Die Achillodynie betrifft vor allem jüngere Sportler. Grund der primären Achillodynie sind meist degenerative Veränderung in und um die Achillessehne mit damit verbundenen mäßigen bis starken Schmerzen vor allem bei Bewegungen. Die sekundären Verlaufsform der Achillodynie entsteht durch Veränderungen des Umfeldes bzw. der Anatomie im Bereich der Achillessehne und einer resultierenden erhöhten Reibung. Neben dem Druckschmerz im Anfangsstadium äußert sich ein Anlaufschmerz, der bei längerer Bewegung nachlässt. In späten Stadien wird der Schmerz dauerhaft. Die Ultraschalldiagnose geht der konservativen Therapie voraus. Die Therapie- Erfolgsrate der Achillodynie liegt bei 70-80%.

Achillodynie

Synonym

achillodynia

Definition

Unter einer Achillodynie versteht man ein Schmerzsyndrom im Bereich der Achillessehne von zunächst unklarer Ursache, das sowohl in Ruhe als auch bei Belastung auftreten kann und Auswirkungen auf den normalen physiologischen Bewegungsablauf nehmen kann.

Wie man eine Achillessehnenreizung richtig behandeln kann, lesen Sie im folgenden Artikel: Achillessehnenreizung - So wird sie richtig behandelt​​​​​​​

Vorkommen

Die Achillodynie ist eine sehr häufige Erkrankung, vor allem in der Sportmedizin und hier vor allem bei jüngeren Patienten.
Die meisten Patienten sind im Alter zwischen 30 und 40 und haben beim Auftreten bereits bis zu 12 Jahren Sport getrieben. In den überwiegenden Fällen sind Männer von dem Krankheitsbild betroffen. Der Grund ist nicht bekannt. Die Sportart, bei der eine Achillodynie am häufigsten vorkommt ist Leichtathletik (78%).

Ursachen und Formen

In den allermeisten Fällen ist die Achillodynie ein Syndrom, das mit sportlicher Aktivität vergesellschaftet ist. Meistens sind Sportarten betroffen, bei denen lange oder eintönige Laufarbeiten durchgeführt werden müssen. Typisch für eine Achillodynie sind bewegungsabhängige Schmerzen im Bereich der Achillessehne ca. 2-6 cm oberhalb der Ferse.
Die Ursachen einer Achillodynie liegen meistens in einer degenerativen Veränderung der Achillessehne. Deutlich wird dies u.a. durch Gefäßeinsprossungen und Gefäßneubildungen im Bereich der Achillessehne, die die Degeneration dokumentiert. Entzündliche Veränderungen im Bereich der Achillessehne finden dagegen nicht oder nur selten statt.
Die Achillodynie ist auch als Sammelbegriff für verschiedene Symptome zu verstehen (siehe Symptome). In vielen Fällen ist von den degenerativen Veränderungen auch das sogenannte Achillessehnengleitgewebe (Paratenon) betroffen.
Differentialdiagnostisch muss von der Achillodynie die Entzündung des Paratenon gesehen werden, bei der es zu einem bewegungsabhängigen Knirschen der Sehne kommen kann. In diesem Fall sind oft entzündliche Veränderungen im Bereich der Achillessehne nachweisbar.
Es gibt zahlreiche Differentialdiagnosen einer Achillodynie (siehe unten), die schnell mit einer Achillodynie verwechselt werden können.

Prinzipiell unterscheidet man primäre Achillodynien von sekundären Achillodynien:

  • Sekundäre Achillodynie:
    bei den sekundären Achillodynien liegen Umstände bzw. anatomische Gegebenheiten vor, die zu einer Mehrbelastung der Achillessehne führen. Diese Mehrbelastung führt zu den oben beschriebenen
    Symptomen im Sinne einer Achillodynie.
    Zu den Faktoren, die die Achillessehne mehr belasten, zählen:
    anatomische Verkürzungen, Entzündungen im Bereich der Gleit- und Schleimbeutel, vorangegangene Frakturen am oberen Sprunggelenk bzw. im Bereich der Tibia (Schienbein), Verdickungen der Achillessehne,
    Verkalkungen im Bereich der Achillessehne und der Gleitstrukturen.
  • Primäre Achillodynie:
    von primären Achillodynien wird dann gesprochen, wenn keiner der oben erwähnten Risikofaktoren vorliegt und wenn die Ursache für das Schmerzsyndrom nicht bekannt ist.
    Die Hauptursache einer primären Achillodynie wird in einer Überbelastung bei sportlichen Aktivitäten gesehen. Entsprechend eingeschränkt ist aus diesem Grund auch die sich daraus ergebende Behandlung einer primären Achillodynie.

