Achillessehne

Die Achillessehne ist die gemeinsame Endstrecke des aus drei Muskeln bestehenden Musculus triceps surae am Unterschenkel. Sie setzt am Fersenbein an und ist zum Beispiel daran beteiligt auf den Zehen stehen zu können. Die Auslösung des Achillessehnenreflexes gehört zur Standarduntersuchung in der Neurologie.

Achillessehne

Definition

Synonyme: Tendo calcaneus (lat.)

Die als Achillessehne bezeichnete Struktur ist die Ansatzsehne des dreiköpfigen Muskels (Musculus triceps surae) des Unterschenkels. Sie ist die dickste und stärkste Sehne des menschlichen Körpers.

Anatomie der Achillessehne

Die Achillessehne ist die dickste und stärkste Sehne des menschlichen Körpers. Eine Sehne ist der Teil eines Muskels, der den Muskel mit dem Knochen verbindet und besteht aus Bindegewebe. Die Achillessehne misst in ihrer Länge etwa 20 Zentimeter, ist von einer Sehnenscheide umhüllt und besteht aus mehreren Sehnenbündeln, die sich wiederum aus Bindegewebsfasern zusammensetzen. Der Musculus triceps surae besteht – wie der Name sagt – aus 3 Muskelköpfen. Zwei davon gehören zum Wadenmuskel (Musculus gastrocnemius), einer davon gehört zum Schollenmuskel (Musculus soleus).

Alle drei Muskelköpfe vereinigen sich in ihrem Verlauf zu einer Achillessehne, mit der sie am Fersenbein (Calcaneus) ansetzen. Die Achillessehne setzt an der gesamten Breite des hier gelegenen Knochenvorsprungs, dem Tuber calcanei, an. Über den oberen Teil dieses Knochenvorsprungs zieht die Achillessehne hinweg, um dann ein Stück weiter unten am Knochen anzusetzen. Damit in diesem Bereich die Sehne nicht direkt am Knochen anliegt, befindet sich hier zwischen der Achillessehne und dem Knochen ein Schleimbeutel (Bursa tendinis calcanei). Ein Schleimbeutel ist ein kleines flüssigkeitsgefülltes Säckchen, der dazu dient, den Druck und die Reibung zwischen Sehne, Muskel und Knochen zu reduzieren.
Am Knochenansatz ist die Achillessehne am breitesten, im Verlauf nach oben verjüngt sie sich. Die schmalste Stelle liegt etwa 4cm über dem Knochenansatz, die sogenannte ´´Achillessehnentaille´´, danach verläuft sie sich immer breiter werdend im dreiköpfigen Wadenmuskel. Dieser setzt sich aus zwei Einzelmuskeln zusammen: einem zweiköpfigen Waden- (Musculus gastrocnemius), der beidseitig am Oberschenkelknochen (Femur) in der Kniekehle entspringt, und einem einköpfigen Schollenmuskel (Musculus soleus) zusammen. Der Schollenmuskel hat seinen Ursprung an der Hinterseite des Schienbeins (Tibia) sowie am Wadenbeinköpfchen (Fibula).
Die Achillessehne überträgt die Kraft dieses großen dreiköpfigen Wadenmuskels. Dadurch werden vor allem die kraftvolle Beugung des Fußes in Richtung der Fußsohle (Plantarflexion) und die Hebung des inneren Fußrandes bei gleichzeitiger Senkung des äußeren (Supination) ermöglicht. Die Achillessehne verläuft in einem gewissen Abstand zum Unterschenkelknochen, eingebettet zwischen dem oberflächlichen und dem tiefen Blatt der sogenannten Unterschenkelfaszie einer umhüllenden Bindegewebeschicht. Ebenfalls von diesen beiden Faszienblättern eingeschlossen liegt ein Fettkörper (Corpus adiposum subachilleum), der den Raum zwischen der Achillessehne und dem Unterschenkelknochen ausfüllt. Die Haut über der Achillessehne ist relativ dünn und gut verschieblich, deshalb ist die Achillessehne selbst gut von außen tastbar. Die Äste der hinteren Schienbeinarterie (Arteria tibialis posterior) und der Wadeinbeinarterie (Arteria fibularis) versorgen die Achillessehne mit Blut. Die Innervation des dreiköpfigen Wadenmuskels und der Achillessehne erfolgt über den Schienbeinnerv (Nervus tibialis), der aus dem Ischiasnerv (Nervus ischiadicus) entspringt.

Abbildung der Achillessehne

  1. Achillessehne -
    Tendo calcaneus
  2. Innerer Wadenmuskel -
    M. gastrocnemius,
    Caput mediale
  3. Äußerer Wadenmuskel -
    M. gastrocnemius,
    Caput laterale
  4. Sohlenmuskel - M.plantaris
  5. Schollenmuskel -
    Musculus soleus
  6. Langer Wadenbeinmuskel -
    Musculus fibularis longus
  7. Schienbeinknöchel -
    Malleolus medialis
  8. Halteband der Beugersehne -
    Retinaculum musculorum
    flexorum
  9. Fersenbeinhöcker -
    Tuber calcanei
  10. Würfelbein - Os cuboideum
  11. Vorderer Schienbeinmuskel -
    Musculus tibialis anterior
  12. Langer Zehenstrecker -
    Musculus extensor digitorum longus
  13. Kurzer Wadenbeinmuskel -
    Musculus fibularis brevis
  14. Oberes Halteband der
    Wadenbeinmuskelsehne -
    Retinaculum musculorum fibularium superius

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Funktion der Achillessehne

Kontrahiert sich der Musculus triceps surae, so führt dies – über die Achillessehne – zu einer Plantarflexion. Das ist die Bewegung, die man durchführt, wenn man sich auf Zehenspitzen stellt. Auch an der Supination (nach innen Drehen des Fußes, wie wenn man versucht, seine Fußsohle zu sehen) ist der Muskel mit seiner Achillessehne beteiligt.

