Die Behandlung des Bandscheibenvorfalls richtet sich immer an dem Ausmaß des Vorfalls. Wie auch bei anderen Erkrankungen der Orthopädie besteht eine operative und konservative Behandlung des Bandscheibenvorfalls. In erster Linie wird der Bandscheibenvorfall konservativ behandelt. Ausreichend und adäquate Bewegung mit dem Ziel der Kräftigung der Bauch und Rückenmuskulatur.
Wie bei vielen Erkrankungen steht zur Therapie des Bandscheibenvorfall eine konservative und operative Behandlung (OP) offen.
Welche Therapieform (was kann man tun) zum Einsatz kommen sollte, muss immer individuell entschieden werden. An dieser Stelle werden beide Therapieformen kurz dargestellt.
Welche Behandlung für Sie die Beste ist, sollte nicht von Ihrer Sympathie bezüglich einer Therapieform abhängig sein. Gemeinsam mit ihrem behandelnder Arzt sollten Sie den besten Weg zur Behandlung Ihres Bandscheibenvorfalls erarbeiten.
Die meisten Bandscheibenvorfälle können durch konservative Maßnahmen zur vollständigen Ausheilung gebracht werden. Eine OP wird heute nur noch in einem kleineren Teil der Fälle angewendet.
Umfangereichere Informationen zur OP erhalten Sie auch unter unserem Thema: OP eines Bandscheibenvorfalls
Außer bei akuten, medianen Vorfällen, die zu großen Beeinträchtigungen führen und motorischen, sowie sensorischen Ausfälle implizieren können, wird der Bandscheibenvorfall im Allgemeinen zunächst konservativ therapiert.
Zunächst wird die Wirbelsäule durch Bettruhe entlastet. Diese Ruhigstellung kann über einen Zeitraum von vier bis sechs Wochen andauern. Durch die Bettruhe können unter Umständen Beschwerden (Rückenschmerzen) im Bereich der Lendenwirbelsäule auftreten, die durch ein so genanntes Stufenbett gemildert werden können.
Lesen Sie mehr zum Thema: Behandlung eine Bandscheibenvorfalls der LWS Therapie
Ist die Halswirbelsäule von einem Bandscheibenvorfall betroffen, so kann die Ruhigstellung über eine Halsmanschette erfolgen.
Lesen Sie hierzu auch unser Thema: Behandlung eines Bandscheibenvorfalls der HWS
Durch die Kräftigung der Rückenmuskulatur im Rahmen physiotherapeutischer Maßnahmen wird eine verbesserte muskuläre Führung der Wirbelsäule erzielt, die letztlich dann auch eine geringere Belastung der Bandscheibe bewirkt. Die physiotherapeutischen Maßnahmen im Rahmen der konservativen Behandlung des Bandscheibenvorfalles stellen einen sehr wichtigen Bereich dar.
Hier für haben wir mit unserer Physiotherapeutin im Team einen komplett eigenen Bereich erarbeitet:
Mehr zum Thema: Krankengymnastik bei einem Bandscheibenvorfall
Kinesiotapes können bei einem Bandscheibenvorfall ebenfalls zum Einsatz kommen. Tapes helfen die verspannte Muskulatur bei einem Bandscheibenvorfall zu entlasten.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema, unter: einen Bandscheibenvorfall tapen
Nicht nur bei Wirbelsäulenerkrankungen - wie dem Bandscheibenvorfall - spielt die medikamentöse Therapie (Pharmakotherapie) eine bedeutende Rolle im Rahmen der so genannten Schmerztherapie.
Im Hinblick auf den Bandscheibenvorfall sind es besonders die nicht-steroidalen Antiphlogistika, die NSAR, wie beispielsweise:
die zum Einsatz kommen und in der Regel als Tabletten, Kapseln oder Suppositorien oder in Form von intramuskulären Injektionen oder intravenösen Infusionen beim Bandscheibenvorfall verabreicht werden.
Eine entzündungshemmende, abschwellende (= antiphlogistische) Wirkung haben in besonderer Weise die Kortikosteroide (Kortison). Sie sollten nur unter ärztlicher Kontrolle eingenommen werden und vom Arzt nur dann verordnet werden, wenn die individuellen Voraussetzungen gegeben sind. Kortison kann zusätzlich auch vom Arzt als Kortisonspritze injiziert werden.
