Die Bandscheibe liegt zwischen den einzelnen Wirbelkörpern. Sie überragt die Wirbelkörper seitlich. Die Bandscheibe ist aus einem äußeren Faserknorpelring (Anulus fibrosus) und einem wasserreichen Gallertkern (Anulus pulposus) aufgebaut. Der Gallertkern steht unter Druck und spannt den Faserring. Aufgrund des Körpergewicht wird das Wasser beim Stehen aus der Bandscheibe gedrückt. Aus diesem Grund sind Menschen morgens 2-3 cm größer als abends.

Bandscheibe

Synonyme

Medizinisch: Discus intervertebralis
Englisch: discogenic

Zwischenwirbelscheibe, Bandscheiben

Anatomie

Die Bandscheiben (lat. Disci intervertebrales) bilden die flexible Verbindung zwischen allen Wirbeln, mit welchen sie fest verwachsen sind. Eine Ausnahme stellt dabei die gelenkige Verbindung zwischen Schädel und erstem Halswirbel (Atlas), sowie erstem und zweitem Halswirbel (Axis) dar. Insgesamt finden sich beim Menschen damit 23 Bandscheiben, welche ungefähr ein Viertel der Gesamtlänge der Wirbelsäule ausmachen.

Lesen Sie mehr hierzu unter: Wirbelkörper

Jede Bandscheibe lässt sich in zwei Bestandteile einteilen. Einen innen gelegenen gallertartigen Kern, den Nucleus pulposus (meist einfach "Nucleus" genannt) und einen ihn umgebenden äußeren Faserring (Anulus fibrosus). Letzterer besteht aus stark kollagenhaltigem Faserknorpelgewebe und erhält dadurch eine straffe, druckfeste und derbe Konsistenz. Bei genauerer Betrachtung ist zu erkennen, dass er aus kreisförmig angeordneten Lamellen angeordnet ist. Die Äußersten strahlen hierbei in die Deckplatten der knöchernen Wirbelkörper aus, die inneren Lamellen wiederum strahlen teilweise in den Gallertkern der Bandscheibe aus, sodass der Übergang zwischen Fasserring und Nucleus eher unscharf ist.

Der Gallertkern enthält, wie der ihn umgebende Faserknorpel auch, nur wenige Zellen. Statt Kollagen besteht er jedoch zum größten Teil aus langkettigen Zuckern, den sogenannten Glykosaminoglykanen. Diese zeichnen sich durch ein hohes Wasserbindungsvermögen aus, sodass der Gallertkern aus bis zu 85% Wasser besteht. Hierdurch entsteht ein Quellungsdruck im inneren der Bandscheibe, welcher den äußeren Faserring unter Spannung setzt. Erst das Zusammenspiel beider Bestandteile verleiht den Bandscheiben also ihre charakteristischen Eigenschaften, durch welche sie unverzichtbar für das einwandfreie Funktionieren unserer Wirbelsäule werden.

Im Alltag ist diese Konstruktion einer ständigen Belastungsprobe in Form von Bewegungen und Stößen ausgesetzt, welche jedoch durch den oben beschriebenen Aufbau effektiv abgefedert und an die Wirbelknochen weitergeleitet werden können. Abseits hiervon müssen die Bandscheiben natürlich auch ununterbrochen unser Körpergewicht tragen. Diese Belastung steigt naturgemäß im Stehen und Sitzen in Richtung Steißbein an. Aus diesem Grund nehmen sowohl die Wirbelkörper, als auch die zwischen ihnen gelegenen Bandscheiben vom Hals her abwärts stetig in ihrem Durchmesser zu. Nichtsdestotrotz finden sich die mit Abstand meisten Bandscheibenvorfälle und andere Wirbelsäulenerkrankungen im Bereich der Lendenwirbelsäule.

Abbildung einer Bandscheibe

  1. Bandscheibe
    (Zwischenwirbelscheibe) -
    Discus inter vertebralis
  2. Gallertkern -
    Nucleus pulposus
  3. Faserring -
    Anulus fibrosus
  4. Rückenmarknerv -
    Nervus spinalis
  5. Rückenmark - Medula spinalis
  6. Dornfortsatz -
    Processus spinosus
  7. Querfortsatz -
    Processus transversus
  8. Oberer Gelenkfortsatz -
    Processus articularis superior
  9. Zwischenwirbelloch -
    Foramen intervertebrale
  10. Wirbelkörper -
    Corpus vertebrae
  11. Vorderes Längsband -
    Lig. longitudinale anterius

Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen

Funktion der Bandscheiben

Die Bandscheibe wirkt durch den elastischen Gallertkern wie ein Stoßdämpfer. Sie federt Stöße elastisch ab.

