Bei einer Skoliose handelt es sich um eine S-förmige Verbiegung der Wirbelsäule, die meistens angeboren ist oder aufgrund einer chronischen Fehlbelastung über lange Zeit entsteht.

Schmerzen bei einer Skoliose

Einleitung

Eine Skoliose kann bei einigen Menschen mit Beschwerden einhergehen. Vor allem Schmerzen zeigen sich bei Betroffenen des Öfteren.
Dabei können neben dem Rücken, in dem die Skoliose ihren Ursprung findet auch andere Körperteile betroffen sein. Neben dem Rücken kann es dann auch zu Missempfindungen in verschiedenen Körperregionen wie zum Beispiel der Hüfte oder dem Bein kommen.

Schmerzentstehung bei einer Skoliose

Im Falle einer Skoliose kommt es ebenfalls zu einer chronischen Fehlbelastung und zu einer unregelmäßigen Abnutzung der Wirbelkörper. Der Patient ist solange beschwerdefrei, bis schließlich die Knochen der Wirbelkörper gegeneinander reiben.
Dies kann je nach Fehlbelastung der Wirbelsäule früher oder später vorkommen. Bei voranschreitenden oder lange vorhandenen Skoliosen verspürt der Patient zunächst bei stärkerer Belastung oder nach langem Sitzen oder Stehen Schmerzen.
Die Schmerzen sind meistens seitlich der Wirbelsäule auf der Höhe lokalisiert, wo es zu den Hauptfehlbelastungen der Wirbelsäule kommt. Sie werden als ziehend oder reißend beschrieben.
In einigen Fällen kann es auch vorkommen, dass die Schmerzen ausstrahlen, meistens entlang der Wirbelsäule. Bei sehr starken Skoliosen oder bei lange bestehenden Fehlbildungen sowie bei Zuständen, wo direkt Knochen auf Knochen reibt, kommt es auch bei den Patienten zu Ruheschmerzen, die ähnlich ziehend sein können.
Neben den Beschwerden, die durch Knochenreibungen ausgelöst werden, kommt es bei Skoliosen fast immer zu Verspannungen der Muskulatur, die seitlich der Wirbelsäule verläuft und für ihre Aufrichtung zuständig ist. Diese Muskelverspannungen, die teilweise sehr hart werden können und auch als Myogelosen bezeichnet werden, führen zusätzlich zu Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule. Ein Unterschied zwischen den Schmerzen, die durch Myogelosen oder durch Knochenreibungen ausgelöst werden ist der, dass erstere meistens durch manuellen Druck auf die Muskelbäuche provoziert werden können. Schmerzen, die durch Reibungen der Wirbelkörper ausgelöst werden, sind zwar auch provozierbar aber meistens ausschließlich durch Bewegung.

Bewegungen, die bei einer Skoliose zu besonders starken Schmerzen führen, sind Beugebewegungen in der Wirbelsäule, also das Beugen nach vorne oder das Lehnen nach hinten. Ebenfalls charakteristisch für Schmerzen, die durch eine Skoliose ausgelöst werden sind Beschwerden bei seitlichen Drehbewegungen. 
Neben den Schmerzen, die durch eine Skoliose ausgelöst werden, kann es auch immer zu mechanischen Beeinträchtigungen kommen, die meistens dadurch zustande kommen, dass die Wirbelkörper nicht mehr physiologisch aufeinander stehen und es so zu einer erhöhten Reibung im Bereich der Wirbelkörper kommt. Diese mechanischen Beeinträchtigungen machen sich meistens durch sogenannte Blockaden bemerkbar. Der Patient kann rein mechanisch bestimmte Bewegungen in der Wirbelsäule nicht mehr so durchführen, wie er es gewohnt ist. Es kann sein, dass er z.B. das Drehen zur Seite und das Beugen nach vorne nur noch in begrenztem Umfang durchführen kann. In einigen Fällen wird diese Blockade auch von einem hörbaren Knacken begleitet. Je nachdem, wie stark eine Skoliose vorangeschritten ist, kann sich auch die Schwere der Beschwerden verändern.

