Generell werde als Orthesen alle Arten von körperlichen Hilfsmitteln bezeichnet. Rückenorthesen im speziellen können die verschiedenen Bereiche des Rückens stabilisieren und stützen.
Als Orthesen bezeichnet man alle Arten von körpernahen Hilfsmitteln. Die Rückenorthesen können verschiedene Bereiche des Rückens stabilisieren und stützen, sie werden teilweise jedoch auch zur Korrektur von Fehlstellungen verwendet. Rückenorthesen bestehen meist aus einem großen Stoffanteil, der aus dehnbarem Material besteht. Dazu können stützende Elemente in Form von Kunststoff oder Metallstäben kommen. Auch Zugsysteme mit Klettverschluss-Befestigung kommen zum Einsatz. Korrigierende Orthesen können jedoch auch komplett aus Kunststoff bestehen.
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Rückenorthesen können bei vielfältigen Indikationen eingesetzt werden. So gibt es viele stabilisierende Orthesen, die besonders bei Wirbelkörperbrüchen oder Osteoporose eingesetzt werden. Auch nach einer Rückenoperation sind solche Orthesen hilfreich, um operierten Strukturen Halt zu geben, solang die Rückenmuskulatur noch nicht ausreichend gestärkt ist. Solche Orthesen können während des Genesungsprozesses meist „abgerüstet“ werden. Dabei werden stabilisierende Komponenten entfernt, sodass der Rücken zunehmend mehr Funktionen wieder selbst übernehmen muss.
Eine andere Art der Orthesen sind solche, die zur Korrektur von Fehlstellungen eingesetzt werden. Bei ausgeprägten Lordosen (z. B. Hohlkreuz) oder Kyphosen (z. B. Rückenbuckel) werden Orthesen verwendet, die die Wirbelsäule stützen und gleichzeitig langsam wieder in eine normale Form bringen.
Auch bei einer Skoliose (Verdrehung und Krümmung der Wirbelsäule) kommen Orthesen zum Einsatz. Typischerweise greift man hier auf ein hartes Skoliose-Korsett zurück. Auch bei Muskelschwächen werden Orthesen benötigt, da sie geschwächte Bereiche des Rückens überbrücken und dadurch entlasten können.
Bei der Skoliose kommt eine Rückenorthese zum Einsatz, die die normale Form der Wirbelsäule wiederherstellen soll. Besonders bei Kindern, bei denen sich die Skoliose zunehmend verschlechtert sollte eine Korsettbehandlung erfolgen. So lässt sich bei vielen Betroffenen eine Rückenoperation vermeiden oder hinauszögern, bis das Wachstum abgeschlossen ist.
Das Skoliose-Korsett besteht normalerweise aus hartem Kunststoff mit einer dünnen etwas weicheren Polsterung. Mithilfe eines Gipsabdrucks wird das Skoliose-Korsett an die individuelle Verkrümmung und Verdrehung der Wirbelsäule angepasst. Um den Tragekomfort zu erhöhen werden Entlastungszonen eingearbeitet. In den meisten Fällen muss die Orthese für 23 bis 24 Stunden täglich getragen werden.
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Nach einem Wirbelkörperbruch steht die Stabilisierung und Schonung der Wirbelsäule an erster Stelle. Dabei soll der betroffene Bereich des Rückens entlastet werden und die Kräfte auf andere Rückenabschnitte verteilt werden. Je nachdem auf welcher Höhe der Wirbelkörper gebrochen ist, kann eine Halswirbelsäulen-, Brustwirbelsäulen- oder Lendenwirbelsäulenorthese genutzt werden.
Die Rückenorthesen variieren zusätzlich in ihrer Länge, abhängig davon, wie groß der zu stabilisierende Abschnitt der Wirbelsäule ist. Mit zunehmendem Aufbau der Rückenmuskulatur kann auf einzelne stabilisierende Elemente der Rückenorthese verzichtet werden.
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Rückenorthesen sind vielfältig je nachdem, welche Funktionen sie haben sollen und welche Teile des Rückens unterstützt werden sollen. Zunächst geht es darum, welcher Abschnitt der Wirbelsäule betroffen ist. Dabei unterscheidet man zwischen der Hals-, der Brust- und der Lendenwirbelsäule.
Meist versorgen Orthesen einen einzelnen dieser Wirbelsäulenbereiche, es gibt jedoch auch Rückenorthesen, die mehrere Abschnitte oder sogar nahezu die gesamte Wirbelsäule stabilisieren. Eine weitere Frage stellt sich bei der Funktion der Orthese.
So gibt es Orthesen, die die Wirbelsäule stabilisieren und entlasten sollen, teilweise soll auch eine Immobilisierung (Bewegungsunfähigkeit) einzelner Abschnitte erreicht werden. Auch korrigierende Orthesen kommen im Bereich des Rückens zum Einsatz.
Weitere Unterscheidungen gibt es hinsichtlich der verwendeten Materialien: von hartem Kunststoffschalen über Metallstäbe bis hin zu Stofforthesen und unterstützenden Gummizügen werden je nach Anforderungen an die Orthese unterschiedliche Komponenten eingearbeitet. Die meisten Rückenorthesen werden in verschiedenen Größen angefertigt und lassen sich in jedem Sanitätshaus erwerben. Dabei handelt es sich in der Regel um die stabilisierenden Orthesen. Dagegen wird beispielsweise das Skoliose-Korsett, welches eine Fehlstellung korrigieren soll, jeweils individuell an die Wirbelsäule des Betroffenen angepasst.