Der Achillesehnenreflex

Die Prüfung des Achillessehnenreflexes ist unter anderem in der Neurologie Teil der Standard-Untersuchung des Patienten. Hierbei dehnt der Untersucher den Muskel (und also auch die Sehne) des Patienten in der Regel etwas vor, indem er den Vorfuß ein Stück nach oben drückt/ zieht und schlägt dann mit dem Reflexhammer auf die Sehne.
Bei intaktem Reflex bewegt sich der Fuß bodenwärts (Plantarflexion). Die Verschaltung des Reflexes läuft über den Nervus tibialis und die Rückenmarkssegmente S1 und S2.

Namensgebung der Achillessehne

Achill (Achilleus) war ein Held der griechischen Mythologie, der als Sohn einer göttlichen Mutter und eines menschlichen Vaters sterblich war. Seine Mutter Thetis wollte ihn jedoch zumindest unverwundbar machen und badete ihn zu diesem Zwecke in dem Fluss Styx, der die Unterwelt von der Oberwelt trennte. Doch die Ferse, an der sie ihn festhielt, als sie ihn eintauchte, kam nicht mit dem Wasser in Berührung und wurde so seine einzige verwundbare Stelle, die „Achillesferse“. Später sollte es ein giftiger Pfeil sein, der ihn genau dort traf und tötete.

Dehnen der Achillessehne

Besonders in der Achillessehne kommt es häufig zu Sehnenverkürzungen, die sehr schmerzhaft sein können. Die beste Therapie bei akuten Beschwerden stellen Dehnübungen dar, möglichst mehrmals am Tag und jeweils für ca. 30 Sekunden. Beispielsweise kann man mit einem einfachen Ausfallschritt nach vorne, wenn das Bein der betroffenen Seite hinten steht, eine Dehnung der Achillessehne erreichen. Dazu richtet man den Oberkörper auf und beugt das vordere Bein, das hintere Bein steht fest auf dem Boden und die Ferse wird nach unten gedrückt. Im Alltag eignen sich Treppenstufen, um die Achillessehne zu dehnen, indem man sich nur mit dem Vorderfuß auf die Stufe stellt und die betroffene Ferse langsam über den Rand nach unten hängen lässt. Wenn bei der Dehnung Schmerzen auftreten, sollte man das Dehnen sofort einstellen und sich physiotherapeutisch beraten lassen. Aber auch chronische Entzündungen der Achillessehne, wie sie häufig bei Sportlern vorkommen, können durch solche Dehnübungen therapiert werden und die damit oft einhergehenden Schmerzen lassen nach.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Dehnen der Achillessehne

Tapen der Achillessehne

Unter Taping versteht man das Aufbringen eines funktionellen Pflasterklebebandes, welches die behandelten Gelenke oder Muskeln nicht vollständig ruhig stellt, sondern nur unerwünschte oder übermäßige Bewegungen verhindert.
Damit können Tapeverbände die Stabilität des Muskel- und Knochenapparates unterstützen. Im Bezug auf die Achillessehne kann Taping bei Schmerzen, Verkürzungen und Überlastungen helfen, spielt aber besonders bei der Vorbeugung von Beschwerden der Achillessehne eine Rolle.
Damit ein Tapeverband seine diese Funktion tatsächlich erfüllen kann, sollte er unter fachmännischer Anleitung angelegt werden.
Es werden streifenförmige Tapes parallel zur Achillessehne am Fersenbein, dem hinteren Wadenbein und unter den Fuß geklebt, um die Achillessehne zu entlasten und das Fußgelenk zu stabilisieren. Die Entscheidung für einen Tapeverband der Achillessehne sollte zudem immer von einem Arzt oder Therapeuten getroffen werden.
Ein Kinesiotape-Verband bietet der Achillessehne keinen Halt, es ist kein Ersatz für eine Schiene oder Achillessehnenbandage, es kann lediglich Beschwerden und Schmerzen lindern.
Akute Verletzungen und Schwellungen oder äußere Verletzungen sprechen gegen die Verwendung eines Tapeverbandes und sollten von einem Arzt oder Physiotherapeuten untersucht werden. Auch bei Achillessehnenentzündungen oder Achillessehnenteilrisse reicht ein Taping nicht mehr aus.
Erst im Endstadium der Genesung nach einer Therapie kann ein Tape wieder als mechanische Unterstützung der Achillessehne eingesetzt werden, um das Fußgelenk zu stabilisieren.

Weitere Informationen hierzu erhalten Sie auch unter unserem Thema: Tapen bei einer Achillessehnenentzündung

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 24.05.2012 - Letzte Änderung: 25.07.2023