Bei einer Hüftdysplasie handelt es sich um eine kindliche Reifungsstörung mit Störung der Pfannendachverknöcherung. In der weiteren Entwicklung kann der Hüftkopf aus der Pfanne auskugeln = luxieren und sich eine Hüftluxation entwickeln. Eine Hüftdysplasie ist ein Hochrisikofaktor für die Entwicklung einer Hüftarthrose (Coxarthrose). Durch das fehlende Pfannendach (Erker) wird die Gewichtsübertragung vom Oberschenkel (Femur) auf das Becken durch fehlende Kongruenz der Gelenkpartner ungünstig
Hüftluxation, Hüftarthrose, Umstellungsoperation, Salter - Operation, Chiari - Operation, Containment, Tripleosteotomie, 3 - fach Osteotomie, derotierende Femurosteotomie
Bei einer Hüftdysplasie handelt es sich um eine kindliche Reifungsstörung mit Störung der Pfannendachverknöcherung. In der weiteren Entwicklung kann der Hüftkopf aus der Pfanne auskugeln = luxieren und sich eine Hüftluxation entwickeln.
Eine Hüftdysplasie ist ein Hochrisikofaktor für die Entwicklung einer Hüftarthrose (Coxarthrose). Durch das fehlende Pfannendach (Erker) wird die Gewichtsübertragung vom Oberschenkel (Femur) auf das Becken durch fehlende Kongruenz der Gelenkpartner ungünstig
Das Geschlechtsverhältnis weiblich zu männlich beträgt 4:1.
Es gibt verschiedene Risikofaktoren, die die Entwicklung einer Hüftdysplasie fördern.
Sicher belegt sind Faktoren während der Schwangerschaft:
Ein weitere Risikofaktor ist eine Schwäche des Bindegewebes:
Genetische Faktoren spielen eine wichtige Rolle:
Man kann grundsätzlich drei verschiedene Ursachen einer Hüftdysplasie unterscheiden:
mechanische Ursachen
genetische Ursachen
hormonelle Ursachen
Eine Hüftdysplasie oder auch Hüftluxation muß beim Neugeborenen keine Beschwerden verursachen. Erst mit Beginn des Laufens kann ein Hüfterkrankung auffallen. Das kindliche Hüftgelenk besitzt aber nur bis zum Endes des 2. Lebensjahres eine Nachreifungspotenz. Daher ist die frühzeitige Diagnosestellung von überragender Bedeutung.
Hinweisende Symptome können ein verspätetes Gehen sein, belastungsabhängige Schmerzen im Leistenbereich oder seitlichen Hüftbereich.
Bei einer vorliegenden Auskugelung des Hüftgelenks ändern sich die mechanischen Hebel der Hüfte. Das Becken kann nicht mehr durch die Muskulatur beim Laufen waagerecht gehalten werden. Hierdurch kommt es zu einer Art “Watschelgang”, der als Duchenne - Hinken bezeichnet wird. Beim Einbeinstand der erkrankten Seite fällt das Becken durch Muskelschwäche der Hüftabspreizer (Abduktoren) zur Gegenseite. Dieses Phänomen wird als positiver Trendelenburg - Test bewertet.
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Die Hüftdysplasie kommt bei Neugeborenen vor und kann bereits zu diesem Zeitpunkt schon Symptome verursachen oder sich bei fehlender Therapie erst später äußern.
Bei vielen Neugeborenen zeigt sich ein instabiles Hüftgelenk und oftmals eine Längendifferenz der Beine. Wenn die Kinder dann Heranwachsen und beginnen zu Laufen, können sich weitere Beschwerden zeigen.
Oftmals kommt es auch vor, dass diese Kinder viel später anfangen zu Gehen. Weiterhin können Schmerzen auftreten. Sie sind häufig im Leistenbereich und um das Hüftgelenk selbst lokalisiert. Auch das kann ein Grund sein, wenn Kinder nicht häufig oder auch sehr unsicher Laufen. Zudem zeigt sich ein Absinken der der erkrankten Seite beim Laufen.
