Der Daumen hat eine Sonderrolle unter den Fingern. Er ist der erste Finger und kann den anderen vier Fingern gegenüber gestellt werden. Durch ihn kann der Mensch greifen. Der Daumen besteht aus zwei Fingerknochen. Das Daumensattelgelenk, zwischen dem großen Vieleckbein und dem ersten Mittelhandknochen, optimiert die Greiffunktion.
Die Germanen bezeichneten den Daumen früher als "Dumo" oder "Dume", was soviel wie "der Dicke" oder "der Starke" zum Ausdruck bringen sollte. Im Laufe der Zeit entwickelte sich aus dieser Bezeichnung dann unser heutiges Wort "Daumen“.
Der Daumen (Pollex) bildet den ersten Finger einer Hand und kann den anderen vier Fingern gegenübergestellt (opponiert) werden. Aufgrund dieser anatomischen Besonderheit und der damit einhergehenden umfangreicheren Bewegungsoptionen wird dem Daumen eine Sonderrolle unter den Fingern eingeräumt. Jeder Finger weist drei Fingerknochen (Phalanx) auf.
Der Daumen jedoch bildet auch hier die Ausnahme und besteht aus lediglich zwei Fingerknochen. Einem, näher am Körperstamm gelegenen Phalanx proximalis und einem, weiter vom Körper entfernten Phalanx distalis. Die Frage, aus welchem Grund gerade der Daumen aus lediglich zwei Fingerknochen (Phalanx) besteht, beschäftigt die Anatomen seit Anbeginn der Zeitrechnung und kann bis heute nicht sicher beantwortet werden.
Das Daumensattelgelenk (Articulatio carpometacarpalis pollicis) verleiht dem Daumen seine Besonderheit im Bezug auf die restlichen Finger und optimiert die Greiffunktion der Hand enorm. Das Daumensattelgelenk befindet sich zwischen dem großen Vieleckbein (Os trapezium) und dem ersten Mittelhandknochen. Die Gelenkoberfläche der Knochen weist hier sowohl konkave (nach innen geneigte), als auch konvexe (nach außen geneigte) Areale auf. Aus diesem Grund können die Knochen vor und zurück oder von einer Seite zur anderen bewegt werden. Drehungen (Rotationen) hingegen sind nur begrenzt möglich. Durch die Tatsache, dass Bewegungen bei diesem Gelenk in zwei Achsen möglich sind, ähnelt es einem herkömmlichen Kugelgelenk.
Zahlreiche Bänder stabilisieren das Sattelgelenk des Daumens, wobei diese von Hüllen aus sehnigem Bindegewebe umgeben sind, den Sehnenscheiden. Diese Schutzhüllen verhindern, dass Bänder, Nerven und umliegende Gefäße bei der Kontraktion der Unterarmmuskeln stark strapaziert und womöglich geschädigt werden.
Die lange Streckersehne (Flexorsehne) des Daumens besitzt sogar eine eigene Sehnenscheide. Zu den Streckern des Daumensattelgelenks gehören der Musculus extensor pollicis brevis, Musculus pollicis longus und Musculus abductor pollicis longus.
Musculus flexor pollicis brevis, Musculus flexor pollicis longus, Musculus abductor pollicis brevis, Musculus opponens pollicis und Musculus adductor pollicis werden in erster Linie zu den Beugern des Daumensattelgelenks gezählt (siehe auch Handmuskulatur).
In der Gruppe der über 50jährigen Frauen klagt bereits jede zweite über Probleme und Schmerzen am Daumen. Bei den Männern hingegen ist es nur jeder zehnte. Erklären kann man sich das durch den hormonellen Einfluss, den die Frauen in ihren Wechseljahren ausgesetzt sind-die verminderte Produktion von Östrogenen (den weiblichen Geschlechtshormonen), macht die Gelenke, Nerven, Bänder und Sehen offenbar empfindlicher und anfälliger für Erkrankungen.
Der Schmerz kann sich als ziehend, bohrend, einschießend oder stechend präsentieren, vor allem bei Bewegung jeglicher Art. Da man den Daumen allerdings bei so ziemlich jeder Bewegung benötigt, schmerzt er permanent und kann zu einer starken Bewegungseinschränkung führen. In Extremfällen kann dies bis zur Berufsunfähigkeit führen.