Erfahren Sie hier mehr zum Thema: Cortisontherapie bei einem Bandscheibenvorfall
Zur oben erwähnten medikamenösen Behandlung des Bandscheibenvorfalls können darüber hinaus Medikamente zur Muskelentspannung (Muselrelaxanzien, z.B. Sirdalud®) verordnet werden, die die durch nicht – steroidale Antiphlogistika hervorgerufene schmerzlindernde Wirkung potenzieren können. Relaxantienten mindern über ein Auflösen der Muskelverspannung einen Teil der Beschwerden.
Ist der Bandscheibenvorfall soweit fortgeschritten, dass sich die Schädigung bereits auf die peripheren Nerven ausrichtet, wie dies beispielsweise im Rahmen einer Nervenwurzelbeeinträchtigung der Fall ist, können Antidepressiva oder Antikonvulsiva die Schmerzgrenze anheben.
Chronische Schmerzen, die ständig vorliegen und die eigentliche Funktion des Schmerzes, die Warnfunktion, nicht mehr ausüben, können durch vom Arzt verabreichte Opiate, bzw. Opioide, beispielsweise in Form eines so genannten Schmerzpflasters, verordnet werden.
Die Einnahme von Medikamenten über einen gewissen Zeitraum hinweg, kann zu teilweise erheblichen Nebenwirkungen führen. Eigentherapien sollten deshalb auf jeden Fall unterlassen werden.
Eine Schmerztherapie des Bandscheibenvorfalls gehört stets in die Hand eines Arztes. Nur er kann durch Einschätzung des individuellen Krankheitsausmaßes die richtige Behandlung verordnen.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Medikamente bei einem Bandscheibenvorfall
Cortison ist ein häufig verwendetes Medikament bei Rückenbeschwerden. Dafür wird es meist intramuskulär im Bereich des Hüft-/Gesäßbereiches gespritzt, was vielerorts auch der Hausarzt vornimmt, wenn Patienten mit starken Rückenbeschwerden kommen. Auch in der Behandlung des Bandscheibenvorfalls spielt Cortison eine entscheidende Rolle. Cortison gehört zu den sogenannten Glucocorticoiden, die unter anderem eine entzündungshemmende Wirkung besitzen. Da Entzündungen auch Schmerzen provozieren, kann Cortison so das Auftreten von Schmerzen verhindern beziehungsweise lindern. Cortison sorgt neben der Entzündungshemmung für eine Abschwellung des Gewebes, sodass weniger Druck auf die Nervenwurzel ausgeübt wird und die Symptome des Bandscheibenvorfalls reduziert werden. Cortison muss dabei nicht zwingend als Spritze eingesetzt werden, sondern kann auch in Form von Tabletten oder Infusionen eingesetzt werden.
Die konservativen Therapiemöglichkeiten sind heutzutage in 90% der Fälle indiziert. Nur 10% der Bandscheibenvorfall-Patienten müssen letztendlich aufgrund der Schwere oder des Nichtansprechen auf eine konservative Behandlung operiert werden. Daher hat gerade die Physiotherapie mit entsprechenden Übungen einen sehr hohen Stellenwert.
Generell sind alle Übungen geeignet, die die Körperhaltung stabilisieren, die Koordination verbessern und gleichzeitig schonend für die Wirbelsäule sind. Da der Bandscheibenvorfall eine Verschleißerscheinung ist, gilt es zusätzlich dem Verschleiß durch Entlastung der Bandscheiben durch Lockerung von Verspannungen entgegen zu wirken. Auch die Entlastung der Bandscheiben spielt eine wichtige Rolle. Die Bandscheibe ist wie eine Art Schwamm, der sich in gesundem Zustand mit Wasser und Nährstoffen vollsaugen kann. Durch Kompression woraufhin auch ein Bandscheibenvorfall entsteht, ist dies nicht mehr möglich, sodass spezielle Übungen bei einem Bandscheibenvorfall darauf ausgelegt sind, die Nährstoffversorgung für einen Teil der Bandscheibe durch Entlastung zu gewährleisten.
Spezielle Massagen, Wassergymnastik, Ausdauersport, Pilates-Übungen, spezielle Rückenschule und Muskelaufbau-Übungen könne jene Wirkung erzielen.