Differentialdiagnosen

Eine Achillodynie kann schnell verwechselt werden mit folgenden Symptomen und Erkrankungen (Differentialdiagnosen):

  1. Postoperationszustand nach Achillessehnenruptur (siehe auch Rehabilitation nach einem AchillessehnenrissRehabilitation nach einem Achillessehenriss)
  2. Teilruptur der Achillessehne
  3. Entzündung des Paratenons
  4. Fehlstellungen der Fusszehen, der Füsse oder der Hüfte mit entsprechenden Fehlbelastungen
  5. Schleimbeutelentzündungen im Bereich der Achillessehne
  6. Stoffwechselstörungen (Xanthomatose)
  7. Frakturen des oberen Sprunggelenks(siehe auch SprunggelenksfrakturSprunggelenksbruch)
  8. Belastungsfraktur (siehe auch Ermüdungsbruch der FerseErmüdungsbruch der Ferse)

Symptome

In frühen Verlaufsformen einer Achillodynie kommt es zu einem klassischen Anlaufschmerz bei Beginn der entsprechenden Bewegung. Die Schmerzen sind punktuell im Bereich der Achillessehne vorhanden und werden teilweise auch als nach oben ziehend beschrieben. Bei längerer Belastung verschwindet der Schmerz zunehmend.

  • In frühen Stadien findet sich vor allem ein Druckschmerz im Bereich der Achillessehne, unabhängig von irgendwelchen Bewegungen.
  • In fortgeschrittenen Stadien kann es bereits zu einem Ruheschmerz kommen. Die Achillessehne verdickt sich während des Laufens und macht schon alleine durch diese Verdickung einen zusätzlichen bewegungsabhängigen Schmerz.
    Die Verdickung ist meistens dann auch tastbar. Begleitend zu den Schmerzen kann es auch zu Bewegungsbeeinträchtigungen kommen.
  • In späten Stadien ist fast immer ein Dauerbelastungsschmerz vorhanden.

Viele weitere Informationen zu den Symptomen einer Achillodynie finden Sie hier.

Die Betroffenen beschreiben die Schmerzen meist als diffus, also nicht nur auf einen Punkt begrenzt und von dumpfem bis hin zu stechendem Charakter. Ebenfalls kann der distale Anteil der Sehne, also der Teil, der nahe an der Ferse lokalisiert ist, verdickt und geschwollen sein und die Sehne ist nicht mehr gegen das darunter liegende Gewebe verschieblich, was bei einer gesunden Sehne möglich wäre.

Bei einer lang andauernden Achillodynie, bei der kleine Verletzungen der Sehne durch Bildung von Narbengewebe ausheilen, kann sich die Verdickung der Sehne bis hin zu einer Knotenbildung entwickeln, die man dann sogar von außen ertasten kann. Wenn der Fuß bewegt wird, kann eine Achillodynie manchmal sogar in Form eines reibenden Geräuschs, so genannter Krepitationen, zu hören oder die Reibung zu tasten sein. Des Weiteren können die Bewegungen, die mit Hilfe der Achillessehne ausgeführt werden, bei einer Achillodynie nur noch schwer und unter Schmerzen ausgeübt werden. Die hiervon betroffenen Bewegungsabläufe sind insbesondere der Zehenspitzenstand, das Laufen und das Springen. Diese Bewegungen kommen durch die Kontraktion der Wadenmuskulatur zustande, indem die hierbei entstehende Kraft mittels der Achillessehne auf die Fußknochen übertragen wird.

Aber auch passive Bewegung der Achillessehne, also deren Dehnung, führt bei Achillodynie zu Schmerzen, beispielsweise bei dem Gang auf den Fußhacken oder beim Heranziehen der Fußzehen in Richtung der Nasenspitze. Häufig liegt bei der Achillodynie auch eine Druckschmerzhaftigkeit über der betroffenen Sehne vor. Das heißt, dass Schmerzen auch durch Druck von außen auf die Sehne verursacht werden können. Des Weiteren liegt manchmal auch eine Rötung und Überwärmung der Haut über der Achillessehne vor, die auf einer dem Sehnenverschleiß folgenden möglichen Entzündung beruhen.

