Bandscheibenvorfälle im Bereich der Lendenwirbelsäule sind sehr häufig. Eine gute Diagnostik ist wichtig, um zu entscheiden, ob eine Operation notwendig ist, oder ob konservative Maßnahmen ausreichen. Starke Schmerzen, Beeinträchtigungen der Harnblase und des Enddarms und Lähmungen sind unter anderem Anzeichen, die für eine Operation sprechen. Nach der Operation sollte die Wirbelsäule zunächst geschont werden und langes Sitzen vermieden werden. Die Dauer der Rehabilitation ist von Patient zu Patient unterschiedlich.
Die Lendenwirbelsäule (LWS) ist relativ häufig von Bandscheibenvorfällen betroffen, da es in unserer heutigen Gesellschaft zu langen Sitzzeiten kommt.
Dabei ist es wichtig, einen wirklichen Bandscheibenvorfall der LWS, also Prolaps, von anderen Beschwerden wie z.B. den Symptomen eines Hexenschusses (Lumbago) abzugrenzen.
Während nämlich bei einem wirklichen Bandscheibenvorfall der LWS eine Operation nötig sein kann, um weitere Schädigungen zu verhindern, sind Rückenschmerzen ohne konkreten Vorfall meist auch anderweitig gut in den Griff zu bekommen.
Wie bei allen Bandscheibenvorfällen ist es also auch im Lendenwirbelsäulenbereich wichtig, gut zu unterscheiden, wann man sich wirklich operieren lassen sollte und wann die konservativen Maßnahmen ausreichen. Dabei sollte man nicht zu voreilig sein. Vor allem die leichteren Bandscheibenvorfälle lassen sich in der Vielzahl sehr gut konservativ behandeln.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Therapie des Bandscheibenvorfalls der Lendenwirbelsäule
Auch wenn die Entscheidung für oder gegen eine Operation von den individuellen Vorstellungen des Patienten abhängt, gibt es doch einige Punkte, an denen man sich orientieren kann.
Wenn eine Operation im Raum steht ist es besonders wichtig, zunächst eine sehr sorgfältige Diagnostik zu betreiben, um andere Ursachen auszuschließen.
Auch sollte eine gute Bildgebung der betroffenen Region vorliegen. Nur mit Hilfe einer genauen Einschätzung des Bandscheibenvorfalls mittels MRT der LWS oder CT ist es möglich zu entscheiden, ob und wie operiert werden soll.
Dabei sollte wenn möglich eher ein MRT der LWS durchgeführt werden, um die Strahlenbelastung eines CT zu vermeiden.
Ist anhand dieser Bilder ein Bandscheibenvorfall ersichtlich, hängt die Indikation für eine Operation zudem vor allem von den Symptomen ab.
So finden sich auch in MRT- oder CT-Bildern bei Gesunden oft auffällige Befunde, die aber keinerlei Beschwerden verursachen.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: MRT der LWS
Deshalb ist vor allem das Ausmaß der tatsächlichen Beeinträchtigung für eine Operation ausschlaggebend. Besonders das subjektive Ausmaß aus Beschwerden ist für eine Operation eines Bandscheibenvorfalls der LWS das wichtigste Bewertunsgkriterium.
Neben den Schmerzen stehen dabei vor allem Störungen der betroffenen Nerven im Vordergrund. Diese können sich zum Beispiel durch Taubheit oder Kribbeln an den Beinen oder Füßen äußern.
Auch andere Störungen der Empfindung, zum Beispiel gestörtes Tast- oder Berührungsempfinden sind möglich.
Teilweise können diese Befunde mit Hilfe von elektrophysiologischen Methoden, mit denen die Nervenleitfähigkeit gemessen werden kann, objektiv erfasst werden.
Neben den Nerven, die das Empfinden der Beine leiten, können auch die Nervenfasern betroffen sein, die für die Harnblase und den Enddarm zuständig sind.
Treten Funktionsstörungen in diesen Bereichen oder in der Sexualfunktion auf, sollte immer operiert werden.
Neben den sensiblen Bereichen kann natürlich im Bereich der Beine auch eine Lähmung der motorischen Anteile der Nerven entstehen. Auch ausgeprägte Lähmungen (Paresen) stellen eine Indikation zur Operation dar.
