Atelektasen beschreiben nicht belüftete Lungenareale.
Als "atelektatisch" wird ein Teil der Lunge bezeichnet, der nicht belüftet ist. Dieser Teil enthält in seinen Lungenbläschen (Alveolen) wenig oder gar keine Luft. Betroffen sein kann ein Segment, Lappen oder sogar ein ganzer Lungenflügel.
Um ihrer Funktion gerecht zu werden, muss die Lunge gut durchblutet und gut belüftet sein. Nur so kann ein Stoffaustausch zwischen Blut und Luft gewährleistet sein, bei dem der Körper ausreichend CO2 abatmen und genügend Sauerstoff aufnehmen kann.
Ist nun ein Teil der Lunge kollabiert und nicht mehr mit Luft gefüllt, so kann er nicht mehr zur Atmung beitragen.
Um zu verstehen, wie es dazu kommen kann, ist jedoch zunächst wichtig zu verstehen, wie Atmung normalerweise funktioniert.
Für allgemeine Informationen zu diesem Thema empfehlen wir Ihnen unsere Seite zu: Diese Erkrankungen der Lunge gibt es!
Je nachdem, wie eine Atelektase entsteht und wie groß der betroffene Lungenanteil ist, kann die Entstehung und das Wiederauflösen einer Atelektase entweder unbemerkt vonstatten gehen, ober aber mit Schmerzen, Husten und schwerer Atemnot verbunden sein. Gerade das Entstehen eines sogenannten Pneumothorax ist oft schmerzhaft .
Wird insgesamt in der Lunge das Blut nicht mehr mit genügend Sauerstoff beladen, so kann es zu einer sogenannten Zyanose mit Blaufärbung von Fingernägeln, Lippen und Zunge kommen.
Bei der ärztlichen Untersuchung präsentiert sich eine Atelektase mit einer Dämpfung des Klopfschalls, beim Abhören (Auskultation) fällt ein schwächeres Atemgeräusch auf. Auch mithilfe eines Röntgenbildes, einer CT- oder Ultraschalluntersuchung zeichnet sich eine Atelektase vor allem durch die Volumenabnahme des betroffenen Gebietes und einer damit einhergehenden Dichtezunahme aus. Bei einer größeren Atelektase können sich umliegende Strukturen zu dieser hin verlagern.
In der letzten Zeit ist als neueres Diagnoseverfahren noch das MRT der Lunge mit Helium dazugekommen.
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Eine Atelektase stellt sich im Röntgenbild als gleichmäßige Verschattungen dar, welche sich an den Grenzen der Lungenlappen orientiert.
Im radiologischen Befund sieht man aufgrund der luftleeren Bereiche der Atelektase eine Verkleinerung des Lungenvolumens. Je nach Ausmaß der Atelektase kommt es zusätzlich zu einem Hochstand des Zwerchfells und zu einer Verschiebung der Lungenflügel und Luftröhre zur betroffenen Seite.
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Kleine Atelektasen verschwinden üblicherweise von allein oder mithilfe von Umlagerungen und Atemübungen, ein Eingreifen ist vor allem bei größeren Geschehen nötig. Hier wird dann im Falle einer Kompressionsatelektase mithilfe eines ablassenden Schlauches (Drainage) das einengende Element (Luft, Blut, Eiter, Wasser) entfernt. Auch eine Beatmung mit Überdruck ist denkbar, um die komprimierten Lungenabschnitte wieder zur Entfaltung zu bringen. Symptomatisch kann Sauerstoff zur geatmeten Luft zugegeben werden.
Vor allem ist es bei einer Atelektase jedoch wichtig, immer auch die Ursache abzuklären, da die Atelektase durchaus Anzeichen einer ernsthaften Erkrankung sein kann.
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Unterschieden werden angeborene (fetale, primäre) Atelektasen und solche, die als Folge eines ungünstigen Umstandes erworben wurden (sekundäre).
Eine erworbene Atelektase kann zahlreiche Ursachen haben.
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Für Patienten, die vor Kurzem operiert wurden, abwehrgeschwächt sind und an Erkrankungen der Atemwege leiden, ebenso für ältere, geschwächte und besonders bettlägerige Patienten, besteht das Risiko, eine Atelektase bestimmter Lungenabschnitte zu entwickeln.