Beim Tragen der Rückenorthese geht es vor allem darum, ob die Orthese richtig sitzt. Die Orthese sollte daher immer durch einen ausgebildeten Orthopädietechniker an den Körper der betroffenen Person angepasst werden. Die richtige Größe der Orthese ist dabei von entscheidender Bedeutung.
Auch das korrekte Anziehen der Rückenorthese muss durch Fachpersonal wie Orthopädietechniker und Physiotherapeuten beigebracht und überprüft werden. Die Orthese sollte optimalerweise so eng sein, dass sie nicht verrutscht und gleichzeitig weit genug sein, dass sie keine Schmerzen verursacht.
Ein besonderes Augenmerk ist dabei auf die Durchblutung der Haut unter der Orthese zu richten, zudem müssen Druckstellen vermieden werden, damit das Gewebe nicht geschädigt wird. Beim Tragen einer Rückenorthese gilt es zudem, zu beachten, wann und wie lange die Orthese getragen werden soll. Sind es wenige Stunden am Tag oder 24 Stunden täglich? Muss die Orthese auch nachts getragen werden? Wird sie nur bei körperlicher Aktivität oder auch in Ruhe benötigt? All diese Fragen sollten mit verantwortlichen Physiotherapeuten und Ärzten besprochen werden.
Die Rückenorthesen erfüllen mit ihren verschiedenen Komponenten unterschiedliche Funktionen. Um Bewegungseinschränkungen, Stabilisierung und das Umverteilen von Kräften zu erreichen, werden starre Komponenten benötigt. Über lange Kunststoffschienen, Metallstäbe oder auch ganze Kunststoffschalen kann diese Wirkung erreicht werden. Sie wird auch bei der Korrektur von Fehlstellungen wie der Skoliose gerne eingesetzt.
Eine weitere stabilisierende Komponente ist der Stoff. Dieser ist meistens etwas dehnbar und passt sich so sehr gut der Rückenform an. Zudem sitzt die Orthese dadurch fest am Rücken, was nicht nur der Wirbelsäule, sondern auch dem anderen Gewebe (Muskulatur) eine bessere Struktur gibt und so den Rücken als ganzen stützt.
Breite Gummi- und Stoffzüge, die mit einem Klettverschluss an der Orthese befestigt werden können, werden zusätzlich eingesetzt, um bestimmte Strukturen am Rücken besonders zu unterstützen. Zudem bieten sie einen Schutz gegen das Verrutschen der Orthese.
Die meisten Rückenorthesen bestehen aus mehreren dieser Komponenten, die sich oftmals auseinanderbauen lassen. So kann eine Orthese gleichzeitig mehrere Funktionen erfüllen, die in verschiedenen Krankheitsstadien notwendig sind. Während beispielsweise nach einer Wirbelsäulenoperation zu Beginn viel Stabilität benötigt wird, kann man nach einer gewissen Zeit die harten Kunststoffschienen entfernen. Die Wirbelsäule kann sich nun wieder selbst stützen, die Rückenmuskulatur wird jedoch durch die Stofforthese noch stimuliert (angeregt) und unterstützt.
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Die Kosten für Rückenorthesen variieren sehr stark je nach Größe und Material. Auch die verwendeten technischen Finessen spielen eine Rolle für die Kosten. Kleine Rückenorthesen, die nur einen bestimmten Abschnitt der Wirbelsäule versorgen kosten in der Regel zwischen 60 und 150 Euro.
Spezialanfertigungen, die individuell angepasst werden und von Hand ausgearbeitet werden, sind entsprechend teuer und können schnell über 1000 Euro kosten. So liegt der Preis für ein Hartschalen-Korsett für die Skoliose nicht selten bei 2500 Euro.
Die gesetzlichen Krankenkassen sind verpflichtet die Basisversorgung mit einer Rückenorthese bei entsprechenden Indikationen zu übernehmen. Meist müssen bei solchen Modellen geringe Kosten wie beispielsweise die Rezeptgebühr selbst übernommen werden.
Bei den privaten Krankenkassen ist die Übernahme von den Versicherungsverträgen abhängig. Dabei fällt die Rückenorthese allgemein unter den Punkt der medizinischen Hilfsmittel. Der genaue Anteil der Kostenübernahme ist an der Stelle dem jeweiligen Vertrag zu entnehmen. Wer ausgefallene Modelle (z. B. teure Materialien wie Karbon) oder Rückenorthesen für spezielle Anlässe (beispielsweise Sport) benötigt, sollte die Finanzierung vorab mit der Krankenkasse klären.
Ein prinzipielles Verbot für das Autofahren mit Rückenorthese gibt es nicht. Wer mit einer Rückenorthese Auto fahren darf und wer nicht, ist jeweils individuell durch einen behandelnden Arzt oder Physiotherapeuten zu entscheiden. Meist ist die Frage nach dem Autofahren nicht davon abhängig, ob eine Orthese getragen wird oder nicht.
Vielmehr geht es darum, wie stark die funktionelle Einschränkung der betroffenen Person durch die Erkrankung ist. Wer mit seiner Orthese alle Einschränkungen beseitigen kann, darf selbstverständlich Auto fahren. Dagegen sollten Personen, die sich nicht frei bewegen können lieber darauf verzichten, hinter dem Steuer zu sitzen.
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Ob eine Rückenorthese auch nachts getragen werden soll ist stark von der Indikation abhängig. Korrigierende Orthesen müssen meist 23 bis 24 Stunden täglich getragen werden, da sie sonst die zu behandelnde Fehlstellung nicht ausreichend beeinflussen können.
Stabilisierende Orthesen, die nach Wirbelsäulenoperationen verschrieben werden, sollten zunächst nachts getragen werden, später wird die Tragezeit meist reduziert, bis die Orthese nur noch bei körperlicher Betätigung getragen werden muss.
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