Die häufigste Ursache für einen Ermüdungsbruch im Schienbein ist eine andauernde Überbelastung vor allem bei Sportlern. Die Symptome treten vor allem während der Belastung auf und klingen in Ruhe wieder ab, sodass die Betroffenen erst relativ spät einen Arzt aufsuchen. Wie bei allen Erkrankungen gilt jedoch auch hier, je früher die Diagnose gestellt werden kann, umso besser und schneller verläuft der Heilungsprozess.
Bei einem Ermüdungsbruch handelt es sich am häufigsten um eine sogenannte Stressfraktur, die besonders bei Leistungs- und Laufsportarten vorkommt. Sie betreffen am häufigsten die untere Extremität. Aus anfänglichen kleinen Rissen entsteht schließlich ein Bruch, der oftmals erst spät diagnostiziert wird.
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Grundsätzlich wird ein Ermüdungsbruch durch eine ständige übermäßige Belastung verursacht. Dabei wird die Belastbarkeit des Schienbeinknochens über einen längeren Zeitraum über seine Fähigkeit hinaus beansprucht. Es entstehen kleine Risse und Spalten in der Knochensubstanz. Der Knochen wird dazu angeregt die Substanz ab- und aufzubauen, wodurch schließlich die Fraktur entsteht. Weiterhin kann man zwischen einem Ermüdungsbruch bei einem gesunden oder einem vorgeschädigten Knochen unterscheiden. Ist der Knochen bereits instabil zum Beispiel durch eine zugrundeliegende Osteoporose, spricht man schließlich von einer Insuffizienzfraktur. Der fragile Knochen kann einer bereits einer normalen Belastung nicht mehr standhalten und es kommt zu spontanen Frakturen.
Treten Ermüdungsbrüche bei gesunden Knochen auf, wird von einer Stressfraktur gesprochen. Sie treten besonders dann auf wenn es zu plötzlichen Veränderungen beim Training kommt. Dazu zählen Veränderungen der Laufgeschwindigkeit oder des Untergrundes oder aber auch sehr lange Laufstrecken. Auch eine sehr starke Zunahme des Gewichts kann eine Ermüdungsfraktur hervorrufen. Diese wird bei Frauen besonders durch eine schmale Wade mit wenig Muskelmasse und einem dünnen Schienbeinknochen begünstigt.
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Im Gegensatz zu einer normalen Fraktur treten die Symptome bei einer Ermüdungserscheinung eher langsam auf. Typischerweise tritt ein stechender dumpfer Schmerz zunächst bei Belastung und sportlicher Aktivität auf.
In Ruhephasen lässt der Schmerz nach und geht vorübergehen wieder weg. Da viele Patienten nicht direkt von einem Knochenbruch ausgehen, nehmen die Beschwerden immer weiter zu bis das betroffene Bein schließlich kaum oder gar nicht mehr belastet werden kann. Anders als bei einem normalen plötzlichen Knochenbruch, kommt es hier aber nicht zu einem vollständigen Funktionsverlust des Knochens. Hinzu können weitere Symptome wie Schwellungen im der betreffenden Hautabschnitt auftreten.
Schwellung zeigt sich häufig im Bereich des Fußes.
Wenn sich eine Ermüdungsbruch am Schienbein sehr langsam entwickelt kann man am Schienbein häufig eine tumorähnliche Auftreibung durch die Heilungswolke, dem sogenannten Kallus, ertasten.
Treten die Symptome an anderer Stelle auf kann es sich unter Anderem um eine Ermüdungsfraktur der Ferse handeln.
Da sich ein Ermüdungsbruch im Gegensatz zu einem akuten Trauma schleichend entwickelt, treten auch die Symptome, sprich die Schmerzen, erst schleichend auf. Die Schmerzen werden häufig von Betroffenen als Rheumabeschwerden fehlinterpretiert. Anfangs treten nur leichte Schmerzen auf und dies auch nur unter Belastung, während sie in Ruhe dann wieder verschwinden. Wird das Bein nun nicht geschont, werden die Schmerzen immer stärker und sind irgendwann nicht nur unter Belastung vorhanden, sondern dauern auch in Ruhe (auch nachts) an. Dies ist meist der Zeitpunkt, an dem die Betroffenen spätestens einen Arzt konsultieren. Im Gegensatz zu Arthrose- oder Rheumabeschwerden bessert sich der Schmerz beim Laufen.
In der Regel wird ein Ermüdungsbruch erst sehr spät diagnostiziert. Viel Sportler nehmen die anfänglichen Schmerzen im Schienbein nicht allzu ernst und hoffen auf die Verbesserung, wenn sie ein wenig mit dem Sport pausieren. Da aber die Beschwerden schlimmer werden, gehen die meisten Betroffenen erst zum Arzt, wenn sich keine Besserung zeigte und sich schon eine deutliche Leistungsminderung eingestellt hat. Der Arzt wird zunächst eine Anamnese durchführen, bei der er sich vor allem auf das Auftreten und die Dauer der Symptome konzentriert. Sie geben einen ersten Hinweis auf eine zugrundeliegende Erkrankung. Anschließend tastet der Arzt im Rahmen der klinischen Untersuch das betroffene Bein ab. Meistens wird auch das nicht schmerzende Bein untersucht um so einen Seitenvergleich zu stellen und Veränderung am erkrankten Bein leichter festzustellen. Der Patient wird eventuell Druckschmerzen bei den erkrankten Bein angeben. Die feinen Risse und Spalten kann der Arzt eher nicht ertasten.