Eine Hüftdysplasie im Erwachsenenalter äußert sich ebenfalls mit Schmerzen in der Leiste. Dieser Schmerz tritt stechend auf und nimmt bei Belastung zu. Zudem kann es zu Schmerzen rund um das Gelenk kommen, nicht zuletzt zeigt sich durch die fehlende Belastung auch ein zunehmender Verschleiß, sodass die Hüftdysplasie eine Arthrose im betroffenen Gelenk auslöst.
Die Krankengeschichte (med. Anamnese) sollte zielgerichtet auf die oben genannten Risikofaktoren durchgeführt werden.
Weitere wichtige Fragen sind wann erste Laufversuche unternommen wurden. Ob ein Hinken aufgefallen ist. Ob Asymmetrien im Bereich des Gesäßes bestehen. Ob eine verstärkte Hohlkreuzbildung im Stehen auffällt.
Durch eine Auskugeln des Hüftgelenks tritt der Hüftkopf höher. Bei einer einseitigen Luxation kommt es daher zu einer Asymmetrie der Gesäßfalten. Jedoch ist der Rückschluß nicht zulässig, dass jede Faltenasymmetrie zwangsläufig eine Hüftluxation sein muß.
Bei einer beidseitigen Luxation ist keine Asymmetrie vorhanden, da beide Hüften ausgekugelt sind. Kompensatorische kommt es bei diesen Kindern jedoch zu einer verstärkten Hohlkreuzbildung (Hyperlordose). (siehe: Hüftdysplasie beim Kind)
Bei der Untersuchung des Hüftgelenkes wird besonders die Stabilität überprüft. Dabei wird besonders auf Stabilität und Auskugelbarkeit des Gelenkes geachtet.
Besonders die Untersuchungsmethode nach Ortolani ist hier zu nennen. In dieser Untersuchungsform wird versucht, das Hüftgelenk gezielt durch Druck von außen auf den Hüftkopf auszukugeln oder zumindest auf den Pfannenrand des Beckens zu stellen.
Durch eine Lageveränderung des Hüftkopfes versucht des Untersucher den Hüftkopf nun wieder in die Pfanne zurückspringen zu lassen, was als deutlich spürbares Schnappen oder klicken wahrnehmbar wird. Dieses Phänomen ist als positives Ortolani - Zeichen zu werten. Bei einem gesunden Hüftgelenk lässt sich das Ortolani - Zeichen nicht auslösen.
Problematisch stellt sich die Untersuchung bei einer Hüftluxation (Hüftkopf steht nicht in der Pfanne) dar, die nicht wieder in die Pfanne zurückspringt. Hierbei lässt sich ebenfalls das Ortolani - Zeichen nicht auslösen.
Kritiker dieser Untersuchungsmethode bemängeln, dass durch das Schnappen der Hüftkopf geschädigt werden könnte.
Der Ultraschall der Säuglingshüfte stellt das wichtigste Diagnostikum einer Hüftdysplasie eines Säuglings dar.
Da große Teile des Hüftgelenkes noch nicht knöchern, sondern nur knorpelig angelegt sind, hat das Röntgenbild nur begrenzte Aussagekraft hinsichtlich der frühzeitigen Diagnosenstellung.
Der Ultraschall (Sonographie) vom Hüftgelenk dagegen kann Weichteilstrukturen des Gelenkes sichtbar machen. So kann der knorpelige Anteil vom Pfannendach und Hüftkopf hinsichtlich einer Dysplasie durch die Sonographie gut beurteil werden. Es sollte routinemäßig bei der U2 und U3 durchgeführt werden.
Die Methode der Ultraschalluntersuchung der Säuglingshüfte wurde von dem österreichischen Professor Dr. Graf (Stolzalpe) Anfang der 80er Jahre entwickelt. Vorteil dieser Methode ist, dass sie frei von jeglicher Strahlenbelastung ist (keine Röntgenstrahlen). Sie kann daher beliebig häufig wiederholt werden. Weiterhin ist eine dynamische Untersuchung möglich. Hierunter versteht man, dass das Hüftgelenk unter Bewegung untersucht und das Verhalten von Hüftkopf zur Pfanne bei Bewegung beurteilt werden kann.
