Die Entzündung einer Bandscheibe kann von symptomlos bis zu sehr schmerzhaft in Erscheinung treten. Behandelt wird sie vorzugsweise mit einer Ruhigstellung und antibiotischer Therapie, unter gewissen Umständen muss operiert werden.
Bei der Bandscheibenentzündung, auch Diszitis genannt, handelt es sich um eine Entzündung der Bandscheiben. Da meist auch die benachbarten Wirbelkörper betroffen sind, spricht man dann von einer Spondylodiszitis. Die Bandscheiben sind die knorpeligen Körper, die in der Wirbelsäule zwischen den einzelnen Wirbelkörpern liegen. Dort vermindern sie die mechanische Beanspruchung und Dämpfen beispielsweise die Stoßbelastung beim Gehen. Bei einer Entzündung kommt es neben den Schmerzen, zu einer immer weiter gehenden Schädigung des betroffenen Gewebes mit Degeneration der Wirbelsäule.
Es gibt verschiedene Ursachen für eine Entzündung des Bandscheibenapparates. Zum einen kann eine endogene (aus dem Körper selbst kommende) Infektion mit Bakterien, Viren oder auch Pilzen auf die Bandscheiben übergreifen und so zu einer Entzündung führen.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass diese Erreger als Folge eines Eingriffs, also etwa einer Operation der Wirbelsäule oder durch Injektionen in diesem Bereich in die Bandscheiben eindringen können. In vielen Fällen ist ein konkreter Erregernachweis allerdings nicht möglich, man spricht dann von der sogenannten Spondylitis Fugax.
Die Diagnose zu stellen, ist bei der Bandscheibenentzündung nicht immer einfach, vor allem, weil die in der Untersuchung gebotene Symptomatik sehr unterschiedlich sein kann.
Betroffen sind meist Abschnitte der Brust- oder Lendenwirbelsäule. Dabei können Klopfschmerzen und Druckschmerzhaftigkeit auftreten. Die Beweglichkeit des entsprechenden Segments kann sowohl stark eingeschränkt, oder auch völlig intakt sein. In der Regel ist aber eine Verkrampfung der umgebenden Muskulatur festzustellen. Oft werden Schmerzen beim Wiederaufrichten des Rückens aus der Beugung beschrieben. Äußerliche Anzeichen der Entzündung sind meist nicht zu sehen. In jedem Fall sollte eine komplette neurologische Untersuchung erfolgen, um eventuell aufgetretene Nervenschädigungen zu erkennen.
Erhöhte Infektwerte in der Laboruntersuchung können ein weiterer Hinweis sein.
Die Schädigung der Wirbelkörper und Bandscheiben lässt sich, wenn sie bereits ausgeprägt ist, gut im Röntgenbild darstellen. Diese Schädigungen treten aber erst in späteren Phasen des Krankheitsverlaufs auf.
Typisch sind dort Auflösungen und Veränderungen der Grund- und Deckplatten der Wirbelkörper.
Eine genauere Bildgebung und Abgrenzung von eventuellen anderen Krankheitsbildern sollte am ehesten mittels Kernspintomoghraphie (MRT) erfolgen. Mittels dieser Bildgebung kann auch eine Schädigung benachbarter Nerven, des Spinalkanals oder die Bildung von Abszessen oder Ödemen am besten erfasst werden.
Ist ein MRT (Kernspintomographie) nicht möglich, beispielsweise aufgrund eines Herzschrittmachers, kann alternativ auch eine CT Untersuchung erfolgen. Eine definitive Sicherung der Diagnose und vor allem der für die antibiotische Behandlung wichtige Erregernachweis können dann mittels Punktion erfolgen. Alternativ kann auch ein Erregernachweis mit Hilfe einer Blutkultur erfolgen.
Die Bandscheibenentzündung stellt mit einer Häufigkeit von etwa 1:250.000 in Deutschland eine sehr seltene Erkrankung dar. Die Sterblichkeit liegt bei sehr schweren Verläufen bei bis zu 10%.