Weiterhin kann sie sich aufgrund ihrer elastischen Eigenschaften bei Bewegung verformen. Dies ist die Grundvoraussetzung für die Beweglichkeit der Wirbelsäule.

Erkrankungen der Bandscheibe

Im Laufe des Lebens verschleißt die Bandscheibe. Der Faserring wird rissig.
Durch den Quelldruck des Gallertkern, kann dieser austreten. Die Folge ist eine Bandscheibenvorfall. Ein Bandscheibenvorfall muss nicht zwangsläufig zu Beschwerden führen. Erst wenn der Bandscheibenvorfall das Rückenmark oder Nerven beeinträchtigt können chronische Rückenschmerzen, Gefühlstörungen oder Lähmungen entstehen.
Detaillierte Informationen zu diesem Thema erhalten Sie unter:

Eine Vorstufe des Bandscheibenvorfalls ist die Bandscheibenprotrusion (Protusio = Vorwölbung).
Dabei gibt der Faserring auf Grund seines Verschleißes nach und beult sich an der schwächsten Stelle durch den Quelldruck des Gallertkerns aus. Der Faserring ist jedoch noch intakt, der Gallertkern ist noch nicht vorgefallen.
Nahezu alle Menschen weisen im höheren Alter eine Bandscheibenprotrusion auf. Daher sollte die Vorwölbung als normaler Verschleißprozess angesehen werden. Eine Protrusion kann aber auch auf einen drohenden Bandscheibenvorfall hindeuten.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: Bandscheibenvorwölbung

Neben der Entfernung der Bandscheibe wird immer häufiger auch eine Bandscheibenprothese implantiert. Welchen Stellenwert die Bandscheibenprothese in Zukunft haben wird, wird sich herausstellen.

Lesen Sie mehr zum Thema: Bandscheibenprothese

Entzündung der Bandscheibe

Entzündungen der Bandscheiben stellen eine insgesamt sehr selten anzutreffende Erkrankung dar. In der Fachsprache wird sie als „Diszitis“ bezeichnet. Häufig tritt zudem gleichzeitig eine Entzündung des Wirbelkörpers auf. In diesem Fall ist von einer Spondylodiszitis die Rede. Die Ursachen der Spondylodiszitis sind dabei vielfältig. In den meisten Fällen wird sie jedoch durch eine Infektion mit Bakterien, seltener durch Viren oder Pilze verursacht.
Die Krankheitserreger gelangen dabei meist im Rahmen eines operativen Eingriffs oder einer Injektion in den Bereich der Bandscheiben. Ein Erregernachweiß ist jedoch in den meisten Fällen schwierig, sodass die Diagnose vorzugsweise über bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT), in Kombination mit erhöhten Entzündungswerten im Blut gestellt wird.

Schwere und Verlauf einer Bandscheibenentzündung variieren individuell meist sehr stark. Sowohl vollständig symptomlose Verläufe, als auch starke Schmerzzustände und Allgemeinsymptome wie Fieber, Abgeschlagenheit und Schüttelfrost sind möglich. Gefürchtet sind dabei vor allem neurologische Symptome und neuropathische Schmerzen infolge einer Ausbreitung der Infektion auf die Spinalnerven oder das Rückenmark.
Bildet sich ein eitriger Abszess im Wirbelkanal kann dies im schlimmsten Fall zur Symptomatik einer Querschnittslähmung führen.

Die Behandlung einer Spondylodiszitis und auch der reinen Diszitis besteht im Falle einer Bakterieninfektion vor allem in einer auf den Erreger angepassten Antibiotikatherapie. Zusätzlich wird entsprechend der Schmerzen eine adäquate medikamentöse Therapie mit entzündungshemmenden Schmerzmitteln begonnen.
Daneben ist es wichtig, das betroffene Wirbelsäulenareal für mehrere Wochen ruhigzustellen. Hierfür können ein Korsett oder eine Orthese zum Einsatz kommen.
Infektionen im Lendenwirbelsäulenbereich erfordern dabei meist eine Bettruhe, da eine Ruhigstellung hier kaum möglich ist. Sollte die Erkrankung nicht anderweit unter Kontrolle zu bringen sein, muss ein operativer Eingriff durchgeführt werden, bei welchem der Abszess ausgeräumt wird.