Die Beweglichkeit wird durch die Dehn– und Stretchübungen verbessert. Um den muskulären Apparat zu stärken und der Wirbelsäule damit mehr Stabilisation zu geben, ist es wichtig sowohl den Bauch als auch den Rücken zu trainieren. Zu den Ausdauersportarten zählen beispielsweise Wandern, Nordic Walking, Schwimmen, Skilanglauf und ausdauerndes Radfahren. Beim Schwimmen sollte man lediglich Rücken – oder Kraulschwimmen und das Brustschwimmen vermeiden. Der Vorteil wie auch bei der Unterwassergymnastik ist die Tatsache, dass unter Wasser die Gelenke und die Wirbelsäule weniger belastet werden.
Lesen Sie hierzu auch unser Thema: Sport nach einem Bandscheibenvorfall
Generell liegt der Sinn der sportlichen Übungen darin, die Muskulatur aufzubauen und Verspannungen zu lösen. Des Weiteren ist das Ziel der Physiotherapie den Stoffwechsel und Kreislauf anzuregen. Dadurch wird zum einen auch die Ernährung der Bandscheibe und Regenerationsprozesse gefördert und zum anderen kann der Körper durch eine gestärkte Muskulatur und Ausdauer ermüdenden Arbeiten mehr Widerstand entgegen bringen, sodass die körperliche Überlastung keine schädigende Wirkung auf unsere Wirbelsäule hat. Das Wahrnehmungstraining sollte vor dem Hintergrund, dass man ein Bewusstsein dafür erlangt, was dem Rücken gut tut und welche Bewegungen oder Tätigkeiten nicht förderlich im Heilungsverlauf eines Bandscheibenvorfalls sind, in die Therapie zusätzlich zum Krafttraining integriert sein.
Oft werden die Patienten in der Anfangsphase der Physiotherapie noch mit Schmerzmitteln behandelt. Aber nicht nur die Übungen sind wichtig, sondern auch die Überlegung ob etwas an den Alltagsbedingungen geändert werden sollte. Es kann zur Besserung der Körperhaltung sehr hilfreich sein Schreibtischstuhl, Schreibtisch, Tastatur etc. anpassen zu lassen. Außerdem müssen sich die Patienten bewusst machen, dass sie im Alltag nicht mehr schwer heben sollten.
Lesen Sie hier mehr zum Thema: Der ideale Bürostuhl nach einem Bandscheibenvorfall.
Kontraindiziert bei einem Bandscheibenvorfall sind Sportarten die Stauchungen oder starken Druck auf die Wirbelsäule ausüben (z.B. Reiten). Auch schnelle Drehbewegungen oder abrupte Überstreckungen sollten gemieden werden. Dazu zählt zum Beispiel das Tennis oder Squash spielen. Früher war man der Annahme, dass man nach einem Bandscheibenvorfall durch Ruhe den Rücken schonen sollte. Diese Einstellung ist jedoch lange überholt, denn es ist bewiesen, dass aktive Muskelstärkung und Verspannungslösung die Symptomatik des Bandscheibenvorfalls lindern und die Genesungsphasen positiv beeinflussen können. Außerdem fördert die eigene Aktivität die Ernährung der Bandscheibe; langes Sitzen oder eben die veraltete Annahme der ruhigen Schonung zeigen dagegen einen negativen Einfluss auf die Bandscheibenernährung und damit der Heilung.
Abschließend kann man sagen, dass die Physiotherapie mit vielfältigen Ansätzen und Übungen eine individuelle konservative Behandlung eines Bandscheibenvorfalls ermöglicht.
Das das Thema so umfangreich ist haben wir ein komplett eigenständiges Thema aufgestellt, dass sich mit Physiotherapie und Übungen nach einem Bandscheibenvorfall beschäftigt.
Lesen Sie hierzu mehr unter unserem Thema:
Sport spielt in der Therapie des Bandscheibenvorfalls eine wichtige Rolle. Welche Übungen zur Stärkung der Rückenmuskulatur geeignet sind, wird im Folgenden dargestellt. Generell sollte auf eine regelmäßige Atmung und eine ruhige Durchführung geachtet werden.
Die Übungen werden täglich wiederholt, wobei die Schmerzgrenze nicht überschritten wird.
