Lipotalon

Definition

Lipotalon® ist ein Medikament aus der Gruppe der Glucocorticoide. Wie alle Glucocorticoide, zu deren Gruppe auch das Cortison gehört, hat Lipotalon® eine stark entzündungshemmende Wirkung. Es enthält den Wirkstoff Dexamethason und wird zur Injektion in Gelenke verwendet, um dort lokal zu wirken.

Indikation

Lipotalon® kann bei entzündlichen Prozessen der Gelenke wie der entzündlich aktivierten Arthrose, Sehnenansatzentzündungen wie dem Tennisarm oder Golferellenbogen (Epicondylitis humeri) angewendet werden.

Anwendung

Der Wirkstoff wird in das betroffene Gelenk oder in umliegendes Gewebe, das schmerzhaft ist, injiziert. Dies geschieht mit Hilfe einer Spritze. Um die Gefahr einer Infektion bei diesem Eingriff möglichst gering zu halten, muss der Arzt unter streng aseptischen Bedingungen arbeiten. So sollte zum Beispiel unbedingt darauf geachtet werden, dass die Haut zuvor desinfiziert wurde und die Nadel steril ist.

Ist das Lipotalon® in das Gelenk gespritzt worden, lösen sich die kleinen Fettkügelchen auf, die die eigentlichen Glucocorticoid-Kristalle enthalten. Lipotalon® besteht im Vergleich zu ähnlichen Präparaten aus sehr kleinen Kristallen, dies kann den Vorteil haben, dass es zu keinen Verletzungen innerhalb des Gelenks durch die Kanten der Kristalle kommt.

Oftmals reicht schon eine Anwendung aus, um den Patienten die Schmerzen zu nehmen. Die entzündungshemmende Wirkung im Gelenk kann einige Wochen anhalten. Wenn man auf Grund unzureichender Wirkung ein Gelenk erneut punktieren möchte, sollte man drei bis vier Wochen damit warten. Wichtig ist auch, dass ein Gelenk nicht häufiger als drei bis vier Mal im Jahr mit Lipotalon® injiziert wird, da der Hinweis besteht, dass dessen Wirkstoff Dexamethason die Knorpelzellen angreifen kann. Bei häufigerer Anwendung können also Knorpelschäden im Gelenk entstehen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Cortisontherapie bei Gelenkerkrankungen

Lipotalon® ins Kniegelenk

Lipotalon® enthält den Wirkstoff Dexametason, ein Glucocorticoid, was synthetisch hergestellt wird. Es hat eine vielfach stärkere Wirkung als Cortison, hat aber die gleiche Wirkungsweise. Andere Glucokortikoide sind zum Beispiel Cortison und Prednisolon.
Bei der Injektion ins Knie ist zu beachten, dass dieses unter keimfreien Bedingungen erfolgt. Kommen Erreger ins Kniegelenk, kann das zu einer starken Gelenksentzündung führen. Außerdem sollte beachtet werden, dass das Knie nach der Injektion einen Tag lang geschont werden sollte und dieses keinen schweren Belastungen ausgesetzt werden sollte. Ist eine erneute Verabreichung von Lipotalon® notwendig, sollte diese erst nach ungefähr vier Wochen erfolgen.
Bei der Injektion von Lipotalon® ins Knie können auch systemische (den gesamten Körper betreffende) Nebenwirkungen auftreten. Besteht eine Allergie gegen den Wirkstoff, muss von einer Injektion abgesehen werden. Weitere Nebenwirkungen können eine Erhöhung des Blutzuckerspiegels sein, eine verminderte Produktion körpereigener Mineralkortikoide oder eine Gewichtszunahme mit Stammfettsucht (Fett sammelt sich am Körperstamm, die Extremitäten werden schlanker).

Lipotalon® in die Schulter

Lipotalon® kann auch in der Schulter angewendet werden. Hier gelten die gleichen Regeln wie beim Knie. Die Spritze sollte unter keimfreien Bedingungen verabreicht werden und die Schulter sollte nach der Injektion geschont werden. Treten nach einigen Stunden oder manchmal auch Tagen vermehrte Schmerzen im Knie auf oder wird dieses dick und ist überwärmt, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Manchmal kommt zu dieser Symptomatik auch noch Fieber hinzu. Diese Symptome sprechen für eine Gelenksentzündung und sind unbedingt behandlungsbedürftig.

