Der Verlauf des Bandscheibenvorfalls richtet sich zunächst stark nach der Art und Lokalisation des Bandscheibenvorfalls und der Stärke daraus enstehenden Beschwerden. Diese richten sich danach, wie stark die austretende Gallertmasse auf Nerven drückt. In vielen Fällen kann der Bandscheibenvorfall konservativ therapiert werden, in schwereren Fällen ist eine Operation notwendig.
Unsere Wirbelsäule ist Zeit unseres Lebens täglich großen Belastungen ausgesetzt. Gerade in einem Alltag, der von sitzenden Tätigkeiten und wenig körperlicher Bewegung geprägt ist, führt dies bei vielen Menschen zu Erkrankungen im Bereich der Wirbelsäule, wie etwa dem Bandscheibenvorfall (Prolaps).
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Unsere Wirbelsäule besteht aus 24 freien Wirbeln (die restlichen 8 bis 10 sind zum unbeweglichen Kreuz- und Steißbein verschmolzen), sowie 23 Bandscheiben. Letztere wiederum bestehen aus einem gallertartigen, stark wasserhaltigen Kern, welcher von einem Faserring in Form gehalten wird. Im Zusammenspiel mit den knöchernen Wirbeln wird dadurch eine hohe Beweglichkeit erreicht.
Beim Bandscheibenvorfall kommt es zum Einreißen des Faserrings, sodass Anteile des Gallertkerns in den Wirbelkanal gelangen und die Nervenwurzeln reizen bzw. Druck auf verschiedene Nervenstrukturen, wie etwa die Spinalnerven oder das Rückenmark, ausüben.
Auch wenn dies in vielen Fällen nicht vom Patient bemerkt wird und demnach keine Folgen für diesen hat, kann ein Bandscheibenvorfall dennoch verschiedene Beschwerden nach sich ziehen, allen voran Schmerzen. Um diese zu behandeln, stehen zwei grundlegende Therapieoptionen zur Verfügung:
Je nach Ausmaß des Prolapses und Wahl des Therapieverfahrens kann die Erkrankung dabei in den nächsten Monaten bis Jahren verschiedene Verläufe annehmen.
Obwohl Bandscheibenvorfälle starke Beschwerden verursachen können, bleiben dennoch mehr als die Hälfte aller Bandscheibenvorfälle ohne Folgen für den Betroffenen und werden, wenn überhaupt, nur als Zufallsbefund festgestellt.
Die Erkrankung wird jedoch dann auffällig, wenn der Gallertkern der Bandscheibe beginnt, Druck auf Nervenfasern auszuüben. Dies äußert sich dann je nach betroffenem Nerv in Schmerzen in verschiedenen Körperregionen.
Bei vielen Patienten sind dies zunächst reine Rückenschmerzen. Dabei treten die Schmerzen meist sehr plötzlich in Erscheinung, sie können sich jedoch auch schleichend entwickeln. Nach dieser akuten Phase des Bandscheibenprolapses können die Beschwerden ohne adäquate Behandlung stark zunehmen. Junge Patienten wechseln dann oft zwischen symptomfreien Intervallen und schmerzhaften Phasen.
Ältere Patienten hingegen neigen eher zu einer Chronifizierung der Beschwerden, sodass sie dauerhaft unter Schmerzen leiden, wodurch sich weitere Folgen entwickeln können.
Zusätzlich zu den reinen Rückenschmerzen können diese im weiteren Verlauf in andere Körperregionen ausstrahlen, wenn der Bandscheibenvorfall die entsprechenden Nervenfasern abdrückt. Diese Körperregionen sind sehr spezifisch für die Höhe, auf welcher sich der Bandscheibenvorfall ereignet.
Auf Höhe der Lendenwirbelsäule etwa treten Beschwerden in den Beinen, auf Höhe der Halswirbelsäule hingegen besonders in den Armen auf. Mit diesen Beschwerden sind in erster Linie Gefühlsstörungen (Kribbeln auf der Haut) und Taubheitsgefühle durch den Bandscheibenvorfall, aber auch Lähmungserscheinungen gemeint. Auch hieraus ergeben sich meist weitere Folgen.
Lesen Sie mehr zum Thema: Folgen eines Bandscheibenvorfalls
In vielerlei Hinsicht sind sich Bandscheibenvorfälle im Bereich der Halswirbelsäule (HWS) und Lendenwirbelsäule (LWS) sehr ähnlich. Bei beiden treten die ersten Beschwerden oft sehr plötzlich in Form von Schmerzen auf. Bleiben sie unbehandelt, können sich diese im weiteren Verlauf verstärken und weitere Symptome wie Missempfindungen (Kribbeln, "Ameisenlaufen") im Bereich der jeweiligen Extremitäten kommen hinzu.
