Cortison (Kortison) ist ein körpereigenes Hormon das in der Nebenniere produziert wird und zentrale sehr weitreichende Funktionen in unserem Körper übernimmt. Cortison wird bei systemischen Erkrankungen als medizinische Anwendung gegeben. Kann aber auch lokal in Form einer Cortisonspritze direkt in ein Gelenk oder den Muskel injiziert werden.
Wenn im Laufe der Jahre die Knochen immer schwerer werden und die Gelenke zunehmend ihren Dienst verweigern, lassen sich viele Betroffene beim Orthopäden ihrer Wahl eine „Cortisonspritze“ verabreichen. Aber auch bei jungen Erwachsenen und Jugendlichen kommt es meist nach Sportverletzungen zu dieser Therapie, die eine Schmerzlinderung und erhöhte Beweglichkeit mit sich bringen soll.
Aber was genau ist eigentlich Cortison (auch Kortison geschrieben) und worum handelt es sich, wenn von einer Cortisonspritze gesprochen wird? Zunächst einmal ist Cortison ein Steroidhormon, dass in der Rinde der Nebenniere gebildet wird. Steroidhormone sind eine Gruppe von Hormonen, die auf Grund ihrer chemischen Strukturformel eine gewisse Ähnlichkeit im Aufbau besitzen – daher ihr Name.
Cortison wurde bereits 1935 entdeckt und zwar in der Nebennierenrinde des Menschen. Die Nebennieren sitzen den Nieren oben auf und produzieren in ihrer Rinde Neben Cortison auch weitere wichtige Nebennierenhormone wie Adrenalin oder Östrogen.
Was genau macht nun aber Cortison? Zunächst einmal hat Cortison überhaupt keine Wirkung auf den Körper und muss in der Leber in seine biologisch aktive Form, das Cortisol, umgewandelt werden. Cortisol ist ein absolut lebensnotwendiges Hormon, das in viele Prozesse im Körper eingreift, beispielsweise den Fettstoffwechsel, den Zuckerhaushalt, aber auch den Proteinumsatz. Viel bedeutender ist für seine Anwendung als Cortisonspritze aber die entzündungshemmende und immunsuppressive Wirkung. Entzündungen gehen stets mit einer Schwellung, einer Überwärmung, Rötung, Schmerzen, und einem Funktionsverlust einher. Also all das, was man in einem Gelenk nicht unbedingt haben möchte.
Eine Cortisonspritze kann bei lokaler Applikation in das Gelenk die Entzündung hemmen und Beschwerdefreiheit schaffen – die Ursache des Problems bekämpft es jedoch nicht. Zudem erkauft man sich die entzündungshemmende Wirkung teuer mit der immunsuppressiven – also das Immunsystem bremsenden – Wirkung. Zwar werden die Applikationsdosen stets so gewählt, dass die Nebenwirkungen möglichst gering gehalten werden, allerdings sind bei Langzeittherapien Fieber oder Infektionen oft keine Seltenheit. Auf die Nebenwirkungen wird auf Grund ihrer Relevanz nochmal gesondert eingegangen.
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Beim Bandscheibenvorfall oder auch –Prolaps, schiebt sich die Bandscheibe in den Spinalkanal, welcher das Rückenmark beinhaltet, vor. Ursache kann schweres Heben oder auch eine plötzliche, falsche Bewegung sein. Die Bandscheibe schiebt sich dabei auf die Nervenfasern des Rückenmarks vor und drückt auf diese.
Eine stetige Reizung der Nervenwurzel kann neben Schmerzen auch zu einer Entzündung führen, weshalb man diese mit einer Cortisonspritze zu behandeln versucht.
Dabei sticht man unter lokaler Betäubung (Lokalanästhesie) mit einer langen Spritze in die Nähe der Wurzel (sogenannte minimalinvasive Wirbelsäulentherapie) und gibt dort einen Bolus, also einen Stoß Cortison ab. Im Idealfall bildet sich dann in der Nähe der Wurzel ein Depot mit einer ausreichenden Menge Cortison, welche die Nervenwurzel abschwellen lässt und die Schmerzreaktion dämpft.