Die Prognose einer Bandscheibenentzündung ist insgesamt eher schlecht. Zwar verläuft die Erkrankung nur in wenigen Fällen tödlich. Bleibende neurologische Beeinträchtigung, wie Störungen der Sensibilität und der Motorik, sind jedoch nicht selten. Ein Rezidiv, also das erneutes Auftreten Entzündung, kommt bei etwa 7% der Patienten vor.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Entzündung der Bandscheibe

Abbildung Bandscheibenvorwölbung

Ansicht von oben:

  1. Nucleus pulposus
    Gallertkern
  2. Anulus fibrosus
    Faserring
  3. Bandscheibenvorfall

Abbildung Bandscheibenvorfall

Ansicht von oben:

  1. Nucleus pulposus
    Gallertkern
  2. Anulus fibrosus
    Faserring
  3. Bandscheibenvorfall

Symptome bei einem Schaden der Bandscheibe der HWS

Die meisten Schädigungen an Bandscheiben bleiben lange Zeit symptomlos oder machen sich sogar nie bemerkbar. Erst wenn der äußere Faserring derart verschlissen ist, dass sich der Gallertkern der Bandscheibe vorwölbt und auf nervale Strukturen drückt, wird sich dies für den Patienten bemerkbar machen. Welche Symptome hierbei genau auftreten, ist vor allem davon abhängig, auf welcher Höhe der Wirbelsäule der Bandscheibenvorfall aufgetreten ist und wie stark die Nervenwurzel durch die Vorwölbung der Bandscheibe beeinträchtigt wird. So machen sich Bandscheibenvorfälle der Halswirbelsäule (HWS) vor allem durch Beschwerden der Arm- und Schulterregion bemerkbar. Wichtig zu wissen ist hierbei, dass leichte Nervenschäden lediglich Empfindungsstörungen wie Kribbeln und Taubheitsgefühle verursachen, während höhergradige Schädigungen in Muskelschwächen resultieren.

Was die Halswirbelsäule betrifft, finden sich Bandscheibenvorfälle am häufigsten zwischen dem 5. und 6. sowie dem 6. Und 7. Halswirbelkörper.

Die auf dieser Höhe austretenden Spinalnerven versorgen einerseits den Daumen und den daumenseitigen Unterarm, sowie Zeige-, Mittel- und Ringfinger und Teile der Handfläche und des Handrückens. Treten in diesen Regionen Empfindungsstörungen auf, deutet dies auf einen Bandscheibenvorfall in besagtem Wirbelsäulenabschnitt hin. Von Muskelschwächen bei einem höhergradigen Bandscheibenvorfall können hier verschiedene Muskeln, wie etwa der Musculus triceps brachii, betroffen sein.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Symptome eines Bandscheibenvorfalls der HWS

Symptome bei einem Schaden der Bandscheibe der LWS

Auch im Falle eines Bandscheibenvorfalls der Lendenwirbelsäule gilt: die meisten Schäden an Bandscheiben verursachen keine Beschwerden und werden daher nur als Zufallsbefund oder gar nicht diagnostiziert. Entsprechend schwere Bandscheibenschäden führen jedoch unweigerlich dazu, dass der äußere Faserring nicht mehr in der Lage ist, den Gallertkern gegen die Belastung, welcher die Wirbelsäule ausgesetzt ist, zu stabilisieren. Der Gallertkern wölbt sich in der Folge in hervor und übt Druck auf den benachbarten Spinalnerven oder gar das Rückenmark selbst aus. Ist dies der Fall, kommt es je nach Höhe des Bandscheibenvorfalls in der Wirbelsäule, bzw. je nachdem welcher Spinalnerv geschädigt wird, zu spezifischen Symptomen.

Ist es möglich trotz Abwesenheit von Schmerz einen Bandscheibenvorfall zu haben? Mehr hierzu lesen Sie unter: Gibt es einen Bandscheibenvorfall auch ohne Schmerzen?

Die Spinalnerven, welche auf Höhe der Lendenwirbelsäule abgehen, sind hauptsächlich für die motorische und sensible Versorgung der Beine zuständig. Leichtgradige Bandscheibenvorfälle auf dieser Höhe der Wirbelsäule verursachen zunächst Empfindungsstörungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle, insbesondere am vorderen und seitlichen Bein. Höhergradige Bandscheibenvorfälle führen daneben zu einer Beeinträchtigung der tiefer im Nervenstrang gelegenen motorischen Nervenfasern, sodass nun auch eine Schwäche der Beinmuskulatur auftritt.

