Operation zum Einsetzen einer Bandscheibenprothese

Bei der Operation wird die degenerierte Bandscheibe komplett entfernt und die Bandscheibenprothese stattdessen zwischen die Wirbelkörper platziert. Dort verankert sich die Bandscheibenprothese entsprechend ihrem Prothesendesign durch metallene Fortsätze. Durch ihren besonderen Aufbau kann sie die Bewegungen der Wirbelsäule mitmachen. Bandscheibenprothesen gibt es für die Hals- und Lendenwirbelsäule. Beide Male erfolgt die Operation von vorne, nicht vom Rücken her.

Operation zum Einsetzen einer Bandscheibenprothese

Die Operation

Bandscheibenprothesen werden, unabhängig ob an der Hals- oder Lendenwirbelsäule, von vorne (Hals- oder Bauch) operiert.

Beispielhaft (Bild unten) sei hier die Implantation an der Lendenwirbelsäule erwähnt.

Im Rahmen einer Bandscheibenprothesen -Implantation müssen verschiedene Operationsschritte durchgeführt werden. Da nicht jede Operation nach demselben Schema verläuft, sind unten stehend die entscheidenden und wichtigsten Schritte einer Bandscheibenprothesenimplantation dargelegt. Die nachfolgend erwähnten Einzelschritte erheben weder Anspruch auf Vollständigkeit noch sind sie streng chronologisch aufgelistet.

Sie sollen nur aufzeigen, welche Schritte in der Regel auf jeden Fall zu erwarten sind. Die eigentliche Operationszeit liegt zwischen 90 und 120 Minuten. Da allerdings immer individuelle Unterschiede herrschen, sind Abweichungen sowohl nach oben als auch nach unten durchaus möglich.

  • Vollnarkose des Patienten
  • Lagern des Patienten in Rückenlage
  • Hautdesinfektion und steriles Abdecken
  • Ca. 8 cm langer längs oder quer verlaufender Hautschnitt, je nach Höhe der zu operiernden Bandscheibe
  • Spalten der Bauchmuskulatur
  • Retroperitonealer Zugang über den Musculus psoas
  • Identifikation der Bandscheibenhöhe unter Schonung der großen Bauchgefäße und empfindlicher Nervengeflechte (Plexus hypogastricus superior)
  • Ausräumen des Bandscheibenfaches von vorne
  • Anfrischen der Wirbelkörpergrund- und deckplatten
  • Spreizen (Distraktion) des Bandscheibenraumes
  • Einbringen der Bandscheibenprothese in korrekter Position unter Röntgenkontrolle (zentral in der Ansicht von vorne, relativ weit hinten in der Ansicht von der Seite)
  • Einlage von Wundschläuchen (Drainagen)
  • Hautnaht.

Bandscheibenprothese der HWS

Die Abbildung zeigt zur besseren Darstellung eine eingefärbte Bandscheibenprothese der Halswirbelsäule.

Ein sehr harter Kunststoff liegt zwischen den Metallscheiben, die an den Wirbelkörpern befestigt sind.

Komplikationen

Unterschieden werden können Komplikationen, die sich durch den vorderen Zugang ergeben, von denen, die durch das Implantat bedingt sind.

Insgesamt sind schwerwiegende Komplikationen bei der Implantation einer Bandscheibenprothese selten.

Zugang bedingte Komplikationsmöglichkeiten

  • Lendenwirbelsäule: Narbenbruch, Bauchwandbruch, Bauchfellverletzungen, Darmverletzungen, Blasenverletzungen, Darmlähmung, Harnleiterverletzung, retrograde Ejakulationsstörung, Gefäßverletzungen, Nervenwurzelreizungen
  • Halswirbelsäule: Gefäßverletzungen, Nervenverletzungen, vorrübergehende oder bleibende Heiserkeit
  • Allgemeine Komplikationen: Infektion, Wundheilungsstörung, Thrombose, Lungenembolie u.a.m.

Implantat bedingte Komplikationsmöglichkeiten

  • Implantatwanderung, -einsinken, Verrenken des Kunststoffkernes, Kunststoffabrieb (Verschleiß)

Weitere Komplikationen

Die postoperative Nachbehandlung wird wohl in keinem Krankenhaus gleich durchgeführt werden. Das hängt zum einen mit den Erfahrungen des Operateurs zusammen, andererseits werden individuelle Besonderheiten bei der Operation im Nachbehandlungsplan berücksichtigt (z.B. OP mehrerer Bandscheibenprothesen, Bandscheibenhöhe, Komplikationen etc.). Die Nachbehandlung sollte immer der Operateur individuell festlegen.

Ohne deshalb auf Details eingehen zu können gilt für viele Patienten nach unkomplizierter, monosegmentaler Implantation einer Bandscheibenprothese folgendes:

  • Aufstehen am 1. postoperativen Tag.
  • Entfernung der Wundschläuche am 2. postoperativen Tag.
  • Krankengymnastik (statisches Bauch- und Rückenmuskeltraining).
  • Evtl. Verordnung eines leichten orthopädischen Funktionsmieders.
  • Erlernen von rückenschonendem Alltagsverhalten.
  • Entlassung nach ca. 1 Woche oder nach Fadenzug am 11. od. 12. postop. Tag.
  • Zuhause sollte längeres Sitzen (über 1 Stunde am Stück) vermieden werden.
  • Kein Heben oder schweres Tragen in den ersten 6 Wochen.
  • Durchführung einer Rehamaßnahme ab der 6. postoperativen Woche.
  • Arbeitsfähigkeit zwischen der 6. und 12 postoperativen Woche.
  • Schwimmen und Rad fahren ab der 4.-6. postop. Woche.
  • Stark belastende Rückensportarten (z.B. Tennis, Skifahren etc.) erst ab 6 Monate postop.
  • Röntgenkontrolle nach ca. 6 Wochen.

Erfolgsaussichten

Wie bereits erwähnt werden moderne Bandscheibenprothesen erst relativ kurz in nennenswerten Umfang implantiert (seit 4-5 Jahre). Deshalb gibt es noch keine Langzeitstudien zur Haltbarkeit dieser Prothesen. Auch ist noch nicht bewiesen, dass die Bandscheibenprothese eine Anschlussdegeneration der Nachbarsegmente verhindert.

Die kurz- bis mittelfristigen Ergebnisse nach Bandscheibenprothesenimplantation sind indes gut bis sehr gut. Bei den meisten Untersuchungen liegen die guten bis sehr guten Ergebnisse bei über 90%. Revisionsoperationen sind mit 4 % weltweit seltener als bei der Wirbelkörperfusion (ca. 10%).

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Thema Bandscheibenprothese Operation finden Sie unter:

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  • Bandscheibenprothese HWS
  • Bandscheibenprothese LWS
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Autor: Dr. N. Gumpert Veröffentlicht: 17.11.2011 - Letzte Änderung: 30.03.2024