Die Lumbago wird im Volksmund auch als Hexenschuss bezeichnet. Sie ist charakterisiert durch einen plötzlichen, akuten, stechenden Schmerz im Bereich der Lendenwirbelsäule. Meist wird die Lumbago durch Bücken oder Heben eines schweren Gegenstandes ausgelöst. Die Ursache liegt aber häufig in einer schwachen Rückenmuskulatur.
Synonyme: Hexenschuss, akute Lumbalgie, Lumbalsyndrom, Lendenlähmung
Englisch: low back pain
Unter einer Lumbago, im Volksmund als Hexenschuss bekannt, versteht man plötzlich auftretende, heftige Rückenschmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule. Meist treten die Schmerzen nach ruckartigen, alltäglichen Bewegungen wie Bücken oder Heben von schweren Gegenständen auf und können mitunter so stark sein, dass der Betroffene sich kaum noch bewegen kann.
Ursache für eine Lumbago ist oft eine harmlose Blockade der Wirbelkörper oder eine Muskelzerrung, jedoch können auch ernsthafte Erkrankungen wie ein Bandscheibenvorfall des unteren Rückens die Symptome eines Hexenschuss hervorrufen.
Rückenschmerzen sind der zweithäufigste Grund, warum Patienten eine Arztpraxis aufsuchen. Etwa 80 % der Deutschen haben einmal im Leben Rückenschmerzen, ungefähr 70 % sogar einmal im Jahr. Am häufigsten sind Personen im Alter von 50 bis 70 Jahren betroffen, jedoch klagen zunehmend bereits Schulkinder und Jugendliche über Rückenprobleme.
Oftmals liegt dem Auftreten einer Lumbago eine geschwächte Rückenmuskulatur zugrunde. Grund dafür können Fehlbelastungen durch falsches oder zu langes Sitzen sowie Bewegungsmangel sein. Bei einer falschen Bewegung kommt es dann leicht zu einer Zerrung eines tiefen Rückenmuskels, der sich daraufhin reflexartig verspannt und verhärtet und dadurch einen Wirbelkörper blockieren kann.
Ebenso kann es so im Bereich des Kreuzbein-Darmbein-Gelenks (Iliosakralgelenk) zu Blockaden kommen. Aufgrund der Schmerzen nehmen Betroffene meist automatisch eine Schonhaltung ein, wodurch die Muskelverspannung noch verstärkt wird. Daher sollten sich Patienten nach einer Lumbago sobald wie möglich wieder bewegen.
Auch ein Bandscheibenvorfall (Prolaps) oder eine Bandscheibenvorwölbung (Protrusion) können sich durch die Symptome einer Lumbago äußern. Allerdings kommen dann häufig Empfindungsstörungen oder Lähmungserscheinungen in den Beinen oder Füßen hinzu.
Selten kann auch eine Entzündung oder ein Tumor im Bereich der Wirbelsäule starke Rückenschmerzen wie bei einer Lumbago verursachen.
Eine Lumbago äußert sich meist durch einen stechenden, bohrenden oder ziehenden Schmerz im unteren Rücken, der plötzlich auftritt und meist mit einer Bewegungseinschränkung einhergeht. Der Schmerz kann in den Brustkorb oder in den Oberschenkel bis zum Knie ausstrahlen, was allerdings nicht zwangsläufig bedeutet, dass der Ischias- oder ein anderer Nerv beteiligt ist. Oft ist die gesamte Rückenmuskulatur verspannt, verhärtet und druckempfindlich.
Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Muskelschwäche treten hingegen in der Regel nur auf, wenn eine Bandscheibe als Ursache der Beschwerden auf einen Nerv drückt.
Nach einer gezielten Erfragung der Beschwerden und der Krankheitsgeschichte (Anamnese) führt der Arzt eine körperliche Untersuchung durch, bei der er die Beweglichkeit der Wirbelgelenke und des Iliosakralgelenks überprüft.
Um eine Nervenbeteiligung wie bei einem Bandscheibenvorfall oder einer Nerveneinklemmung auszuschließen, werden neurologische Tests durchgeführt: Dabei prüft der Arzt, ob der Patient Berührungen an beiden Beinen und Füßen gleich stark empfindet und testet die Kraft der Beuge- und Streckmuskeln sowie die Reflexe.