Die mit Abstand meisten Bandscheibenvorfälle treten zwischen dem 4. Und 5. Lendenwirbel (Bandscheibenvorfall L4/L5) und zwischen dem 5. Lenden- und 1. Steißbeinwirbel (Bandscheibenvorfall L5/S1) auf. Neben der Haut des seitlichen Beines versorgen die hier abgehenden Spinalnerven unter anderem den Musculus quadriceps femoris, den großen Oberschenkelmuskel. Ein entsprechend schwerer Bandscheibenvorfall kann dementsprechend zu Problemen beim Laufen und zu einer Abschwächung des Patellarsehnenreflexes führen. Neben weiteren Nerven, sind ebendiese Spinalnerven übrigens auch an der Bildung des Nervus ischiadicus (des Ischiasnerven) beteiligt. Ein Schmerzzustand, welcher durch eine Reizung des Ischiasnerven hervorgerufen werden, werden als Ischialgie bezeichnet.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Symptome eines Bandscheibenvorfalls der LWS

Operation bei einem Bandscheibenvorfall

Wie andere Gewebe des Körpers auch, sind die Bandscheiben einem stetigen Verschleißprozess unterworfen. Diese langfristigen Schädigungen können eine Verlagerung des Gallertkerns der Bandscheibe nach sich ziehen. Sollte der äußere Faserring der Bandscheibe reißen, kann dies in einem Bandscheibenvorfall resultieren. Sollte der Faserring noch intakt sein, sodass sich die Bandscheibe im ganzen in den Wirbelkanal vorwölbt, spricht man von einer Protrusion, einem unvollständigen Bandscheibenvorfall. Beide sind oft symptomlos, können jedoch auch starke Schmerzen und nervale Ausfallerscheinungen verursachen.

Laut aktuellen Studien hat sich die Anzahl der Bandscheibenoperationen zwischen 2005 und 2010 verdoppelt. Dennoch können letztendlich 90% der Bandscheibenvorfälle konservativ, vor allem mittels einer effektiven Schmerz- und Physiotherapie, behandelt werden. Ein chirurgischer Eingriff wird jedoch zwingend notwendig, wenn schwerwiegende Symptome, sogenannte "red flags" auftreten. Wissenswert ist hierbei, dass es erst infolge einer starken Nervenschädigung zu Muskelschwächen oder -lähmungen kommt, während Gefühlsstörungen bereits bei leichten Nervenschäden auftreten.
Aus diesem Grund gehören zu den "red flags" des Bandscheibenvorfalls vor allem zunehmende oder plötzlich auftretende Muskellähmungen, sowie Lähmungen der Blasen- und Mastdarmmuskulatur, welche eine bleibende Stuhl- und Harninkontinenz nach sich ziehen können.

Auch das sogenannte Cauda-Equina-Syndrom stellt ein ernstzunehmendes Warnzeichen dar. Bei diesem kommt es zu einer Kompression von Nervensträngen der Cauda equina, dem Ausläufer des Rückenmarks im untersten Teil des Wirbelkanals. Schäden dieser Nervenstränge resultieren vor allem in Gefühlsstörungen und Muskelschwächen in den Beinen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Operation eines Badscheibenvorfalls

Risiken der Bandscheibenoperation

Auch wenn schwerwiegende Komplikationen und Nebenwirkungen bei Operationen an der Bandscheibe insgesamt eher selten sind, sollte beachtet werden, dass die Eingriffe stets mit gewissen Risiken einhergehen. Da diese aufgrund der räumlichen Nähe von Bandscheibe und Nerven, bzw. Rückenmark potentiell schwerwiegend sein können, sollte die Notwendigkeit eines chirurgischen Eingriffs im Vornherein gut abgewogen werden.

Eine der am häufigsten auftretenden und leider schwierig zu verhindernden Komplikationen stellt dabei die Narbenbildung im Operationsgebiet dar, welche zu einer Einklemmung der Nervenwurzel oder der äußeren Rückenmarkshaut (Dura mater) führen und entsprechende Beschwerden nach sich ziehen kann. Weiterhin kann es im Rahmen der Operation auch zu einer direkten Verletzung der Dura mater kommen. In der Folge tritt durch diese Rückenmarksflüssigkeit aus. Diese wird zwar innerhalb einiger Stunden vollständig nachgebildet, dennoch können nach der OP starke Kopfschmerzen und / oder Übelkeit auftreten.
Diese Komplikation tritt in etwa 1 bis 2 % aller Bandscheibenoperationen auf.