Schmerzen lassen sich in der Regel gut behandeln, ist dies aber nicht möglich, kann eine OP auch deshalb erwogen werden. Meist tritt die Schmerzlinderung bereits direkt nach der OP auf.
Wenn keine der oben genannten Punkt zutrifft, also Blase und Enddarm nicht betroffen sind, keine starken Lähmungen oder starke Schmerzen auftreten, kann meist konservativ behandelt werden.
Unabhängig von den Symptomen kann eine OP dann nötig sein, wenn die Schmerzen oder die anderen Probleme durch eine rein mechanische Beeinträchtigung entstehen. Auch dann ist es oft nicht möglich, die Beschwerden konservativ zu lindern, solange die Ursache weiter besteht.
Sollte also nach etwa zwei Monaten konservativer Therapie keine Besserung erfolgen, kann dies für eine OP sprechen.
Die Operation selbst dauert in der Regel etwa 30-60 Minuten. Je nach individuellem Zustand ist dann ein Krankenhausaufenthalt von einigen Tagen notwendig.
Erst etwa zwei Wochen nach der OP wird dann mit der Krankengymnastik begonnen.
Zunächst sollte man nicht zu viel sitzen. Deshalb wird meist ein genauer Plan erstellt, wie lange man täglich sitzen darf.
Nach etwa 4 Wochen darf man dann meist wieder uneingeschränkt sitzen und mit leichtem Sport beginnen. Rückenschonende Sportarten wie etwa Schwimmen oder Joggen sind meist nach etwa 6 Wochen wieder ohne größere Einschränkungen möglich.
Tätigkeiten, die den Rücken stärker belasten, dürfen meist erst nach etwa 12 Wochen wieder aufgenommen werden.
Es stehen eine ganze Reihe von operativen Verfahren zur Verfügung, um einen Bandscheibenvorfall im Lendenwirbelsäulenbereich zu operieren.
Welches Verfahren genau zur Anwendung kommt, hängt dann von einer Reihe von Faktoren ab.
Neben der genauen Lokalisation und Art des Vorfalls selbst spielen auch die individuellen anatomischen Gegebenheiten und natürlich auch Wünsche des Patienten eine Rolle.
Auch die Vorlieben und Erfahrungen des Operateurs bzw. der Klinik führen meist dazu, dass nicht alle Methoden überall angewandt werden.
Allerdings sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Methoden im Bezug auf die Qualität der Ergebnisse meist nicht groß.
Das Standardverfahren besteht in der Regel darin, den Bandscheibenvorfall von der Körperrückseite aus zu operieren.
Dann wird der Vorfall freipräpariert und anschließend entfernt. Wenn nötig wird auch weiteres Weichteil- oder Knochengewebe entfernt, dass auf die Nervenwurzel drückt.
Nur wenn diese völlig frei liegt, können die Symptome gelindert werden.
Je nach Lage des Vorfalls kann aber auch ein seitlicher Zugang gewählt werden. Mittlerweile wird die Operation oft entweder als minimalinvasives oder als mikrochirurgisches Verfahren angeboten, allerdings haben sich in Studien bisher keine klaren Vorteile für eines der beiden Verfahren gezeigt.
Alle Operationen erfolgen unter Röntgenkontrolle.
Bei der offen mikrochirurgischen Methode erfolgt der Zugang über einen kleinen Hautschnitt, über den dann die Nervenwurzel freipräpariert wird.
Bei der endoskopischen minimalinvasiven OP-Methode wird ein starres Rohr mit Optik verwendet, das in der Regel seitlich eingebracht wird. Über dieses Rohr kann dann mittels feiner Instrumente operiert werden, ähnlich wie bei den üblichen Blinddarm-Operationen. Dieses Verfahren benötigt einen etwas kleineren Hautschnitt. Durch das minimalinvasive Vorgehen soll die Bildung von Narbengewebe im Bereich der Hautwunde vermindert werden.
Bei beiden Methoden können neben normalen Methoden auch Laser zum Einsatz kommen. Mit diesen kann man sowohl schneiden, als auch feine Faseranteile quasi verdampfen, wenn diese zu klein für eine normale Entfernung sind.