Lipotalon® an der Wirbelsäule

Lipotalon® kann auch an der Wirbelsäule verabreicht werden. An der Wirbelsäule befinden sich viele kleine Gelenke, an denen es zu entzündlichen Veränderungen kommen kann. Hier ist meist eine geringe Dosis an Lipotalon® notwendig. Auch hier sollte der Rücken nach der Injektion geschont werden und es sollte keine hohe Belastung auf den Rücken ausgeübt werden.

Ampullen

Lipotalon® ist in sogenannten Ampullen erhältlich, welche mit der Injektionslösung gefüllt sind. Jede Ampulle Lipotalon® enthält 1 ml der Lösung. Der Wirkstoff, welcher sich in der Lösung befindet heißt Dexamethason und ist zu je 4 mg in der Lösung enthalten. Die anderen Bestandteile der Lösung bestehen aus Wasser, Sojabohnenöl, Fetten, Glycerol und Natriumhydroxid. Durch diese Zusammensetzung wird eine Injektion des eigentlichen Wirkstoffes in den betroffenen Bereich erleichtert.
Es sind unterschiedliche Packungen erhältlich, welche je entweder 1, 3 oder 10 Ampullen beinhaltet. In der Regel wird die Injektion der Ampullen von einem Arzt vorgenommen.
Gelenkerkrankungen sind die häufigste Anwendung von Lipotalon®. Je nachdem welches Gelenk betroffen ist werden unterschiedlich viele Ampullen für die Anwendung benutzt. So ist es üblich 3 Ampullen für große Gelenke zu verwenden, während bei kleinen Gelenken nur eine bis zwei Ampullen zum Einsatz kommen.
Die genaue Dosierung hängt jedoch auch von der Grunderkrankung ab. Gegen Rezept sind die Ampullen auch in einer Apotheke erhältlich.

Wirkweise

Lipotalon®, Cortison und alle Glucocorticoide wirken entzündungshemmend. Da das Cortison ein körpereigenes Hormon ist, haben die menschlichen Zellen Rezeptoren für Glucocorticoide. Die Rezeptoren vermitteln bei Aktivierung durch ein Glucocorticoid, bestimmte Prozesse im Körper. In der Medizin macht man es sich zu Nutze, dass hierbei entzündungsfördernde Prozesse gestoppt werden und entzündungshemmende Mechanismen der Zelle in Gang gesetzt werden. Außerdem wird das Immunsystem gebremst, was zusätzlich einen anti-entzündlichen Effekt hat.

Ein weiterer Effekt ist eine Zellwand stabilisierende Wirkung, die das Gewebe zusätzlich vor entzündlichen Reaktionen schützt. Das körpereigene Cortison hat noch eine sogenannte mineralcorticoide Wirkung, die unter anderem zur vermehrten Wasserabsorption führt. Die synthetisch hergestellten Glucocorticoide wie Lipotalon® besitzen diese Wirkung nicht, wodurch die Nebenwirkungen gesenkt werden.

Wirkungsdauer

Lipotalon® enthält den Wirkstoff Dexamethason, welcher zu der Gruppe der sogenannten Glukokortikoide zählt. Unterteilt werden kann diese Gruppe zusätzlich in kurz- und langwirksame Substanzen, wobei Dexamethason und damit auch Lipotalon® zu den langwirksamen Substanzen zählt.
Die biologische Halbwertszeit von Dexamethason wird mit über 36 Stunden angegeben. Das bedeutet, dass nach 36 Stunden die wirksame Menge des eingenommenen Lipotalons® durch Abbauprozesse des Körpers auf die Hälfte gesunken ist. Nach 72 Stunden oder 3 Tagen ist somit immer noch ein Viertel der eingenommenen Menge der wirksamen Substanz im Körper vorhanden.
Bei der Einnahme von Lipotalon® sollten, um unangenehme Nebenwirkungen zu vermeiden, die genauen Dosierungsanweisungen des Arztes oder Apothekers eingehalten werden.
Aufgrund der langen Wirkungsdauer ist es möglich, dass bei zu häufiger Anwendung von Lipotalon® eine zu hohe Konzentration des Wirkstoffes im Körper vorherrscht. Durch die Beachtung der Packungsbeilage kann ebenfalls kontrolliert werden, ob die richtigen Abstände und Dosierungen eingehalten werden.