Schmerzen im Bein

Bei einigen Menschen, die an einer Skoliose erkrankt sind, kommt es zu Schmerzen im Bein. Diese sind häufig im Oberschenkel zu finden, oft gemeinsam mit dem Gesäß-Bereich. Aber auch das Schienbein kann immer wieder schmerzen. Hierfür gibt es verschiedene Ursachen.
Eine mögliche Ursache ist eine Beinlängendifferenz, die entweder durch einen Beckenschiefstand aufgrund der Skoliose entstanden ist oder unabhängig davon besteht. Dadurch kommt es zu einer ungleichmäßigen Belastung der Beine. Dies kann zu meist einseitigen Schmerzen im Bein führen. Häufig sind dabei die Gelenke betroffen sind, da diese übermäßig belastet werden.
Es ist aber auch möglich, dass durch die Verkrümmung der Wirbelsäule im Rahmen der Skoliose Nerven eingeklemmt werden. Dabei handelt es sich um Nerven, die aus dem Rückenmark kommen und bis in die Beine ziehen. Durch die Verschiebung der Wirbelsäule können die Austrittsstellen dieser Nerven zwischen den Wirbelkörpern verengt werden. Dadurch kommt es zu Taubheitsgefühlen und Schmerzen, die häufig im Sitzen schlimmer werden. Typischerweise sind diese in einem ganz bestimmten Abschnitt des Beins, je nach Nerv, vorzufinden.
Um diesen Schmerzen im Bein entgegen zu wirken können, abhängig von der Ursache, Dehnübungen hilfreich sein. Außerdem sollten die Beine im Sitzen nicht übereinandergeschlagen werden, um sie zu entlasten.

Schmerzen in der Brustwirbelsäule

Wenn bei einer Skoliose die Verkrümmung der Wirbelsäule im Bereich der Brustwirbelsäule ausgeprägt ist, kommt es häufig zu Schmerzen. Der Grund hierfür ist der knöcherne Aufbau des Brustkorbs. Da die Wirbelkörper der BWS mit den Rippen verbunden sind, können Verschiebungen der Wirbelsäule zu starken Schmerzen in der Brust und BWS führen. Diese Schmerzen sind oft atemabhängig, da der gesamte Brustkorb durch das Ein- und Ausatmen bewegt wird. In vielen Fällen werden die Schmerzen in der BWS durch die Muskeln im Bereich der Wirbelsäule verstärkt. Diese sind bei einer Skoliose oft stark beansprucht und dadurch verhärtet und verspannt.
Hinzu kommen die sogenannten Interkostalnerven. Dabei handelt es sich um Nerven, die aus dem Rückenmark im Bereich der BWS ziehen und entlang der Rippen nach vorne laufen. Durch die Verschiebung der Wirbelsäule und dadurch des Brustkorbs kommt es zu einer Reizung dieser Nerven. Dies kann zu starken Schmerzen führen und wird auch als Interkostalneuralgie bezeichnet. Abhängig von der Ausprägung der Schmerzen können Massagen, Physiotherapie und Schmerzmedikamente zur Linderung der Beschwerden führen.

Schmerzen in der Brust

Im Rahmen einer Skoliose kann es auch zu Schmerzen in der Brust kommen. Hierbei ist wichtig zu unterscheiden, ob die Schmerzen ihren Ursprung in der Brust haben oder in den Brustbereich ausstrahlen. Leider ist es oft für die Betroffenen nicht so einfach, die Quelle der Schmerzen zu lokalisieren. Daher sollte bei Unklarheiten zur Sicherheit ein Arzt aufgesucht werden, um mögliche schwerwiegende Probleme auszuschließen.
Häufig sind die Schmerzen in der Brust ausstrahlende Schmerzen, die durch die Verkrümmung der Brustwirbelsäule durch die Skoliose entstehen. Hier werden gleichzeitig die sogenannte Interkostalnerven eingeklemmt, die aus dem Rückenmark entlang der Rippen um den Brustkorb ziehen. Dies kann bewegungs- und atmungsabhängig starke Schmerzen verursachen.
Bei einer stark ausgeprägten Form der Skoliose mit einer starken Verkrümmung können die Schmerzen aber auch direkt aus der Brust entstehen. Der Grund hierfür ist der Druck, der auf die Organe im Brustkorb durch die Verschiebung der Wirbelsäule entsteht. Dadurch werden vor allem das Herz und die Lungen zusammengedrückt und können nicht mehr richtig arbeiten. Dies führt zu starken Schmerzen und sollte schnellstmöglich von einem Arzt behandelt werden.

