Die Hautnaht wird bei Platz- und Schnittwunden, nach Operationen oder bei anderen tieferen Verletzungen durchgeführt. Ziel der Hautnaht ist eine optimale Adaptation der Wundränder. Eine Hautnaht kann durch verschiedene Nahttechniken und mit unterschiedlichen Materialien durchgeführt werden.
Allgemein gilt für jede Art der Hautnaht das hierbei niemals die Hände direkt die Nadel führen, sondern diese in eine Klammer eingespannt wird. Die Wundränder werden mit einer chirurgischen Pinzette gehalten. Diese dient auch dem Umspannen der Nadel, wenn die Stichrichtung wechselt. Grundsätzlich muss jedes Nahtmaterial steril, reiß- und knotenfest, gewebeverträglich und manipulierbar sein.
Diese Anforderungen gelten für jedes Nahtmaterial, unabhängig davon, ob es für die Haut oder Organe genutzt wird.
Zunächst lässt sich Nahtmaterial in resorbierbares und nicht- resorbierbares Material unterscheiden.
Resorbierbares Nahtmaterial hat die Eigenschaft, dass es sich nach einer gewissen Zeit selbst auflöst und somit nicht manuell entfernt werden muss. Dies bietet den Vorteil, dass keine weitere Manipulation mehr notwendig ist. Zudem sind dadurch Nähte in Organen, Muskeln oder tief in der Haut möglich. Es wird also an Stellen verwendet, die vorübergehend adaptiert werden müssen. Allerdings lässt dadurch die Reißfestigkeit des Materials nach einer relativen kurzen Zeit langsam nach, sodass dann das Gewebe selbst die Reißfestigkeit aufbringen muss.Zum Beispiel haben Polyglykolsäurefäden schon nach ca. 15 Tagen nur noch 50% ihrer ursprünglichen Reißfestigkeit. Nach ca. 3 Monaten sind die Fäden vollständig resorbiert.
Nichtresorbierbares Nahtmaterial wird an Stellen mit erhöhter mechanischer Beanspruchung genutzt. Somit ist eine dauerhafte Unterstützung der Gewebefestigkeit gewährleistet. Dabei werden zwei verschiedene Stoffe unterschieden.
Zum einen die Kunststoffpolymere, welche monofil (nicht geflochten) oder polyfil (geflochten) sein können. Die Kunststoffpolymere haben den Vorteil das sie eine gute Knotenfestigkeit, eine geringer Fremdkörperreaktion und eine geringe Infektionsgefahr mit sich bringen. Allerdings besteht die Gefahr einer allergischen Reaktion. In einem solchen Fall müssen die Fäden wieder entfernt werden.
Seide ist das zweite Material der nicht-resorbierbaren Fäden. Da diese aber eine hohe Infektionsgefahr mit sich bringen, werden sie heute nur noch bei vorübergehenden Nähten angewendet. Allerdings sind sie sehr geschmeidig und haben gute Knüpfeigenschaften, sind jedoch wenig elastisch.
Die Fadenstärke bezeichnet den Durchmesser von chirurgischem Nahtmaterial. Es gibt verschiedene Messsysteme für die Fadenstärke, nämlich das amerikanische USP-System (United States Pharmacopeia) und das europäische EP-System (Europäische Pharmakopoe, „Metrisches System“). Die Stärke des Fadens bezeichnet die Dicke und bestimmt zusammen mit den Materialeigenschaften die Reißfestigkeit.
Die Fadenstärke wird in form von Zahlen ausgehend von der Zahl 0 angegeben. Der Faden der Stärke 12-0 ist der dünnste Faden und wird in der Mikrochirurgie angewendet. Er ist ca. 0,001-0,009 mm dick. Der breiteste Faden trägt die Fadenstärke 7, ist ca. 0,9 mm dick und wird zur Gelenkstabilisierung angewendet. Hautnähte werden in der Regel mit einem 2-0 oder 3-0 Faden genäht. Diese sind ca. 0,2 bis 0,3 mm dick.
Prinzipiell versucht man, ein möglichst dünnes Nahtmaterial zu verwenden, um einen Wundverschluss durchzuführen. Der Faden muss aber dick genug sein, um einen ausreichend festen Wundverschluss zu erzielen. Man versucht quasi den optimalen Kompromiss zwischen Reißfestigkeit und möglichst geringer Gewebeschädigung zu finden.
Die Wahl des Fadens ist erfahrenen Chirurgen überlassen und stellt eine an die Wunde individuell abgestimmte Entscheidung dar. Prinzipiell werden Fäden mit einem größeren Durchmesser für Wunden verwendet, die unter größeren Zug- und Scherkräften stehen. Einen dünneren Durchmesser kann man wählen, wenn die Wunde keinen großen Belastungen ausgesetzt ist.