Um einen Knochenbruch sicher zu diagnostizieren, müssen bildgebende Verfahren durchgeführt werden. In Frage kommen neben den konventionellen Röntgen auch eine Computertomographie, Magnetresonanztomographie und eine Skelettszintigraphie. Besonders die letzten beiden Methoden kommen immer häufiger bei der Diagnosestellung zum Einsatz da sie ein besonders hohe Bildqualität liefern und sehr gut auch Weichteilstrukturen darstellen können. So können Erkrankungen der umliegenden Muskel- und Sehnenstrukturen ausgeschlossen werden. Auch schmerzverursachende Knochentumore wie das Osteosarkom können mittels der genauen Untersuchungsverfahren ausgeschlossen werden. Ist die Diagnose sicher gestellt, kann der Arzt eine entsprechende Therapie einleiten.
Ermüdungsbrüche werden in der Regel konservativ behandelt. Bei komplikationslosem Vorliegen eines Knochenbruchs im Anfangsstadium, reicht es normalerweise aus, das Training, besonders das Joggen, für eine längere zeit zu pausieren. Der Schienbeinknochen hat dann genügend Zeit sich zu regenerieren und die feinen Risse und Spalten mit neuer Knochensubstanz zu füllen. Je nach körperlicher Situation und auch Alter des Patienten dauert dieser Heilungsprozess sechs bis acht Wochen oder bei schwereren Ermüdungsbrüchen sogar bis zu einem halben Jahr. Das betroffene Bein sollte gut geschont werden und demnach auch nicht vollbelastet werden.
Häufig kommen bei schwereren oder fortgeschrittenen Ermüdungsbrüchen auch Gipsverbände zum Einsatz. Sie stellen das Bein ruhig und stellen sicher, dass das Bein nicht doch belastet wird. Begleitend können schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente eingenommen werden. In extremen Fällen, kann es auch notwendig sein, dass der Bruch operativ versorgt werden muss. Dann wird der Bruch eventuell mit Schrauben und Metallplatten behandelt. Vorteil einer Operation ist die schnellere Belastbarkeit im Anschluss. Dies kann zum Beispiel der Fall sein, wenn der Riss im Knochen sehr weit in die Tiefe fortgeschritten ist. Nachdem die Heilung abgeschlossen ist, kann die Belastung wiederaufgenommen werden. Für Sportler ist es wichtig, das Training langsam aufzunehmen und die Belastung allmählich zu steigern, damit sich das Bein wieder an den Sport gewöhnen und anpassen kann.
Ein Gips ist meistens erforderlich, wenn eine Stressfraktur eingetreten ist, wenn es sich also nicht um eine Vorstufe der Ermüdungsfraktur handelt. Der Gips oder die Schiene kommt dabei zum Einsatz, um den gebrochenen Knochen zu entlasten. Meistens handelt es sich bei dem Gips um einen sogenannten Gehgips, mit dem aufgetreten werden darf. Der Gips sollte in der Regel für einen Zeitraum von zwei bis sechs Wochen zur Entlastung des Ermüdungsbruches getragen werden. Im Anschluss kann die Belastung nach und nach gesteigert werden, sowie die Behandlung durch Physiotherapie unterstützt werden.
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Schont man das Schienbein, heilt ein Ermüdungsbruch in der Regel folgenlos aus. Die Dauer der Therapie erstreckt sich meist auf sechs bis acht Wochen, anschließend kann langsam wieder vorsichtig versucht werden Sport zu betreiben. Es kann aber unter Umständen bis zu sechs Monate dauern, bis das Bein wieder vollständig sportlich belastet werden kann. Auch wenn der Prozess schleppend sein kann, sollte man nicht aus Ungeduld früher mit einer Belastung beginnen. Treten wieder Schmerzen auf, sollte die Belastung wieder reduziert werden, da es ansonsten erneut zu einer Knochenentzündung als Vorläufer eines Ermüdungsbruches kommen kann.
Bei einem diagnostizierten Ermüdungsbruch des Schienbeins oder einem drohenden Ermüdungsbruch sollte auf jeden Fall auf Sport verzichtet werden und auch sonstige unnötige Belastungen sollten vermieden werden. Gerade in einem Anfangsstadium beziehungsweise einer Vorstufe des Ermüdungsbruch, reicht diese Schonung häufig als Therapie aus. In der Zeit der Sportpause hat der Knochen nun aus eigener Kraft die Möglichkeit zu regenerieren. In der Regel sollten sechs bis acht Wochen auf Sport verzichtet werden. Die Dauer ist meist individuell unterschiedlich und richtet sich nach den Schmerzen des Patienten, sowie nach den Heilungszeichen im Röntgenbild.
Die sogenannten Stressfrakturen bei gesunden Knochen kommen am häufigsten bei Sportlern vor. Sie können eine Ermüdungsfraktur vermeiden, indem sie darauf achten, dass sie die Schienbeine nicht über eine lang andauernde Zeit einer sehr hohen Belastung aussetzen. Leistungssportler sollten ihren Trainingsplan diesbezüglich auch mit einem professionellen Trainer und einem Sportmediziner aufstellen. So kann gewährleistet werden, dass der Körper zwischen den Trainingseinheiten ausreichend Zeit erhält, um sich zu erholen und seine Ressourcen zu füllen. Ermüdungsbrüche können auch durch richtige Laufschuhe vorgebeugt werden. Wichtig sind gutsitzende Sportschuhe, die in der Lage sind, die Stöße und Veränderungen eines Laufuntergrundes abzufangen. Dadurch könne besonders die feinen Risse im Knochen vermieden werden. Auch entsprechende Einlagen können die Stoßbelastung abfedern. Demnach sollten sich Sportler und Laufanfänger für eine geeignetes Paar Laufschuhe von einem Fachmann beraten lassen.
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