Finger tapen - wie geht das?

Tapen ist ein relativ neues Verfahren, um Gelenke und Muskeln nach Verletzungen zu behandeln, oder auch Sportverletzungen vorzubeugen. Sportarten wie Klettern, Volleyball oder Tennis beanspruchen die Fingergelenke sehr stark, sodass hier das Tapingverfahren erfolgreich angewandt werden kann, um den Gelenken die notwendige Stabilität zu geben. Tapen hat aber neben der gelenkschützenden Wirkung auch eine hautschützende Wirkung und eine therapeutische Einsatzmöglichkeit, wie z.B. bei der Ruhigstellung des Gelenks, um der Überbelastung des Gelenks entgegen zu wirken.

Finger tapen

Einleitung

Tapen ist ein relativ neues Verfahren, um sowohl Gelenke und Muskeln nach Verletzungen zu behandeln, aber auch einer Verletzung vorzubeugen.

Man kann letztendlich jedes Gelenk und jeden Muskel tapen, um ihm die notwendige Stabilität zu geben.
Vor allem, wenn Finger oder Hände sowie Arme stark beim Sport beansprucht werden, kommt das Tapingverfahren zum Einsatz.
Auch kann durch das Tapen die Haut geschützt werden.

Bei Sportarten, wie Basketball oder Volleyball, sowie Tennis oder Tischtennis werden nicht nur die Gelenke der Finger sehr stark belastet, sondern auch die Haut der Finger durch den Ball und Schlägerkontakt stark beansprucht. Hier kommen Tapingverfahren sehr erfolgreich zum Einsatz.
Vor allem präventiv zum Schutz der Haut werden Hautstellen an Fingern und Gelenken durch das Tapingverfahren geschützt.
Beim Volleyball und beim Tennis werden vor allem die Finger getaped, die besonders großer Reibung ausgesetzt sind.
Handgelenke werden dann eher getaped, um Überlastungen zu verhindern oder aber bereits eingesetzte Überlastungen zu lindern.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter Handgelenk tapen

Anleitung des Fingertapens

Ein Kinesiotape ist ein elastisches und selbstklebendes Band, das an jeder Stelle des Körpers aufgebracht werden kann.
Meistens werden Tapes über einen zu schützenden oder überlasteten Muskel geklebt.
Oft werden hierbei sehr großflächig Muskeln behandelt, die sich an größeren Gelenken des Körpers befinden.
Aber auch große Muskelplatten, wie sie etwa im Bereich des Rückens vorhanden sind, können durch ein Tapingverfahren entlastet werden.

Beim Fingertaping werden eher kleine klebende Streifen benutzt. Hier ist es auch möglich ein Kinesiotape vorher entsprechend zu zuschneiden.
Beim Tapen eines Fingers sollte das elastische Band auf den Haut- oder Gelenkbereich gebracht werden, der getaped werden sollte.
Wichtig ist, dass die Haut trocken ist und das Tape nicht unter Zug oder Spannung auf den betroffenen Bereich aufgebracht wird.
Durch leichtes Andrücken und Reiben wird das Tape selbstklebend. Ein Tape kann mehrere Tage oder sogar Wochen auf der betroffenen Hautstelle bleiben.

Beim Fingertapen wird es sofort nach der Sporteinheit wieder entfernt, wenn es rein zur Hautentlastung gedacht war (Ballsportarten etc).
Ist es zur Entlastung von Fingergelenken und Bänder angelegt worden, kann es noch so lange auf der betroffenen Stelle verbleiben, bis die Beschwerden abgeklungen sind.

Erfahren Sie hier mehr zum Thema Bänderriss Finger und Überdehnter Finger​​​​​​​

Kinesiotapes kann man heute in jedem Sportgeschäft kaufen oder sich von einem Orthopäden oder Sportmediziner verschreiben lassen. In einigen Fällen übernimmt auch die Krankenkasse die Kosten hierfür.

Lesen Sie hier mehr zum Thema Kinesiotape

Fingertaping beim Klettern

Beim Klettersport werden die Fingergelenke und die Haut über den Fingern besonders stark beansprucht. Hier kommen Tapingverfahren besonders häufig zum Einsatz.
Greif- und Zugbewegungen, die im Handgelenk und mit den Fingern beim Klettern ausgeführt werden müssen, machen einen besonderen Schutz der Fingergelenke notwendig.
Die Fingerkuppen müssen frei bleiben, um die richtige Grifftechnik beim Klettern nicht zu beeinträchtigen.
Meistens sind dann die ersten Fingergelenke unter den Fingerkuppen bei Kletterern getaped.
Oft messen die gefertigten Tapestreifen nur 1-2 cm und werden dann um das entsprechende Gelenk gewickelt.
Dies sorgt zum einen dafür, dass die Haut in diesem Bereich durch das Tape geschützt ist, zum anderen kann auch in den Fingern eine Greif- und Zugbewegung ohne Beeinträchtigung durchgeführt werden.
Beim Abrutschen an der Wand hat das Tape zusätzlich noch einen gelenk- und hautschützenden Effekt.