Bei der Daumensattelgelenksarthrose rühren die Schmerzen vom Verschleiß des Daumens her. Vom Verschleiß betroffen ist hier der untere Teil des Daumens, das Daumensattelgelenk (das ist das, was sich ganz nah am Handgelenk befindet). In der Fachsprache wird diese Erkrankung auch als Rhizarthrose bezeichnet. Der Verschleiß ist bei der Rhizarthrose altersbedingt, also nicht etwa durch eine genetische Veranlagung oder eine andere Ersterkrankung verursacht.
Die auftretenden Schmerzen sind meist stechend und ziehend und treten zu Beginn der Rhizarthrose nur auf, wenn das Gelenk sehr belastet wird, zum Beispiel beim Aufdrehen einer Limoflasche. Ursache der Schmerzen ist eine Entzündung, die sich zwischen den Knochenbestandteilen des Daumensattelgelenkes befindet und die bei jeder Bewegung des Daumens und dem damit verbundenen Reiben der Knochen aneinander Beschwerden verursacht.
Im Frühstadium der Erkrankung können entzündungshemmende Salben und Cremes noch ausreichend Linderung verschaffen. Schreitet der Gelenkverschleiß fort und werden die Schmerzen immer stärker, kann man das stark entzündungshemmende Medikament Cortison mittels einer Spritze direkt in die Gelenkkapsel einbringen und so den Schmerz lindern. Manchmal empfiehlt es sich auch, eine Starre Schiene anzulegen und die Hand so für eine Weile ruhigzustellen und das Gelenk nicht mehr zu beanspruchen. Wenn all diese Maßnahmen keine ausreichende Linderung mehr verschaffen können und die Schmerzen immer stärker werden, kann ein operativer Eingriff in Erwägung gezogen werden, bei der der arthrotische, abgenutzte Knochen entfernt wird und das Gelenk stattdessen mit Bändern stabilisiert wird. Da es sich dank modernster Medizintechnik um einen relativ kleinen Eingriff handelt, sind die Patienten meist schon nach wenigen Wochen nach der Operation in der Lage, das Daumengelenk zu belasten und die Funktionsfähigkeit ist auch beinah so gut und kräftig wie mit einem natürlichen Gelenk. Eine andere Möglichkeit wäre noch der Einsatz einer Daumensattelgelenksprothese.
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Eine weitere Krankheit ist die Heberden-Arthrose, auch Bouchard-Arthrose genannt. Diese Erkrankung, ebenfalls meist bei älteren Frauen anzufinden, macht sich oft mit kleinen Knötchen bemerkbar. Diese kleinen Knötchen bilden sich zumeist an der Endgelenken und Mittelgelenken sämtlicher Finger, sind also auch am Daumengelenk und darum herum. Bei der Daumenbewegung verursachen sie Schmerzen. Außerdem sind sie im Weg und behindern den Daumen in seiner Bewegung, sodass es hier zu Einschränkungen kommen kann und der Daumen an Kraft verliert.
Woher genau und warum sich diese kleinen Knoten bilden, ist noch nicht vollständig erforscht. Es gibt jedoch einen Zusammenhang mit Abnutzungserscheinungen bei starker und lang andauernder Belastung, Entzündungen und Hormonellen Einflüssen. Oft ist, wenn eine Frau an der Heberden-Arthrose erkrankt, auch schon die Mutter betroffen.
In der Regel verursachen die Knoten jedoch glücklicherweise keine Schmerzen mehr und bilden sich alsbald zurück, wenn man sie mit entzündungshemmenden Medikamenten, wie zum Beispiel Cortisonsalben oder -spritzen, behandelt. Wenn alle Behandlungsversuche mit den gängigen Medikamenten nicht anschlagen, besteht die Möglichkeit, einen operativen Eingriff vorzunehmen und chirurgisch das Gelenk mittels spezieller Schrauben zu versteifen oder auch durch eine Prothese zu ersetzen.
Treten die Schmerzen im Daumen hauptsächlich beim Strecken auf, kann es sich um eine Tendovaginitis de Quervain handeln, landläufig auch als „Hausfrauendaumen“ bezeichnet. Hierbei handelt es sich um eine Überlastungserscheinung, die ebenfalls vor allem Frauen über 50 betrifft. Durch die ständige Überlastung des Daumens und seines Sehnen- und Bänderapparates kann es zu einer Sehnenscheidenentzündung kommen, die immer dann Schmerzen verursacht, wenn versucht wird, den Daumen gerade auszustrecken. Entzündet ist nicht die Sehne selbst, sondern die eigentlich schützende Hülle, in der die Sehne verläuft.