Bei allen Verfahren ist es wichtig, genug Knorpel zu entfernen. Wenn zu viel Knorpel im Bereich der Bandscheibe zurückbleibt, kann es passieren, dass dieser nachrutscht und so zu einem erneuten Bandscheibenvorfall führt.
Die Dauer der Krankschreibung hängt von den individuellen Lebensbedingungen und vor allem von der beruflichen Tätigkeit ab.
So können leichtere und kurze Arbeitsphasen natürlich früher als schwere körperliche Arbeiten wieder aufgenommen werden.
In der Regel sollte man mit einer Dauer der Krankschreibung von etwa 6-12 Wochen rechnen.
Je nach Beruf kann es auch nötig oder möglich sein, zunächst im Rahmen einer Wiedereingliederung nur teilweise wieder zu arbeiten, um eine langsame Eingewöhnung zu ermöglichen.
In einigen Fällen ist eine Reha nach einem Bandscheibenvorfall nötig, was die Zeit der Krankschreibung entsprechend verlängert.
Bandscheibenoperationen der LWS gelten - entgegen der allgemeinen Laienmeinung - als risikoarme Eingriffe. Allerdings besteht wie bei jeder Operation das Risiko von Komplikation wie Wundinfektionen, Heilungsstörungen, Blutungen oder allgemeinen OP-Risiken.
Auch eine Nervenschädigung ist bei einer Operation in nervenreichen Regionen nicht auszuschließen.
Dazu kommt das Risiko durch die Narkose und allgemeine Belastung des Körpers durch den Krankenhausaufenthalt.
Zudem sollte man sich im Klaren sein, dass die operierte Wirbelsäule kein neuwertiger Ersatz ist. In der Regel verschwinden die Schmerzen zwar nach der OP, es kann aber immer sein, dass sich Symptome nicht zurückbilden.
Auch durch Vernarbungen nach der OP kann es zu Schmerzen oder Einschränkungen der Bewegung kommen.
Bei einem Bandscheibenvorfall der LWS sind besonders die Nerven der Nervenwurzel L4/5 und L5/S1 gefährdet.
Welche Folgen eine Schädigung der Nervenwurzel für Sie hat, finden Sie unter:
Wie bei den meisten orthopädischen Erkrankungen ist auch nach einem Bandscheibenvorfall eine Reha-Maßnahme wichtig, um den Behandlungserfolg langfristig zu erhalten. Allerdings beginnt diese nach Bandscheibenvorfällen meist nicht direkt nach der Operation.
Vielmehr wird die Wirbelsäule in den ersten zwei Wochen vor allem entlastet. Daher sollte man in dieser Zeit möglichst viel Liegen, da dann die Krafteinwirkung auf die Wirbelsäule am geringsten ist.
Auch das Gehen darf recht schnell nach der OP wieder aufgenommen werden.
Sitzen sollte aber soweit wie möglich vermieden werden, daher gibt es meist genaue Pläne, ab wann man wieder eine bestimmte Zeit sitzend verbringen darf. Dabei beginnt man meist mit etwa 10 min pro Tag und steigert diese Zeit dann langsam.
In dieser Zeit können auch passive Übungen zur Aktivierung der Muskeln und Lymphdrainage zum Einsatz kommen.
In der 4. bis 6. Woche nach OP kann dann mit vermehrter Krankengymnastik begonnen werden. Auch rückenschonende Sportarten, vor allem leichtes Schwimmen, können begonnen werden.
Ab der 7. Woche kann die Belastung dann weiter gesteigert werden. Auch hier sollte man aber noch darauf achten, dass der Sport oder die Physiotherapie keine Schmerzen verursachen sollte.
Nach etwa 12 Wochen ist dann in aller Regel wieder eine vollwertige Belastbarkeit erreicht. Um weitere Bandscheibenvorfälle zu vermeiden, sollte man aber auch danach weiterhin Übungen zur Kräftigung der Rückenmuskulatur durchführen.
Der genaue Heilungsverlauf ist dabei von Mensch zu Mensch unterschiedlich, daher sind alle Pläne und Zeitangaben immer nur Richtwerte, die sich individuell unterschieden können.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Reha nach einem Bandscheibenvorfall
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