Bandscheibenvorfälle im Bereich der Halswirbelsäule sind insgesamt vergleichsweise selten anzutreffen. Im Gegensatz zu ihnen stellt der LWS-Prolaps etwa 90 % aller Bandscheibenvorfälle dar. Schwere Verlaufsformen der Erkrankung treten bei beiden Wirbelsäulenabschnitten selten auf.
Bei der Wahl der Therapie eines Bandscheibenvorfalls spielt vor allem das Ausmaß des Bandscheibenvorfalls, insbesondere das Ausmaß der durch ihn verursachten Beschwerden, eine Rolle.
Zwischen 80 bis 90% aller Bandscheibenvorfälle lassen sich jedoch durch eine rein konservative, also nicht-operative Therapie behandeln.
Hierbei ist zunächst vor allem eine ausreichend hoch angesetzte Schmerztherapie wichtig. Zu beachten ist, dass Bettruhe üblicherweise nicht empfehlenswert ist, solang die Beweglichkeit des Patienten nicht zu stark eingeschränkt ist. Im weiteren Verlauf bringen Krankengymnastik und Rückenschulungen gute Ergebnisse. Mithilfe dieser Behandlungsstrategie bilden sich die meisten Bandscheibenvorfälle von allein zurück.
Wie viel Zeit hierfür letztendlich vergehen muss, ist sehr individuell, vor allem aber vom Ausmaß des Prolapses und der Disziplin und Eigeninitiative des Patienten abhängig. In der Regel wird jedoch angegeben, dass die akute Phase eines Bandscheibenvorfalls mithilfe der entsprechenden Therapie nach etwa vier bis sechs Wochen überstanden ist.
Schmerzen in Rücken, Armen oder Beinen können dennoch länger bestehen. In manchen Fällen vergehen bis zur vollkommenen Beschwerdefreiheit bis zu zwei Jahre.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Verlauf eine Bandscheibenvorfalls
Auch wenn die Zahl der Operationen bei einem Bandscheibenvorfall in den letzten Jahren rasant angestiegen ist und die Erfolgsquote langfristig bei rund 80 % liegt, sollte ein operativer Eingriff bei Bandscheibenvorfällen dennoch kritisch betrachtet und im Vornherein gut bedacht werden.
Da die Rate an Komplikationen hoch ist, stellen nur schwerwiegende neurologische Symptome eines Bandscheibenvorfalls eine Indikation zur Operation dar. Hierzu gehören unter anderem Blasen- und Mastdarmlähmungen mit Harn- und Stuhlinkontinenz, sowie Muskelausfälle und Lähmungserscheinungen.
Eine OP sollte außerdem dann in Betracht gezogen werden, wenn im Verlauf konservativer Therapieversuche kein ausreichender Erfolg erzielt wurde, sodass dennoch nicht zu ertragende Schmerzen vorhanden sind.
Die Entwicklung der Beschwerden nach einer Operation eines Bandscheibenvorfalls sind schwer abzuschätzen und stark von der Erfahrung des behandelnden Chirurgen abhängig. Auf der Liste möglicher Komplikationen nach einer Bandscheibenoperation steht dabei beispielsweise die häufig auftretende Narbenbildung, welche zur Einklemmung von Nervenwurzeln oder anderen Strukturen führen kann.
Auch schwere Infektionen oder ein unvollständiger Verschluss der Rückenmarkshäute mit in der Folge auftretenden starken Kopfschmerzen sind mögliche Komplikationen.
Zudem kommt es oft auch trotz erfolgreicher OP erneut zu Bandscheibenvorfällen.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Operation eines Bandscheibenvorfalls
Die Prognose eines Bandscheibenvorfalls ist in den meisten Fällen recht günstig, oft bessern sich die Schmerzen im Rahmen einer effizienten Behandlung schon nach einigen Wochen merklich.
Schwere Verlaufsformen sind insgesamt selten. Nichtsdestotrotz ist die Behandlung langwierig.
Im Durchschnitt nimmt die konservative Therapie zwischen 3 bis 6 Monate in Anspruch. Sowohl im Falle einer konservativen, als auch einer operativen Behandlung sind Nachbehandlungen in Form von Physiotherapie, Training der Rumpfmuskulatur und Rückenschulungen anzuraten, um erneute Bandscheibenvorfälle zu verhindern.
Das erneute Auftreten eines Bandscheibenprolapses (sowohl an der gleichen, als auch an einer anderen Bandscheibe), ist trotz idealer Therapieverhältnisse dennoch nicht ganz auszuschließen.
Ein bereits aufgetretener Bandscheibenvorfall sollte deshalb als Warnung verstanden und zum Anlass genommen werden, weiterhin in Eigeninitiative Rückenübungen durchzuführen und auf die eigene Körperhaltung zu achten.
Lesen Sie hierzu auch unser Thema: Übungen nach einem Bandscheibenvorfall
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