Neben der Fadendicke können auch noch die Nadel- Faden- Kombination unterschieden werden. Hierbei differenziert man traumatisches und atraumatisches Nähen.
Beim traumatischen Nähen muss der Faden in die Nadel hineingefädelt werden, ähnlich dem Nähen von Stoffen. Vorteil ist, dass die Nadel wieder verwendet werden kann und Nadel und Faden frei kombinierbar sind. Außerdem ist diese Variante kostengünstiger. Allerdings wird eine größere Traumatisierung des Gewebes verursacht und es ist ein weiterer Arbeitsschritt notwendig. Aus diesem Grund wird das traumatische Nähen nur angewendet, wenn die entsprechende Nadel- Faden- Kombination nicht verfügbar ist.
Beim atraumatischen Nähen entspringt der Faden direkt aus der Nadel. D.h. der Faden muss nicht mehr eingefädelt werden und verursacht eine geringere Gewebetraumatisierung. Allerdings liegen die Kosten hierbei höher, und die Nadel- Faden- Kombination ist vorgegeben und nicht frei wählbar. Das atraumatische Nähen wird fast immer eingesetzt, wenn die entsprechende Kombination verfügbar ist. Außerdem bei sehr sensiblem Gewebe, wie zum Beispiel dem Nähen des Bauchfells (Peritoneum).
Um eine Hautnaht durchzuführen werden entweder:
Die Klammergeräte drücken Klammern aus Edelstahl ins Gewebe und biegen diese um, sodass die Klammern verschlossen sind und nicht einfach entfernt werden können. Es gibt verschiedene Klammergeräte, die je nach Anforderung unterschiedliche Nähte machen. Zum Hautverschluss werden Einzelklammernahtgeräte verwendet. Vorteil dieser Klammergeräte ist ein sehr schneller Verschluss der Wunden und feine Narben. Die Klammern werden nach ca. 10 Tagen wieder mit Hilfe eines speziellen Gerätes entfernt. Dieses Gerät biegt die Klammern wieder auf und entfernt sie völlig schmerzlos.
Außerdem kann zum Hautverschluss/ Hautnaht Klebstoff verwendet werden. Hierfür gibt es verschiedene Fibrinkleber und Butylcyanoacrylat. Dieses steht in Ampullen oder als Spray bereit. Unter Mitwirkung der Luftfeuchtigkeit und durch Polymerisation können kleine Hautwunden im Gesicht verschlossen werden. Der Klebstoff brennt eine kurze Zeit auf der frischen Wunde, ist dann jedoch nicht mehr spürbar oder sichtbar und wird nach einer gewissen Zeit resorbiert. Zurück bleiben schmale Narben, die optisch kaum sichtbar sind.
Außerdem gibt es noch die Möglichkeit der Klebestreifen (Steristrip). Diese werden bei kleineren Hautwunden verwendet und ergeben ein sehr gutes kosmetisches Ergebnis. Allerdings ist die Wundrandadaptation dieser Hautnaht nicht so gut gewährleistet wie bei Klammern oder Nähten, sodass die Wunden nicht so tief sein dürfen um ein gutes Ergebnis zu erzielen.
Allgemein gilt, das tiefere und größere Wunden immer mit Hilfe von Nähten oder Klammern verschlossen werden müssen, da sonst die Adaptation der Wundränder nicht gewährleistet werden kann. Kleinere, oberflächliche Schnittwunden hingegen lassen sich schnell und schmerzlos mit Kleber oder Klebestreifen verschließen. Ein weiterer Vorteil dieser Maßnahmen ist, dass keine lokale Betäubung notwendig ist, wohingegen vor dem Nähen oder Klammern immer eine lokale Betäubung der Wunde und deren Umgebung nötig ist.
Im Anschluss an jede Hautnaht müssen die Fäden verknotet werden. Um eine optimale Festigkeit des Knotens zu erreichen werden immer drei Knoten gemacht, wobei diese in der Richtung gegenläufig sein sollten. Grundsätzlich sollte der erste Knoten die Wunde in der vorgesehenen Stellung fixieren, während der zweite gegenläufige Knoten den ersten Knoten stabilisieren sollte. Um sicherzugehen wird noch ein dritter Knoten gemacht. Voraussetzung für einen gut sitzenden Knoten ist die Reißfestigkeit des Knotens. Bei dünnen und glatten (monofilen) Fäden sind oft mehr Knoten notwendig, um ein selbstständiges öffnen des Knotens zu vermeiden. Ein Knoten sollte immer nah an der Wunde liegen, allerdings nicht zu fest gezogen werden um Einschnürungen zu vermeiden.