Im Gegensatz zur akuten Schädigung der Achillessehne, bei der die Schmerzen innerhalb kürzester Zeit so stark sind, dass der Betroffenen nicht mehr laufen kann, ist die Achillodynie eine degenerative Erkrankung. Hierbei kommt es durch altersbedingte Abnutzung, viel häufiger aber bei Sportlern durch Überlastung oder jahrelange Fehlbelastung der Sehne zu kleinen Verletzungen der Sehne, die in deren Verschleiß resultieren. Da meist nur eine Achillessehne davon betroffen ist, tritt die Achillodynie typischerweise auch nur einseitig auf. Selten können auch beide Sehnen von der Achillodynie betroffen sein.

Diagnose

Da das Auftreten einer Achillodynie einem speziellen Patientenklientel zugeordnet werden kann, ist eine genaue Befragung und Untersuchung von großer Bedeutung:

Krankenbefragung:
Hierbei sollte speziell nach dem Zeitraum des Auftretens der Schmerzen gefragt werden, und ob entsprechende Sportarten in Form von Leistungssport ausgeübt werden.
Besonders Ballsportarten, sowie Leichtathletik sind besonders hinweisend auf einen entsprechenden degenerativen Prozess.

Körperliche Untersuchung:
Zunächst wird die Achillessehne beim entlasteten Bein betastet. Kommt es zu einem bewegungsunabhängigen Druckschmerz oberhalb des Fersenbeines ist von einem eher früheren Stadium der Achillodynie auszugehen. Ist die gesamte Achillessehne bereits spindelförmig verdickt und teigig geschwollen (besonders nach sportlichen Aktivitäten) spricht man von einem vorangeschrittenen Verlauf.
Die Untersuchung der getragenen Schuhe kann Hinweise auf eine Fehlstellung der Füsse und der Beine geben.
Als bildgebendes Verfahren wird zunächst der Ultraschall angewendet. Er gibt verschiedene Hinweise auf das Vorliegen einer Achillodynie :

  • Neben einer verdickte Achillessehne (dicker als 5 mm)
  • lassen sich degenerative Veränderungen im Seitenvergleich, sowie das
  • Vorhandensein von eingesprossten Blutgefäßen darstellen und weisen auf eine Achillodynie hin.

Ein Röntgenbild kann die Achillessehne in den meisten Fällen nur dann darstellen, wenn eine bestimmte Verkalkung bereits begonnen hat. Mit Hilfe der Röntgenaufnahme können aber Ursachen, die zu einer sekundären Achillodynie führen können, erkannt bzw. ausgeschlossen werden. Ergänzend kann noch ein MRT der Achillessehne durchgeführt werden, bei der die Sehne, die Muskeln und der Knochen parallel dargestellt und beurteilt werden können. Führen alle diagnostische Verfahren zu keinem Ergebnis, muss darüber nachgedacht werden, eine laborchemische Untersuchung einzuleiten, bei der Cholesterin und andere Blutfette bestimmt werden.

Therapie / Behandlung

In vielen Fällen ist eine spezielle Behandlung nicht nötig und es kommt zu einer Spontanheilung einer Achillodynie.
Hauptvorgehensweise bei Vorhandensein dieser degenerativen Erkrankung ist die schnelle Reduktion der auslösenden körperlichen Belastung. Die zu der Belastung führenden Sportart sollte schnell reduziert bzw. ganz unterlassen werden. Des Weiteren sollte eine entsprechende Schuheinlage gewählt und hergestellt werden, die den Überbelastungen der Achillessehne beim Laufen entgegenwirkt.
Die weitere Behandlung einer Achillodynie erfolgt in allen Fällen konservativ. Eine operative Therapie ist nicht erforderlich:

  • Die symptomatische Therapie wird mittels Ruhigstellung des Beines während eines Schmerzschubes eingeleitet.
  • Maßnahmen, die die Durchblutung der Sehne fördern, sollten ebenfalls ergriffen werden. Hierzu zählt die Reizstrombehandlung sowie das Warmhalten des Fusses und der Ferse während den sportlichen Aktivitäten.
  • Im sportfreien Intervall kann hingegen versucht werden mit Kälteanwendung den Schmerz zu reduzieren.
  • Medikamentös stehen alle Schmerzmittel der Orthopädie zur Verfügung, wobei eine Daueranwendung vermieden werden sollte.
  • Ergänzend zu den nichtmedikamentösen Behandlungen sollte des Weiteren eine ausgereifte Physiotherapie erfolgen, die sich vor allem mit den Fehlbelastungen und entsprechenden alternativen Bewegungen beschäftigt.