Bei permanenter Überanspruchung des Daumens bewegt sich jedoch die Sehne ohne Unterlass in dieser Sehnenscheide und führt so zu Reizungen und einer Entzündung des Gewebes. Klassische Bewegungen sind zum Beispiel Hausarbeiten, langes Arbeiten am Computer und das Tippen am Smartphone. In der Regel helfen schon entzündungshemmende cortisonhaltige Salben und Cremes. In schwereren Fällen kann das Gelenk mit Hilfe einer Schiene ruhig gestellt werden und das Gelenk bekommt so die nötige Zeit, sich selbst zu regenerieren. Empfehlenswert ist es, nachdem die Sehnenscheidenentzündung dann abgeheilt ist, eine Physiotherapie zu machen und gefährliche und schädliche Bewegungsmuster kennenzulernenden um diese in Zukunft vermeiden zu können und so einem erneuten Auftreten der Krankheit vorzubeugen.
Das Karpaltunnelsyndrom ist eine Erkrankung, die nach jahrelanger Überanspruchung und Überlastungen des Handgelenkes und insbesondere des Daumens auftreten kann. Auch hier spielen hormonelle Veränderungen eine wichtige Rolle, sodass wieder einmal die Frauen über 50 Jahren das Groß des Patientenkollektives darstellen.
Hat jemand bereits eine Sehnenscheidenentzündung an der Hand durchgemacht, erhöht sich für ihn/sie das Risiko, ein Karpaltunnelsyndrom zu entwickeln, zusätzlich noch einmal. Bei dem Karpaltunnelsyndrom ist es so, dass das ständig überlastete und dadurch mit der Zeit entzündlich und degenerativ veränderte Bindegewebe am Handgelenk auf den Nervus Medianus drückt, einen Nerven, der genau durch die Mitte des Handgelenkes, auf der Innenseite des Unterarmes verläuft, und der für die Versorgung der Hand zuständig ist. So hat der Nerv permanent das Gefühl, einem Reiz ausgesetzt zu sein und leitet diese Informationen an das Gehirn weiter, welches wiederum den eingehenden Reiz wie gewohnt verarbeitet und als unangenehmes Kribbeln, als Taubheitsgefühl in der Hand oder einfach als Schmerzen beurteilt.Meist treten die Beschwerden bei bestimmten Bewegungen der Hand auf, in denen der Nerv zusätzlich eingeengt und gereizt wird, oder auch des Nachts, wenn die Hand vielleicht in einer ungünstigen Position liegt.
Einzige definitive Behandlungsmöglichkeit bei dem Karpaltunnelsyndrom ist ein operativer Eingriff, bei dem die Gelenkkapsel des Handgelenkes eröffnet wird und geweitet, wodurch der Nerv wieder mehr Platz erhält und die irritierende Dauerreizung durch das Bindegewebe entfällt. Der Eingriff gehört zur ärztlichen Routine und verläuft in der Regel relativ komplikationslos, allerdings muss man bedenken, dass die Hand im Anschluss eine Weile ruhig gestellt werden muss und natürlich auch kein Versprechen auf komplette Heilung gegeben werden kann.
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Eine weitere, weit verbreitete Erkrankung des Daumens ist die im Volksmund als „schneller Daumen“ oder auch „Schnappdaumen“ bezeichnete Krankheit Tendovaginosis stenosans. Auch hier kommt es durch permanente Überlastung, gepaart mit den hormonellen Veränderungen der Wechseljahre dazu, dass in erster Linie Frauen über 50 betroffen sind. Eine gewisse genetische Veranlagung zum „Schnappfinger“ wird ebenfalls diskutiert. Durch veränderliche Prozesse im Gewebe schwillt die Beugesehne des Daumens im Laufe der Jahre an und es bilden sich kleine Knötchen an der Beugesehne aus. Diese kleinen Knötchen sind an und für sich nicht weiter problematisch, werden es aber, wenn sie sich an einer ungünstigen Stelle befinden, nämlich in der Nähe des sogenannten Ringbandes am Daume. Durch dieses hindurch verläuft die Beugesehne. Befinden sich dort dann allerdings diese kleinen Knötchen, verhaken diese sich an dem Ringband und es kommt zum ruckartigen Zurückschnellen des Daumens, wenn sie sich dann durch das Ringband gedrückt und wieder gelöst haben.