Auf einem Hocker wird eine entspannte Sitzposition eingenommen. Die Arme hängen zu beiden Seiten herab, das Brustbein wird nach vorne bewegt und der Bauchnabel eingezogen. Der Blick ist nach vorne gerichtet und es wird ein leichtes Doppelkinn gemacht. Anschließend rotieren die Schulterblätter in einer langsamen, kreisenden Bewegung nach hinten bzw. nach vorne.
Die Übung wird in beide Richtungen zehnmal wiederholt. Auf diese Weise können sich Blockaden in der Halswirbelsäule lösen und die Muskulatur kann entspannen.
Eine weitere Übung bei einem Bandscheibenvorfall der HWS dient der Kräftigung und Mobilisation. Die rechte Handfläche bedeckt die Ohrmuschel, während die linke entspannt auf dem linken Oberschenkel liegt. Der Kopf drückt nun für fünf bis zehn Sekunden aktiv gegen die rechte Hand.
Das gleiche wird mit der linken Seite wiederholt.
Die Übung kann auch nach vorne und hinten durchgeführt werden. Hierfür übt eine Hand Gegendruck auf die Stirn beziehungsweise beide Hände üben Gegendruck am Hinterkopf aus, während der Kopf nach hinten bzw. vorne drückt.
Lesen Sie mehr zum Thema: Übungen bei einem Bandscheibenvorfall der HWS
Zur Entlastung und Entspannung des Rückens, wird der Oberkörper auf eine dünne Unterlage gelegt und die Unterschenkel auf einem großen Gymnastikball oder auf der Sitzfläche eines Stuhls gelagert.
Zwischen Oberkörper und Oberschenkel, sowie zwischen Oberschenkel und Unterschenkel wird ein rechter Winkel gebildet. Die Übung sollte etwa zehn Minuten lang durchgeführt werden.
Die Behandlung eines Bandscheibenvorfalls unter dem Einsatz eines Lasergeräts ist ein minimal-invasiver Eingriff, der unter lokaler Betäubung durchgeführt werden kann und ungefähr 25-35 Minuten dauert.
Die Indikation zur Lasertherapie ist die, dass der Bandscheibenvorfall frisch sein muss und nicht zu kompliziert sein sollte.
Das Ziel dieser Therapiemöglichkeit ist die Volumenreduktion der Bandscheibe um die Schmerzsymptomatik, welche u.a. durch Kompression von umliegenden Nerven durch den Prolaps der Bandscheibe entstanden ist, zu lindern. Das Prinzip wird mit einem speziellen Diodenlaser umgesetzt.
Der Eingriff läuft wie folgt ab: Zuerst muss die entsprechende Bandscheibe über Punktion der Lasertechnik zugängig gemacht werden. Diese Punktion wird unter CT-Kontrolle durchgeführt, um sicherzugehen, dass die richtige Bandscheibe punktiert wurde. Die Bandscheibe besteht aus einer faserartigen Ringstruktur (lat. Anulus fibrosus), in deren Mitte ein gallertiger Kern (lat. Nucleus pulposus) liegt. Das Lasergerät wird bis in den Nucleus pulposus vorgeschoben; dort angelangt werden lichtblitzartige Strahlen im Infrarotbereich abgegeben. Durch sehr hohe Temperaturen verdampfen diese Laserstrahlen den gallertigen Kern, sodass die ganze Bandscheibe schrumpft. Der Effekt wird in der Medizin auch als „Shrinking-Effekt“ bezeichnet. Prinzipiell kann man die Laserstrahlen auch im Anulus fibrosus freisetzen. Die Hauptsache ist, dass durch die Schrumpfung die Kompression umliegender Nerven aufgehoben wird.
Neben der Schmerzreduktion kann durch die Laserbehandlung auch eine Stabilisierung der Faserringstruktur der Bandscheibe wiederhergestellt werden, da sich kleine Einrisse im Faserring wieder schließen können. Die Schmerzreduktion basiert auf der Zerstörung der Schmerzfasern. Außerdem können durch die Hitze in entsprechenden Bereichen bestimmte Transmitterstoffe (Glutamat, Substanz-P etc.) nicht mehr hergestellt werden, sodass die Schmerzreizweiterleitung nicht mehr funktioniert.
