Steißbeinwirbel

Das Steißbein ist der nach vorne gewölbter Teil der Wirbelsäule, welcher aus dem Verschmelzen von 2-4 Wirbelkörpern besteht. Dieser Abschnitt ist der unterste der Wirbelsäule, welcher mit dem Kreuzbein verbunden ist.

Steißbeinwirbel

Synonym: kurz: Steißbein; lateinisch: Os coccygis

Einleitung

Das Steißbein ist ein leicht nach vorne gewölbter Abschnitt der Wirbelsäule, der aus der Verschmelzung von 2-4 Wirbelkörpern entsteht. Es handelt sich hierbei um den untersten (kaudalsten) Abschnitt der Wirbelsäule, der über das knorpelige Sakrokokzygealgelenk mit dem Kreuzbein (Os sacrum) verbunden ist.

Anatomie

Der Steißbeinwirbel zeigt keinen klassischen Wirbelaufbau mehr. Nur der erste Wirbel ist durch seine kurzen Querfortsätze noch als Wirbel zu erkennen. Die restlichen Wirbel sind annähernd quadratisch, wobei der letzte kegelförmig erscheint. Die einzelnen Wirbel sind nicht wie in der restlichen Wirbelsäule durch Bandscheiben verbunden sondern sind knöchern miteinander verwachsen. Man nennt dies Synostose (Verknöcherung). In manchen Fällen sind die einzelnen Wirbel jedoch auch über Knorpelplatten miteinander verbunden (Synchondrosen). Hieran erkennt man bereits, dass die Ausprägung der Steißbeinwirbel sehr variabel sein kann.

Aus dem Steißbeinwirbel treten keine Nerven mehr aus bis auf den Steißbeinnerv (Nervus coccygeus) , der an der Verbindung zwischen Kreuzbein und Steißbeinwirbel aus der Wirbelsäule austritt. Da das Steißbein den untersten Teil der Wirbelsäule darstellt enden hier die Bänder Ligamentum longitudinale anterius und posterius (das lange vordere Band sowie das lange hintere Band), die sich über die komplette Wirbelsäule spannen. Außerdem gibt es eine bandhafte Verbindung zwischen dem Kreuzbein und dem Steißbeinwirbel, das sogenannte Ligamentum sacrococcygeum.

Neben diesen Bändern setzten viele Muskeln des Beckenbodens am Steißbein an, beispielsweise der Musculus pubococcygeus oder der Musculus iliococcygeus. Der Beckenboden dient allgemein als Halteapparat für die Geschlechtsorgane (beispielsweise Gebärmutter), den Mastdarm (Rektum) und die Harnröhre (Urethra). Hier kann es bei Überanstrengung dieses Halteapparates zu Schmerzen im Steißbein kommen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Muskeln, die beispielsweise den Mastdarm an seinem Ort halten, durch vermehrtes Pressen überlastet und gereizt sind. Dadurch kann es zu Entzündungen im Muskel kommen, die sich dann auf die empfindliche Knochenhaut (Periost) des Steißbeins übertragen. Auch nach einer Geburt ist dies häufig der Fall. Das Steißbein ist somit einer Dauerbelastung ausgesetzt. Diese verstärkt sich wenn man zu lange und zu oft auf hartem Untergrund sitzt (beispielsweise im Büro am Schreibtisch). Aufgrund der leicht nach vorne gerichteten Form und der Verbindung zu den Muskeln des Beckenbodens ist das Steißbein nämlich nur dann entlastet wenn man aufrecht steht.

Geschichte

Geschichtlich betrachtet ist das Steißbein vermutlich ein funktionsloses Überbleibsel (Rudiment) aus alten Zeiten. Man geht davon aus, dass Menschen früher eine Art Schwanz hatten, der sich dann aber zurückentwickelte. Was blieb waren die wenigen Wirbelkörper des Steißbeins.

Bewegungsmöglichkeit

Die Bewegungsmöglichkeiten im Steißbeinwirbel sind ausschließlich nach vorne oder hinten, Rotationen sind normalerweise nicht möglich. Vor allem während der Geburt aber auch bei erschwertem Stuhlgang (Obstipation) ist das nach Hintenwegkippen wichtig, da das Steißbein sich in diesem Fall durch den Muskelzug nach hinten verlagern kann und somit die Beckenausgangsebene (Conjugata recta) vergrößert. Erst dadurch ist es möglich, dass bei der Geburt das Kind durch die Beckenausgangsebene passt.

Funktion

Das Steißbein dient vor allem den Muskeln des Beckenbodens als Ansatz. Da das Becken nach unten hin offen ist und keinen knöchernen Verschluss hat, haben diese Muskeln eine besondere Bedeutung da sie nicht nur die Organe an Ort und Stelle halten sondern auch mit für die Kontinenz zuständig sind. Der Steißbeinwirbel ist somit vor allem als Ansatzort für Muskeln von entscheidender Bedeutung. Aufgrund der variablen Wirbelanzahl und der minimalen Tragefläche der Wirbelkörper, kann das Steißbein jedoch nicht beim Aufrecht-Stehen helfen. Dennoch ist das Steißbein wichtig. Bei Osteoporose im Steißbein kann es hier leichter zu Brüchen kommen, die nicht nur mit starken Schmerzen verbunden sind sondern auch eine Einschränkung vor allem im Sitzen nach sich ziehen.

Erkrankungen

Vor allem Entzündungen am Steißbeinwirbel kommen aufgrund der Verbindung zu den vielen Muskeln häufiger vor.

Seltener hingegen ist eine Verrenkung (Luxation) des Steißbeins. Kommt es jedoch zu einer solchen schmerzhaften Verrenkung, muss der Arzt über den Mastdarm das Steißbein nach unten (kaudal) ziehen um es somit an seinen richtigen Platz zu befördern. Direkt danach sollte es zur Besserung der Symptomatik kommen.

Ebenfalls selten ist ein Steißbeinbruch, der mit enormen Schmerzen und einem Hämatom im Analbereich verbunden ist. Zu solch einer Fraktur kann es beispielsweise beim Skifahren kommen, wenn man sich einmal „ordentlich auf den Hintern setzt“. Meist muss das Steißbein aber bereits vorgeschädigt sein, durch Osteoporose oder eine Entzündung, damit es zu einem Bruch kommt. Da es nicht möglich ist, den Steißbeinwirbel zu gipsen, muss dieser im Extremfall entfernt werden (Resektion des Os coccygeus). Meist reicht jedoch eine Therapie mit schmerzmildernden Mitteln (Analgetika), Kühlung und längere Schonung des Steißbeins aus. Vor allem bei jüngeren Patienten sollte das Steißbein nach einiger Zeit wieder heilen.

Weitere Informationen zum Thema Steißbeinwirbel

Weitere Informationen zum Thema Steißbeinwirbel finden Sie hier:

Allgemeine Themen, die Sie auch interessieren könnten:

Eine Übersicht der bisher erschienenen Themen der Anatomie finden Sie unter Anatomie A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 08.10.2014 - Letzte Änderung: 25.07.2023