Bei Hautnähten wird der Knoten direkt mit Nadel und Faden durch Umschlingen des Fadenendes erreicht. Auch hierbei sollte das Umschlingen abwechselnd rechtsdrehend und linksdrehend erfolgen, insgesamt dreimal. Tiefer liegende Knoten werden durch den Zeige- oder Mittelfingerknoten befestigt. Das Besondere an dieser Art der Knoten ist, dass sie mit nur einer Hand geknotet werden können. Würden die Knoten mit beiden Händen wie beim Schuhe binden geknotet werden, müsste der Chirurg hierfür beide Hände verfügbar haben und beide Fäden unter ständigen Zug halten, um die Wundränder fest zu adaptieren. Durch die Einhandtechnik ist es möglich, nur einen Faden unter Zug zu halten, während der andere Faden um den straffen Faden geknotet wird. Hierdurch ist eine bessere Kontrolle des Knotens, dessen Platzierung und Spannung möglich.
Die Adaptation der Wundränder kann bei der Hautnaht durch die Technik des Einzelknopf- oder fortlaufende Nähte erreicht werden. Zudem können so genannte Rückstichnähte zur besseren Adaptation durchgeführt werden. Auch die Hautnaht Technik der Intrakutannähte werden zur Heilung von tieferen Wunden eingesetzt.
Die Einzelknopfnähte bieten eine gute mechanische Stabilität und können auch über Gelenken angewendet werden. Zudem bedarf es nicht viel Subcutangewebe um ein gutes kosmetisches Ergebnis zu erzielen. Bei dieser Naht wird die Nadel in die Tiefe gestochen und dort auf die andere Seite gezogen. Dann wird die Nadel wieder an die Oberfläche gestochen und der Faden verknotet.
Es ergibt sich eine U- Form durch die Wunde. Die Naht sollte im Abstand von ca. 3 mm wiederholt werden, bis die Wundränder über die gesamte Wundfläche gut adaptiert sind. Da diese Art der Naht eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt, wird diese Hautnahttechnik oft nur bei kleinen Hautwunden angewendet.
Bei der Hautnaht nach Donati handelt es sich um eine modifizierte Form der Einzelknopfnaht. Die Hautnaht nach Donati bezeichnet eine spezielle Nahttechnik, bei welcher die Haut insgesamt 4 Mal gestochen wird. Der 1. Einstich erfolgt in einem etwas größerem Abstand zum Wundrand als bei einer Einzelknopfnaht. Auf der gegenüberliegenden Seite erfolgt der 1. Ausstich in demselben Abstand wie der Einstich. Nun wird der Rückstich durchgeführt, anders als bei einer Einzelknopfnaht. Der Einstich erfolgt möglichst nah zum Wundrand und etwas oberflächlicher als die vorherigen Stiche. Auf der gegenüberliegenden Seite erfolgt nun der 2. Ausstich ebenfalls möglichst wundnah. Nach dem zweiten Ausstich kann die Wunde nun mit einem Knoten verschlossen werden. Die Donati-Rückstichnaht wird bei Wunden eingesetzt, die unter großen Zug- oder Scherkräften stehen. Das ist beispielsweise im Bereich von Gelenken, des Rückens oder auch gelegentlich am Bauch der Fall.
Sie bietet den Vorteil, dass sie zu einem besonders festen Wundverschluss führt und die Wundränder sehr exakt zusammenführen kann. Dadurch werden eine gute Heilung und ein passendes Aneinanderwachsen der Wundränder gefördert. Für kosmetisch optimale Ergebnisse ist die Donati-Naht jedoch nicht immer geeignet, da insgesamt 4 Mal eingestochen wird. Bei sehr dickem Nahtmaterial können kleine Narben in Form weißer Punkte an den Stellen der Einstiche bestehen bleiben. Daher ist die Donati-Naht nicht unbedingt für Wunden im Gesichtsbereich geeignet.
Bei der Hautnaht nach Algöwer handelt es sich um eine Rückstichnaht, die eine Modifikation der Donati-Hautnaht darstellt. Sie besteht insgesamt aus drei Stichen. Der Einstich erfolgt auf einer Seite der Wunde und geht durch das unter der Haut befindliche Fettgewebe. Auf der gegenüberliegenden Seite erfolgt ein sogenannter Rückstich. Es wird in das Fettgewebe unter der Haut ein- und in einer U-förmigen Bewegung wieder ausgestochen, sodass die Nadel nicht an der Haut wieder austritt. Der letzte Stich erfolgt wieder auf der gegenüberliegenden Seite, wo bereits der erste Einstich stattfand. Danach wird die Naht verknotet.