Prinzipiell können Patienten in jedem Alter erkranken, der Häufigkeitsgipfel liegt aber im 5. – 7. Lebensjahrzent. Eine Häufung der Bandscheibenentzündung findet sich zudem bei Patienten die unter Diabetes Mellitus, Autoimmunerkrankungen, Niereninsuffizienz, Leberentzündungen, Krebserkrankungen oder Alkoholismus leiden. Männer sind dreimal so häufig betroffen wie Frauen.
Prinzipiell variiert die Schwere des Verlaufs bei der Entzündung von Bandscheiben und Wirbelkörpern enorm.
So reicht das Spektrum von symptomlosen Verläufen, die nur als Zufallsbefund auffallen, bis hin zu schwersten Schmerzzuständen. Die Schmerzen treten hierbei vor allem in Ruhe und nachts auf. Dabei können neben den lokal begrenzten Schmerzen im Rückenbereich auch Allgemeinsymptome, wie Fieber, Abgeschlagenheit, Schüttelfrost oder auch erhöhte Infekt Zeichen im Labor auftreten. Auch Nackenverspannungen oder Ischias Schmerzen können Hinweis auf eine Bandscheibenentzündung sein. Meist ist die Beweglichkeit der Wirbelsäule eingeschränkt.
Seltener treten Reizungen der Nervenwurzeln auf, die dann allerdings zu stärksten neuropathischen Schmerzen und neurologischen Ausfallerscheinungen führen können. Wenn sich aufgrund der Entzündung ein epiduraler Abszess, also eine Flüßigkeitsansammlung im Bereich der Rückenmarkshäute bildet, der dann auf das Rückenmark drückt, kann es sogar zur Symptomatik einer Querschnittslähmung kommen.
Eine weitere Entzündung im Bereich der Wirbelsäule, welche von der Entzündung der Bandscheibe abzugrenzen ist, ist die Entzündung von Nervenwurzeln, also an den Punkten, an denen die Nerven aus dem Rückenmark austreten. Sie kann sehr ähnliche Symptome haben wie die Entzündung der Bandscheibe.
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Die Lendenwirbelsäule (LWS) ist ein häufig betroffener Bereich bei einer Entzündung der Bandscheibe. Durch die Entzündung im Lendenwirbelbereich sind vor allem Bücken, Heben, Aufrichten und Sitzen für die Betroffenen oft eine schmerzhafte Angelegenheit. Mit einem tiefen Korsett kann die LWS weitestgehend in ihren Bewegungen eingeschränkt werden. Eine Therapie muss möglichst früh mithilfe von Antibiotika erfolgen, da sich die Entzündung sonst auf die Bauch und Beckenorgane ausbreiten kann. In seltenen Fällen können auch die Nerven, die im Bereich der Lendenwirbelsäule aus dem Rückenmark austreten, in Mitleidenschaft gezogen werden. Sie sind für motorische und sensible Aufgaben in den Beinen zuständig. Werden sie geschädigt, können die Ausfallerscheinungen entlang dieser Nervenfasern bis in die Beine und Füße zu spüren sein.
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Die Halswirbelsäule im menschlichen Körper ist ein sehr empfindlicher Bereich. Bei einer Entzündung der Bandscheibe auf dieser Höhe kommt es für die Betroffenen zu extrem starken Einschränkungen. Die Halswirbelsäule bewegt sich im Alltag sehr stark und auch bei fast jeder Augenbewegung wird die Bewegung in der Halswirbelsäule unwillkürlich mitgeführt. Bei einer Entzündung der Bandscheibe ist dieser Schmerz also permanent zu spüren. Eine Halskrause kann den Hals während der Behandlung stabilisieren und die Bewegungsfreiheit einschränken.
Die antibiotische Therapie bei einer Entzündung der Bandscheibe in der HWS ist enorm wichtig, da die bakteriellen Erreger sich sonst ausbreiten und auf umliegende Organe übergreifen können. Insbesondere im Hals befinden sich einige lebenswichtige Leitungsbahnen und Organe.
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Bei der Therapie der unkomplizierten Bandscheibenentzündung steht eine Antibiotische Versorgung und eine Ruhigstellung des betroffenen Areals im Vordergrund. Zusätzlich sollte eine Versorgung mit Schmerzmitteln und Entzündungshemmenden (antiphlogistischen) Substanzen erfolgen.