Die Tendovaginosis stenosans kann prinzipiell alle Finger betreffen, da wir Menschen den Daumen aber am häufigsten und intensivsten benutzen, tritt sie meist hier auf. Auf hier kann ein kleiner operativer Eingriff rasch Abhilfe schaffen. Dabei wird das Ringband des Daumens durchtrennt und die Knötchen können die Beugesehne des Daumens nicht länger in seiner Bewegung einschränken.
Eine weitere Erkrankung, die diesmal nicht nur ältere Frauen, sondern auch schon junge Mädchen betreffen kann, ist das Überbein, auch Ganglion genannt. Auch das Überbein kann theoretisch an sämtlichen Fingern auftreten, meist sind jedoch die beiden Daumengelenke betroffen. Vereinfacht gesagt ist ein Überbein eine harte Kapsel, die mit Flüssigkeit gefüllt ist und mit seinen derben Strukturen auf die Gelenkkapsel drückt und so Schmerzen verursacht. Zustande kommen diese Überbeine oft durch eine Schwäche des Bindegewebes. Auch hier besteht die Therapie in der chirurgischen Entfernung des flüssigkeitgefülltens Ballons.
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Hinter einem schmerzenden Daumen oder Daumengelenk und kleinen Knötchen in und an den Gelenken, Sehnen und Bändern kann sich natürlich auch eine rheumatische Erkrankung oder Gicht verbergen. Dies kann ein Arzt diagnostisch feststellen, indem er die betroffene Stelle eingehend untersucht, abtastet, ultraschallt und das Blut auf spezielle Bestandteile testen lässt, die für eine Erkrankung dieser Art charakteristisch sind. Die Therapie ist dann selbstverständlich eine völlig andere als bei den bisher beschriebenen Problematiken.
Wenn man sich den Daumen gestaucht hat, und das ist mit Abstand die häufigste Verletzung, die im Bereich des Daumens im Alltag auftritt, kann es tatsächlich sinnvoll sein, den Daumen zu tapen. Wichtig ist natürlich, dass, bevor man sich mit dem Tapeverband ans Werk macht, ein Arzt ausgeschlossen hat, dass eine knöcherne Verletzung, also etwa ein Bruch des Daumens vorliegt.
Bei Prellungen und Verstauchungen sowie bei Verletzungen des Bandapparates am Grundgelenk und am Sattelgelenk des Daumens kommt so eine Tape-Behandlung in Frage. Doch nicht nur bei diesen klassischen Sportverletzungen, auch bei psychischer Überbelastung des Daumens und seiner Gelenke kann so ein Tape-Band Abhilfe schaffen. Dieses Phänomen wird im Volksmund auch oft als sogenannter „Handy-Daumen“ bezeichnet und tritt auch tatsächlich in erster Linie bei Menschen auf, die viele Stunden am Tag mit ihrem Smartphone verbringen und so ihren Daumen über die Maßen beanspruchen. In allen diesen Fällen kann ein Kinesiotape am Daumengrundgelenk dieses leicht stabilisieren und so für eine Schmerzlinderung sorgen.
Um den Daumen zu tapen benötigt man 2 Tape-Bänder in I-Form. Der Verband sollte mit starkem Zug angelegt werden und für maximal sieben Tage getragen werden. Um nun das Band richtig aufkleben zu können, sollte die Hand auf der Ulnarseite, also die mit dem kleinen Finger, auf einen Tisch oder einen anderen flachen Untergrund gelegt werden. Dann wird einmal die komplette Länge der Außenseite des Unterarms über die Handgelenksinnenseite bis zum Daumenballen und noch einmal zurück abgemessen. Da hier mit sehr starkem Zug geklebt wird, kann man das Band um etwa ein Viertel der Länge kürzen.
Den Anfang, also die Basis des Tape-Bandes befindet sich auf der Radialseite des Unterarmes, also die mit dem Zeigefinger dran. Zunächst wird nun der Daumen so weit abgespreizt, dass er sozusagen maximal getreckt ist (natürlich ohne Schmerzen dabei zu verursachen). Dann wickelt man das Band zwei Mal um das Daumengelenk Drumherum. Danach klebt man weiter über den Handballen und über die Handgelenksinnenfläche hinweg. Das Ende des Tape-Bandes läuft dann die Ellenseite des Unterarmes hinab bis zu dessen Rückseite. Mit dem zweiten Kinesiotape verfährt man ganz genauso, nur, dass der Verlauf leicht versetzt zum ersten Band geklebt wird.
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