Fettgewebsnekrose

Nekrose bedeutet, dass Zellen innerhalb eines lebenden Organismus absterben. Bei einer Fettgewebsnekrose sterben Fettzellen ab und geben das gespeicherte Fett frei, das von umliegenden Bindegewebszellen aufgenommen wird. Durch Abkapslung entstehen mit einer öligen Flüssigkeit gefüllte Zysten, sogenannte Ölzysten. Durch Verkalkungsprozesse innerhalb der Kapsel bilden sich harte Knoten im Gewebe, die bis zu mehrere Zentimeter Durchmesser haben können.

Symptome einer Fettgewebsnekrose

Begleitende Symptome

Nekrosen des Fettgewebes verlaufen normalerweise unproblematisch und verursachen keine Beschwerden oder Schmerzen. Die Nekrose führt zur Bildung von harten Knoten mit unterschiedlicher Größe, je nachdem wie viel Fettgewebe untergegangen ist. In seltenen Fällen kann sich das Gewebe um die Nekrose entzünden und Schmerzen verursachen.

Lymphknoten, die Lymphe aus dem betroffenen Gebiet drainieren (z.B. in der Achselregion bei Nekrosen in der Brust) können anschwellen und gut tastbar sein. Eventuell kommt es zu einer bläulichen Verfärbung der Hautstellen, die über den Knoten liegen. An manchen Stellen (vor allem an Oberschenkel und Po) verursacht eine Fettgewebsnekrose tiefe und sehr große Dellen in der Haut, die vom Patienten als sehr störend empfunden werden und sogar zu einem verminderten Selbstwertgefühl oder Minderwertigkeitskomplexen führen können. In solchen Fällen kann ein Eingriff aus ästhetischen Gründen Abhilfe schaffen.

Schmerzen bei einer Fettgewebsnekrose

Fettgewebsnekrosen sind zumeist nicht mit Schmerzen verbunden. Gelegentlich kommt es durch eine Entzündungsreaktion um das abgestorbene Areal von Fettzellen zu einer Schmerzempfindung. Diese kann sich dann vor allem bei Berührung der Haut über dem betroffenen Zellbereich bemerkbar machen.

Diagnose einer Fettgewebsnekrose

Der Arzt stellt die Diagnose einer Fettgewebsnekrose durch Abtasten der Knoten unter der Haut. Fettgewebsnekrosen sind eigentlich ungefährlich und müssen nicht weiter behandelt werden, können durch einen Tastbefund allein aber nicht von bösartigen Wucherungen unterschieden werden. Daher erfolgt die weitere Diagnosestellung durch eine Ultraschalluntersuchung, wobei es allerdings vor allem in der Brust oftmals Schwierigkeiten in der Unterscheidung zu einem Karzinom geben kann. Um einen möglichen Tumor definitiv ausschließen zu können, muss der Knoten operativ entfernt und das Gewebe durch einen Pathologen feingeweblich (histologisch) unter dem Mikroskop untersucht werden.

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Was sieht man im Ultraschall?

Neben einer Tastuntersuchung, durch die sich die Fettgewebsnekrose meist als Knoten darstellt können auch bildgebende Verfahren wie etwa ein Ultraschall zum Einsatz kommen. Gutartige Veränderungen beziehungsweise Geschwulste haben im Ultraschall typische Kennzeichnen, so auch die Fettgewebsnekrose.

Zu diesen zählen eine klare Abgrenzung zur Umgebung - das abgestorbene oder geschädigte Gewebe nimmt zwar Platz ein, es kommt aber nicht zur Zerstörung von angrenzenden Zellen. Weiterhin zeigen die gutartigen Veränderungen eine glatt begrenzte und homogene beziehungsweise einheitliche Struktur. Durch den Schallkopf lässt sich das Gewebe zudem gut komprimieren (eindrücken).

Behandlung einer Fettgewebsnekrose

Therapie

Durch die Nekrose bilden sich Knoten aus abgestorbenem Fettgewebe, die immer gutartig sind, keine Beschwerden verursachen und daher in der Regel auch nicht therapiert werden müssen. Wenn die Knoten sich entzünden und Schmerzen verursachen, können sie chirurgisch entfernt werden.