Bei der periduralen Infiltration (PDI) bzw. der periradikulären Therapie (PRT) des Bandscheibenvorfalls werden unter computertomographischer Kontrolle schmerzstillende, entzündungshemmende und gewebsverödende Medikamente millimetergenau an die schmerzende Nervenwurzel verabreicht. Dadurch kommt es zu einer Eindämmung der um die Nervenwurzel stattfindenden "mechanischen Entzündung" und zu einer Abschwellung des Nerven. Im Falle von Bandscheibenvorfällen kann manchmal auch ein Schrumpfen des verlagerten Bandscheibengewebes beobachtet werden.
Während wir die PDI beim Bandscheibenvorfall vorzugsweise im Lendenwirbelsäulenbereich anwenden, empfiehlt sich die PRT eher für die Halswirbelsäule.
Der Eingriff stellt keinen Ersatz zur operativen Therapie dar, kann aber im Falle von auf sonstige konservative Behandlung therapieresistenten Schmerzen bei fehlenden oder nur geringfügigen neurologischen Symptomen durch den Bandscheibenvorfall als Alternative zur Operation herangezogen werden.
Auch bei Schmerzen nach Bandscheibenoperationen lässt sich in vielen Fällen durch eine PRT eine Beschwerde-, bzw. Symptomfreiheit erzielen. Der Einsatz der Computertomographie ist für diese Art von Eingriffen im LWS - Bereich nicht zwingend notwendig.
Neuerdings sind solche Behandlungen in einem offenen MRT möglich.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: periradikulären Therapie (PRT)
PDI zählt zu der konservative Behandlung eines Bandscheibenvorfalls und steht für „Peridurale Injektion“.
Die Indikation für ein PDI wird dann gestellt, wenn entweder andere konservativen Methoden nicht anschlagen oder aber wenn die Patienten nach einer Operation immer noch an Schmerzen leiden. Die PDI findet generell aber nicht nur in der Behandlung eines Bandscheibenvorfalls Anwendung sondern auch in der Therapie von Nervenwurzelreizungen, die unabhängig von einem Bandscheibenvorfall sind.
Bevor der Lendenwirbelbereich über ein Lokalanästhetikum betäubt wird, muss die Haut gründlich desinfiziert und steril abgedeckt werden. Die PDI wird in der Regel im Sitzen, in der sogenannten „Katzenbuckel“-Haltung, oder in Seitenlage durchgeführt. Die Nadel wird zwischen den Dornfortsätzen der Wirbelkörper eingestochen. Die Dornfortsätze müssen vorher getastet werden.
Zudem ist es wichtig zu wissen, dass die Dornfortsätze aufeinander folgender Wirbelkörper je nach Höhe der Wirbelsäule unterschiedlich zueinander stehen. Im Lumbalbereich liegen sie annähernd horizontal; im Thorakalbereich hingegen eher dachziegelartig schräg. Auf jeden Fall muss die Hohlnadel vorsichtig bis in den Periduralraum, der Raum zwischen Dura mater und Knochenhaut (Periost), vorgeschoben werden. Dabei wird das Ligamentum flavum („gelbes Band“) durchstochen, welches sich zwischen den Dornfortsätzen der Wirbelkörper aufspannt. Das Ganze verläuft unter CT-Kontrolle um sicherzugehen, dass die Nadel auch wirklich an der richtigen Stelle platziert ist. Nun, da die Nadel im Periduralraum liegt, kann das Medikament eingespritzt werden und sich im selben Raum verteilen.
Das Medikament ist meistens ein Betäubungsmittelgemisch aus Kortison und Salz. Das beinhaltet Kortison wirkt antiphlogistisch, d.h. abschwellend und entzündungshemmend. Das Salz hingegen trocknet den Prolaps, also die herausgestülpte Bandscheibe, aus, sodass diese schrumpft und sich die Nervenkompression löst. Jene reversible Nervenkompression war Ursache für die Schmerzsymptomatik und die Missempfindungen, welche durch die PDI rückläufig sind. Bis die Schmerzfreiheit eintritt, müssen bis zu 6 Injektionen erfolgen, auch wenn die Wirkung manchmal teilweise schon nach der ersten Injektion des lokalen Betäubungsmittels spürbar ist. Das Ganze kann als „single“-Dose verabreicht werden oder man legt einen Katheter.
