Ein Bandscheibenvorfall ist die Folge vom Druck einer Bandscheibe auf einen Nervenabgang aus dem Rückenmark. Die Symptome reichen dabei von nicht vorhandenen Symptomen bis hin zu starken Schmerzen, Muskel- oder Querschnittslähmungen.
Der Bandscheibenvorfall ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen in Deutschland. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung des peripheren Nervensystems. Die Bandscheibe drückt bei einem Bandscheibenvorfall auf einen Nervenabgang aus dem Rückenmark.
Dabei sind die entstehenden Symptome immer davon abhängig, welcher Teil des abgehenden Nervens vom Kern der Bandscheibe abgedrückt bzw. berührt wird. Die Symptome reichen dabei von nicht vorhandenen Symptomen bis hin zu starken Schmerzen, Muskel- oder Querschnittslähmungen.
Ein Bandscheibenvorfall ohne Schmerzen ist möglich und sogar leicht häufiger als ein Bandscheibenvorfall mit Schmerzen – davon gehen zumindest aktuelle Untersuchungen aus. Die Quintessenz daraus ist nämlich, dass ein Bandscheibenvorfall, der keinerlei Symptome verursacht, auch nicht untersucht wird, sodass man ihn auch nicht als Bandscheibenvorfall erkennt.
Es handelt sich dabei um Zufallsbefunde, die im Rahmen von MRT oder seltener auch CT-Untersuchungen auffallen. Es wird heute davon ausgegangen, dass ca. 60% aller Bandscheibenvorfälle – solange man sich auf das Akutereignis konzentriert- ohne Symptome einhergehen. Dies bedeutet, dass zwar der Kern der Bandscheibe die Hülle ausbeult bzw. verlässt, die Nervenwurzel aber kaum bis gar nicht berührt.
Weiterhin stellen Schmerzen auch nur einen Teil der ansonsten typischen Symptome eines Bandscheibenvorfalls dar. Darüber hinaus gibt es beispielsweise noch Lähmungserscheinungen in den oberen oder unteren Extremitäten sowie sogenannte Kribbelparästhesien. Dabei handelt es sich um Gefühlsstörungen, die ein kribbelndes bis leicht taubes Gefühl vermitteln.
Darüber hinaus können Bandscheibenvorfälle aber auch durch eine Muskelschwäche auffällig werden. Besonders im Seitenvergleich fällt dieser Umstand auf, wenn zum Beispiel das linke Bein gegen einen wesentlich höheren Widerstand nach oben gezogen werden kann als das rechte Bein.
Typisch für einen Bandscheibenvorfall – ganz gleich welches Symptom auftritt - ist jedoch, dass sich die Symptome entlang eines sogenannten Dermatoms bewegen. Bei diesen Dermatomen handelt es sich um abgegrenzte Bereiche der Haut, die von einem speziellen Nerven aus dem Rückenmark versorgt werden. Sodass die Lokalisation der Symptome dem Arzt auch einen Aufschluss darüber gibt, an welcher Stelle sich die Schädigung des Nervens befinden wird.
Außerdem treten diese Symptome in aller Regel nur einseitig auf. Simultane Symptome des gleichen Dermatoms auf beiden Körperseiten lassen zuerst einmal nicht an einen Bandscheibenvorfall denken, bis alle anderen Möglichkeiten ausgeschlossen wurden.
Möchten Sie mehr dazu wissen? Weitere interessante Informationen können Sie hier nachlesen: Anzeichen eines Bandscheibenvorfalls
Der Patient selbst denkt wohl in den wenigsten Fällen direkt an einen Bandscheibenvorfall, sondern eher daran, dass man sich gerade verhoben hat, da Bandscheibenvorfälle häufig auch mit Rückenschmerzen einhergehen, für die genauso gut auch muskuläre Ursachen verantwortlich sein könnten.
In den meisten Fällen gehen die Betroffenen davon aus, wenn sie keinen Lähmungserscheinungen haben, werde sich die Schmerzsymptomatik in einiger Zeit bestimmt von allein wieder regulieren. Lediglich das gleichzeitige Auftreten von neurologischen Auffälligkeiten (wie etwa Kribbelparästhesien oder Lähmungserscheinungen) lässt die meisten Personen an einen Bandscheibenvorfall denken.