Davon abgesehen kann in sehr selten Fällen infolge der OP eine Infektion auftreten. Leichte Schmerzen direkt nach der Operation sind jedoch zu erwarten und sollten daher nicht überbewertet werden. Sie können durch die Einnahme geläufiger Schmerzmittel in der Regel gut behandelt werden.

Erwähnenswert ist daneben auch die Rezidivrate bei Bandscheibenoperationen, also wie viele Patienten trotz OP erneut von Bandscheibenvorfällen betroffen sind. Derzeit liegt diese zwischen etwa 5 - 10%. Ein Rezidiv tritt meist innerhalb der ersten drei Monate auf, kann sich aber auch erst nach mehreren Jahren bemerkbar machen. Sollte es tatsächlich zu einem erneuten Bandscheibenvorfall kommen, wird eine erneute Operation empfohlen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Postoperative Komplikationen

Dauer der Bandscheibenoperation

Die Dauer einer Bandscheibenoperation ist stark abhängig von der verwendeten Operationstechnik. Wie bei chirurgischen Eingriffen in anderen Körperregionen auch, nehmen minimal-invasive Verfahren hier mehr Zeit in Anspruch, als offen-chirurgische Methoden. Abgesehen davon spielen auch Ausmaß des Bandscheibenvorfalls und die anatomischen Gegebenheiten des Patienten eine Rolle.

Insgesamt sollte dennoch in den meisten Fällen mit einer OP-Dauer von 30 bis 60 Minuten gerechnet werden können. Direkt nach dem Eingriff bleibt der Patient noch für einige Stunden unter Beobachtung, bis die Wirkung der Narkose vollständig abgeklungen ist und akute Komplikationen ausgeschlossen worden sind.

Krankheitsdauer nach der Bandscheibenoperation

Typischerweise ist es den allermeisten Patienten bereits zwei bis drei Tage nach der Operation wieder möglich, ihren alltäglichen Aktivitäten nachzugehen. Dabei sollte dennoch beachtet werden, dass in den ersten Tagen keine allzu langen Strecken gelaufen werden sollten. Die Dauer, für welche der frisch Operierte täglich läuft sollte bewusst langsam gesteigert werden. Bis zu einem Monat nach der OP sollte der Patient zudem weder Auto fahren, noch Sport treiben. Ebenfalls sollten bis zu drei Monate nach dem operativen Eingriff keine Gewichte über 15 kg gehoben werden.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Wie lange ist die Dauer eines Bandscheibenvorfalls?

Wie lang die eigentliche Krankschreibung nach der Operation sein wird, ist schwer vorherzusagen und stark abhängig vom Verlauf der Erkrankung nach dem Eingriff. Je nach Beschäftigungsart des Patienten muss dieser eventuell für mehrere Monate krankgeschrieben werden. So benötigen Patienten, welche körperlich schwer arbeiten müssen, deutlich mehr Genesungszeit, als Büroangestellte.

Die oben genannten Vorsichtsmaßnahmen sollten trotz dieser Aussichten in jedem Fall ernst genommen werden. Ihr Einhalten verringert die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Bandscheibenvorfalls und damit auch die Notwendigkeit einer erneuten Operation deutlich.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Reha nach einem Bandscheibenvorfall und Krankengymnastik bei einem Bandscheibenvorfall

Operationsmethoden eines Bandscheibenvorfalls

Eine bis heute eher selten angewandte Operationstechnik stellt das Einsetzen einer Bandscheibenprothese nach Entfernung der eigenen Bandscheibe dar.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Bandscheibenprothese Operation

Am häufigsten wird die sogenannte Mikrodiskektomie durchgeführt. Hierbei verschafft sich das Operationsteam über einen wenige Zentimeter langen Schnitt über der Wirbelsäule Zugang zur Bandscheibe. Unter Röntgenkontrolle wird das hervorgetretene Bandscheibengewebe anschließend verdampft, sodass die komprimierte Nervenwurzel entlasten und die Schmerzursache beseitigt werden kann.

Das Verfahren wird zumeist unter Vollnarkose, selten auch unter Regionalanästhesie durchgeführt und ist daher vollkommen schmerzfrei. In spezialisierten Zentren kann diese OP-Technik auch ambulant durchgeführt werden.

