Fettembolie

Was ist eine Fettembolie?

Bei der Fettembolie handelt es sich um ein embolisches Ereignis von fetthaltigem Material in das Gefäßsystem.

Der Verschluss kann unter anderem das Lungengefäßsystem und unter Umständen auch das Gefäßsystem des zentralen Nervensystems (ZNS) betreffen. Hierbei kommt es zu schwerwiegenden Komplikationen, die unerkannt tödlich verlaufen können.

Außer der Fettembolie gibt es noch weitere Formen der Embolie. Neben der klassischen Thrombose gibt es noch die Fruchtwasserembolie, Luftembolie oder die Knochenzementembolie. Wie die anderen Formen, zeigt sich auch die Fettembolie in den allermeisten Fällen als Lungenembolie.

Das fetthaltige Material der Embolie kann durch unterschiedlichste Krankheitsprozesse aus verschiedensten Organsystemen des menschlichen Körpers entspringen. Pathophysiologisch kommt es zu einem Verschluss der kleinen Lungengefäße mit einer Verschlechterung des Gasaustausches und daraus resultierender Rechtsherzbelastung.

Symptome & Diagnose

Symptome der Fettembolie

Typische Symptome einer Fettembolie sind unter anderem:

Als erstes fällt typischerweise eine erschwerte Atmung gegebenenfalls sogar Atemnot auf. Außerdem kommt es zu kleine Hauteinblutungen (Petechien) an typischen Körperregionen, wie zum Beispiel am Kopf, der Bindehaut, der Brust und in der Achselhöhle. Durch den embolischen Verschluss von Hirngefäßen kann es zu neurologischen Symptomen kommen. Diese sind vor allem fokale  Empfindungsstörungen und Lähmungen, eine verminderte Wachheit und Verwirrtheit.

Weitere Symptome sind unter anderem Herzfrequenzsteigerung und Fieber. Begleitend kann Blutarmut (Anämie), ein Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie) und eine hohe Blutsenkgeschwindigkeit (BSG) auftreten. Diese sind Zeichen für ein Entzündungsgeschehen.

Zusätzlich sind ein Nierenversagen mit verminderter Urinbildung oder Veränderungen des Augenhintergrundes möglich.

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Diagnose der Fettembolie

Die Fettembolie zeigt ein auffälliges klinisches Erscheinungsbild, welches den behandelnden Arzt zeitnah zum Verdacht auf eine Lungenembolie führen sollte. Klinisch fallen pathologische Vitalzeichen auf. Die Kombination aus Blutdruckabfall, Herzfrequenzsteigerung und Atemnot mit resultierender Erhöhung der Atemfrequenz sind typisch für eine Lungenembolie. Durch die Erhöhung des Druckes in den Lungengefäßen kann es zu einer Belastung des rechten Herzens kommen. Diese zeigt sich z.B. an einer sogenannten oberen Einflussstauung (Stauung der Halsvenen). Auch ein gespaltener 2. Herzton kann auffallen. Dieser kommt durch ein verzögertes Schließen der Pulmonalklappe zu Stande.

Dem Patienten sollte venöses Blut entnommen und eine Blutgasanalyse erstellt werden. Typischerweise fallen hier reduzierte Partialdrücke von Sauerstoff (pO2) und Kohlenstoffdioxid (pCO2) auf . Im Anschluss erfolgt in der Regel die bildgebende Erhärtung der Verdachtsdiagnose. Hierbei kommen vor allem eine CT- oder MR-Angiographie und gegebenenfalls die Echokardiographie oder Perfusions- und Ventilationsszintigrafie zum Einsatz. Bei der CT- Angiografie wird kontrastmittelunterstützend eine Darstellung der Pulmonalarterien ermöglicht. Dieses Verfahren besitzt eine hohe Sensitivität des Nachweises von pulmonalarteriellen Verschlüssen.

