer Skoliose leider nicht. Bei Kindern sollte jedoch ohnehin stets auf ein angemessenes und korrektes Wachstum des gesamten Körpers geachtet werden.
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