Taping bei einem Kapselriss oder bei Kapselverletzungen

Im Gegensatz zu den gelenk-, und hautschützenden Maßnahmen gibt es noch die therapeutische Einsatzmöglichkeit eines Kinesiotapes.

Im Bereich der Fingergelenke kann es bei Überanstrengung und Überbelastung auch zu einem Kapselan- oder Durchriss kommen. Meistens durch ein Verdrehen eines oder mehrerer Finger kommt es zu einem plötzlichen Anriss einer Gelenkkapsel, der auch sehr schmerzhaft sein kann.
Lesen Sie hier mehr zum Thema Kapselriss

Zur Behandlung ist neben der Kühlung auch die Ruhigstellung des Gelenkes von besonderer Bedeutung. Um dies zu gewährleisten, eignet sich auch ein Kinesiotape sehr gut.
Hierbei wird die betroffene Kapsel mit dem Kinesiotape umwickelt und verbleibt so lange bis die Beschwerden abgeklungen sind. Wichtig ist nach einer Kapselverletzung trotz des angebrachten Tapes zunächst keine zusätzliche Belastung auf das Band und das Gelenk auszuüben.
Die Sportart, die beispielsweise zu dieser Kapselverletzung beigetragen hat, sollte also zunächst einmal gemieden werden, um den Band-, Kapselapparat nachhaltig zu schützen.

Zusätzlich kann und sollte auch noch eine Kühlung des Gelenks erfolgen. Dazu kann beispielsweise ein Eispack auf das Kinesiotape gelegt werden. Die Kühlung kann mehrmals am Tag wiederholt werden, während das Tape einige Tage oder sogar ein bis zwei Wochen auf dem Gelenk verbleibt.

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Taping bei Verstauchung

Bei Verstauchungen der Fingergelenke hat sich das Tapingverfahren auch als nützliche und hilfreiche Maßnahme herausgestellt.
Verstauchungen an den Fingergelenken kommen recht häufig vor.
Ob im Alltag oder im Sport, bei unbedachten Bewegungen oder Unfällen kann es zu einer schmerzhaften Verstauchung eines oder mehrerer Fingergelenke kommen.

Sobald eine Fraktur ausgeschlossen wurde, kann mit der konservativen Behandlung der Verstauchung begonnen werden. Diese besteht zum einen aus einer Entlastung, einer Kühlung und der Kompression.

Bei Verstauchungen hat sich die PECH Regel durchgesetzt (Pause, Eis, Kompression, Hochlagerung).
Bei Fingerverstauchungen reicht die Kompression, Entlastung und Eisbehandlung aber meistens aus.
Die Ruhigstellung und die Kompression kann durch ein Kinesiotape erreicht werden, bei dem das selbstklebende und elastische Band auf die verstauchte Stelle aufgebracht wird.
Das Kinesiotape sollte mit wenig Zug und leichtem Druck auf die Verstauchung aufgebracht werden. Nach wenigen Sekunden hat sich das Band der Morphologie des Fingers angepasst.

Kühlung kann über dem Tape erfolgen, indem ein Eispack auf den Finger gelegt wird. Das Tape kann auch bei Verstauchungen einige Tage bis wenige Wochen auf der betroffenen Stelle verbleiben bevor es gewechselt werden sollte.
Sind die Beschwerden nach dieser Zeit noch nicht verschwunden, sollte nochmals die Diagnostik bemüht werden. Gegebenenfalls handelt es sich bei der vermeintlichen Verstauchung vielleicht doch um eine Fraktur.

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Taping bei Rheuma

Das Tapingverfahren hat sich als recht neues therapeutisches Verfahren aktuell eher in der Orthopädie und Sportmedizin durchgesetzt. Obwohl es keine eindeutigen wissenschaftlichen Studien bezüglich der Wirksamkeit gibt, setzen viele Orthopäden und Sportmediziner diese Behandlungsmaßnahme ein.

Bei Rheuma kommt ein Kinesiotape aktuell eher weniger zum Einsatz.
Berechtigung hätte ein Einsatz aber vermutlich schon, da das Band doch viele Dinge bewirkt, die auch dem Rheuma entgegenwirken.
Durch eine Kompression durch ein Kinesiotape würden z.B. die störenden Gelenksveränderungen, die durch ein lang anhaltendes Rheuma entstehen, aufgehalten werden.
Weiterhin würde der Druck des Kinesiotapes zu einer Verminderung des Rheumaschmerzes führen.
Auf den eigentlichen entzündlichen Prozess, der zur Rheumaerkrankung führt, hätte ein Kinesiotape aber keinen Einfluss.
Kinesiotapes gehören noch nicht zu den allgemeinbehandelnden Maßnahmen bei einer Rheumaerkrankung. Im Laufe der Zeit kann sich dies, wenn auch entsprechende Studien vorliegen, aber ändern.

Hier finden Sie mehr zum Thema Rheuma

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 24.10.2016 - Letzte Änderung: 30.03.2024