In diesem Artikel geht es um die Therapie der Skoliose. Es werden unter anderem die konservativen Behandlungsoptionen wie Übungen, Physiotherapie und Osteopathie besprochen. Auch die Behandlung im Erwachsenenalter und die operativen Möglichkeiten werden thematisiert.
Die Therapie der Skoliose (Skoliosetherapie) richtet sich nach dem Alter der Patienten und dem Schweregrad der Skoliose. Der beste Therapieerfolg stellt sich bei einer Skoliosentherapie noch während der Wachstumsphase im Kindesalter ein.
Ist die Wirbelsäule nur leicht von der Skoliose betroffen (Verkrümmung unter 20°), reicht möglicherweise Krankengymnastik zur Stärkung der Rückenmuskulatur aus. Ist die Verkrümmung der Wirbelsäule schwerer (über 20°), so müssen zusätzlich die Wirbel mit Hilfe verschiedener Korsetts belastet werden, um Folgeschäden zu vermeiden.
Das Tragen eines Korsetts zur Skoliosetherapie muss konsequent durchgehalten werden, was vor allem für Kinder schwer ist.
Das Korsett muss im Prinzip immer getragen werden, man sagt 23 Stunden am Tag. Es sollte also lediglich zum Waschen abgenomemn werden. Diese Art der Skoliosentherapie muss bis zum Abschluss des Wachstums fortgesetzt werden. Ein Korsett fixiert den Rumpf und verhindert, dass sich Schulter und Becken gegeneinander verdrehen. Es funktioniert nach dem Prinzip: Druck und Entlastung. Auf eine ergänzende Krankengymnastik zur Skoliosentherapie darf keinesfalls verzichtet werden.
Mehr hierzu: Korsettbehandlung bei einer Skoliose
Bei schwerer Skoliose muss man an eine operative Therapie denken.
Um die OP optimal vorzubereiten, sollte bereits im Vorfeld ein Traktionsverfahren angewendet werden. Anschließend wird die Wirbelsäule durch ein Verfahren, das Spondylodese genannt wird, versteift. Von Patienten wird diese Versteifung in der Regel als wenig einschränkend empfunden. Bei der Versteifung werden Schrauben in einzelne Wirbel eingedreht und mit Stäben miteinander verbunden. Eine Korsettbehandlung wird in diesem Fall nicht notwendig.
Um eine Skoliose operativ zu begradigen sind mehrere Schritte nötig.
Die Wirbelsäule muss nicht nur in ihrere seitlichen Ausbiegung begradigt werden, sondern auch Rotation und Torsion müssen ausgelichen werden. Es stehen verschiedenen Operationsverfahren zur Verfügung:
Ventrale und dorsale Verfahren.
Beim ventralen Verfahren wird der Zugang von vorne gewählt, beim dorsalen Verfahren von hinten. Bei letzterem werden die Wirbelbögen (der hintere Anteil der Wirbelkörper) und deren nach hinten abgehenden Fortsätze freigelegt. Wird der ventrale Zugang gewählt, so muss die Wirbelsäule durch den Bauchraum hindurch präpariert werden. Gefahren birgt, wie jeder operativer Eingriff, auch diese Operation. Je schwerer das Ausmaß der Skoliose ist, desto risikoreicher die OP. Mögliche Komplikationen, neben den allgemeinen Risiken wie Blutung und Infektion, können beispielsweise sein: Schädigung des Rückenmarks durch Druck, Zug oder Verschiebung, Durchblutungsstörungen, bis hin zur (vorrübergehenden) Querschnittslähmung.
Die durch die Operation herbeigeführte Begradigung der Wirbelsäule kann sich leider auch wieder zurückbilden und die Metallimplantate können ausreißen. Hier sollen nur einige der möglichen Komplikationen genannt werden.
Weitere Informationen zu diesem Thema: Operation bei einer Skoliose
Übungen zur Förderung der Rücken- und Stützmuskulatur sind sinnvoll. Die Übungen sollten sich nach der Art der Wirbelsäulenverkrümmung richten. Dies wird vor allem mit einer Physiotherapie gewährleistet. Auch Atemübungen und Entspannungsverfahren können hilfreich sein.
Im Folgenden werden drei allgemeine Übungen erläutert, die zu Hause angewendet werden können. Besser wäre es jedoch, einen Physiotherapeuten aufzusuchen, um spezifischere Übungen zu erlernen.
Ausgangsposition: Vierfüßlerstand (aufgestützt auf Knien, Schienbeinen und Handflächen)
Der linke Arm und das rechte Bein werden ausgestreckt und dann so weit in Ellenbogen und Knie angewinkelt, bis sich die beiden Gelenke unterhalb des Körpers berühren. Bei der Streckung zu Beginn soll darauf geachtet werden, dass der Rücken und der Hals mit dem Kopf eine gerade Linie bilden. Die Übung kann beliebig oft wiederholt werden. Anschließend sollte die Übung mit dem rechte Arm und dem linke Bein genauso oft wiederholt werden.