Mögliche radiologische Zeichen sind dabei, das Vorkommen von Atelektasen (luftleere Bereiche durch Zusammenfallen der Lungenbläschen) und Pleuraergüssen. Auch das Westermark-Zeichen (prominente zentrale Pulmonalarterien mit einem auffälligen Kalibersprung in der Peripherie), Hampton´s Hump mit einer keilförmigen Transparenzverminderung in der Lungenperipherie, als Zeichen eines Lungeninfarktes und eine Dilatation (Vergrößerung) des rechten Herzens sind typisch.

Bei der Durchführung einer Perfusions- und Ventilationsszintigrafie fällt typischerweise ein Ungleichgewicht dieser beiden Parameter auf. Während die Ventilation (Versorgung der Lunge über die Luftwege) in der Regel noch vollständig erhalten ist, kommt es durch den Embolus zu einer eingeschränkten Perfusion (Blutversorgung der Lunge).

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Behandlung

Sofern eine Fettembolie in den Lungen- oder Hirngefäßen diagnostiziert wurde, sollte schnellstmöglich eine adäquate Therapie in die Wege geleitet werden.

Eine symptomatische Therapie steht vor allem im Vordergrund. Möglich sind eine Hemmung der Blutgerinnung (Antikoagulation) und der Einsatz von Glucocorticoiden.

Besonders der Einsatz von Antikoagulantien ist jedoch kritisch zu hinterfragen, da es sich bei einer Fettembolie nicht um einen typischen Embolus, bestehend aus Thrombozyten (Blutplättchen) handelt. Glucocorticoide (wie z.B. Hydrocortison oder Prednisolon) können das herrschende Entzündungsgeschehen in den Lungengefäßen effektiv unterdrücken.

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Weitere Behandlungsmaßnahmen bei der Fettembolie

Neben diesen Maßnahmen kommen zusätzlich noch unterstützende Möglichkeiten in Betracht.

Hierbei kann dem Patienten zur Linderung der Luftnot Sauerstoff zugeführt werden bzw. bei vollständiger Ateminsuffizienz maschinell beatmet werden.

Im Zuge des abfallenden Blutdruckes bei Lungenembolie, ist es ratsam dem Patienten Flüssigkeit zur Stabilisierung des Kreislaufes zuzuführen. Die Volumengabe ist jedoch vorsichtig unter Kontrolle des pulmonal-arteriellen Blutdruckes mittels Rechtsherzkatheter durchzuführen.

Auch die Gabe von Katecholaminen kann die aus dem Gleichgewicht geratene Blutdrucksituation stabilisieren. Das Augenmerk sollte hier auf die Kontrolle der Herzfrequenz gerichtet werden, da diese bei einer Lungenembolie ohnehin schon erhöht sein kann.

Ebenfalls ist auf die Nierenfunktion zu achten. Bei gegebenenfalls auftretendem Funktionsverlust müssen entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden.

An die symptomatische Behandlung schließt sich in der Regel eine intensivmedizinische Überwachung mit weiterführender symptomatischer Betreuung an.

Ursachen & Prophylaxe

Im Folgenden findsen Sie eine Übersicht der häufigsten Ursachen für eine Fettembolie. Diese werden daraufhin im Einzelnen genauer erläutert.

Fettembolie nach Knochenbruch

Eine Fettembolie tritt vor allem auf bei geschlossenen Frakturen langer Röhrenknochen.
Bei diesen handelt es sich vor allem um den Oberarmknochen, Oberschenkelknochen, Schienbeinknochen und den Wadenbeinknochen. Diese beinhalten durch ihre längliche Struktur einen relativ langen Markraum, welcher vor allem mit fettgewebshaltigen Knochenmark gefüllt ist. Bei geschlossener Fraktur dieser prädestinierten Knochen kann sich ein Teil dieses fetthaltigen Knochenmarks in das Gefäßsystem ablösen.

