Der Bandscheibenvorfall in der HWS ist eine häufige Form des Bandscheibenvorfalls. Aufgrund der topographischen Nähe geht er häufig mitEinschränkungen im Schulter-Armbereich einher. Durch das vorgefallenen Bandscheibengewebe kommt es zur Einklemmung von Nerven. Dies verursacht Schmerzen und es kann auch zu Lähmungs- und Sensibiliätseinschränkungen kommen. All diesen Problemen kann mit Hilfe einer physiotherapeutischen Übung entgegengewirkt werden. Der Therapeut kann mit dem Patienten bestimmmt Übungen durchführen und auch Übungen für das Training zu Hause zeigen.
Der Bandscheibenvorfall in der HWS ist eine nicht seltene Form des Bandscheibenvorfalls und geht häufig einher mit Einschränkungen im Schulter-Armbereich. Oft ist die Ursache für einen Bandscheibenvorfall in der HWS nicht ausschließlich auf die Halswirbelsäule selbst beschränkt, sonder rührt auch von Haltungsschäden aus der Brustwirbelsäule her.
Diese sollten daher immer in das Übungsprogramm mit aufgenommen werden. Beim Bandscheibenvorfall in der HWS ist Bandscheibengewebe ausgetreten und reizt nun die umliegenden Strukturen, zum Beispiel austretende Nervenfasern. Diese verursachen Schmerzen in der Peripherie, also zum Beispiel in der Schulter oder im Oberarm.
Es kann auch zu Lähmungs- und Sensibiliätseinschränkungen kommen, die in der Krankengymnastik behandelt werden können.
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Die Halswirbelsäule ist ein sehr beweglicher Abschnitt unserer Wirbelsäule. Sie lässt sich drehen (Rotation) wenn wir beispielsweise versuchen über unsere Schulter nach hinten zu schauen oder auch beim Kopfschütteln. Sie lässt sich zur Seite neigen (Lateralflexion), während wir versuchen unser Ohr in Richtung der Schulter zu bewegen. Sie lässt sich beugen und strecken (Flexion und Extension) zum Beispiel beim Nicken.
Dieses Bewegungsausmaß kann durch einen Bandscheibenvorfall eingeschränkt sein sollte aber möglichst vollständig wiedererlangt werden.
Häufig entsteht ein Bandscheibenvorfall durch eine vermehrte Protraktion, das ist das Vorschieben des Kinns und das gleichzeitige in den Nacken legen den Kopfes. Häufig nehmen wir diese Position vorm Computer ein. Während dieser Bewegung werden die vorderen Strukturen der Halswirbelsäule auf Länge gebracht, also gedehnt und die hinteren komprimiert. Für beide Seiten ist eine Belastung der Strukturen.
Nach einem Bandscheibenvorfall der HWS ist eine Physiotherapie unerlässlich. Sie kann dabei helfen die Fehlhaltung der Wirbelsäule zu beheben und die Muskulatur im Bereich der HWS zu stärken. Der Physiotherapeut kann bestimmte Übungen durchführen und auch Übungen zeigen, die dann zu Hause durchgeführt werden können.
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Um den Bandscheibenvorfall zu entlasten sollte die physiologische natürliche Kopfhaltung geübt werden und die Protraktion vermindert werden. Hierzu übt man die Retraktion, also die Gegenbwegegung zur Protraktion bei der man versucht ein Doppelkinn zu machen und die hintere HWS weit nach oben zu Strecken, der Scheitelpunkt strebt Richtung Decke. Zunächst sollte man diese Position ruhig etwas übertreiben um dann etwa 10% aus der Stellung wieder herauszugehen. Hier ist in etwa die normale Position der Wirbelsäule. Es bietet sich an diese Übung vorm Spiegel zu machen.
Wenn die gerade Aufrechte Haltung der Wirbelsäule beherrscht wird, kann mit gymnastischen Übungen fortgesetzt werden.
Ein Training für die vordere Halsmuskulatur ist eine sehr einfache Übung. Der Patient liegt in der Rückenlage gerade ohne Kopfkissen auf dem Boden. Er geht in eine leichte Retraktionsstellung in dem er das Kinn leicht zur Brust zieht und die hintere HWS streckt. Nun versucht man den Kopf minimal vom Boden anzuheben. Als wolle man zu seinem Bauch oder den Knien schauen. Es ist eine sehr kleine Bewegung, die stattfindet, manchmal reicht es sie durch die Augen anzuleiten und nur durch ein minimales Anheben des Kopfes zu unterstützen. Der Kopf bewegt sich nur einige Millimeter von der Unterlage weg. Die Position wird 5-10 Sekunden gehalten um dann die Spannung langsam wieder aufzulösen. Sie kann bis zu 10 mal wiederholt werden.
