Von einer Skoliose spricht man, wenn die Wirbelsäule verkrümmt ist. Die Wirbelsäule bei Patienten mit einer Skoliose stellt sich in einer S-Form dar. Zur Behandlung von schweren Skoliosen eignet sich das Tragen von Korsetts
Von einer Skoliose spricht man, wenn die Wirbelsäule verkrümmt ist. Die Wirbelsäule bei Patienten mit einer Skoliose stellt sich in einer S-Form dar, wenn man hinter dem Patienten steht. Außerdem kommt es auch zu einer unnatürlichen Drehung der Wirbelsäule in sich. Manchmal kommt es zusätzlich zu einer Skoliose auch zu einer verstärkten Kyphose oder Lordose, d.h einer stark nach vorne (Kyphose) oder nach hinten geneigten Wirbelsäule (Lordose).
Eine Maßnahme zur Behandlung von schweren Skoliosen ist das Tragen eines Korsetts.
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Der Einsatz eines Korsetts macht nur dann Sinn, wenn sich die Wirbelsäule noch im Wachstum befindet und von außen noch die Wachstumsrichtung beeinflusst werden kann. Dies trifft also bei Kindern und Jugendlichen, die sich noch in der Wachstumsphase befinden, zu.
Das Wachstum muss auch noch mindestens 2 Jahre andauern, wenn man sich für den Einsatz eines Korsetts entscheidet.
Wichtig ist auch, dass ein Korsett nur bei bestimmten Skoliosen geeignet ist. So kommen bei Verkrümmungen zwischen 20 und 35 Grad der Wirbelsäule Korsetts zum Einsatz. Besteht eine größere Krümmung hilft diese Maßnahme aufgrund der Schwere der Verdrehung nicht. In diesem Fall muss meistens ein operatives Vorgehen gewählt werden.
Es gibt zahlreiche Arten von Wirbelsäulen-korrigierende Korsetts. Häufig verwendet wird das sogenannte Cheneau-Korsett. Es setzt an allen drei Fehlbildungen bei einer Skoliose an und wirkt durch einen aufgebauten Zug auf die Wirbelsäule entkrümmend.
Die S- Form wird bei regelmäßigem Tragen langsam in eine gerade Position gebracht. Des weiteren reduziert das Korsett auch die in sich verdrehte Wirbelsäule, d.h. sie entwindet die Wirbelsäule. Neben dem Begradigen wirkt das Korsett ähnlich wie eine Schiene und sorgt dafür, dass das weitere Wachstum gerade ausgerichtet wird.
Korsetts im Allgemeinen werden an den Rücken des Betroffenen angelegt. Ähnlich einer Schiene muss der enge Kontakt zum Rumpf gewährleistet sein, um eine entsprechende Wirkung erzielen zu können. Zur weiteren Stabilisierung wird die Schiene durch gürtelartige Verstrebungen von hinten um den Bauch des Patienten gelegt und vorne in einer sogenannten Stützverstrebung befestigt. Wichtig ist darauf zu achten, dass das gesamte Korsett eng und stabil anliegt. Wenn keine eigenständigen Bewegungen des Rumpfes mehr durchgeführt werden können, weil das Korsett den Betroffenen daran hindert, dann ist das Korsett richtig angelegt.
Besonders für Kinder stellt diese Einschränkung einen massiven Einschnitt in das täglich Leben dar, zumal bei Kindern auch oft die Einsicht für eine derartige Behandlung noch nicht vorhanden ist.
Da Skoliosen in der Frühphase noch keine Beschwerden machen, fällt es auch aus diesem Grund Kindern sehr schwer die Notwendigkeit eines Korsetts einzusehen. Ganz außergewöhnlich wichtig ist der frühe Behandlungsbeginn, da stark verkrümmte Wirbelsäulen oftmals mit dieser Methode nicht mehr behandelt werden können. Ähnliches gilt auch für nicht mehr wachsende Wirbelsäulen.
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Je nach Stärke und Ausrichtung der Skoliose wird ein Korsett empfohlen oder davon abgeraten.