Liegen bereits Nervenschädigungen oder Einklemmungszeichen vor, oder ist die Infektion anders nicht in den Griff zu bekommen, muss operativ Behandelt werden.
Hauptbestandteil der konservativen Therapie bei Bandscheibenentzündung ist eine mehrwöchige antibiotische Behandlung. Diese sollte, außer in Notfällen z.B. bei septischem Verlauf, immer erst nach Bestimmung des Erregers und Resistenztestung Erfolgen. Ergänzt wird diese durch zunächst mehrtägige Ruhigstellung in Bettruhe.
Anschließend sollte der betroffene Bereich für mehrere Wochen mit einem Korsett oder einer Orthese stabilisiert werden, um eine weitere Reizungen zu verhindern.
Betrifft die Bandscheibenentzündung den Bereich der unteren Lendenwirbelsäule ist eine erheblich längere Bettruhe von ca. 6 – 12 Wochen nötig, da eine Immobilisation anders nicht erreicht werden kann. Daher wird hier oftmals das operative Vorgehen vorgezogen. Die Gesamtbehandlungsdauer kann sich über einen Zeitraum von bis zu einem Jahr hinziehen.
Wenn es nach 4-6 Wochen konservativer Therapie nicht zu einer knöchernen Durchbauung des betroffenen Areals kommt, oder die Infektion weiter besteht ist meist eine Operation notwendig.
Die Therapie bei einer Entzündung der Bandscheibe muss zu großen Teilen medikamentös erfolgen. Dabei ist zwischen der ursächlichen und der symptomatischen Therapie zu unterscheiden. Beide sollten erfolgen, wobei erstere unentbehrlich in der Behandlung der Bandscheibenentzündung ist.
Die Hauptursache für die Entzündung liegt in einer Absiedlung von bakteriellen Erregern. Diese sind oft hartnäckig und breiten sich weiter in ihrer Umgebung aus. Mit der Zeit kommt es zu schweren Entzündungsabsiedlungen und im schlimmsten Fall zu einer Besiedlung des Blutes und lebensbedrohlichen Komplikationen. Um die bakterielle Entzündung einzudämmen, müssen Antibiotika eingesetzt werden. Es gibt Antibiotika, die sehr breit wirken gegen eine Vielzahl von Erregern. Bei besonders akuten Fällen werden zunächst diese eingesetzt. Sie haben jedoch Nachteile gegenüber zielgerichteten Mitteln, da ein erregerspezifisches Antibiotikum besser wirkt und seltener zu Resistenzbildungen in Bakterien führt.
Mithilfe von Blutproben und auch Gewebeproben der Bandscheibe müssen die ursächlichen Erreger gewonnen und erkannt werden. Erst dann kann das bestgeeignete Antibiotikum ausgewählt und verabreicht werden. Im Krankenhaus wird dieses hauptsächlich intravenös über eine Infusion gegeben, da so mehr Wirkstoff an der Bandscheibe angelangt und geringere Dosen notwendig sind. Bei der Entzündung der Bandscheibe muss das intravenöse Antibiotikum in vielen Fällen über bis zu 4 Wochen verabreicht werden. Die gesamte Therapie zieht sich über mehrere Monate.
Zusätzlich zu den Antibiotika kommen in der Therapie der Bandscheibenentzündung auch Schmerzmedikamente zum Einsatz. Aufgrund der langen Heilungsdauer muss der Schmerz so erträglich wie möglich gemacht werden. Anfänglich können naturheilkundliche Mittel zum Einsatz kommen. Bei mittelstarken Schmerzen werden eher Medikamente aus der Gruppe der NSAR eingesetzt, zum Beispiel Ibuprofen oder Diclofenac. Bei extrem starken Schmerzen können auch Opiate verabreicht werden, zum Beispiel Morphin.