Ausgangsposition: Bauchlage, Arme ausgestreckt nach vorne, Handflächen zum Boden gerichtet, Beine ausgestreckt
Bei dieser Übung soll die Muskulatur des kompletten Körpers aktiviert werden. Die Muskeln werden angespannt. Die angespannten Arme und der Kopf sollen in Richtung Decke angehoben werden. Die Position sollte fünf bis zehn Sekunden gehalten werden. Danach den Körper und die Arme wieder entspannt ablegen.
Ausgangsposition: gerade stehend, Rücken an eine Wand anlehnend, beide Arme entspannt seitlich am Körper
Bei dieser Übung wird der linke Arm über den Kopf nach rechts gestreckt und der Oberkörper nach rechts abgewinkelt. Dadurch entsteht eine Dehnung auf der linken Seite des Rumpfes. Die Position wird etwa zehn Sekunden gehalten und schließlich auf der anderen Seite wiederholt. Es ist wichtig, dass der Rücken nach hinten zur Wand hin gerade ist und die Schultern offen bleiben.
Allgemein kann sportliche Betätigung in der Freizeit bei der Bewältigung der Krankheit (Muskeltraining, aber auch psychologische Komponente) helfen. Geeignet sind zum Beispiel: Schwimmen, Radfahren, Joggen oder Yoga.
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Insgesamt ist es schwierig, Übungen nach Schroth (auch auf dem Gymnastikball/Pezziball) nur mit Hilfe einer schriftlichen Erklärung durchzuführen.
In der Therapie nach Schroth geht es darum, Fehlhaltungen gemeinsam mit einem Therapeuten zu erkennen. Dabei kommen Spiegel zur Anwendung. Um die Fehlhaltungen zu korrigieren, werden bestimmte Übungen durchgeführt. Die bewusste Wahrnehmungen des Körpers und den einzelnen Komponenten (Muskeln, Bänder, Spannung, Dehnung) ist dabei sehr wichtig. Während der Therapie werden bestimmte Übungen für zu Hause erarbeitet und darauf hingewiesen, welche Regeln einzuhalten sind.
Eine Durchführung der Übungen ohne praktische Anleitung ist somit leider nicht sehr erfolgsversprechend. Bei Interesse an einer solchen Therapie kann der behandelnde Arzt oder Orthopäde zu Rate gezogen werden.
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Eine grundsätzliche Aussage über die Therapie ist schwierig, da viele Faktoren wie zum Beispiel Symptomlast, Folgeschäden und Dynamik eine Rolle spielen.
Bei jugendlichen Patienten kommt häufig ein Korsett bei der Behandlung einer Skoliose zum Einsatz. Dies ist bei erwachsenen Patienten aber nicht üblich. Bei Patienten im Erwachsenenalter besteht meist schon eine dauerhafte Verkrümmung der Wirbelsäule und der Wirbelkörper.
Daraus können einige Folgeschäden resultieren:
Diese Folgeschäden stehen bei der Behandlung meist im Vordergrund. Eine Physiotherapie kann helfen, die Beweglichkeit zu fördern und bei Atmungsproblemen Linderung schaffen. Bei einer verschlechternden Dynamik kann ein Korsett bzw. eine Operation sinnvoll sein.
Zufällig erkannte Skoliosen bei Erwachsenen mit einem geringen Krümmungsgrad müssen bei ausbleibender Verschlechterung und fehlender Symptomlast nicht unbedingt behandelten werden, sollten jedoch weiterhin beobachtet werden.
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Bei der physiotherapeutischen Behandlung steht die Stärkung und Dehnung der Muskulatur und der Erhalt der Beweglichkeit im Vordergrund. Aber auch die Atmung kann durch die Verkrümmung der Wirbelsäule gestört sein. Deshalb können zusätzliche Atem- oder Entspannungsübungen hilfreich sein.
Ausgebildete Therapeuten können je nach Patient und Schweregrad verschiedene Behandlungskonzepte (Therapie nach Schroth, Dorn, Vojta, etc.) und Übungsgeräte anwenden. Dabei sollte auf die genaue Fehlstellung (Brust-/Lendenwirbelsäule, etc.) eingegangen werden. Während der Therapie werden auch Übungen für die Selbsthilfe erlernt. Allgemein soll ein Voranschreiten der Verkrümmung verhindert werden, eine (vollständige) Korrektur kann jedoch meist, wie bei der Korsettbehandlung nicht erreicht werden.
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Die Osteopathie als alleinige Therapie kann meist keine ausreichende Abhilfe schaffen. Dennoch kann sie zuzüglich zu anderen Behandlungen durchgeführt werden. Der Vorteil ist die konservative Vorgehensweise. Das bedeutet, dass keine Operationen oder Eingriffe durchgeführt werden.
Die Osteopathie betrachtet nicht nur die Wirbelsäule als kritischen Punkt, sondern ganzheitlich weitere (resultierende) Funktionseinschränkungen des gesamten Körpers und versucht, sachte diesen Problemkomplex aufzulösen.