Mit zunehmender Verknöcherung von Hüftkopf und Hüftpfanne nimmt Aussagefähigkeit des Ultraschalls ab. Da die Ultraschallwellen den Knochen nicht durchdringen können, kann eine Ultraschalluntersuchung zur Hüftdysplasiebeurteilung bis zur Beendigung des ersten Lebensjahres durchgeführt werden, danach ist die Röntgenuntersuchung überlegen.
Professor Graf entwickelte als Beurteilungshilfe zwei Meßwinkel zur Bewertung des Pfannendaches.
Anhand des Pfannendachwinkels alpha und Knorpeldachwinkel beta lassen unter Berücksichtigung des Alters des Kindes die Grade der Dysplasie einschätzen und Therapieformen daraus ableiten.
Hüfttyp 1a | ? >60° | ? <55° | keine notwendig
Hüfttyp 1b | ? >60° | ? >55° | keine notwendig, Kontrolle
Hüfttyp 2a | ? 50-59° | ? >55° | keine oder breit wickeln
Hüfttyp 2b | ? 50-59° | ? <70° | Abspreizbehandlung
Hüfttyp 2c | ? 43-49° | ? 70-77° | Abspreizbehandlung durch Hüftbeugeschiene
Hüfttyp 2d | ? 43-49° | ? >77° | Abspreizbehandlung mit sichere Fixierung
Hüfttyp 3a | ? <43° | ? >77° | Hüfte luxiert, Reposition (Einkugeln) und Gipsfixierung
Hüfttyp 3b | ? <43° | ? >77° | Hüfte luxiert, Reposition und Gipsfixierung, zusätzlich Knorpelstruktur- störungen im Pfannendach nachweisbar
Hüfttyp 4 | ? <43° | ? >77° | Hüfte luxiert, Reposition (Einkugeln) und Gipsfixierung
Ein Röntgenbild wird selten vor dem ersten Lebensjahr gemacht. Für eine operative Planung ist sie zwingend notwendig.
In aller Regel wird eine sogenannte Beckenübersichtsaufnahme (BÜS) angefertigt. Dabei wird das Becken mit den Hüftgelenken von vorne nach hinten (a.p. = anterior - posterior) geröntgt
Auf dieser Röntgenaufnahme wird die Stellung von Hüftkopf und Hüftpfanne beurteilt. Wichtig sind hierbei ebenfalls verschiedene Meßwerte.
Wichtig sind hierbei besonders:
Die Ménard - Shenton - Linie die Verlängerung des inneren Anteils vom Schenkelhals und dem unteren Schambeinast (Symphyse) dar. Diese sollte eine harmonische fast halbkreisförmige Struktur ergeben. Vgl. den blauen Bogen im kindlichen Röntgenbild rechts eines gesunden Hüftgelenkes
Wenn diese Linie unterbrochen, stufig oder nicht rund erscheint, besteht der Verdacht, dass der Hüftkopf nicht zentral in der Pfanne steht. Ursache kann eine Hüftdysplasie oder Hüftluxation sein.
Bei einer höhergradigen Hüftdysplasie (Typ 2d -4) muss der Hüftkopf zunächst erst einmal wieder in die Hüftpfanne zurückgebracht werden (Reposition). Hierfür eignet sich beispielsweise die Bandage nach Pavlik. Durch eine sehr starke Beugung im Hüftgelenk und in dieser Position fixiert.
Allen Verfahren ist jedoch gemein, dass durch die fixierte Position des Hüftkopfes eine Durchblutungsstörung folgen kann. Hierdurch können Teile des Hüftkopfes absterben und die Funktion des Hüftgelenkes dauerhaft beeinflussen.
Die Fixierung
Wenn das Repositionsergebnis nicht gehalten werden kann, kommen Fixierungen durch Schienen und Gips in Frage.
Häufig angewendet wird der sogenannte Fettweiß - Gips. Dabei wird das Hüftgelenk 100 - 110° gebeut und ca. 45° abgespreizt. In der Regel wird dieser Gipstyp von den Kindern gut toleriert
Die Behandlung einer Hüftdysplasie beginnt häufig schon beim Neugeborenen, bei dem eine spezielle Wickeltechnik und auch Übungen durch die Eltern durchgeführt werden um der Fehlstellung der Hüfte entgegen zu wirken.