Neben diesem Operationsverfahren existieren auch minimal-invasive Methoden wie die Perkutane-Laser-Diskus-Dekompression (PLDD). Diese erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, da sie durch das kleine Operationsfeld weniger traumatisierend sein sollen. Was ihre Erfolgsrate angeht sind sie der Mikrodiskektomie jedoch nicht überlegen.

Lasertherapie

Neben offen-chirurgischen existieren in der Bandscheiben-Chirurgie auch minimal-invasive Operationsverfahren. Zu diesen gehört auch die sogenannte "Perkutane Laser-Diskus-Dekompression" (PLDD). Ihr größter Vorteil liegt darin, dass sie unter Regionalanästhesie durchgeführt wird, sodass dem Patienten in jedem Fall eine Vollnarkose erspart bleibt.

Die Indikationen für eine PLDD entsprechen prinzipiell denen anderer Operationsverfahren der Bandscheibe. Das Verfahren wird also vor allem bei fortschreitenden oder plötzlich auftretenden schweren Nervenschäden eingesetzt, welche sich vor allem in einer Muskelschwäche der Beine und einer Funktionseinschränkung der Harnblase und des Mastdarms äußern.
Dennoch ist das Laser-Verfahren nicht für jeden Patienten und jedes Stadium einer Bandscheibenerkrankung geeignet. So sind bei leichtgradigen Bandscheibensymptomatiken konservative Maßnahmen meist ausreichend, während bei höhergradigen Erkrankungen oft nur schwerlich eine Symptomverbesserung durch die PLDD erreicht werden kann.

Zu Beginn des Eingriffs wird eine Punktionskanüle und anschließend eine Laserfaser durch die Haut in den Gallertkern der Bandscheibe eingebracht. Da dies nicht offen-chirurgisch geschieht, muss die Positionierung radiologisch, also mittels CT oder Röntgen, überprüft werden.
Durch die Energie des Laserstrahl findet im Gewebe der Bandscheibe nun eine Denaturierung von Proteinen und ein Verdampfen von Flüssigkeit statt. Hierdurch wird ein Schrumpfen der Bandscheibe und letztlich eine Entlastung der komprimierten Nervenwurzel erreicht. Oberflächlich wird im Nachhinein nur eine kleine punktförmige Narbe sichtbar sein. Das Verfahren kann also zurecht als sehr schonend bezeichnet werden und erfreut sich daher zunehmender Beliebtheit in der Neurochirurgie.

Übungen bei Schäden an der Bandscheibe

Um einem Bandscheibenvorfall oder einem Rezidiv nach bereits erlittenem Bandscheibenvorfall vorzubeugen können verschiedene Maßnahmen getroffen werden. Hierbei spielen vor allem das Erlernen einer guten Körperhaltung im Alltag und das regelmäßige Training der Rumpf- und Rückenmuskulatur eine wichtige Rolle. Für dieses Training können einerseits spezielle Übungen zu Hause durchgeführt werden oder rückenfreundliche Sportarten getrieben werden. Zu letzteren gehören klassischerweise Sportarten wie Radfahren, Schwimmen und Tischtennis.

Beim gezielten Aufbau der Rückenmuskulatur sollte vor allem Wert auf die Kräftigung der kleinen, tiefsitzenden Muskeln gelegt werden. Diese als „autochthon“ bezeichnete Muskelgruppe verläuft von Wirbel zu Wirbel entlang der gesamten Wirbelsäule und ist von enormer Bedeutung, wenn es um die Stabilität der Wirbelsäule geht. Da sie vor allem auf schnelle Bewegungen anspricht, kann die beispielsweise durch eine asymmetrische Bewegung der Arme trainiert werden. Hierfür sollte ein schulterbreiter Stand in leichter Hockstellung eingenommen werden. Die Arme werden nun für etwa 30 Sekunden schnell hin und her bewegt. Hierdurch findet eine leichte Rotationsbewegung im Oberkörper statt, welche die autochthone Muskulatur aktiviert. Die Übung sollte nach jeweils einminütiger Pause zwei- bis dreimal wiederholt werden und täglich durchgeführt werden. Wichtig ist hierbei jedoch, dass der Rücken gerade gehalten wird!