Wegweisend bei der Diagnose einer Ischialgie (vom Ischias-Nerv ausgehende Schmerzen) ist der sogenannte Lasègue-Test. Dafür hebt der Arzt das gestreckte Bein des flach auf dem Rücken liegenden Patienten langsam an, wodurch der Ischias-Nerv gedehnt wird. Treten bei einer Hebung des Beines von weniger als 45° bereits Schmerzen auf, wird der Lasègue-Test als positiv bezeichnet. Dies kann auf eine Reizung der Nervenwurzel aufgrund eines Bandscheibenvorfalls, einer Nervenentzündung oder einer Einklemmung des Ischias-Nervs hinweisen. In diesem Fall wird gegebenenfalls ein MRT durchgeführt, um einen Bandscheibenvorfall auszuschließen.
Wichtig bei Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall ist außerdem die Frage, ob der Patient Urin und Stuhl kontrollieren kann. Besteht nämlich eine Funktionsstörung des Blasen- oder Afterschließmuskels, deutet dies auf eine Schädigung von Nerven des unteren Rückenmarks (Cauda-Syndrom) hin, die sofort operativ behandelt werden muss. Ansonsten droht möglicherweise eine bleibende Störung der Harn- und Stuhlkontinenz.
Bei einer einfachen Lumbago können warme Bäder, Wärmekissen oder Infrarotbestrahlung helfen, die Muskeln zu entspannen. Auch eine Stufenlagerung kann zur Schmerzlinderung beitragen: Dafür werden in Rückenlage die Unterschenkel im rechten Winkel auf einer gepolsterten Erhöhung abgelegt, während Kopf und Hals auf einem flachen Kissen aufliegen.
Steckt eine Blockade der Wirbelgelenke oder des Iliosakralgelenks hinter den Beschwerden, kann ein „Einrenken“ (Deblockierung) durch einen Orthopäden oder Chiropraktiker Wunder wirken. Auch Massagen, allgemeine Physiotherapie oder Manuelle Therapie führen bei einer Lumbago meist zu einer Besserung der Symptome.
Bei starken Schmerzen können vorübergehend entzündungshemmende Schmerzmittel (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac eingenommen werden. Sie wirken zwar nicht ursächlich gegen die Lumbago, können aber eine frühzeitige angemessene Bewegung möglich machen, was in der Regel die Genesung fördert.
Ist die Rückenmuskulatur stark verspannt, kann der Arzt muskelentspannende Medikamente (Muskelrelaxantien) wie zum Beispiel Sirdalud®verschreiben. Dieser Wirkstoff gehört zur Gruppe der Benzodiazepine und ist durch die beruhigende Wirkung besonders für die abendliche Einnahme geeignet.
Auch das Spritzen von entzündungshemmenden Medikamenten wie Cortison oder lokalen Betäubungsmitteln in die Rückenmuskulatur wird bei einer Lumbago durchgeführt. Der Vorteil hiervon ist, dass die Wirkstoffe nur dort wirken, wo es nötig ist und nicht der gesamte Körper damit belastet wird.
Bei einem Bandscheibenvorfall als Ursache der Beschwerden kann unter Umständen eine Operation nötig werden.
In der Regel bessern sich die Symptome einer unkomplizierten Lumbago bei entsprechender Behandlung relativ schnell. Die akuten Schmerzen klingen meist innerhalb von wenigen Tagen ab, danach haben Betroffene oftmals noch ein bis zwei Wochen leichte Beschwerden. Bei einem Bandscheibenvorfall als Ursache ist hingegen meist eine längerfristige Therapie und möglicherweise eine Operation notwendig.
Ist der Hexenschuss Folge einer Fehlbelastung oder einer schwachen Rückenmuskulatur, sollte einem erneuten Auftreten aktiv entgegengewirkt werden.
Dabei sollten Betroffene Folgendes beachten:
Sind die Beschwerden einer akuten Lumbago abgeklungen, hilft spezielle Wirbelsäulengymnastik oder gezieltes Rückentraining, die geschwächte Rückenmuskulatur aufzubauen. Ein starker Rücken ist weniger anfällig für eine Lumbago.
Übergewicht sollte nach Möglichkeit reduziert werden, um den Rücken zu entlasten.
Ein ergonomisch eingerichteter Arbeitsplatz mit individuell angepasstem Schreibtisch und Bürostuhl beugt Verspannungen und Rückenschmerzen vor.
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