Behandlungsplan bei einem Bandscheibenvorfall
Der Behandlungsplan setzt sich aus passiven therapeutischen Techniken und einem aktiven Übungsprogramm zusammen.
Von Anfang an sollte der Patient bestimmte Verhaltensregeln beachten und mehrmals täglich zu Hause die erlernten Übungen im Wechsel mit Entlastungsphasen durchführen.
Die folgenden Selbstübungen werden mit Hilfe des Therapeuten erlernt und können dann zu Hause weitergeführt werden.
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Zielsetzung:
Da durch die Schmerzen die Körperwahrnehmung der Patienten gestört ist, sollte zu Beginn der Physiotherapeutischen Behandlung besonderen Wert auf die Vermittlung von Übungen zur Wahrnehmungsschulung gelegt werden. Bei einfachen Anspannungsübungen für die tiefe stabilisierende Haltemuskulatur im schmerzfreien Bereich lernen die Patienten mit Hilfe des Therapeuten/in ihre Muskeln und ihre Wirbelsäule wieder zu spüren und ohne Angst Muskelanspannung und Wirbelsäulenbewegung wieder als etwas Positives zu erfahren. Dafür eignen sich insbesondere die Übungen, die im Thema Physiotherapeutische Behandlung der Wirbelsäuleninstabilität aufgeführt werden.
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Zielsetzung:
Ausgangsstellung: Der Patient wird in symmetrischer möglichst symptomfreier Rückenlage mit angestellten Beinen gelagert.
Therapeutische Technik: Der/die Physiotherapeut/in setzt über eine bestimmte Gurtfixation einen vorsichtigen Zug in Längsrichtung auf die Wirbelsäule
Ausgangsstellung: symmetrische, möglichst symptomarme Rückenlage mit angestellten Beinen
Übungsausführung: Der Patient zieht seine Lendenwirbelsäule über den Schub der Arme gegen die Oberschenkel, die möglichst nahe der Leisten positioniert sind, leicht auseinander. Bei dieser Übung sollte sich ein leichtes Dehngefühl an der Lendenwirbelsäule einstellen.
Durch den Zug auf die Wirbelsäule wird über das „Raumschaffen“ zwischen den Wirbelkörpern die Bandscheibe und der austretende Nerv entlastet. Die Schonhaltung der Patienten wird reduziert.
Die Traktionsmöglichkeit im Schlingentisch sollte nur nach vorsichtiger Probebehandlung und in intermittierender Form durchgeführt werden. Cave = Vorsicht: die dem Patienten bekannte Schmerzsymptomatik darf bei der Ausführung der Traktion nicht hervorgerufen werden. Es sollte sich ein Entspannungsgefühl und Schmerzlinderung einstellen.
Ziele und Wirkung:
Ausgangsstellung: der Patient liegt in möglichst symptomfreier Rückenlage mit ausgestreckten Beinen, das Hüftgelenk ist nach außen gedreht.
Therapeutische Technik: Der Physiotherapeut bringt das Bein des ca. 20-30 Mal in die Innendrehungsstellung des Hüftgelenkes und führt es wieder in die Ausgangsstellung zurück. Patienten Diese Technik kann nur durchgeführt werden, wenn der Patient in dieser Lage eine Zeit liegen kann.
Ausgangstellung: wie bei der therapeutischen Technik
Übungsausführung: Der Patient führt die Innendrehung des Beines und das Rückführen in die Außendrehung selbstständig jede Stunde ca. 20 Mal durch.
Cave: die dem Patienten bekannte Schmerzsymptomatik darf bei der Ausführung der Nervenmobilisation nicht hervorgerufen werden. Es sollte sich ein Entspannungsgefühl und Schmerzlinderung einstellen.
Ziele und Wirkung:
Cave: Eine klassische Massagetherapie halte ich für kontraindiziert!
Die über die reflektorische Verspannung bestimmter Muskelgruppen resultierende Schonhaltung der Patienten ist eine wichtige Schutzfunktion für das betroffene Wirbelsäulensegment. Eine passiv herbeigeführte Spannungssenkung der Muskulatur kann eventuell eine verstärkte Reflexaktivität herbeiführen und so unter Umständen die Schmerzsymptomatik heraufsetzen, vor allem, wenn die Massage mit hoher Intensität ausgeführt wird.
Es können aber je nach individuellem Schmerzbefund durchaus Myofasciale (myo = Muskelgewebe, Fascial = Bindegewebe) Weichteiltechniken, vorsichtige gezielte Triggerpunktbehandlung oder Muskelenergietechniken durchgeführt werden. Eine Entspannung vor allem in der Gesäßmuskulatur führt meistens zu einer Druckentlastung des Ischiasnervs und dadurch zu Schmerzsenkung.
Für die folgenden Muskelentspannungsübungen muss schmerzarmes Sitzen möglich sein. Die Übungen dürfen den typischen Schmerz nicht auslösen. Es sollte sich ein Entspannungsgefühl einstellen, das möglichst auch nach Beendigung der Übungen anhält.
Ausgangsstellung : Sitz auf einem Stuhl
Übungsausführung: Im Sitz wird der Oberkörper bis kurz vor Auftreten der schmerzhaften Stellung leicht nach vorne gebeugt und zur betroffenen Seite gedreht. Die Hände greifen von außen an den Oberschenkel.
Spannungsauftrag: Streckung und Drehung des Oberkörpers zur Gegenseite, Spannung halten für ca. 10sec. , dann besonderen Wert auf die Entspannung legen.