Bei aller Motivation zum Trainieren der Rückenmuskulatur sollten dennoch zwei Dinge beachtet werden: die besten abendlichen Übungen sind wenig wert, wenn man tagsüber inaktiv bleibt! Schon das gelegentliche Strecken, Dehnen und Umherlaufen im Büro oder Treppensteigen ist hilfreich und sinnvoll. Zweitens sollten sie neben dem Training des Rückens nicht vergessen, dass auch Bauchmuskeltrainig wichtig ist. Als Gegenspieler der Rückenmuskulatur ist sie sehr wichtig für die Stabilität der Wirbelsäule. Ist sie im Vergleich zum Rücken untrainiert, kommt es zu einem nach vorn Kippen des Beckens und damit zur Ausbildung eines Hohlkreuzes. Sit-ups mit im 90-Grad-Winkel hochgelegten Beinen oder das abwechselnde Anheben von Armen und Beinen im Vierfüßler-Stand stellen hierbei sehr rückenfreundliche Übungen dar.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: So trainieren Sie erfolgreich Ihre Bauchmuskeln

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Wie kann man einem Bandscheibenvorfall am besten vorbeugen?

Joggen mit geschädigter Bandscheibe

Das Lauftraining erfreut sich seit einiger Zeit zunehmender Beliebtheit und hat sich inzwischen zu einem regelrechten Volkssport entwickelt. Für viele Sportler, die schon jahrelang Joggen, ist der Sport verständlicherweise zu einem wichtigen Teilen ihres Alltags geworden. Umso gravierender können für Läufer die Folgen eines Bandscheibenschadens sein. Doch vorweg: prinzipiell ist das Joggen mit einem Schaden der Bandscheiben dennoch möglich. Dabei sollte jedoch beachtet werden, dass das Lauftraining trotz aller Vorteile für den Kreislauf durchaus belastend für die Gelenke und die Wirbelsäule sein kann. Insbesondere beim Laufen auf harten Untergründen wird die Wirbelsäule bei jedem Schritt Erschütterungen ausgesetzt, welche weitere Schäden der Bandscheiben begünstigen können. Wer das Laufen dennoch nicht aufgeben will sollte daher einige Maßnahmen ergreifen, um einem Bandscheibenvorfall vorzubeugen.

Zunächst sollte vor allem Strecken gewählt werden, welche über nicht-gepflasterte oder –geteerte Wege führen. Vor allem Waldstrecken sind besonders weich und daher gut fürs Laufen geeignet. Daneben sollte Schuhwerk getragen werden, welches die unvermeidlich auftretenden Stöße auf die Bandscheiben möglichst gut abfedert.

Zu guter Letzt muss außerdem gesagt werden, dass alleiniges Lauftraining bei Schäden an den Bandscheiben nicht genügt, um die Rückenmuskulatur angemessen zu trainieren. Zusätzlich zum Lauftraining, sollten daher in jedem Fall Übungen der Rumpf- und Rückenmuskulatur im Trainingsplan stehen. Genauere Hinweise und Ratschläge zu diesem Thema, sollte definitiv Ihr Hausarzt oder anderweitig behandelnder Arzt angesprochen werden. Im Zweifelsfall ist er es, der Ihre Beschwerden und das Ausmaß Ihrer Bandscheibenerkrankung am besten kennt und Risiken einschätzen kann.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Sport nach und bei einem Bandscheibenvorfall

Lässt sich die Bandscheibe wieder aufbauen?

Das Gewebe unserer Bandscheiben besteht aus einer speziellen Form von Knorpelgewebe, dem Faserknorpel. Neben den Bandscheiben bestehen unter anderem auch die Mensiken und die gelenkige Verbindung zwischen den beiden Schambeinen (Symphysa pubica) aus diesem Gewebe. Wie bei anderen Knorpelformen auch setzt sich der Großteil des Faserknorpels aus einem organisierten Netz von Kollagenfasern zusammen, welche große Mengen an Wasser binden. Zellen auf der anderen Seite sind hier knorpeltypisch kaum anzutreffen. Tatsächlich enthält Faserknorpel noch weniger Knorpelzellen, als die anderen Knorpelarten. Diese sind in der Lage die Funktionsfähigkeit des bereits vorhandenen Faserknorpels bei mäßiger Belastung aufrechtzuerhalten, können kleinere Schäden an den Bandscheiben reparieren und sind auch in der Lage bis zu einem gewissen Maß auf chronische Belastungen zu reagieren.

Schwere Schäden an der Struktur der Bandscheiben durch dauerhafte Fehlbelastungen können sie jedoch nicht kompensieren. Seit einigen Jahren wird intensiv an der Möglichkeit der Regeneration von Knorpel geforscht und inzwischen existieren vor allem für den Gelenkknorpel verschiedene Methoden, welche eine Erholung des geschädigten Knorpels erreichen sollen. Dennoch konnte bis heute keine dieser Behandlungsformen zufriedenstellende Resultate liefern. So bleibt derzeit leider auch für den Faserknorpel der Bandscheiben das Fazit, dass einmal zerstörtes Knorpelgewebe nicht wieder aufgebaut werden kann.

