Die Stabilisierung des Rückens über eine auftrainierte Rumpfmuskulatur ist deshalb so wichtig, weil ein Bandscheibenvorfall eine Instabilität der Lendenwirbelsäule nach sich zieht, oder eine vorher bestehende Instabilität die Entstehung des Vorfalls begünstigt hat. Genauso wichtig ist das Auftrainieren der Extremitätenmuskulatur. Insbesonde wird die Wirbelsäule durch kräftige Beinmuskulatur entlastet, da viele Bewegunggen des Rückens über die Beinmuskulatur kompensiert werden können. Dies sind vor allem Beuge- und Hebebelastungen.
Siehe auch: Physiotherapeutische Behandlung der Wirbelsäuleninstabilität
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Nach Übungen zur Schulung der Körperwahrnehmung und den Spannungsübungen der wirbelsäulennahen stabilisierenden Muskulatur (so genannte segmentale Stabilisation) in der Frühphase des Bandscheibenvorfalls, erfolgt das intensive Bauchmuskeltraining, Rückentraining- und Beinmuskeltraining. Ergänzend zu den Kräftigungsübungen sollten je nach Schmerz- und Bewegungsbefund Koordinations, Dehn- und Mobilisationsübungen in das Übungsprogramm aufgenommen werden. Eine Verbesserung der intramuskulären Koordination ( Zusammenspiel von Nervensystem und Muskeln) und der synergistischen Muskulatur (Zusammenspiel aller an einer Bewegung beteiligten Muskelketten) ermöglichen ein ökonomischeres Bewegungsverhalten. Für den gleichen Bewegungsablauf werden dann weniger Kraft und Energeibereitstellung benötigt.
Der Physiotherapeut macht sich durch Muskel - und Funktionstestverfahren ein Bild über den Kraftzustand der Rumpf- und Beinmuskulatur und ob Bauch- und Rückenmuskulatur in einem ausgeglichenen Zustand miteinander arbeiten. Häufig besteht ein so genanntes Muskelungleichgewicht (muskuläre Dysbalance) in Bezug auf Kraft- und Dehnungszustand der Muskulatur, verursacht durch Kraftverluste der unteren Bauchmuskelanteile, Rücken- und Gesäßmuskeln und muskuläre Verkürzungen der Hüftbeuger und der rückwärtigen Beinmuskulatur.
Durch mangelnde Zusammenarbeit/ Koordination des tiefen, stabilisierenden Muskelsystems mit den großen Rumpfmuskeln werden Funktionsstörungen/ Instabilitäten an den Wirbelsegmenten begünstigt.
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Das Durchführen des häuslichen Übungsprogramms sollte genau wie Zähne putzen in den normalen Tagesablauf integriert werden und auch nach dem Abklingen des akuten Schmerzgeschehens weiter fortgesetzt werden.
Merke: Gymnastik und Sport (Beschreibung siehe unten) sollten lebenslange Begleiter sein
Cave: Während und nach den Übungen dürfen die bekannten Schmerzen nicht auftreten, sondern nur ein Anstrengungsgefühl in der Muskulatur fühlbar sein. Nach der Übungseinheit sollte sich ein angenehmes Gefühl im Rücken einstellen und die Alltagsbewegungen der Wirbelsäule werden leichter und entspannter durchführbar sein.
Ziele:
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Ausgangsstellung: Rückenlage auf einer Matte oder Decke auf dem Boden, die Beine sind aufgestellt, beide Hände sind am Hinterkopf verschränkt
Übungsausführung: den rechten Ellenbogen mit dem linken Knie über dem Bauch zusammenführen, der Kopf wird durch die Hände gestützt, ( kein Zug am Kopf) - beim Hochheben des Oberkörpers ausatmen, Seitenwechsel
Steigerung: gleichzeitig das freie Bein nach vorne über der Matte ausstrecken
Nach dem Erreichen weitgehender Schmerzfreiheit sollte die Möglichkeit des Rehasportes, Schwimmen, Radfahren aus aufrechter Körperhaltung mit Sattelfederung oder anderer rückenfreundlicher Sportarten wie z.B. Gerätetraining an medizinischen Trainingsgeräten oder Fitnessstudio wahrgenommen werden, um auch langfristig „Rückenprophylaxe“ zu betreiben.
Lebenslanges Walken, später ev. auch Joggen nach einem Bandscheibenvorfall hält die Wirbelsäule in Bewegung und sorgt für eine gute Ernährung der Bandscheiben.
Cave: Asymmetrische Sportarten wie z.B. Tennisspielen oder Sportarten mit hoher Druck- Stoß- und Sprung- oder Hebebelastung wie z.B. Volleyball, schnelle Reaktionssportarten, Gewichtheben sollten vermieden werden, da diese immer wieder zu schnellen, unkontrollierten Wirbelsäulenbewegungen führen.
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Erwarteter Heilungsverlauf in 4 Stadien:
Eine stationäre oder ambulante Reha nach einem Bandscheibenvorfall ist meist nicht notwendig, da die meisten Bandscheibenvorfälle kurz und intensiv behandelt werden können und so schnell eine Rehabilitation ohne / Kur / Reha möglich ist.
Nach eine OP eines Bandscheibenvorfalls wurden früher immer eine Reha-Maßnahme durchgeführt.
Neuere Studien haben allerdings gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit eines Rezidiv-Prolapses (erneuter Bandscheibenvorfall) erhöht ist und dadurch immer weniger Patienten nach eine OP eines Bandscheibenvorfalls in Reha gehen.
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