Später wenn man erste Fortschritte bemerkt, kann die Belastungszeit erhöht werden. Es kann sein, dass die Übung zu Beginn als unangenehm empfunden wird. Unsere vordere Halsmuskulatur ist meist sehr stark abgeschwächt und kann unseren Kopf nicht mehr gut stabilisieren. Dies wollen wir mit dieser Übung verbessern. Das unangenehme Gefühl sollte mit der Zeit abnehmen.
Die Retraktionsposition an sich kann oftmals auch als eine gute Übung beim Bandscheibenvorfall in der HWS genutzt werden, auch hier gilt, wie für alle Übungen eine gute Befundung des Patienten vor Erstellen eines individuellen Übungsprogramms, da jeder Patient verschieden ist und eventuell unterschiedliche Strukturen durch den Bandscheibenvorfall betroffen sind.
Für die Retraktonsübung nimmt der Patient das Kinn stark zur Brust. Der Scheitelpunkt streckt sich nach oben. Man kann die Position entweder einfach einige Sekunden halten, oder sie durch leichten Druck am Kinn verstärken. Die Position wird ca. 5-10 Sekunden gehalten und dann langsam gelöst. Verstärkt man die Übung durch den Druck am Kinn sollte man sanft den Druck aufbauen. Am besten legt man den Abstand zwischen Daumen und Zeigefinger an das Kinn und versucht den Unterarm parallel zum Boden zu halten um Hebelbewegungen zu vermeiden. Nun gibt man einen leichten Überdruck in die Retraktion. Es gibt viele Variationen der Retraktionsübung, es können Widerstände gesetzt werden, z.B. durch ein Handtuch oder auch die Kopfstütze im Auto oder sie kann manuell durch den Therapeuten durchgeführt werden.
Ein intensives Dehnprogramm gehört auch zu den gymnastischen Übungen beim Bandscheibenvorfall in der HWS. Durch Einnehmen von maximaler Seitneigung kann ein Ziehen im gegenüberliegenden Halsbereich bis hin zur Schulter erreicht werden. Die Dehnposition kann verstärkt werden durch einen leichten Druck am Kopf mit dem Arm zu dessen Seite der Kopf geneigt ist. Bitte nur das Gewicht des Arms auf dem Kopf ablegen, nicht ziehen denn die Halswirbelsäule ist empfindlich. Wichtig ist, dass die Schulter auf der Seite, die gedehnt wird, nicht nach oben zieht. Am besten drückt man bewusst die Hand des Arms Richtung Boden, oder hält sich an einer Stuhlkante fest. Die Dehnposition sollte ca. 20 Sekunden gehalten werden und kann dann langsam wieder gelöst werden. Auch Rotationskomponenten können mit in das Dehnprogramm aufgenommen werden, abhängig von der verkürzten Muskulatur.
Beim Bandscheibenvorfall in der HWS sollte auch die Brustwirbelsäule mit beachtet werden. Häufig wird ein vermehrter Rundrücken in der Brustwirbelsäule durch eine Protraktion in der HWS ausgeglichen. Ist das der Fall sollte im gymnastischen Übungsprogramm auch die Aufrichtung der Wirbelsäule bedacht werden. Hierfür bietet sich eine Vielfalt von Übungen an. Therabänder können zur Hilfe genommen werden. Bei allen Übungen ist es wichtig, die Halswirbelsäule ständig auf ihre Stellung hin zu kontrollieren um schädigende Positionen, die den Bereich des Bandscheibenvorfalls zusätzlich belasten zu vermeiden.
Wie bei allen operatorischen Eingriffen gilt es immer die Anweisungen des Operateurs bezüglich der Belastung zu beachten. Häufig sind bestimmte Bewegungen zuerst eingeschränkt und sollten vermieden werden. Diese sind abhängig von der Art und Lokalisation der OP des Bandscheibenvorfalls der HWS. Grundsätzlich ist nach einem operativen Eingriff zwar der Bandscheibenvorfall beseitigt, allerdings sind die Strukturen um die Eingriffstelle belastet. Besonders die wirbelsäulennahe Muskulatur ist nach einer OP häufig geschwächt. Sie kann durch einfache Koordinationsübungen trainiert werden.