Die Behandlung einer Achillodynie ist in 70-80% der Fälle erfolgreich und die Patienten können nach entsprechender Behandlungszeit ihr Sportprogramm wieder aufnehmen.

Physiotherapie

Eine Physiotherapie ist, neben anderen Möglichkeiten eine Achillodynie zu therapieren, eine wirksame Methode, die Beschwerden zu beseitigen, welche bei dem Erkrankungsbild der Achillodynie auftreten. Je nachdem, in welchem Stadium sich die Entzündung der Achillessehne befindet, kommen unterschiedliche Methoden der Physiotherapie zum Einsatz. So sollte bei bestehender Schmerzsymptomatik und vor allem dann, wenn gleichzeitig andere Symptome wie eine Rötung oder Schwellung der Sehne auftreten, schonende Therapieformen gewählt werden.

Generell sollte zunächst die Ursache der Erkrankung festgestellt werden, damit diese zunächst vermieden oder beseitigt werden kann. Eine Physiotherapie kann den Heilungsprozess nach der Elimination der auslösenden Ursache unterstützen und eine sinnvolle Therapieoption darstellen. Wichtig ist jedoch, dass der oder die behandelnde(r) Physiotherapeut(in) Übungen vermittelt, welche auch zuhause ausgeübt werden können. Besonders durch das konsequente Ausüben dieser Übungen, auch zuhause, kann eine begleitende Physiotherapie bei einer Achillodynie positiv für den individuellen Heilungsverlauf sein.

Tapen / Kinesiotape

Die Therapie der Achillodynie mithilfe eines „Tapes“, auch Kinesiotape genannt, soll günstig auf den Heilungsverlauf wirken sowie eine Verbesserung der Stabilität der Achillessehne erreichen. Hierbei wird das entsprechende Tape so am Fuß und dem Unterschenkel angebracht, sodass eine Stabilität der Sehne erreicht wird.

Ob eine solche Therapie mit einem Tape tatsächlich eine wissenschaftlich nachweisliche Wirkung zeigen kann, ist jedoch umstritten. Generell gilt, dass die Behandlung mit Tape bei einer vorliegenden Achillodynie keinen Schaden hervorrufen kann. Es sollte beachtet werden, den entsprechenden Fuß zunächst nicht zu belasten, auch wenn dies subjektiv durch das Tape möglich wäre. Dies ist besonders für Sportler wichtig, welche häufig an einer Achillodynie erkranken. Die Gefahr der Verschlimmerung der Erkrankung bei einer kontinuierlichen Belastung trotz der Beschwerden ist in diesen Fällen sehr hoch und sollte vermieden werden. So sollte trotz der Behandlung mit dem Tape nach der auslösenden Ursache der Erkrankung gesucht werden. Nur durch eine Elimination des auslösenden Faktors kann eine wiederauftretende Achillodynie auf längere Zeit verhindert werden.

Viele weitere Informationen zum Taping finden Sie unter: Tapen einer Achillodynie

Stoßwellentherapie

Eine weitere Therapieoption bei hartnäckiger, therapieresistenter Achillodynie ist die sogenannte Extrakorporale fokussierte Stoßwellentherapie (EWTS). Sie zählt nicht zu den Behandlungsmethoden, die von der Krankenkasse erstattet werden, muss also falls gewünscht vom Patient privat bezahlt werden. Die Krankenkasse erkennt eine Stoßwellentherapie zur Behandlung der Achillodynie nicht an, weil ein eindeutiger und endgültiger Wirksamkeitsnachweis fehlt. Bisher ist es keiner wissenschaftlichen Studie gelungen, einen direkten Heilungseffekt nachzuweisen. Dennoch gibt es einige Hinweise darauf, dass eine extrakorporale Stoßwellentherapie zur Behandlung der Achillodynie hilfreich sein könnte, weswegen es einige Ärzte gibt, die diese Therapieoption anbieten und in bestimmten Fällen empfehlen.