Komplikationen sind bei einer PDI eher selten; mögliche Risiken bestehen nichtsdestotrotz. Durch die Sympathikusblockade kann es zu einem Blutdruckabfall kommen, der Injektionsbereich kann sich entzünden und das Rückenmark kann bei der Punktion über L2 verletzt werden. Da im Epiduralraum/ Periduralraum neben Fett und Bindegewebe ein Venengeflecht liegt, besteht die Gefahr, diesen zu punktieren. Bei intravenöser Lage kann es also zu einer Intoxikation (Vergiftung) durch das Lokalanästhetikum kommen. Eine Duraperfusion mit der Nadel kann zu einem erhöhten Liquorverlust führen, der sich klinisch als Kopfschmerz äußert. Zudem ist eine allergische Reaktion möglich.
Allgemein bleibt zu sagen, dass die peridurale Injektion kein OP-Ersatz ist, aber womöglich soweit zur Beschwerdefreiheit führen kann, dass eine OP nicht mehr zwangsläufig notwendig ist.
Die PRT ist eine „periradikuläre Therapie“, welche dem Verfahren der periduralen Injektion ähnelt. Sie wird ebenfalls dann angewendet, wenn Patienten an einem Bandscheibenvorfall leiden, aber auch dann, wenn sie über sonstige Rückenschmerzen klagen, die vor allem in die Extremitäten ausstrahlen. Die PRT ist das häufigste eingesetzte Verfahren zur Therapie des Bandscheibenvorfalls. Sie hat einen hohen Stellenwert, unter anderem deshalb, weil Studien belegen, dass das konservative Verfahren der PRT dem operativen Eingriff gerade in Bezug auf die Nachhaltigkeit in nichts nachsteht.
Unter computertomographischer Kontrolle wird ein Medikament an die Nervenwurzel gespritzt (lat. radix = Wurzel). Das Medikament ist ein Gemisch aus einem lokalen Betäubungsmittel und einem Entzündungshemmer.
Als Lokalanästhetikum kann man Bupivavain oder Scandicain und als Kortikosteroid Triamcinolon oder Lipotalon® verwenden. Alternativ zur CT-Kontrolle kann die PRT auch kernspintomographisch überwacht werden. Dabei kann man die Nadel sogar noch genauer, im Millimeter-Bereich platzieren. Da die Nadel dafür sehr fein sein muss, kann das Medikament immer nur in geringen Dosen injiziert werden. Neuerdings verwendet man aufgrund der fehlenden Strahlenbelastung auch gerne das MRT zur Kontrolle. Der Vorteil liegt darin, dass die Organe weniger bestrahlt und damit belastet werden. Jedoch ist der Zeitaufwand größer und man muss anderes Material verwenden, dass sich metallhaltige Gegenstände auf keinen Fall im näheren Umfeld eines MRT-Gerätes befinden dürfen.
Das Medikament wird bei der PRT nun direkt an die Nervenwurzel gespritzt, wo es seine Wirkung entfaltet, die der der PDI sehr ähnelt: abschwellend, entzündungshemmend und schmerzlindernd. Durch Abschwellung hat der irritierte und komprimierte Nerv wieder Platz und die Symptome mindern sich. Zudem spricht der durch einen Bandscheibenvorfall gereizte Nerv dank dem Lokalanästhetikum nicht mehr so stark auf die mechanische Reizung an, sodass daraus ebenfalls eine Schmerzlinderung resultiert.
Optimaler Weise sollten insgesamt 2 bis 4 Behandlungen im Abstand von einer Woche erfolgen.
Bis dahin sollte auch eine Besserung aufgetreten sein. Ist dem nicht so, kann man zur Not ein paar wenige Injektionen nachspritzen, generell sollte unter diesem Aspekt aber über eine Operation nachgedacht werden, da der Bandscheibenvorfall für die PRT-Therapie zu stark oder die Lage zu ungünstig ist.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: PRT
Mit der Infusion werden zwei primäre Ziele verfolgt: Erstens sollten die Schmerzen gelindert und zweitens die Entzündung reduziert werden. Allgemein kann die konservative medikamentöse Behandlung eines Bandscheibenvorfalls auf vielfältigen Wegen erfolgen. Neben der Tabletteneinnahme oder Injektion i.m. (=intramuskulär) ist die intravenöse Infusion eine oft gewählte Variante.