Nebenwirkungen

Bei Gelenkinjektion kann es zu Schmerzen, Brennen und Hitzegefühl sowie Unverträglichkeitsreaktionen kommen. Bei jeder Gelenkinjektion besteht die Gefahr einer Infektion durch Erreger in der Injektionslösung oder an der Spritze. Es kann auch passieren, dass Hautkeime beim Einstechen ins Gelenk oder angrenzendes Gewebe geraten, weswegen eine Hautdesinfektion unabdingbar ist. Wurden dem Patienten die Beschwerden erfolgreich genommen, besteht vor allem bei großen Gelenken mit hoher Gewichtslast, wie dem Kniegelenk, die Gefahr einer Überbeanspruchung aufgrund der neu erlangten Schmerzfreiheit. Dies kann zu erhöhtem Verschleiß und Knorpelschäden führen.

Wird bei fehlerhafter Anwendung der Wirkstoff in eine Sehne gespritzt, kann diese durch Lipotalon® beschädigt werden und im schlimmsten Fall sogar reißen.

Obwohl Lipotalon® nur lokal und nicht regelmäßig angewendet wird, kann es zu den üblichen Nebenwirkungen der Glucocorticoide wie Ödemen, Bluthochdruck oder Hautproblemen kommen. Auch der Blutzucker kann nach der Behandlung erhöht sein.

Nebenwirkungen bei der Injektion

Lipotalon® wird mithilfe einer Nadel in die betroffene Region injiziert. Bei dieser Injektion sollte penibel auf die Hygiene geachtet werden um gefährliche Nebenwirkungen der Injektion zu vermeiden. Ist eine Keimfreiheit sowohl auf der Haut als auch der Nadel gegeben und findet die Injektion unter sterilen Bedingungen statt sind Nebenwirkungen bei einer Injektion von Lipotalon® sehr selten. Durch das Anheften von Erregern an der Nadel oder verbliebenen Bakterien auf der Haut kann es zu Infektionen unter der Haut kommen. Wenn Lipotalon® in ein Gelenk injiziert wird können Infektionen zu einer schmerzhaften und für das Gelenk gefährlichen Gelenkentzündung führen.
Hautirritationen nach der Injektion treten relativ häufig auf und stellen zunächst keinen Grund zur Besorgnis dar.
Es kann jedoch in seltenen Fällen zu einem Absterben der Haut an der Injektionsstelle kommen. Eine Hitzeentwicklung und starke Hautreizungen nach der Injektion sollten deshalb stets abgeklärt werden. Ebenfalls möglich ist eine allergische Reaktion auf den Wirkstoff, welche mitunter den gesamten Körper betreffen kann. In seltenen Fällen kann es vorkommen, dass Lipotalon® versehentlich in die Blutbahn injiziert wird. Sollte dies der Fall sein, können Störungen des Blutzuckers sowie Nebenwirkungen am Magen auftreten.
Eine zu häufige Anwendung von Lipotalon® sollte vermieden werden um eine Anhäufung des Wirkstoffes im Blut zu vermeiden.

Kontraindikationen

Besteht eine bekannte Allergie oder Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Dexamethason, darf Lipotalon® nicht angewendet werden. Weitere Bestandteile der Lipotalon®-Injektionslösung sind Sojabohnenöl, Glycerol und Phospholipide aus Eigelb. Soll eine Behandlung mit Lipotalon® erfolgen, darf auch gegen diese Stoffe keine Allergie bestehen. Eine weitere sehr wichtige Kontraindikation ist die bakterielle Entzündung des jeweiligen Gelenks. Da Lipotalon® eine verminderte Entzündungs- und vor allem Abwehrreaktion verursacht können die körpereigenen Abwehrmechanismen nicht mehr greifen. Dies hat zur Folge, dass sich die Bakterien weiter vermehren und sich die Entzündung weiter ausbreitet. Von einer Behandlung ist auch abzuraten, wenn im Umfeld des Gelenks eine Hautinfektion besteht oder der Patient von einer schweren allgemeinen Infektion betroffen ist. Bei erhöhter Blutungsneigung, instabilen Gelenkverhältnissen und Gelenkergüssen sollte ebenfalls auf Lipotalon® verzichtet werden.