Schmerzen in der Hüfte

Bei einer Skoliose, die im Bereich des unteren Rückens ausgeprägt ist, kann es zu Schmerzen in der Hüfte kommen. Das Becken ist im Bereich des Darmbeins knöchern mit dem Kreuzbein verbunden. Diese Verbindung ist relativ fest und steif. Verschiebungen der Lendenwirbelsäule wirken sich daher auch auf diese Gelenkverbindung aus, da die Knochen gegeneinander gedrückt werden.
Ein Beckenschiefstand, der eine Skoliose verursachen oder dadurch entstehen kann, kann ebenfalls zu Schmerzen in der Hüfte führen. Hiergegen können abhängig der Ausprägung Einlagen und Physiotherapie hilfreich sein.

Muskelschmerzen bei einer Skoliose

Viele Menschen, die von Skoliose betroffen sind, klagen über Schmerzen in den Muskeln. Hierbei sind vor allem die Muskeln im Bereich der Wirbelsäule betroffen. Der Grund dafür ist, dass die Muskulatur durch die Verkrümmung des Rückens einer Belastung ausgesetzt ist, für die sie nicht ausgerichtet ist. Dadurch kommt es schnell zu Verhärtungen und Verspannungen der Muskeln. Daher ist es sehr wichtig, betroffene Muskeln zu trainieren, um sie zu kräftigen.
Je nach Schmerz und Lokalisation gibt es verschiedene Übungen, die in der Physiotherapie erlernt werden können. Bei Verspannung können Massagen und Wärmebehandlungen zusätzlich hilfreich sein.

Beeinträchtigung von Organen

Da es sich bei einer Skoliose um eine Schiefstellung der Wirbelsäule handelt, kann es auch bei schweren Skoliosen zu Verlagerungen und Beeinträchtigungen bestimmter Organe kommen.
Sind Organe betroffen, so ist sehr häufig die Lunge betroffen. Patienten mit sehr schweren Skoliosen klagen oftmals über Atemprobleme, die daraus resultieren, dass sich durch die Schiefstellung der Lunge diese nicht mehr beim Einatmen so ausbreiten kann, wie sie es muss. Auch wenn sich der Patient streckt, um die maximal Größe des Brustkorbs zu erreichen, kann er oftmals bei einer schweren Skoliose nicht den notwendigen Platz für die Lunge schaffen.

Auch das Herz kann bei einer starken Skoliose betroffen sein. Nerven, die zum Herzen führen, können durch die Fehlstellung der Wirbelsäule komprimiert oder irritiert werden, was unter anderem zur Folge haben kann, dass das Herz unnatürlich schnell schlägt für einen kurzen Zeitpunkt (Tachykardie).

Nerven spannen sich auch zwischen den Rippen auf und versorgen die Muskulatur, die zu der Atemhilfsmuskulatur zählt. Bei jeder Bewegung des Thorax zieht sich diese Muskulatur zusammen. Durch eine Skoliose kann es in schweren Fällen auch zu einer Komprimierung dieser Nerven, bzw. zu sogenannten Intercostalneuralgien kommen. Darunter versteht man brennende bis einschießende starke Schmerzen, die sich um den Brustkorb spannen und bis ans Brustbein ziehen können. Die Schmerzen in Form von Stichen verschwinden meistens so schnell, wie sie gekommen sind, haben aber einen starken bis sehr starken Charakter. Nicht selten haben Betroffene das Gefühl die Beschwerden kommen vom Herzen. Was bei starken Intercostalneuralgien noch hinzukommen kann ist, dass der Patient auch unter leichter Luftnot leidet, da vor allem auch das Einatmen zu entsprechenden Beschwerdeverstärkungen führt.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Intercostalneuralgie

Therapie

In seltenen Fällen kommen Rückenschmerzen, Myogelosen und Intercostalneuralgien alle zusammen. Oftmals ist es so, dass die Patienten nur einen Teil der Beschwerden haben und diese auch nicht permanent auftreten. Unter Berücksichttigung der Art und Stärke der Schmerzen muss dann eine entsprechende Behandlungsstrategie erarbeit werden.

Sobald die Ursache der Schmerzen festgestellt wurde (Skoliose), sollte eine ausreichende und regelmäßige entzündungshemmende Schmerzbehandlung begonnen werden. Diese besteht meistens in einer Behandlung mit Ibuprofen oder Diclofenac.
Diese sollte entweder mit einer Kombination von Magenschutzbehandlung erfolgen, wenn es sich um eine längere Behandlungsdauer handelt oder ohne Magenschutz, wenn sich eine kurze Behandlungsdauer andeutet. Die Dosierungen rangieren zwischen 200 mg und 800 mg 3 mal täglich bei Ibuprofen und Diclofenac 75 mg zweimal täglich.
Ist diese Medikation nicht ausreichend, kann ein stärkeres Medikament eingesetzt werden. So kommt dann oftmals z.B. Tramal 100 mg zum Einsatz. Dieses Medikament sollte maximal zwei mal täglich eingenommen werden.