Das Problem bei der Diagnosestellung durch den Tastbefund ist, dass dabei nicht zwischen einem Knoten, der durch den Untergang von Fettgewebe entstanden ist, und einem bösartigen Tumor unterschieden werden kann. Nur durch eine Feinnadelbiopsie, bei der mit einer dünnen Kanüle Zellen aus dem Knoten entfernt und anschließend unter dem Mikroskop untersucht werden, bzw. kompletten Entfernung der Knoten kann eine Krebserkrankung eindeutig ausgeschlossen werden.

Ursachen einer Fettgewebsnekrose

Für die Entstehung von Fettgewebsnekrosen gibt es viele Ursachen.

Die häufigste Ursache sind Traumata, also eine Gewebsschädigung, die durch äußere Gewalteinwirkung entsteht (Quetschung, Prellung). Stumpfe Gewalt (z.B. Gurtverletzungen durch den Aufprall bei einem Autounfall) schädigt direkt die Fettzellen. In der Folge stirbt das Fettgewebe nekrotisch ab und es bilden sich Ölzysten, die als harte Knötchen tastbar sind. Dabei können auch Blutgefäße durchtrennt werden, wodurch das Gewebe unterversorgt und ebenfalls geschädigt wird. Letzteres kann auch bei Operationen und kleineren chirurgischen Eingriffen vorkommen.

Nach einer Injektion

Bei einer fehlerhaft durchgeführten Injektion bzw. Infusion gelangt die Flüssigkeit nicht in das punktierte Gefäß sondern ins umliegende Gewebe (Paravasation). In Folge kommt es zu schmerzhaften Schwellungen und Flüssigkeitsansammlungen an der betroffenen Stelle. Solche unabsichtlich entstehenden Paravasate sind normalerweise harmlos und die Flüssigkeit im Gewebe wird vom Körper schnell aufgenommen und abtransportiert.

Die falsche Injektion von bestimmten Medikamenten, vor allem Zytostatika, kann jedoch zu Gewebsnekrosen führen. Zytostatika sind toxische Substanzen, die im Rahmen einer Chemotherapie zur Behandlung von Krebserkrankungen eingesetzt werden und Tumorzellen abtöten. Gelangt das Medikament ins Fettgewebe werden dort die Fettzellen abgetötet und Fettgewebsnekrosen entstehen.

Auch insulinpflichtige Diabetiker entwickeln durch die häufigen subkutanen Injektionen von Insulin häufig Fettgewebsnekrosen in der Bauchdecke.

Eine weitere Ursache kann eine fehlerhaft ausgeführte Injektion zytotoxischer Medikamente sein, durch die das Fettgewebe geschädigt wird und abstirbt.

Bei einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) gelangt das Protein Lipase in das umliegende Gewebe, wird aktiviert und zerstört daraufhin Fettzellen. Lipase ist ein Enzym, das normalerweise mit dem Bauchspeichel in den Dünndarm gelangt und dort Nahrungsfette abbaut. Die Bauchspeicheldrüse kann auch durch Gewalteinwirkung von außen oder Durchblutungsstörungen geschädigt werden, wodurch ebenfalls Lipase austritt und Fettgewebe zerstört.

In seltenen Fällen können sich aus bisher ungeklärten Gründen Fettgewebsnekrosen vor allem im Bereich der Unterschenkel bilden. Die Nekrosen werden als rötliche Papeln auf der Haut sichtbar, die sich mit der Zeit braun verfärben und schhmerzlos bleiben. Dieses Krankheitsbild wird als Necrobiosis lipoidica diabeticorum bezeichnet, da gehäuft Diabetiker betroffen sind.