Bandscheibe drückt auf einen Nerven

Der Nervus ischiadicus (Ischiasnerv) ist der längste und dickste Nerv des menschlichen Körpers. Ähnlich den Nerven der oberen Extremitäten hat er seinen Ursprung jedoch nicht nur in einem Rückenmarkssegment. Stattdessen entspringt er aus dem Nervengeflecht des „Plexus sacralis“ und erhält Nervenfasern aus den Segmenten L4 bis S3.
Hieraus lässt sich schlussfolgern, dass jeder Bandscheibenvorfall, welcher auf die Nervenwurzel eines auf dieser Höhe entspringenden Spinalnerven drückt, Ischiasschmerzen (umgangssprachlich "Ischias", auch Ischialgie genannt) hervorrufen kann. Am häufigsten liegt die Ursache dennoch in einem Bandscheibenvorfall auf Höhe der unteren Lendenwirbelsäule.

Die durch eine Nervenwurzelreizung des Nervus ischiadicus hervorgerufenen Symptome sind in der Regel sehr charakteristisch, sodass die Ursache meist leicht zu diagnostizieren ist. Typisch ist vor allem die Schmerzsymptomatik, welche in der Fachsprache als „Ischialgie“ bezeichnet wird. Diese zeichnet sich durch als reißend oder ziehend empfunden Schmerz aus, welcher vom Gesäß in den rückseitigen Oberschenkel über den Unterschenkel bis in den Fuß ausstrahlt. Dieser kann durch Niesen, Husten oder die Bauchpresse verstärkt werden, da hierbei eine Druckzunahme im Bauchraum stattfindet, wodurch die Bandscheibe zusätzlich auf die Nervenwurzel drückt. Des Weiteren können Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle im selben Bereich auftreten. Im Falle eines stark ausgeprägten Bandscheibenvorfalls können sich daneben auch Muskelschwächen und Lähmungserscheinungen im Bein, sowie eine Harninkontinenz entwickeln.

Diagnose und Behandlung von Bandscheibenvorfällen, welche den Ischiasnerven beeinträchtigen, gleichen ansonsten denen anderer Bandscheibenvorfälle. Auch hier kann eine deutliche Reduktion der Beschwerden häufig allein durch eine gesunde Körperhaltung, das Treiben von Sport, sowie durch Abnehmen erzielt werden.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: eingeklemmter Ischiasnerv

Bandscheibe drückt auf das Rückenmark

Wölbt sich der Nucleus pulposus im Rahmen eines Bandscheibenvorfalls hervor, kann dieser auf verschiedene nervale Strukturen des Wirbelkanals drücken. In vielen Fällen werden hierbei die Nervenwurzeln der Spinalnerven in Mitleidenschaft gezogen, welche dem Rückenmarksstrang entspringen und durch die Zwischenwirbellöcher aus dem Spinalkanal austreten. In anderen Fällen kann die Bandscheibe jedoch auch direkt auf das Rückenmark Druck ausüben.

Die hierbei auftretenden Symptome ähneln prinzipiell denen einer Wurzelreizung der Spinalnerven. In ihrer Intensität übertreffen sie diese jedoch meist. So können stärkste Schmerzen in den Armen und Beinen und Missempfindungen wie Taubheitsgefühle, Temperaturempfindungsstörungen oder Taubheitsgefühle auftreten. Auf der anderen Seite sind auch Lähmungserscheinungen oder Spasmen der der Muskulatur möglich. Ebenso kann die Funktion der Schließmuskeln von blase und Rektum beeinträchtigt werden, sodass es zur Stuhl- bzw. Harninkontinenz kommt. Auch Potenzstörungen können eine Folge von Beeinträchtigungen des Rückenmarks sein.

Jeder Bandscheibenvorfall, welcher Inkontinenz oder Lähmungserscheinungen nach sich zieht, stellt einen medizinischen Notfall dar, welcher schnellstmöglich behandelt werden sollte, da bleibende Nervenschädigungen die Folge sein können.

Linktipp

Einen Linktipp haben wir noch:
Auf starker-ruecken.com finden Sie im Bandscheiben-Blog hunderte Beiträge zum Thema Bandscheibe.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.05.2007 - Letzte Änderung: 25.07.2023