Routinemäßig werden Nicht-Steroidale Antiphlogistika (=NSAR) verwendet. Dazu zählen Ibuprofen, Diclofenac, Indometacin oder COX-2-Hemmer (COX= Cyclooxygenase-Enzym). Korticosteroide werden zur entzündungshemmenden Wirkung per Infusion verabreicht. Da ein Bandscheibenvorfall häufig mit muskulären Verspannungen einhergeht, finden Muskelrelaxanzien wie das Siralud zur Lösung jener Verspannungen Anwendung. Zusätzlich können der Infusion noch Vitaminpräparate hinzugesetzt werden.
Die Infusion geht üblicherweise mit einer stationären Behandlung einher.
Die Kur oder auch Reha (Abkürzung für Rehabilitation) ist eine etablierte Therapiemöglichkeit nach einem Bandscheibenvorfall. Es gibt viele Kliniken, die sich auf die Behandlung des mittlerweile sehr häufigen Krankheitsbildes spezialisiert haben.
In der Regel beginnt die Kur im Anschluss an eine Bandscheibenvorfall Operation; etwa 4 bis 6 Wochen danach. Es wird unter Ärzten allerdings zum Teil diskutiert, ob man mit der Reha nicht schon früher beginnen sollte. Je nachdem in welcher Klinik ein Patient seine Rehabilitation antritt, kann der genaue zeitliche Beginn und Verlauf der Kur / Reha variieren.
In erster Linie stehen wie auch bei der Physiotherapie Kraft-, Ausdauer-, Beweglichkeits- und Wahrnehmungstraining auf dem Therapieplan. Es ist wichtig nach der Operation den muskulären Apparat im Bauch– und Rückenbereich wieder aufzubauen und zu kräftigen, um eine ausreichende Stabilisation zurückzuerlangen, welche auch mit einer guten Körper– v.a. Rückenhaltung einhergeht. Eine Kur umfasst mehrere Maßnahmen und kann individuell an den Patienten angepasst werden. Zum einen sind Übungen der Physiotherapie aber auch der Rückenschule sinnvoll. Aber auch die Wasser– und Entspannungstherapie sind bewährte Reha-Therapieansätze. Die Wassergymnastik hat den Vorteil dass unter Wasser die Gelenke und auch die Wirbelsäule entlastet sind und daher alle durchgeführten Muskelaufbauübungen gleichzeitig schonend sind. Häufig ist auch die Alltagsschulung in eine Kur integriert. Darunter versteht sich die Tatsache, dass Patienten sich u.a. bewusster Bewegung, keine schweren Lasten mehr heben oder ruckartige Bewegungen im Rückenbereich meiden.
Die entsprechenden vorgesehen Übungen der Kur / Reha sollten 3 bis 4mal in der Woche für 30-60 Minuten durchgeführt werden. Meistens bekommt man für die Zeit seiner Reha einen individuellen Terminplan mit einem eigenen „Kur-Programm“.
Das Ziel der Reha ist die Schmerzlinderung, eine bessere Stabilität und Beweglichkeit zu erlangen und auf eine rückengerechte Haltung zu achten. Darüber hinaus spielt das Rückführen in den Alltag je nach Zustand des Patienten eine mehr oder weniger wichtige Rolle.
Studien haben diesbezüglich eine definitive kurzfristige Besserung der Symptome nachgewiesen. Auch dass der Wiedereinstieg in den Alltag erleichtert ist, konnte in Studien bewiesen werden.
Für weitere Informationen hierzu, lesen Sie auch unser Thema: Reha nach einem Bandscheibenvorfall
Die Dauer der Behandlung eines Bandscheibenvorfalls kann man nicht pauschal angeben, da dies maßgeblich vom Schweregrad des Bandscheibenvorfalls, von der Konstitution des Patienten und von der Art der Behandlung abhängt.
Die Behandlung findet in der Regel über einen Zeitraum von mehreren Wochen statt. Bei der meist zur Anwendung kommenden konservativen Therapie, kommen in der akuten Phase des Bandscheibenvorfalls meist Injektionstherapien oder Ähnliches zum Einsatz. Die akute Phase dauert meist mindestens eine Woche an, kann sich aber auch über sechs Wochen erstrecken. Über die akute Phase hinaus, ist die regelmäßige Durchführung von Krankengymnastik essentiell, die noch über mehrere Wochen nach dem eingetretenen Bandscheibenvorfall weitergeführt werden sollte, um die Rückenmuskulatur zu stärken und so die Bandscheibe zu entlasten.