Die Homöopathie stellt einen alternativmedizinischen Heilungsansatz dar, bei dem nicht eine Krankheit behandelt werden soll, sondern der ganzheitliche Mensch. Homöopathische Mittel sind hoch verdünnte Wirkstoffe, zum Beispiel in Form von Globuli, die bei Einnahme die Selbstheilungskräfte des Körpers anregen sollen. Bei einer akuten Entzündung der Bandscheibe können die Globuli als Ergänzung zu den Antibiotika zum Einsatz kommen. Es ist enorm wichtig, bei dieser Erkrankung Antibiotika einzunehmen. Die Globuli stellen in diesem Fall keine eigenständige Therapiealternative dar. Sie können lediglich bei dem Abklingen der Entzündung und dem Verarbeiten der Schmerzen die inneren Heilkräfte unterstützen.
Im Brust- oder Lendenwirbelbereich sind sowohl operative als auch konservative Therapien möglich, im Sakralbereich ist eine OP immer indiziert.
Ziel einer operativen Versorgung ist zum einen das Ausräumen des Infektherdes (Wunddebridement), zum anderen eine Stabilisierung der Wirbelsäule.
Die Stabilisierung erfolgt dabei mittels einer sogenannten Spondylodese, teils mit zusätzlicher Implantation von Knochengewebe, z.B. aus dem Beckenkamm. Dabei werden einzelne Wirbelkörper mittels Schrauben und Platten miteinander verbunden, oder durch Titanimplantate ersetzt.
Nach der Operation ist die natürliche Beweglichkeit der Wirbelsäule dadurch ganz oder teilweise eingeschränkt. Generell kann eine operative Versorgung entweder in einer OP, oder in zwei Durchgängen erfolgen. Im letzteren Fall wird zunächst nur das infektiöse Gewebe entfernt, um dann, nach einer kurzen Heilungsphase, in einer weiteren Operation die Wirbelsäule zu stabilisieren.
Die genaue Operationsmethode hängt vom Ausmaß der Schädigung und vom Patientenzustand ab. Der Eingriff kann dabei entweder von vorne, also über den Bauch als Zugangsweg, oder auch vom Rücken aus vorgenommen werden.
Insgesamt bietet bei Bandscheibenentzündungen das operative Vorgehen den Vorteil, dass die Zeit der vollständigen Ruhigstellung verkürzt werden kann. Diese birgt bei der konservativen Therapie insbesondere das Risiko für eine Degeneration der Haltemuskulatur und die Bildung sog. Pseudarthrosen (falscher Gelenke) mit Fehlstellungen der Wirbelsäule.
Auch steigt bei langer Bettruhe das Thrombose Risiko. Allerdings ist auch nach der Operation ist eine Immobilisation von ca. 8 Wochen notwendig, bis die Wundheilung ausreichend erfolgt ist. Zudem sollte eine Weiterbehandlung mittels Antibiose für ca. 12 Wochen erfolgen.
Allgemeine Verhaltensweisen oder vorbeugende Maßnahmen, um sich vor einer Bandscheibenentzündung zu schützen gibt es nicht.
Prinzipiell kann jede schwerere Infektion zu einer Aussaht der Erreger in die Bandscheiben führen. Dabei ist das Risiko bei Infektionen des Bauchraumes, des Urogenitaltraktes oder des Beckens besonders hoch. Um eine Infektion im Umfeld eines chirurgischen Eingriffs zu verhindern, ist steriles Arbeiten zwingende Voraussetzung. Allerdings kann auch unter besten Bedingungen eine Wundinfektion nie ausgeschlossen werden.
Um eine unbemerkte wieder auftretende Bandscheibenentzündung frühzeitig zu erkennen, ist in der ersten Zeit nach der Behandlung eine regelmäßige Laboruntersuchung, sowie eine Röntgenkontrolle der Wirbelsäule zu empfehlen.
Unabhängig von der Therapie verbleiben bei vielen Patienten destruktive Wirbelsäulenveränderungen und dadurch verursachte neurologische Einschränkungen, wie Störungen des Gefühls oder der Motorik. Diese können auch mit einer starken Verminderung der Lebensqualität einhergehen. Insgesamt sind diese Einschränkungen bei Patienten, die operativ versorgt wurden etwas geringer ausgeprägt. Die Gefahr für ein Rezidiv (Wiederauftreten) der Bandscheibenentzündung liegt bei bis zu 7 %.
Nur bei sehr schweren Verläufen mit Sepsis kann eine Bandscheibenentzündung auch tödlich verlaufen.
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