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Durch Cortison

Cortison wirkt entzündungshemmend und cortisonhaltige Spritzen werden daher unter anderem bei Pollenallergien, Heuschnupfen und orthopädischen Problemen im Bereich des Gesäßes verabreicht. Wenn das Cortison nicht tief genug in den Muskel gespritzt wird oder Flüssigkeit aus dem Stichkanal ins Fettgewebe zurückläuft, löst sich das Fettgewebe auf und stirbt ab. Das nekrotische Fettgewebe ist auf der Haut sichtbar als tiefe Dellen, die mehrere cm2 groß sein können. In manchen Fällen kann sich das Gewebe erneuern und die Delle verschwindet nach einigen Monaten.

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Nach Bestrahlung

Die Strahlentherapie ist eine wirksame Methode zur Behandlung von Krebspatienten. Durch die lokale Bestrahlung werden Tumorzellen zerstört und somit die Heilungschancen erhöht. Allerdings kann auch gesundes Fettgewebe in der Umgebung des Tumors kaputt gemacht werden, wodurch sich Fettgewebsnekrosen und Ölzysten im bestrahlten Gewebe bilden. Dabei handelt es sich um einen gutartigen Befund, da die Nekrosen kein Entartungsrisiko haben und daher nicht behandelt werden müssen.

Nach einer Operation

Nach einer Operation kann es zur Entstehung von Fettgewebsnekrosen kommen. Durch den Zelluntergang von Fettzellen im Rahmen der Nekrose kann es dann zu öligen Zystenbildungen beziehungsweise fettgefüllten Hohlräumen kommen, die im Laufe der Zeit immer mehr verkalken. Diese verkalkten Zysten sind dann meistens als Schwellung oder Geschwulst gut unter der Haut zu tasten.

Nach einer Brustverkleinerung

Einer Brustverkleinerung liegt ein operativer Eingriff zugrunde bei dem Gewebe abgetragen wird. Es kann durch die Schnitte, die im Rahmen der OP gemacht werden auch zum Untergang von Fettzellen beziehungsweise einer Fettgewebsnekrose kommen.

Die Fettgewebsnekrose kann sich als Schwellung in der Brust bemerkbar machen. Gelegentlich ist das Gewebe um das abgestorbene Zellmaterial entzündlich verändert was zu einem Druckschmerz beim betasten des betroffenen Brustbereichs führt. Die Haut über dem nekrotischen Brustareal kann zudem gerötet und verdickt sein. Weiterhin kann es zum Anschwellen von Lymphknoten in der unmittelbaren Umgebung kommen.

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Traumatische Fettgewebsnekrose

Eine traumatische Fettgewebsnekrose entsteht zum Beispiel durch Quetschung oder Prellung von Fettgewebe. Dies kann sich etwa im Rahmen eines Unfalls ereignen. Wie bei Operationen auch, kann dies zur Schädigung von Fettgewebe mit darauffolgendem Untergang von Fettzellen und der Entstehung einer Fettgewebsnekrose führen.

Bei Fettgewebsnekrosen sind unabhängig von ihrer Entstehung (operative Eingriffe, Bestrahlung, traumatischen Fettgewebsnekrosen) in der Regel keine Therapiemaßnahmen notwendig. Die Nekrosen sind häufig als Knoten unter der Haut tastbar aber unabhängig davon in der Regel als harmlos zu betrachten.

Dauer

Fettgewebsnekrosen zeigen im Allgemeinen einen sehr guten Verlauf ohne Schmerzen. Wenn die Nekrosen nicht in der Brust lokalisiert sind, müssen sie normalerweise nicht entfernt werden und die Patienten können beschwerdefrei damit leben.

In der Brust muss eine Abklärung zum eindeutigen Ausschluss eines Karzinoms erfolgen. Die gegen das übrige Fettgewebe abgekapselten Nekrosen bleiben normalerweise ein Leben lang bestehen und verschwinden nur in sehr seltenen Fällen von allein.

Aus ästhetischen Gründen kann eine chirurgische Entfernung oder eine Fettunterspritzung von tiefen Hautdellen erfolgen, die sich vor allem bei Fettgewebsnekrosen an Po und Oberschenkel bilden.