Selbstübung für zu Hause:
Ausgangsstellung: Sitz auf einem Stuhl, betroffene Seite links
Übungsausführung: Im Sitz wird der Oberkörper bis kurz vor Auftreten der schmerzhaften Stellung leicht nach vorne gebeugt und zur betroffenen Seite gedreht. Die Hände drücken von innen gegen den Oberschenkel.
Spannungsauftrag: Streckung und Drehung des Oberkörpers in die gedrehte Richtung, Spannung halten für ca. 10sec., dann besonderen Wert auf die Entspannung legen.
Therapeutische Technik:
Ziele und Wirkung
Ausgangsstellung: der Patient befindet sich im Vierfüßlerstand= Bankstellung auf einer Behandlungsbank mit überhängenden Füßen- das macht es für den Therapeuten leichter- oder zu Hause auf dem Boden mit einem Handtuch unter dem Fußrücken- das macht es für die Hilfsperson leider etwas anstrengender.
Übungsausführung: der Therapeut oder die Hilfsperson zu Hause stehen hinter dem Patienten und platzieren beide Hände oberhalb des Kreuzbeins nah der Lendenwirbelsäule gelegenen Rückenmuskulatur. Es wird ein Druck nach unten Richtung Bauch und gleichzeitig nach oben Richtung Kopf aufgebaut. Gegen diesen Druck der Hände bewegt der Patient die Wirbelsäule in eine „Katzenbuckelstellung“ und dann das Gesäß in Richtung Fersen. Dadurch gleiten die Hände der Hilfsperson ohne dabei den Druck zu reduzieren in Richtung Kopf. Danach erfolgt das Lösen des Druckes und das Zurückgehen in die Ausgangsstellung.
Ausgangsstellung: aufrechter Sitz auf einem Stuhl mit Rückenlehne, 2 Tennisbälle in einer zugeknoteten Socke befinden sich rechts/links der Lendenwirbelsäule zwischen der LWS und der Stuhllehne. Die Arme sind vor der Brust verschränkt.
Übungsausführung: Durch Stoßen der Füße gegen den Boden und das Zurückschieben des Brustkorbes wird der Druck gegen die Bälle erhöht. Unter Beibehaltung des Drucks wird die Wirbelsäule in Beugung bewegt. Danach erfolgt das Lösen des Drucks und das Zurückführen in die Ausgangsstellung.
Ziele und Wirkung:
Testbewegungen: Der Therapeut vermittelt dem Patienten bestimmte Testbewegungen, die der Patient mehrmals hintereinander durchführt. Begonnen wird meistens mit Bewegungen in Richtung Wirbelsäulenstreckung, da diese häufig zu einer Schmerzentlastung führen, während Bück- und Drehbewegungen meistens ein Schmerzverstärker sind. Beim Ausführen der Bewegungen stellen sich sehr schnell Veränderungen in der Schmerzempfindung und Sensibilität ein, die auch nach der Testbewegung anhalten. Dabei sind die Schmerzreduktion und Zentralisierung, das bedeutet das Verlagern des Schmerzes aus dem Bein in Richtung Wirbelsäule, das entscheidende Kriterium für das Fortführen der Testbewegung in einem täglichen Übungsprogramm.
in der Bauchlage werden die Unterarme aufgestützt und die Wirbelsäule bis zur Schmerzgrenze aufgerichtet.
in der Bauchlage werden die Hände aufgestützt und die Wirbelsäule bis zur Schmerzgrenze aufgerichtet
in der Rückenlage sind die Arme im Nacken verschränkt und die geschlossenen angestellten Beine bis zur Schmerzgrenze von rechts nach links bewegt
in der Rückenlage werden die Beine an den Körper gezogen und die Lendenwirbelsäule auf diese Art und Weise bis zur Schmerzgrenze in Beugung gebracht
im Stehen wird die Wirbelsäule vorsichtig in Streckung gebracht.
im Stehen wird die Wirbelsäule vorsichtig Wirbel für Wirbel langsam abgerollt bis vor die Schmerzgrenze in die Beugung gebracht, beim Aufrichten in die leichte Kniebeugung gehen
Die Testbewegungen ergeben je nach Reaktion des Patienten die Auswahl der Selbstübungen (Fotos/Beschreibung siehe bei Testbewegungen) für zu Hause. Pro Tag wird höchstens eine neue Bewegung als Erweiterung des häuslichen Übungsprogramms empfohlen, um die Kontrolle bei einer möglichen Verschlechterung der Symptomatik über den eventuellen Auslöser zu behalten. Die Patienten werden angeleitet, ihre Symptome zu beobachten und Symptomveränderungen zu begutachten.
Ausgangsstellungen: siehe Testbewegungen
Übungsausführung: siehe Testbewegungen
Dosierung: die empfohlenen Übungen sollten stündlich mit 10 Wiederholungen durchgeführt werden, falls es die Situation des Patienten erlaubt.
Motivation: Da bei erfolgreicher Therapie der Rückgang der Beschwerden während und nach dem Üben sichtbar ist, sind die Patienten leicht zum kontinuierlichen Üben zu motivieren.
Merke:Das Fortsetzung der Techniken und Übungen ist nur bei positivem Behandlungserfolg sinnvoll. Nach den ersten 5 Therapieeinheiten und in dieser Zeit kontinuierlichem Üben zu Hause sollte begutachtet werden, ob der Behandlungserfolg zufriedenstellend ist und eine Fortführung der Mc.Kenzie Therapie angezeigt ist.