Eine seitliche Abweichung von bis zu 10° gilt in der Regel noch als physiologisch und bedarf keiner Behandlung. Erst bei einer Abweichung des sogenannten Cobb-Winkels von über 10° spricht man offiziell von einer Skoliose.
Ab einem Winkel von etwa 20° sollte dringend interveniert werden. Hier erfolgt die Behandlung in der Regel durch eine Krankengymnastik.
Dadurch soll das Fortschreiten einer Krankheit möglichst verhindert werden.
Liegt der Cobb-Winkel über 25° wird die Anpassung und das Tragen eines Korsetts absolut empfohlen.
Ab einem Winkel von 50° sollte im Normalfall ein chirurgischer Eingriff vorgenommen werden.
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Ist die Indikation für eine Korsettbehandlung gestellt, wird durch ein aufwendiges Verfahren der Patient vermessen, um die richtigen Größen für die Herstellung des Korsetts zu ermitteln. Nach der Fertigstellung des Korsetts, wird es an den Patienten angepasst. Wichtig ist, dass das Korsett zunächst nur kurz getragen werden sollte und dann langsam die Tragezeit erhöht werden muss. Vergleichbar mit dem Tragen neuer Schuhe sollten die ersten Tage nur für kurze Zeit ein Korsett getragen werden, um entsprechende Druckstellen am Körper zu vermeiden sowie die Compliance des Patienten zu erhöhen.
Nach Anfertigung und zu Beginn des Tragens eines Korsetts sollte man sich zunächst an das Korsett-Tragen gewöhnen. Um den Körper nicht von vornherein zu überfordern, sollte die Tragedauer mit der Zeit gesteigert werden.
Während früher eine 23-stündige Tragezeit am Tag postuliert wurde, ist man heute etwas liberalerer Auffassung.
Untersuchungen haben ergeben, dass eine 23-stündige Tragezeit das Endergebnis nicht weiter verbessert, das bei einer Tragezeit von ca. 17 Stunden vorhanden ist.
Zwar ist dies auch eine lange Zeit, der Patient aber wird sehr froh sein, das Korsett 7 Stunden am Tag ablegen zu können.
Meistens entscheiden sich die Patienten dann während der Arbeit bzw. in der Schule das Korsett nicht zu tragen, während die meisten sogar bereit sind während dem Schlafen das Korsett zu tragen um auf die notwendigen Stunden zu kommen.
Um das Ergebnis bei einer Tragezeit von 17 Stunden unterstützend zu verbessern, ist eine regelmäßige, ergänzende physiotherapeutische Behandlung sehr sinnvoll und wichtig.
Ein Korsett sollte getragen werden, bis die Wachstumsphase des Patienten abgeschlossen ist.
Je nachdem, wann ein Patient mit dem Tragen beginnt, muss er das Korsett entweder länger oder kürzer tragen. So würde man aber ab dem 16. bzw. 17. Lebensjahr dem Patienten empfehlen das Korsett wegzulassen, weil die Wirbelsäule in diesem Alter zunehmend unformbarer wird.
Ein Korsett wird patientenspezifisch angepasst, sodass es immer genau dort unterstützend wirken kann, wo die Wirbelsäule Instabilitäten aufzeigt.
Um eine möglichst exakte Anpassung zu ermöglichen, wird in der Regel ein Röntgenbild in Kombination mit einem 3D Bodyscan aufgenommen. Durch Gipsabdrücke kann dann das Korsett nach Maß erstellt werden.
Die Anpassung eines Korsetts sollte unbedingt durch einen erfahrenen Orthopädietechniker erfolgen.
Am häufigsten, ab einem Cobb-Winkel von 20 Grad, wird das sogenannte Chêneau-Korsett verschrieben:
Es ist asymmetrisch aufgebaut und soll Druck auf bestimmt Stellen auswirken. Als Folge begibt sich der Körper, vor allem beim Einatmen in die Freiräume des Korsetts. Diese Freiräume werden genau so angepasst, dass die Wirbelsäule sich in die vorgesehene Richtung entwickelt.
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