Prognose einer Fettgewebsnekrose

Die Fettgewebsnekrosen haben in der Regel eine gute Prognose. In den meisten Fällen ist keine Therapie notwendig. In einigen wenigen Fällen kann eine Entfernung allerdings ratsam sein, das trifft z.B auf Fettgewebsnekrosen in der Brust zu.

Hier kann eine operative Entfernung notwendig werden, wenn keine eindeutige Unterscheidung zwischen einer Fettgewebsnekrose oder einem möglichen bösartigen Tumor durch bildgebende Verfahren vorgenommen werden kann. Zur Sicherheit wird der Knoten beziehungsweise das Geschwulst dann entfernt und eine Untersuchung des entnommenen Gewebes vorgenommen, die dann eine Unterscheidung ermöglicht.

Prädestinierte Körperregionen

An der Brust

Fettgewebsnekrosen treten sehr häufig in der Brust auf, da die Brust neben Drüsengewebe und Bindegewebe hauptsächlich aus Fettzellen besteht. Durch eine Operation an der Brust (z.B. Brusterhaltende Therapie (BET) bei Brustkrebs, Brustverkleinerung oder Einsetzen von Silikonimplantaten) können Fettzellen zerstört oder die Blutversorgung durch das Durchtrennen von Gefäßen gestört werden. Dadurch kommt es zum nekrotischem Absterben von Brustfettgewebe und der Bildung von Ölzysten, die von außen als feste Knoten gut tastbar sind. Die Bildung von Fettnekrosen in der Brust kann auch durch das Einsetzen fehlerhafter Silikonimplantate hervorgerufen werden. Die Implantate können aufreißen und der Protheseninhalts ins umliegende Gewebe auslaufen und die Zellen zerstören.

Eine weitere häufige Ursache für Nekrosen von Fettgewebe an der Brust sind stumpfe Verletzungen durch Traumata, wenn das Gewebe gequetscht oder geprellt wird. In der Regel sind Fettgewebsnekrosen in der Brust unproblematisch, allerdings können durch die Verletzung auch Blutgefäße einreißen, freie Fetttropfen in die Blutbahn gelangen und Gefäße z.B. in der Lunge verstopfen (Fettembolie). Solch ein schwerer Verlauf und Komplikationen treten aber sehr selten auf.

Am Oberschenkel

Fettgewebsnekrosen bilden sich am Oberschenkel durch Verletzungen, Prellungen oder fehlerhaft durchgeführte Injektionen.

Im Bereich des Oberschenkels und der Bauchdecke kann als seltene Nebenwirkung durch langzeitige Therapie mit Marcumar eine sogenannte Marcumar-Nekrose auftreten. Marcumar ist ein gerinnungshemmendes Medikament, das zur Blutverdünnung eingesetzt wird. Durch die verstärkte Gerinnungsneigung zu Beginn der Behandlung können kleine Kapillaren verstopfen und es kommt zum Gefäßverschluss. Die Folge sind Durchblutungsstörungen und der Untergang von Fettgewebe mit Bildung von Ölzysten.

Am Po

Im Bereich des Gesäßes führen falsch gesetzte Injektionen häufig zur Bildung von Fettgewebsnekrosen, die durch tiefe Dellen in der Haut erkennbar sind. Nekrosen entstehen vor allem durch wiederholte Gabe von Kortison-Depotspritzen. Das Medikament muss tief in den Muskel injiziert werden, da eine zu oberflächliche Injektion zur Zerstörung des Fettgewebes führt und so große Dellen an der betroffenen Stelle zwischen Po und Hüfte entstehen können.

Zyste

Beim Gewebsuntergang von Fettzellen durch ein Trauma oder eine Operation kann sich das Fett verflüssigen und zur Bildung von sogenannten Ölzysten führen. Diese sind Hohlräume, die mit verflüssigtem Fett gefüllt sind und im Laufe der Zeit häufig verkalken. Es handelt sich dabei zumeist um gutartige Veränderungen, die in der Regel keine Therapie notwendig machen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 12.10.2017 - Letzte Änderung: 21.06.2024