Der Bolus hält in der Regel mehrere Monate, danach ist eine weitere Therapie von Nöten. Das Grundproblem, der Prolaps, ist damit nämlich noch nicht therapiert. Zwar schwillt die Bandscheibe ebenfalls ab und schrumpft stückweise in ihre physiologische Stellung zurück, jedoch kann es bei schwerem Heben jederzeit erneut zu einem Prolaps kommen. Ferner können durch die Einstichstelle Keime in den Spinalkanal gelangen, welche zu einer weiteren Entzündung führen können. Durch steriles Arbeiten kann diese Komplikation allerdings weitestgehend verhindert werden.
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Man unterscheidet verschiedene Verfahren bei der Verabreichung einer Kortisonspritze in die Wirbelsäule:
Erstens, die paravertebrale Injektion, die bei einem Bandscheibenvorfall angewandt wird und bei der das Cortison neben die Wirbelkörper gespritzt wird.
Zweitens, die epidurale Injektion, bei der die Spritze unmittelbar in den Wirbelkanal gespritzt wird.
Welches der beiden Verfahren angewandt wird, ist im Einzelfall zu entscheiden und auch individuell von der Art der Erkrankung abhängig. In jedem Fall besteht die Injektion aus einem Gemisch von Cortison und einem Lokalanästhetikum – so werden Schmerzen minimiert. Wenn überhaupt spüren Patienten einen leichten Stich, der aber in keiner Relation zu den starken Schmerzen steht, wegen denen sich die Patienten meist in Behandlung begeben.
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Bei einer Injektion in den Rücken zielt der Arzt auf eine Behandlung der Muskeln, Venen oder auch Gelenke ab. Der Cortisonspritze ist stets auch ein lokales Betäubungsmittel beigemischt, welches die schmerzhafte Verkrampfung und Schonhaltung der Muskulatur durchbrechen soll. Doch Experten sind geteilter Meinung über die Wirksamkeit dieser Therapieform. So gibt es keinen wissenschaftlich nachgewiesenen Mehrwert einer Applikation von Cortison oder Betäubungsmitteln in den Muskel selbst. Mehr noch, die Gefahr durch Applikation in eine Vene eine allergische Reaktion auszulösen ist gegeben und hat vereinzelt bereits zu Schockzuständen, so wie Todesfällen geführt.
Es wird daher eine systemische Therapie mit Schmerzmitteln (NSAR’s) empfohlen, in Kombination mit Wärme und schonender Bewegung.
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Auch am Knie kommt eine Cortisonspritze zum Einsatz, wenn alle anderen Therapieformen fehlgeschlagen sind. Im Abstand von 4 Wochen wird per Spritze und lokaler Betäubung eine Dosis Cortison-Schmerzmittel-Gemisch in das Knie injiziert.
Eine unmittelbare Besserung der Schmerzen ist wissenschaftlich belegt, allerdings ist diese auch nur von kurzer Dauer: Nach spätestens vier Wochen sind die Schmerzen wieder da und ein erneuter Gang zum Arzt steht an. Dafür sind die Spritzen mit 5-10€ pro Injektion verhältnismäßig günstig und werden zudem noch von der Krankenkasse übernommen.
Eine dauerhafte Lösung bieten die Spritzen jedoch nicht, zudem erkauft man sich die Beschwerdefreiheit mit einer Reihe an Nebenwirkungen. Das Nutzen-Risiko-Verhältnis der Cortisonspritze wird von Ärzten des öfteren als zu schlecht eingeschätzt.