Der Vorteil dieser Naht besteht darin, dass die Oberhaut lediglich zwei Mal und nicht vier Mal, wie bei der Donati-Naht, durchdrungen wird. Dadurch können maximal zwei punktförmige Narben entstehen. Das kosmetische Ergebnis ist dadurch potentiell besser als bei der Donati-Naht.
Der Nachteil besteht jedoch darin, dass diese Naht nicht dieselbe Festigkeit besitzt wie die Donati-Naht. Sie ist daher nicht für Wunden geeignet, die starken Zug- oder Scherkräften ausgesetzt sind. Für Hautareale, die jedoch sehr gut sichtbar sind, ist die Naht aufgrund ihrer kosmetischen Überlegenheit vorzuziehen.
Im Gegensatz zu den Einzelknopfnähten gibt es noch die Technik der fortlaufenden Intracutannaht. Unter einer fortlaufenden Naht versteht man eine Nahttechnik, bei welcher die Naht nicht durch Knoten unterbrochen wird. Sie wird also quasi „an einem Stück“ durchgeführt und erst nach den letzten Stichen verknotet. Es gibt verschiedene Wunden, bei denen fortlaufende Nähte verwendet werden. Oft werden Wunden in der Tiefe fortlaufend genäht, um zusätzliche Stabilität zu erhalten. Oberflächlich erfolgt dann noch eine Naht zum sicheren Wundverschluss.
Ein Beispiel für eine fortlaufende Naht ist die Intrakutannaht, bei welcher der Faden knapp unterhalb der Hautoberfläche verläuft. Ein Ausstich erfolgt erst am Ende der Wunde. Somit gibt es nur zwei Ein- bzw. Ausstichkanäle. Die Hautoberfläche wird also nur am Anfang und am Ende der Naht verletzt. Anders als bei nicht-fortlaufenden Nähten können nicht so viele punktförmige Narben durch die Ein- und Ausstiche entstehen. Intrakutannähte eignen sich für spannungsfreie Wunden, bei denen keine großen Zug- oder Scherkräfte auf die Wunde wirken. Gerade dann, wenn kosmetisch einwandfreie Ergebnisse erforderlich sind, ist eine fortlaufende Naht zu bevorzugen. Es bleibt bei dieser Technik der Hautnaht in der Regel nur eine sehr schmale feine Narbe zurück. Jedoch muss immer im Einzelfall entschieden werden, welche Naht den sichersten Wundverschluss bietet und in der individuellen Situation möglich ist.
Dabei sollte der Faden regelmäßig fest gezogen werden, um eine gute Wundadaptation zu erreichen. Spannung sollte dabei auf der Haut vermieden werden. Diese Form der Naht wird vor allem bei größeren Wunden an offensichtlichen Stellen verwendet, da hierbei die Narbe sehr schmal wird und kaum sichtbar bleibt.
Dank der guten Weiterentwicklung von Nahtmaterial und Naht- und Knotentechnik sind die meisten Verletzungen heute gut verschließbar und hinterlassen kaum Narben. Hierbei ist eine gute Wundversorgung und Reinigung vor Verschluss der Wundränder unerlässlich. Außerdem sollten Nahtmaterial und Nahttechnik mit bedacht gewählt werden um Komplikationen möglichst zu vermeiden.
Dank der großen Auswahl an unterschiedlichen Fäden, Nadeln und Nahttechniken lässt sich für fast jede Wunde die optimale Versorgung finden. Zudem ist es heutzutage auch möglich Wunden nicht mehr nur zu nähen, sondern diese mit Hilfe von Klammer, Klebstoffen oder Klebestreifen zu verschließen. Allerdings hat sich gezeigt, dass die Narbenheilung sehr individuell verläuft und damit Narbenwucherungen kaum vermieden werden können. Es ist aber heutzutage möglich diese mit Hilfe der plastischen Chirurgie kosmetisch schön zu gestalten.
Infektionen, vermehrte Belastbarkeit und mechanische Beanspruchung sollten in jedem Fall vermieden, bzw. Infektionen möglichst frühzeitig behandelt werden um Komplikationen zu vermeiden. Grundsätzlich gilt, dass jede Narbe noch etwa 1 Jahr nach der Verletzung aktiv ist. Erst nach dem vergangenen Jahr ist der endgültige Narbenzustand sichtbar und auch erst dann sollte die Narbe, falls nötig, durch die plastische Chirurgie verschönert werden.
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