Bei Diabetikern muss nach der Gabe von Lipotalon® eine engmaschige Blutzuckerkontrolle erfolgen. Da Dexamethason wie alle Glucocorticoide eine Erhöhung des Blutzuckerspiegels hervorruft, müssen unter Umständen die Dosen der Medikamente und des Insulins angepasst werden. Besondere Vorsicht gilt auch bei Patienten mit (schwer einstellbarem) Bluthochdruck, da die Einnahme jeglicher Cortison-Präparate eine Blutdrucksteigerung hervorrufen kann.

Bei nicht aktivierter und nicht entzündlicher Arthrose soll Lipotalon® nicht eingesetzt werden. Kommt es trotz mehrmaliger Behandlung immer wieder zu Beschwerden und Gelenksergüssen, sollten keine weiteren Anwendungen folgen.

Ob die Anwendung von Lipotalon® in der Schwangerschaft dem ungeborenen Kind schaden kann, ist nicht nachgewiesen. Jedoch sollte man die Anwendung kritisch sehen, da der Wirkstoff Dexamethason vor allem zu Beginn der Schwangerschaft Kindsschäden hervorrufen kann. Im letzten Drittel der Schwangerschaft kann durch den erhöhten Dexamethasonspiegel im Blut eine Nebennierenunterfunktion beim Kind entstehen.

Bei Kindern sollte Lipotalon® auf Grund mangelnder klinischer Erfahrung nicht angewendet werden.

Die Anwendung bei Sportlern ist kritisch zu sehen, da die Verbotsliste der WADA Glucocorticoide aufführt und unter anderem die intramuskuläre Verabreichung verbietet.

Kann Lipotalon® in der Schwangerschaft angewendet werden?

Generell sollte mit Liptalon® in der Schwangerschaft zurückhaltend umgegangen werden. Obwohl es sich hier um eine lokale Injektion handelt, kann der Wirkstoff in das Blut übergehen. Lipotalon® ist plazentagängig. Gerade in den ersten Wochen, in denen die Organanlagen gebildet werden, ist es nicht ausgeschlossen, dass Lipotalon® den Fetus schädigen könnte. In den letzten Wochen der Schwangerschaft kann es zur Minderproduktion der eigenen Hormone des Kindes kommen, die dann nach der Geburt substituiert (verabreicht) werden müssen.
Trotz alledem ist eine Schwangerschaft keine komplette Kontraindikation für die Gabe von Lipotalon®. Die Risiken, die während einer Schwangerschaft bestehen, sollten im Vorfeld vor der Injektion gründlich mit dem Gynäkologen besprochen werden.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Cortison in der Schwangerschaft

Was kostet Lipotalon®?

Lipotalon® ist als Ampulle zur Injektion erhältlich. Eine Ampulle kostet circa 3,50 Euro. Abhängig von dem Gelenk und Stärke der Beschwerden sind meistens mehrere Ampullen notwendig. Die Packungsgrößen sind dabei variabel, sie reichen von 10 Ampullen bis 150 Ampullen. Zusätzlich zu dem Preis des Medikaments muss auch noch die Injektion beim Arzt bezahlt werden. Dieses kann von Fall zu Fall auch von der Krankenkasse übernommen werden.

Darf ich nach einer Injektion mit Lipotalon® Alkohol trinken?

Zwischen Lipotalon® und Alkohol sind keine Wechselwirkungen bekannt. Alkohol kann also nach der Verabreichung von Liptalon® getrunken werden. Zu beachten ist allerdings, dass durch Alkohol die Wahrnehmung verändert wird. Daher kann es hier zu einer Mehrbelastung des betroffenen Gelenkes kommen. Hier sollte darauf geachtet werden, dass das Gelenk auch weiterhin geschont wird.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Cortison und Alkohol - verträgt sich das?

Zusammenfassung

Die Anwendung von Lipotalon® bei entzündlichen Gelenkerkrankungen ist weit verbreitet und kann dem Patienten zu zumindest vorübergehender Schmerzfreiheit verhelfen. Wie bei allen Medikamenten ist es wichtig, die Kontraindikationen zu kennen und Lipotalon® nur bei bestehender Indikation zu verwenden. Die Injektion in Gelenke oder umliegendes Gewebe hat diverse Risiken, von denen die Infektion als wichtigster, aber bei korrektem Handeln auch sehr gut beherrschbarer Risikofaktor hervorzuheben ist.

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum diesem Thema finden Sie hier:

Eine Auswahl der bisherigen Themen der Rubrik Medikamente finden Sie unter Medikamente A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 23.10.2014 - Letzte Änderung: 18.09.2024