Auch kleinere Gelenke wie das Handgelenk können mit einer Cortisonspritze behandelt werden. Die Injektion wird direkt in das Gelenk gespritzt und besteht meist aus einem Kortison-Anästhetikum-Gemisch. Am Handgelenk findet es besonders im Zuge eines Karpaltunnelsyndroms Verwendung, bei dem die Muskel- und Sehnenloge auf Handgelenkshöhe anschwillt und komprimiert wird. Zudem wird ein dort verlaufender Nerv, der Nervus Medianus komprimiert. Da die Handbeuger zur Oberfläche hin durch eine straffe Sehne, das Retinaculum flexorum begrenzt sind, kommt es in Folge der Kompression zum Funktionsverlust - die Hand kann nicht mehr angewinkelt werden.
Hiervon sind besonders Frauen kurz nach der Schwangerschaft betroffen. Ihnen kann mit einer Cortisonspritze geholfen werden, bis sich der Hormonhaushalt wieder normalisiert hat. Wie bei allen anderen Gelenken auch, hält die Injektion allerdings nur wenige Wochen und muss dann bei Bedarf wiederholt werden. Das Hauptrisiko ist hierbei ebenfalls eine Infektion nach unzureichender Desinfektion der Einstichstelle.
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Die Epikondylitis, umgangssprachlich auch als Tennisarm bezeichnet, ist eine Überlastung der Sehnen und Muskeln des Armes. Er muss nicht zwangsläufig nach dem Tennisspielen auftreten und kann eine Reihe anderer Ursachen haben, die mit starker mechanischer Belastung vergesellschaftet sind. Im Regelfall strahlen die Schmerzen jedoch vom Ellenbogen aus und breiten sich in fortgeschrittenen Stadien bis in das Handgelenk aus. Dabei ist die Außenseite meist stärker betroffen, als die Innenseite.
Das Procedere beim Tennisarm unterscheidet sich nicht von der Therapie anderer Gelenke: Eine individuell abgestimmte Mischung aus Cortison und einem lokalen Betäubungsmittel wird in das Ellenbogengelenk eingespritzt. Die Dauer der Wirkung beträgt 1-2 Monate, die kurzfristige Beschwerdefreiheit tritt Tage nach der Injektion ein.
In einer Fall-Kontroll-Studie mit Patienten, die einerseits eine Cortisonspritze, andererseits ein Placebo injiziert bekam, wurde untersucht, welche der beiden Gruppen längerfristig weniger Beschwerden aufzeigte. Interessanterweise gab die Cortisonspritzen-Gruppe nach 12 Monaten Therapie im Mittel eine geringere Beschwerdefreiheit zu Protokoll, als die Placebo-Gruppe, die gar keinen Wirkstoff erhielt.
Experten führen dies darauf zurück, dass die schnelle Schmerzlinderung in der Cortisonspritzen-Gruppe die Patienten dazu verleitete, den Arm schneller wieder zu belasten, was die Symptomatik auf Dauer verschlechterte.
Schmerzen sind ein Mittel des Körpers, dem Gehirn zu signalisieren, dass eine bestimmte Bewegung oder Beanspruchung nicht gesund ist. Wenn sie auch äußerst unangenehm sind, so haben sie also dennoch ihren Sinn. Ein vollständiges Ausschalten der Schmerzen muss dementsprechend nicht immer sinnvoll sein, wie obige Studie zeigt. In der Praxis ist man dazu übergegangen, Cortisonspritzen nur noch bei Erkrankungen mit absehbarem Behandlungsende zu verwenden - beispielsweise eben nach einer Schwangerschaft.
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Bei einer Arthrose handelt es sich um eine Gelenkabnutzung durch zu lange oder zu starke Belastung. Sie tritt typischerweise im Alter oder bei adipösen Patienten auf. Der vermehrte Knorpelabrieb verursacht auf Dauer Schmerzen, da die aufeinandertreffenden Knochen im Gelenk nicht mehr gepolstert werden. Mit den Schmerzen kommt die Entzündungsreaktion und die Schwellung, welche die Symptomatik weiter verschärft: Der Körper produziert übermäßig viel Gelenkflüssigkeit, so dass der Druck im Inneren des Gelenkes steigt und noch mehr Impulse an die Schmerzfasern ausgesendet werden.