Um diesem vorzubeugen, sollte regelmäßig Atemgymnastik durchgeführt werden.. Da Patienten in den o. g. Situationen oder Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen häufig aufgrund der Umstände eine falsche Atemtechnik oder ineffiziente Atmung haben, vermittelt die Atemphysiotherapie bestimmte Techniken zur Verbesserung der Atmung.
Durch eine Stärkung der Atemmuskulatur und Verbesserung der Effizienz der Atmung werden auch Lungenabschnitte belüftet, die sonst minderbelüftet wären und gefährdet sind, Atelektasen zu entwickeln.
Neben regelmäßig durchgeführten Atemübungen spielen die Mobilisation des Patienten, eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und regelmäßige Umlagerungen eine große Rolle im Sinne einer Atelektasenprophylaxe.
Auf kleinster Ebene wird in der gesunden Lunge frische Luft mit Blut aus dem Körper zusammengebracht, lediglich getrennt durch die unvorstellbar dünne Wand eines Lungenbläschens, in der die Luft sich befindet, und die ebenfalls hauchdünne Wandung der feinen Äderchen (Kapillaren), in denen das Blut das Luftbläschen umfließt. Über diese dünne Barriere können sich nun die Konzentrationen von CO2 und Sauerstoff aus Blut und Luft angleichen. Das CO2-reiche Blut aus dem Körper gibt dieses an die CO2-arme Luft ab, im Gegenzug gelangt Sauerstoff (O2) aus der Luft in das Blut, das seinen Sauerstoff zuvor an den Körper abgegeben hat. Durch stetige Atmung und das Strömen des Blutes wird der Konzentrationsunterschied aufrechterhalten und ein kontinuierlicher Gasaustausch ist möglich.
Die Lunge selber strebt, durch elastische Anteile im Lungengewebe ebenso wie durch die Oberflächenspannung der die Lungenbläschen auskleidenden Flüssigkeitsschicht, stetig dazu, sich zusammenzuziehen, also zu „kollabieren“. Abgehalten, dies zu tun, wird sie davon, dass zwischen Lunge und Brustwand ein Unterdruck besteht, der sie immer auseinanderzieht. Beim Einatmen wird eine weitere Entfaltung der Lunge durch das Absenken des Zwerchfells und einer Erweiterung des Brustkorbes erreicht.
Da es in den betroffenen Arealen zu einem Sauerstoffmangel kommt, wird hier reaktiv auch die Durchblutung gedrosselt, indem die Gefäße eng gestellt werden (Euler-Liljestrand-Mechanismus). Dadurch soll sichergestellt werden, dass Blut, das die Lunge durchfließt, danach auch wirklich sauerstoffreich ist. Diese Engstellung (Vasokonstriktion) erhöht jedoch auch den Widerstand, gegen den das rechte Herz pumpen muss, was vor allem bei ausgeprägter Atelektase oder vorbestehender Herzschwäche, zu weiteren Problemen führen kann. Des Weiteren sind die schlecht durchbluteten Lungenteile anfälliger für Infekte und Entzündungen z.B. Pneumonie, auch Wasserablagerungen (Ödeme) sind wahrscheinlicher.
Das Krankheitsbild eines Spannungspneumothorax, bei dem die Luftansammlung um die Lunge durch einen Ventilmechanismus bei jedem Atemzug zunimmt, ist lebensbedrohlich.
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Bei den sogenannten Plattenatelektasen handelt es sich um flache, wenige Zentimeter lange, streifenförmige und nicht an die Lungensegmente gebundene Atelektasen, die sich häufig über dem Zwerchfell in den unteren Lungenabschnitten befinden. Zu Plattenatelektasen kommt es besonders bei Erkrankungen im Bauchraum, wie zum Beispiel in Folge einer Bauchoperation mit darauffolgender Bettlägerigkeit und unzureichender Atmung bzw. Belüftung der Lungenflügel.
Sie können aber auch in Zusammenhang mit einer Lungenentzündung, einem Herzinfarkt, Keuchhusten oder als Folge einer Fehlbildung des Brustkorbs vorkommen.
Die Heilungschancen bei einer Atelektase sind meist sehr gut, sekundäre Ausprägungen sind prinzipiell immer rückgängig (reversibel). Ausgeprägte Formen, etwa der Spannungspneumothorax, sind zwar sehr gut behandelbar, können aber unbehandelt zum Tod führen.
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