Unsere tiefe und kurze Hals- und Kopfmuskulatur, die unsere Wirbelsäule stabilisiert, lässt sich gut über kleine Bewegungen in Verbindung mit Augenbewegungen ansprechen. Es gibt eine Reihe von verschiedenen Übungen, die die Auge-Kopf-Koordination verbessern und somit auch die kleinen Muskeln aktivieren. Zum Beispiel kann man mit den Augen einen Punkt links fixieren, während der Kopf sich vorsichtig nach rechts dreht. Dann kommen die Augen hinterher, fixieren einen Punkt rechts, der Kopf dreht sich nach links etc. Man kann diese Übungen auf viele verschiedene Weise erschweren.
Ist eine Operation bei einem Bandscheibenvorfall in der HWS nötig, kam es im Voraus häufig auch zu Einschränkungen in der Periperhie, z.B. Muskelschwäche in der Schulter-Arm-Muskulatur. Ist das der Fall, gilt es im Übungsprogramm diese Schwächen gezielt aufzutrainieren. Stützkraft kann trainiert werden, Kräftigungsübungen mit Hanteln oder mit dem eigenen Körpergewicht, mit Hilfe von Therabändern oder auch gerätegestütz. Auch ein koordinatives Training ist möglich. Hier kommen Ballspiele oder ähnliches in Frage.
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Es ist essentiell die Übungen aus der Therapie auch zu Hause fortzusetzen um eine möglichst gute Genesung zu erzielen. Wichtig ist, dass die Übungen des Hausaufgabenprogramms vorher gut mit dem Therapeuten eingeübt worden sind, dass sie sicher ausgeführt werden können, um Fehlbelastungen zu vermeiden.
Als Übungen bieten sich kräftigende, wie auch mobilisierende gymnastische Übungen an, da diese ohne großen Aufwand auch zu Hause durchgeführt werden können.
Die Retraktionsübung kann im Bett oder auf dem Boden zu Hause durchgeführt werden. Auch im Auto kann sie ausgeführt werden, indem man am Ende der Bewegung den Hinterkopf gegen die Kopfstütze drückt und die Spannung einige Sekunden hält. Häufig lindert das Beschwerden im Schulter Nackenbereich nach einer langen Autofahrt.
Wichtig ist auch, dass der Arbeitsplatz des Patienten mit Bandscheibenvorfall in der HWS richtig angepasst wird um Fehlhaltungen zu vermeiden.
Ein Dehnprogramm sollte täglich durchgeführt werden. Einfache Bewegungsübungen können auch eine Linderung der Beschwerden beim Bandscheibenvorfall in der HWS verbessern. Eine sanfte Halbkreisbewegung von rechts nach links (ohne den Kopf in den Nacken zu nehmen) dehnt die hintere Nackenmuskulatur und verbessert die Durchblutung. Schulterkreisen ist eine effektive Übung für zu Hause um eventuell angespannt nach oben gezogene Schultern zu entspannen.
Auch für zu Hause gibt es viele Übungen um die Brustwirbelsäule aufzurichten. Ruderübungen im Stand oder im Sitzen können einfach zu Hause durchgeführt werden. Grundspannungsübungen sind einfach durchzuführen da sie keine Geräte voraussetzen, sollten aber dringend sicher beherrscht werden, bevor sie in Eigenregie zu Hause durchgeführt werden.
Geschwächte Muskulatur als Folge eines Bandscheibenvorfalls kann gezielt durch bestimmte Übungen auch zu Hause gekräftigt werden. Hierbei können z.B. Wasserflaschen als Gewichte genutzt werden oder es kann mit dem eigenen Körpergewicht trainiert werden.
Essentiell für den Erfolg der Therapie beim Bandscheibenvorfall in der HWS, ist neben der regelmäßigen Durchführung eines Übungsprogramms begleitend zur physiotherapeutischen Behandlung, eine bewusste Körperhaltung im Alltag und das Vermeiden von schädigenden Positionen, die die Bandscheibe weiterhin unter Stress setzen (wie zum Beispiel es durch die Protraktion der Fall sein kann).
Ein gezieltes Übungsprogramm sollte mit dem Therapeuten erarbeitet und eingeübt werden sowie die Selbstwahrnehmung geschult werden.
Während der Physiotherapie kann das aktive Training durch passive Dehn- und Mobilisationstechniken erweitert werden.
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