Zur Therapie wird daher erst ein wenig der Gelenkflüssigkeit aus dem Gelenk ab punktiert und durch dieselbe Einstichstelle die Cortisonspritze injiziert. Da das Cortison nicht oral aufgenommen und verstoffwechselt wird, ist das Ausmaß der Nebenwirkungen weniger stark. Allerdings treten neben den üblichen Nebenwirkungen wie Verschlechterung der Blutzucker- und Fettwerte und erhöhte Infektanfälligkeit zusätzlich noch Muskelschwund und Gelenkknorpelschäden auf. Dies verschlechtert die Symptomatik auf Dauer drastisch, da ein kräftiger Muskel das Gelenk tendenziell eher entlastet.
Bei einer Fehlinjektion in das umliegende Fettgewebe kann es zu einem Absterben des Fettgewebes kommen, was auch äußerlich sichtbar sein kann. Dies kann vor allem bei einer Hüftarthrose vorkommen, da hier der Zugang zur Gelenkhöhle relativ schwierig zu finden ist.
Daher ist eine Therapie mit Cortisonspritzen auch bei Arthrose keine Dauerlösung, sondern nur eine kurzfristige Alternative. Vielmehr sollte eine Kombinationstherapie aus Physiotherapie, Salben und im Extremfall auch eine Operation angedacht werden. Bei der Hüftarthrose wird hierzu entweder das Gelenk in seiner Achse verlagert (sogenannte Umstellungsosteotomie) oder das gesamte Gelenk ersetzt (Totalendoprothese/TEP, Hüftprothese).
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Cortison greift in den Stoffwechsel ein, genauer in die Neubildung von Zucker aus Fett. Es mobilisiert Fett aus seinen Depots und wandelt es in Zucker um. Dadurch steigen die Blutfettwerte und der Blutzuckerspiegel. Zucker ist schädlich für Gefäße und Organe. In Kombination mit Fetten können sie auf längere Zeit zu Arteriosklerose führen. Da Cortison auch eine blutdruckregulierende Wirkung hat, kommt es in Folge der Cortisonbehandlung zu Blutdruckanstiegen und Wassereinlagerungen (Ödeme) ins Gewebe. Dies führt neben einer relativen Gewichtszunahme auch zu typischen Erscheinungsbildern, wie dem "Vollmondgesicht", einem Stiernacken und Gesichtsrötung.
Oben genannte Nebenwirkungen sind Langzeiteffekt und treten nicht zwangsläufig nach der ersten Behandlung auf. Allerdings sind Therapien mit Cortisonspritzen nur über längere Zeiträume hin sinnvoll, da die Wirkung bereits nach wenigen Wochen wieder nachlässt. Damit sind die Nebenwirkungen einer Langzeittherapie gegeben. Der Behandelnde Arzt wird stets bemüht sein, die Dosis möglichst gering und dabei möglichst wirkungsvoll zu halten. Aber auch bei kürzeren Zeitspannen kann es zu Nebenwirkungen kommen, da Cortison immunsuppressiv wirkt, also das Immunsystem ausbremst. Dies hat eine gesteigerte Infektanfälligkeit und etwaiges Krankheitsgefühl zur Folge.
In Extremfällen muss die Therapie unterbrochen werden. Patienten die ohnehin an einer Autoimmunkrankheit (wie beispielsweise HIV) leiden, sind mit besonderer Vorsicht zu behandeln.
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Gelenkschäden im allgemeinem kann man vorbeugen, indem man passendes Equipment benutzt, beispielsweise geeignetes Schuhwerk beim Joggen oder Trekkingstöcke beim Bergab- Wandern. Bei adipösen Patienten ist an eine Gewichtsreduktion nach Ernährungsplan zu denken. Ferner können Massagen oder ein Besuch in einer Infrarotwärmekabine die Muskeln lockern. Gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen oder Radfahren können beanspruchende Sportarten wie Squash oder Joggen ersetzen.
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