Was man bei einem Bandscheibenvorfall sonst noch alles tun kann, ist sehr vielfältig und startet über Physiotherapie, Medikamente, Sport und endet bei der Operation.
Jeder Behandlung erfolgt nicht "von der Stange", sondern muss auf den jeweilig einzelen Fall abgestimmt werden und was man im speziellen tun kann, hängt entscheidend von den führenden Symptomen des Betroffenen ab.
Alles zu diesem Thema haben wir unter "Bandscheibenvorfall - was tun?" zusammengefasst.
Inzwischen fest etabliert haben sich die sogenannten Kinesiotapes bei der Behandlung eines Bandscheibenvorfalls. Auch wenn sie nicht in der Lage sind einen Bandscheibenvorfall zu heilen, helfen die Tapes die Muskulatur zu entspannen und somit die Schmerzen der Lendenwirbelsäule zu senken.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Tapen eines Bandscheibenvorfalls
Die operative Therapie wird immer dann durchgeführt, wenn Bandscheibenvorfälle so weit fortgeschritten sind, dass diese massive Beschwerden verursachen, speziell, wenn neurologische Symptome, wie Lähmungen oder Inkontinenzen auftreten.
Operiert wird meistens in Abteilungen der Neurochirurgie oder Orthopädie. Durchgeführt werden können Operationen an der Wirbelsäule entweder offen oder minimal-invasiv. Die letztere Methode ist schonender für den Patienten, dauert aber etwas länger aber zeigt kosmetisch ein besseres Ergebnis, da nur kleine Hautschnitte notwendig sind.
Das minimal-invasive Verfahren setzt gewisse anatomische Gegebenheiten voraus. Wenn Sichtverhältnisse eine solche Operation nicht zulassen, muss am offenen Rücken operiert werden. Ziel jeder Operation ist die Beseitigung des Bandscheibenvorfalls. In aller Regel wird dabei die Bandscheibe entfernt bzw. der Teil der zwischen den Wirbelkörpern hervorgetreten ist. Meistens müssen danach die beiden Wirbelkörper versteift werden, da kein ausreichender Schutz mehr dazwischen vorhanden ist und durch eine Versteifung eine Knochenreibung zwischen beiden Wirbelkörpern unterbunden wird.
Der Patient merkt von dieser Versteifung nach der Bandscheibenoperation in seinen alltäglichen Bewegungen in aller Regel nicht viel, da die anderen Wirbelkörper die Bewegung des versteiften Gelenks übernehmen können. Die Versteifung wird meistens mit seitlich an der Wirbelkörpern angelegten Platten oder Schrauben durchgeführt. Die Operation wird häufig durchgeführt, aufgrund der Lokalisation und der Nähe zu Nerven und Rückenmark ist sie aber immer auch risikobehaftet. So können postoperative Schwellungen im Bereich der Wirbelkörper zu einer Kompression des Rückenmarks mit Lähmungserscheinungen führen.
Des Weiteren kann während der Operation eine Verletzung von die Wirbelsäule begleitenden Strukturen erfolgen und entsprechende erweiterte Operationen notwendig machen. Nach der Operation sollte der Patient zur Gelenkschonung zunächst ein Korsett tragen und schweres Heben sowie Bücken in den ersten Wochen einschränken.
Jeder Wirbelsäulenoperation schließt sich auch eine physiotherapeutische Behandlungsstufe an, die unterschiedlich langen durchgeführt werden kann. Mittlerweile gibt es Ansätze, die Bandscheibe komplett zu ersetzen. Dazu werden Knorpelzellen außerhalb des Körpers angezüchtet und vermehrt. Danach wird in einem zweiten operativen Verfahren die Ersatzbandscheibe wieder zwischen die entsprechenden Wirbelkörper eingebracht.
Sowohl dieses als auch das Versteifungsverfahren zeigt unterschiedliche Erfolge. In aller Regel können neurologische Symptome abgemildert werden. Komplett schmerzfrei werden die Patienten jedoch selten, sodass eine ergänzende Schmerztherapie oft angezeigt ist.
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