Zu den entzündungshemmenden Schmerzmitteln kann noch versucht werden durch eine physiotherpeutische Therapie dem Patienten zu helfen. Auch eine physikalische Schmerzbehandlung kann versucht werden. Hierbei kommt vor allem eine regelmäßige, kühlende Behandlung zum Einsatz. Diese erfolgt dann meistens mit Eis-, oder Coolpacks.
Bewegungen, die zu den Beschwerden führen bzw. auch noch verstärken sollten reduziert oder gänzlich vermieden werden. Vor allem Sportarten, die ständige Drehbewegungen des Oberkörpers notwendig machen, sollten unterlassen werden. Zu nennen wären hier vor allem schlägerschwingende Sportarten, wie Tennis, Tischtennis oder Golf. Auch Fahrradfahren sollte aufgrund der Haltung, die dabei eingenommen wird, bei Möglichkeit vermieden werden. Hingegen empfehlenswert ist Schwimmen.

Lesen Sie mehr zum Thema: Behandlung einer Skoliose

Was kann man gegen die Schmerzen tun?

Abhängig von den Schmerzen, die bei einer Skoliose entstehen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, um diese zu lindern. Wichtig ist, dass der behandelnde Arzt bei stärkeren Schmerzen hinzugezogen werden sollte. Da die Skoliose in einigen Fällen zu schwerwiegenden Problemen der Organe führen kann, sollten diese vor einer Schmerzbehandlung abgeklärt werden, damit sie nicht unbemerkt bleiben können.
Häufig werden die Schmerzen bei einer Skoliose durch verspannte und überbelastete Muskeln verursacht.
Hiergegen können regelmäßige Physiotherapie und verschiedene Übungen hilfreich sein. Dabei steht die Kräftigung und Dehnung der Muskeln im Vordergrund, um sie der veränderten Belastung anzupassen. Bei starken Verspannungen können Massagen und Behandlungen mit Kälte- oder Wärmeumschlägen ebenfalls hilfreich sein.

Allgemeines

Bei einer Skoliose handelt es sich um eine S-förmige Verbiegung der Wirbelsäule, die meistens aufgrund einer chronischen Fehlbelastung über lange Zeit zustande gekommen ist. Meistens geht auch eine Verdrehung der Wirbelsäule mit dieser Fehlbildung einher, die auch als Torsion bezeichnet wird. Auch diese Fehlbildung kommt durch eine Fehlbelastung zustande. Zusätzlich zu einer Skoliose können auch noch eine verstärkte Kyphose (nach vorne gebogene Wirbelsäule) oder Lordose (nach hinten gebogene Wirbelsäule) auftreten. In den meisten Fällen aber handelt es sich bei der Skoliose aber um eine S-förmige Seitenverbiegung mit Torsion.

Im Normalfall liegen die Wirbelkörper der Wirbelsäule so aufeinander, dass die Kanten der Körper einen gewissen Platz zwischen den Wirbelkörperknochen bieten. In diesem Platz zwischen den Wirbelkörpern liegen die Bandscheiben. Sie dienen der Abfederung der Stauchungskräfte, die bei jeder Bewegung auf der Wirbelsäule lasten und sorgen aber auch dafür, dass die Bewegung in der Wirbelsäule mit der kleinstmöglichen Reibung vonstatten gehen kann.

Im Laufe des Lebens kommt es zwangsläufig zu geringen Abnutzungen der Wirbelkörper. In aller Regel erweist sich dies als Problem vor allem bei älteren Patienten, wenn sich die Körpergröße langsam reduziert. Dies ist meist nicht mit Schmerzen verbunden, solange sich die Wirbelkörper regelmäßig abnutzen.

Eine physiologische und natürliche Abnutzung im Laufe des Lebens, die komplett beschwerdefrei ist, setzt somit eben voraus, dass sich die Wirbelkörper gleichmäßig abnutzen, und keine Fehlhaltung und Fehlbelastung vorhanden ist. Sobald es im Laufe des Lebens zu einer Fehlbelastung vor allem chronisch kommt, nutzen sich die schützenden Wirbelkörper unregelmäßig ab.

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 08.04.2014 - Letzte Änderung: 30.03.2024