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Fettembolie nach Hüftprothese

Fettembolien können postoperativ im orthopädischen und unfallchirurgischen Fachbereich entstehen.
Hier kann es, zum Beispiel bei der Hüft- TEP (Totalendoprothetik) zur Komplikation der Fettembolie kommen. Durch das Einführen des Prothesenschaftes in den Femurschaft wird ein starker Druck auf diesen aufgebaut. Durch die Kompression, des in ihm enthaltenen fetthaltigen Knochenmarks kann ein fetthaltiger Embolus herausgelöst werden. Auch die Erhitzung des Knochenzementmaterials in der Abbindephase der Hüftendoprothetik kann zur Fettembolie führen.
Insgesamt liegt die Häufigkeit einer Fettembolie bei Hüftendoprothetik zwischen 1 und 10%. Ein tötlicher Ausgang kommt bei 0,1 bis 0,5% vor. Bei einer Amputation erhöht sich das Risiko.

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Fettembolie nach Fettabsaugung

Auch bei Fettabsaugen (Liposuktion) kann es zur vermehrten Freisetzung fetthaltigen Materials, mit Entstehung eines Fettembolus kommen.
Jedoch ist das Risiko hierbei eher gering. Typischerweise kommt es beim Fettabsaugen eher zu Komplikationen wie akut ein Auftreten von Schwellungen und Entzündungen sowie auf längere Sicht die Ausbildung von Hautdellen und Asymmetrien.

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Fettembolie durch bei Bauchspeicheldrüsenentzündung

Weitere Ursache einer Fettembolie kann jedoch auch eine akute Pankreatitis alsoe eine Bauchspeicheldrüsenentzündung sein.
Bei der Bauchspeicheldrüse handelt es sich um ein Organ, welches bestimmte Enzyme des Verdauungsvorganges ausschüttet. Darunter ist für die Fettembolie vor allem die Lipase entscheidend. Dieses Enzym hat zentrale Funktion bei der Zerlegung, der über die Nahrung aufgenommenen Fette im Dünndarm. Bei einer akuten Pankreatitis wird die Lipase dementsprechend in erhöhtem Ausmaß ausgeschüttet, wodurch eine Fettembolie resultieren kann.

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Verlauf & Prognose

Was sind die langfristigen Folgen?

Bei nicht rechtzeitiger Therapie einer Fettembolie kann es zu langfristigen Komplikationen kommen. Da das rechte Herz bei einem akuten Verschluss in den Lungengefäßen permanent gegen diesen erhöhten Widerstand anpumpen muss, kann sich bei länger bestehender Symptomatik ein Rechtsherzversagen einstellen. Auch kann es nach einmaligem Vorfall zu erneuten Fettembolien kommen.

Durch den Verschluss arterieller Lungengefäße sinkt der Austausch zwischen Luft und sauerstoffhaltigem Blut. Dadurch können Lungenbläschen zusammenfallen und luftleere Räume enstehen (Atelektasen), die auch über längere Zeit bestehen bleiben können. Zurückzuführen ist die Entstehung dieser Atelektasen auf die verminderte Produktion von Surfactant, welches die Oberflächenspannung der Lungenbläschen bei der Ausatmung reduziert und diese dabei geöffnet hält. Durch den Verschluss von kleinen Arterien kann ein Lungeninfarkt entstehen, welcher sich vor allem keilförmig präsentiert. Anschließend kann von diesem Infarktareal aus eine Lungenentzündung entstehen.

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Kann das tödlich enden?

Das akut einsetzende Bild einer Fettembolie kann, wenn auch wie oben bereits erwähnt eher selten, durchaus tödlich enden.
Der Verschluss der Lungengefäße kann beispielsweise bei vorbestehender Rechtsherzschwäche, zu einer Verschlimmerung der Herzschwäche und Rechtsherzversagen führen.
Aber vor allem die seltener auftretenden Verschlüsse einer Hirnarterie können lebensbedrohliche Komplikationen hervorrufen. Hierbei sei vor allem der Schlaganfall mit neurologischen Symptomen erwähnt. Hier gilt es schnellstmöglich eine Wiederherstellung der Durchblutung des verschlossenen Gefäßes herzustellen.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 02.01.2018 - Letzte Änderung: 18.09.2024