Stoßwellen sind kurze Druckwellen, die sich mit Schallgeschwindigkeit ausbreiten nachdem sie von einem kleinen Gerät, welches außerhalb des Körpers verbleibt, ausgesandt wurden. Im orthopädischen Bereich finden vor allem niederenergetische Stoßwellen Einsatz. Diese stehen im Gegensatz zu den etwas bekannteren hochenergetischen Stoßwellen, die beispielsweise zur minimalinvasiven Gallensteinzertrümmerung verwendet werden. Die Stoßwellen breiten sich in weicherem Gewebe – zum Beispiel Wasser, aber auch Fett, Muskeln und andere Weichteile - ohne Energieverlust aus; sie gleiten quasi durch diese Strukturen hindurch.

Kommen die Stoßwellen allerdings in Kontakt mit einer harten Substanz – also beispielsweise einem Knochen oder einer verhärteten, verdickten Sehne – wird die Ausbreitung gestoppt und die Energie der Welle entlädt sich. Die freigesetzte Energie verbleibt dabei am Ort des Auftreffens. Eine heilende Wirkung lässt sich eventuell über eine Art der Stimulation von Zellen durch die Stoßwellen erklären. Ein solcher Stimulus könnte zu einer Anregung der Zellen führen, sich selbst zu erneuern und zu regenerieren. Unter Umständen wird der Stoffwechsel der Zellen aktiviert, was zu einer schnelleren Heilung führen könnte.

Nichtsdestotrotz berichten viele schmerzgeplagte Patienten über eine deutliche Besserung ihrer Symptome, so dass die Stoßwellentherapie eine für den Patienten angenehme Therapieoption bleibt, da keine weitere Bildgebung nötig ist und sie unkompliziert und schmerzfrei durchgeführt werden kann. Da sie im Allgemeinen ohne großes Risiko ist, steht einem Therapieversuch bei langanhaltenden therapieresistenten Beschwerden wenig im Weg. Wie bereits erwähnt fehlt allerdings ein eindeutiger wissenschaftlicher Beleg über die Wirksamkeit und den Wirkmechanismus. Auch wenn viele Patienten sehr positive Erfahrungen machen, sollte man sich deshalb vor Wunderheilungen durch private Anbieter in Acht nehmen und jede weitere (zum Teil sehr kostspielige) Behandlungssitzung kritisch hinterfragen. Letztlich obliegt es jedem Patienten selbst über Kosten einer solchen Therapie und ihren eventuellen Nutzen zu entscheiden.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Stoßwellentherapie

Bandage

Bandagen bieten sich ähnlich zu einer Behandlung im Gips zur Therapie einer Achillodynie an, sobald eine anderweitige Schonung und Ruhigstellung schlecht bis gar nicht umsetzbar ist. Eine Fixierung mit Bandagen in der sogenannten Spitzfußstellung, bei der der Zehenstand imitiert wird, führt direkt nach dem akut aufgetretenen Schmerzereignis zur Entlastung und lindert damit Schmerzen.

Sportbandagen können nach Anpassung und Erklärung durch einen erfahrenen Orthopäden auch nach Ausheilung einer akuten Achillodynie zur Stabilisierung und Unterstützung getragen werden, um zukünftige Überlastungen und Reizungen zu vermeiden. Bandagen aller Art bleiben damit aber immer ein zusätzlicher Bestandteil des Behandlungskonzeptes und finden nur sehr selten alleinige Anwendung.

Homöopathie bei Achillodynie

Bestimmten homöopathischen Medikamenten wird ein positiver Effekt auf die Heilung einer Achillodynie zugeschrieben. Typische homöopathische Mittel, welche bei diesem Symptombild häufig empfohlen werden sind Arnica, Bryona, Rhus toxicodendron oder Apis mellifica.

Einen wissenschaftlichen Wirkungsnachweis konnte bisher keines dieser homöopathischen Medikamente nachweisen. Aus diesem Grund kann eine Behandlung allein mit homöopathischen Mitteln bei einer vorliegenden Achillodynie nicht empfohlen werden. Besonders dann, wenn die Beschwerden nach einigen Tagen nicht nachlassen oder schlimmer werden, sowie wenn Rötungen, Schwellungen oder eine erwärmte Haut auftreten, sollte ein Arzt zur Abklärung der Ursache aufgesucht werden.