Darüber hinaus gibt es zum Bandscheibenvorfall aber eine Menge Differentialdiagnosen, die partiell ähnliche Symptome hervorrufen. So kann beispielsweise auch eine periphere arterielle Verschlusskrankheit zu Taubheitsgefühlen in den Beinen führen oder eine Hüftgelenksarthrose Schmerzen produzieren, die bis in das Bein hinein ausstrahlen.
Wirkliche Anhaltspunkte für einen Bandscheibenvorfall, der keinerlei Symptome verursacht gibt es im Alltag so gut wie nicht; weshalb es sich in aller Regel um Zufallsbefunde bei anderen Untersuchungen handelt. Es gibt jedoch einige neurologische Provokationstests, mit denen man ggf. Symptome auslösen könnte. So sorgt beispielsweise das Anwinkeln des gesamten Beins in Rückenlage dafür, dass das Rückenmark stärker gedehnt wird und sich so eventuell gegen den vorstehenden Bandscheibenkern drückt. Dies könnte Schmerzen im entsprechenden Dermatom verursachen, muss es aber nicht.
Weiterhin könnte ein Auftreten von Schmerzen bei starker körperlicher Arbeit – die vor allem den Rücken betrifft- ein Warnsignal sein. Je nach Stellung der Wirbelsäule kann es sein, dass der Kern der Bandscheibe vermehrt Richtung Rückenmark gedrückt wird und dadurch Symptome verursacht.
Haben Sie mehr Interesse daran? Lesen Sie hierzu unseren nächsten Artikel unter: Wie kann man einen Bandscheibenvorfall erkennen?
Wie bereits beschrieben, verlaufen innerhalb eines Nervens verschiedenste Leitungsbahnen des Körpers. Der Mediziner spricht hier von verschiedenen Faserqualitäten eines Nervens. Dabei kann es vorkommen, dass nur eine bestimmte Faserqualität eines Nervens geschädigt ist, die anderen von dieser Beschädigung jedoch nicht betroffen sind.
Dies erklärt, warum es beispielsweise nur zu gestörten Gefühlsempfindungen, den sogenannten Kribbelparästhesien kommt, jedoch nicht zu Schmerzen in den betroffenen Regionen. Das Kribbelgefühl lässt sich dabei dadurch erklären, dass Faserbahnen, die Informationen der Tastkörperchen der Haut „transportieren“ geschädigt wurden, sodass dieser spezielle Informationsfluss gestört ist.
Weitere interessantere Informationen zu diesem Thema können Sie nachlesen: Kribbeln beim Bandscheibenvorfall
Auch Gefühlsempfing und Schmerz werden über zwei unterschiedliche Faserbahnen geleitet, sodass es auch hier zu partiellen Ausfällen kommen kann. Während die Bahnen für das Schmerzempfingen nicht geschädigt sind, sind es die Bahnen für die Tiefenwahrnehmung im entsprechenden Gebiet.
Dabei kann es bei Störungen der Faserbahnen entweder zu Missempfindungen kommen oder zum Verlust der entsprechenden Nervenqualität, wie es bei einer Taubheit der Fall ist.
Mehr ausführlichere Informationen zu diesem Thema lesen Sie unter: Taubheit bei einem Bandscheibenvorfall
Ebenso werden auch Muskelaktivität und Schmerz über zwei verschiedene Faserbahnen innerhalb eines Nervens gesteuert. Weiterhin erfolgt die Richtung des Signalflusses beim Schmerz von der Peripherie hin zum Gehirn, bei der Muskelaktivierung jedoch vom Gehirn in Richtung Peripherie, wo sich der entsprechende Muskel befindet.
Auch hier ist der Ausfall abhängig von der Lokalisation und dem genauen Umfang des Bandscheibenvorfalls. Welche Faserqualitäten also geschädigt werden, ist mehr oder weniger Zufall.
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