Die Kinder werden so gewickelt, dass die Hüfte möglichst weit gebeugt ist. In diesen Fällen ist das Tragen des Kindes in einem Tragetuch auch sehr förderlich.
Bleibt die Hüftdysplasie bis über ein gewisses Alter hinaus bestehen, wird häufig die sogenannte Spreizhose eingesetzt. Ein Orthese, bei der der Hüftkopf mehr in die Pfanne gedrückt wird.
Beine und Hüfte sind zudem gebeugt und gespreizt. Im Erwachsenenalter werden Übungen zur Kräftigung der Muskulatur und zur Verbesserung der Beweglichkeit mittels gezielter Physiotherapie empfohlen. Es ist wichtig mit diesem Übungen einer Arthrose des Hüftgelenks entgegenzuwirken. So können Übungen auch zu Hause durchgeführt werde.
Die Bewegung des Hüftgelenks kann gefördert werden indem zunächst das eine Beine seitlich hin und her gependelt werden.
Diese Übung kann auch durch ein Gymnastikband (Thera- Band) unterstützt werden.
Eine weitere Übung erfolgt ebenfalls im Stehen. Dabei bleibt die Ferse fest auf dem Boden stehen, während die Fußspitze und das Bein aus der Hüfte heraus jeweils nach innen und außen rotiert.
Gymnastik zur Stärkung der Muskulatur rund um das Hüftgelenk erfolgt im Liegen. Der Patient legt sich dazu in Seitenlage und winkelt die Beine leicht an. Um den oben liegenden Oberschenkel wird nun das Thera- Band angelegt. Die andere Seite wird gegenüber von dem Patienten durch einen Partner oder einem festen Gegenstand gehalten. Der Patient streckt nun das Bein gegen den Widerstand und gibt wieder nach. Diese Übung wieder einige Male wiederholt und dann die Seite gewechselt.
Eine ähnlich wirkende Übung wird in Rückenlage mit angewinkelten Beinen durchgeführt. Nun wird das Becken von Boden abgehoben und versucht zu halten. Oberkörper und Oberschenkel sollten dabei eine Linie bilden.
Die Muskulatur zur Drehung der Hüfte nach außen kann ebenfalls durch gezielte Übungen gestärkt werden. Dazu setzt sich der Patient mit ausgestreckten Beinen auf den Boden. Das Thera- Band wird um die Füße angelegt. Nun werden Füßen gegen den Widerstand bewegt. Auf gleiche Weise kann das Band auch knapp oberhalb der Knie angebracht werden. Auch hier erfolgt die Bewegung gegen die Zugkraft des Bandes.
In umgekehrte Weise kann auch so die Muskulatur der Innenseite des Oberschenkel gekräftigt werden. Die Übungen sollte langsam und bewusst durchgeführt werden. Wichtig ist dabei, nicht bei Schmerzen zu trainieren. Zudem sollten sich Patienten mit einer bekannten Hüftdysplasie von Physiotherapeuten zunächst anleiten lassen bevor sie die Übungen alleine durchführen. So kann besser garantiert werden das die Übungen den gewünschten Effekt bewirken.
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Durch Sport und Physiotherapie wird versucht einem vorzeitigen Verschleiß des Hüftgelenkes vorzubeugen. Allerdings ist es wichtig zu beachten, dass nicht alle Sportarten für Patienten mit einer Hüftdysplasie geeignet sind. Bei den Sportarten sollte darauf geachtet werden, dass gleichmäßige und fließende Bewegungen ausgeführt werden und keine Sportarten mit schnellen und abrupten Bewegungen ausgewählt werden.
Es eignen sich beispielsweise Sportarten wie Schwimmen oder Wassergymnastik, Nordic Walking, Radfahren und Inline Skaten auf geradem ebenen Untergrund. Bei diesen Sportarten wird nämlich der Aufbau von Muskulatur gefördert, ohne dabei die Gelenke zu stark zu belasten. Zudem sind Yoga oder Pilates auch Sportarten, die in Frage kommen.
Dagegen ist die beliebte Ausdauersportart Joggen für Patienten mit einer Hüftdysplasie ungeeignet, da die Gelenke hier stark belastet werden.
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