Im Laufe der Therapie spricht jedoch nichts gegen die gleichzeitige Einnahme von homöopathischen Mitteln, wenn gleichzeitig die Hinweise und Therapiepläne des behandelnden Arztes beachtet werden. Wichtig ist es, eine Belastung der Achillessehne zunächst zu vermeiden, um eine Verschlimmerung der Erkrankung zu verhindern.

Verlauf

Der Verlauf der Achillodynie kann meist bestimmten Stadien zugeordnet werden. Zu Beginn, wenn der Sehnenverschleiß noch nicht sehr ausgeprägt vorhanden ist, treten Schmerzen lediglich nach intensiver und ungewohnter Belastung in Form eines Stechens oder Zwickens auf. Die Schmerzen beginnen meist einen Tag nach der überlastenden Aktivität und bilden sich allmählich in den folgenden Tagen wieder zurück. Da die Sehne in diesem Krankheitsstadium noch nicht unwiderruflich geschädigt ist, ist es sehr wichtig, die beim Sport auftretenden Schmerzen ernst zu nehmen und sich zu schonen.

Ohne die Schonung und die Ausheilung der von Mikrotraumen betroffenen Sehne schreitet deren Verschleiß weiter fort und folglich kommt es dann schon bei leichter bis mäßiger Belastung des Fußes zu den Schmerzen. Zwar verschwinden die Schmerzen in diesem Krankheitsstadium auch dann noch wieder, wenn man den Fuß entsprechend schont, jedoch treten sie bei sportlicher Aktivität in der Regel erneut auf, da die Sehne schon so weit geschädigt wurde, dass deren vollständige Regeneration durch Schonen nicht mehr erreicht werden kann.

Typisch in diesem Stadium der Achillodynie ist, dass der Schmerz meist zu Beginn der sportlichen Aktivität aus Ruhesituationen heraus auftritt, wie beispielsweise morgens nach dem Aufstehen, was man als so genannten Anlaufschmerz bezeichnet. Typisch ist auch, dass der Schmerz nach dieser Anfangsbelastung wieder besser wird und danach häufig schmerzfrei weitertrainieren kann. Schreitet der Verschleiß der Sehne noch weiter fort, so beschränken sich die Schmerzen nicht mehr nur auf die sportliche Aktivität, sondern treten auch bei alltäglichen Bewegungen wie dem normalen Laufen auf, wodurch ein hoher Leidensdruck und eine enorme Einschränkung der Lebensqualität verursacht wird. Schließlich kann ein Dauerschmerz resultieren, der konstant auch in Ruhe vorhanden ist.

Dauer

Die Dauer einer Achillodynie hängt ganz entscheidend von der Art des Krankheitsverlaufes ab; je nachdem ob man es mit einer akuten oder chronischen Achillodynie zu tun hat, kann man mit einigen Tagen oder sogar mehreren Jahren rechnen. Beachtet man wichtige Warnsignale des Körpers aber bereits frühzeitig, lässt sich ein langwieriger chronischer Verlauf nahezu immer vermeiden und nach einigen Tagen Schonung und Kühlung sind die Beschwerden wieder verschwunden.

Komplizierter gestaltet sich der Heilungsverlauf bei besonders starker Ausprägung des Krankheitsbildes und/ oder einer bereits bestehenden Chronifizierung. Auch die Dauer bis es zu einer Achillodynie kommt ist von Patient zu Patient sehr unterschiedlich. Einige laufen Marathondistanzen ohne jemals Symptome der Überlastung zu spüren, wohingegen andere bereits nach einem lockeren 5 km- Lauf schmerzgeplagt sind. Hierbei spielt die persönliche anatomische Situation und die Veranlagung, aber auch der Trainings- und vor allem Dehnungszustand eine wichtige Rolle.

Prophylaxe durch Dehnübungen

Da der häufigste Grund der Achillodynie die Überlastung der Achillessehne ist, ist es essentiell diese Sehne gerade bei sportlicher Betätigung gut vorzubereiten, aufzuwärmen und anschließend die Achillessehne zu dehnen. Gute Dehnübungen für die Achillessehne imitieren das Gegenteil davon, was die Sehne eigentlich leistet. Während die Achillessehne normalerweise also den Vorfuß kräftig nach unten zieht (uns quasi auf den Zehenspitzen stehen lässt), besteht die optimale Dehnung darin, den Vorfuß mit den Zehenspitzen nach oben zu ziehen.

Die kraftvollste Variante dieser Dehnung umfasst gleich die gesamte Beinrückseitenmuskulatur: Im Stehen legt man einen Fuß etwas erhöht auf eine Stufe oder einen Hocker und zieht die Zehen Richtung Körper heran. Je nach Dehnungsgrad kann die Hand die Zehen greifen und den Zug zum Körper hin noch weiter verstärken.
Auch mit Hilfe einer Treppenstufe lässt sich die Achillessehen hervorragend dehnen: Hierfür steht ein Fuß komplett auf der Stufe, während die Ferse des anderen über die Stufe hinausragt. Diese Ferse kann nun vorsichtig mit Hilfe des eigenen Körpergewichtes nach unten geschoben werden. Das andere Bein dient als Standbein und trägt das Hauptgewicht.

Gerade Ungedehnte sollten allerdings am Anfang lieber langsamer und vorsichtiger dehnen, da sonst Muskel- oder Sehnenrisse und schmerzhafte Überdehnungen drohen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Achillessehne dehnen

Zusammenfassung

Die Achillodynie ist eine sehr häufige Erkrankung, die vor allem jüngere Sportler betrifft. Grund sind meistens degenerative Veränderung in und um die Achillessehne mit damit verbundenen mäßigen bis starken Schmerzen vor allem bei Bewegungen.
Es werden primäre und sekundäre Verläufe unterschieden:

  • Zu den sekundären Verlaufsformen zählen Erkrankungen, die das Umfeld bzw. die Anatomie im Bereich der Achillessehne verändern und so zu einer erhöhten Reibung führen. Zu nennen wären hier Situationen nach einer Operation, Entzündungen der Schleimbeutel, Verletzungen der Gelenke und Frakturen des oberen Sprunggelenkes.
  • Die primäre Verlaufsform ist meistens degenerativer Natur.

Entzündliche Veränderungen sprechen eher gegen eine Achillodynie.

Es lassen sich stadienabhängige Symptome finden:

  • Im Anfangsstadium spürt der Patient meistens einen Anlaufschmerz, der sich aber bei längerer Bewegung wieder zurückbildet.
    Ebenfalls im Anfangsstadium einer Achillodynie ist der Druckschmerz im Bereich der Achillessehne.
  • In fortgeschrittenem Stadium kommt es zum Dauerschmerz und zum Ruheschmerz.
    Des weiteren schwillt die Achillessehne ödematös (Schwellung mit Wassereinlagerungen) an und ist als verdicktes Areal über dem Fersenbein zu tasten.

Diagnostisch wird zunächst der Patient nach Vorkommen, Zeit und ausgeübter Sportart befragt. Es folgt das Betasten der Achillessehne. Als bildgebende Diagnostik wird der Ultraschall durchgeführt, bei dem degenerative Veränderungen sowie Gefäßeinsprossungen im Bereich der Achillessehne sichtbar gemacht werden können.

Eine Röntgenaufnahme zeigt die Achillessehne in der Regel nur dann, wenn sie stark verkalkt ist. Allerdings können degenerative Veränderung in der Umgebung der Achillessehne sowie Frakturen ausgeschlossen werden.
In seltenen Fällen sollte eine Magnetresonanztomografie durchgeführt werden, in der Muskel, Sehne und Knochen genauer dargestellt werden können.
Eine Achillodynie wird ausschließlich konservativ behandelt. Zunächst sollte die Ausübung der auslösenden Sportart eingeschränkt werden. Das Schuhwerk sollte überprüft und ggfs mittels Schuheinlagen versorgt werden. Des weiteren sollte die Blutversorgung durch Warmhalten des Fusses gewährleistet werden.
Die konservative Therapie wird mittels Physiotherapie mit Reizstrom und Kälteanwendungen abgerundet. Die Erfolgsrate liegt bei 70-80%.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 28.06.2012 - Letzte Änderung: 30.03.2024