Schmerzen im Oberbauch

Schmerzen im Oberbauch können sehr verschiedene Ursachen haben und sollten immer abgeklärt werden. Häufig kann von der Lokalisation der Schmerzen auf die Ursache geschlossen werden. Das muss aber nicht immer der Fall sein, da Schmerzen häufig ausstrahlen und jeder Mensch Schmerzen anders empfindet. Es ist auch wichtig zu unterscheiden, ob Schmerzen im Oberbauch nach dem Essen oder im nüchternen Zustand auftreten.

Schmerzen Oberbauch

Definition

Unter Schmerzen im Oberbauch versteht man Schmerzen verschiedenster Ursache, die in der oberen Hälfte des Bauches angegeben werden.

Schmerzlokalisation

In der Medizin unterteilt sich der Bauch in vier Quadranten, wobei eine senkrechte und eine waagrechte Linie durch die Nabelregion gezogen werden. Der Oberbauch gliedert sich somit in den rechten und den linken Oberbauch. Häufig wird zudem die Magengegend (Epigastrium), im mittleren Oberbauch, gesondert betrachtet.´Zudem werden von manchen Patienten auch Schmerzen am Zwerchfell beschrieben.
Zu beachten ist, dass nicht immer sicher von der Lokalisation des Oberbauchschmerzes auf die Ursache geschlossen werden kann, da bei manchen Erkrankungen der Schmerz ausstrahlt und zudem jeder Patient Schmerzen unterschiedlich wahrnimmt.

Schmerzcharakter

Bauchschmerzen können somatisch oder viszeral sein. Während der somatische Schmerz als stark und stechend empfunden wird und genau lokalisiert werden kann, ist viszeraler Schmerz eher dumpf und drückend und kaum lokalisierbar. Die Form des Schmerzes lässt häufig Rückschlüsse auf die Ursache der Oberbauchschmerzen zu.

Bauchschmerzen können kolikartig oder anhaltend sein. Koliken führen zu einem Schmerz, der ständig zu- und wieder abnimmt, was insbesondere bei Verlegung eines Hohlorgans der Fall ist (z.B. Gallensteine, Darmverschluss).
Schmerzen können leicht bis sehr stark sein. Häufig wird die Stärke des Schmerzes auf einer Skala von 0 – 10 angegeben (= visuelle Analogskala), wobei 0 bedeutet, keinen Schmerz zu haben und 10 bedeutet, stärkste vorstellbare Schmerzen zu haben.

Außerdem können die Oberbauchschmerzen in der Nacht auftreten. Die Therapie richtet sich nach der auslösenden Ursache.

Allgemeine Ursachen

Bestimmte Erkrankungen können zu Schmerzen führen, die überall im Bauch u.a. auch im Oberbauch auftreten können. Hierzu zählen:

  • Magen-Darm- Infekte mit Bauchschmerz, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall

  • Darmverschluss (Ileus): Ein Darmverschluss entsteht entweder durch Verklebungen im Bauchraum (z.B. durch Vernarbungen nach Operationen), durch ein Hindernis im Darmlumen (z.B. Darmkrebs) oder durch eine verminderte Darmtätigkeit (z.B. im Rahmen von Darmentzündungen oder nach Operationen am Darm)

  • Perforation: Ein Loch oder Riss in der Wand eines Hohlorgans (z.B. im Magen), meist als Folge einer längeren unbehandelten Entzündung oder eines Ulkus.

  • Darminfarkt: Darunter versteht man eine Durchblutungsstörung des Darmes, evtl. sogar mit Absterben von Teilabschnitten des Darmes, falls die Durchblutung nicht rechtzeitig wieder hergestellt werden kann

  • Vergiftungen (z.B. mit Blei)

  • Endometriose: Vorkommen von Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter. Diese Schleimhaut verändert sich im Rahmen des weiblichen Zyklus mit und führt daher zu Schmerzen.

  • Chronisch entzündliche Darmerkrankungen: Am häufigsten treten Morbus Crohn und Colitis ulcerosa auf.

  • Manchmal lassen sich die Bauchschmerzen auch auf eine Darmschlinge eingrenzen. 
    Lesen Sie weiter unter
    Schmerzen an einer Darmschlinge 

  • U.v.a.m.

 

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Oberbauchschmerzen – Ursachen

Folgende Erkrankungen können sowohl im rechten, als auch im linken Oberbauch auftreten:

Rechtsseitige Oberbauchschmerzen – typische Ursachen

Zu den typischen Erkrankungen, die zu rechtsseitigen Oberbauchschmerzen führen zählen:

  • Gallenblasenentzündung, Gallensteinleiden

  • Dünndarmulkus: Geschwür im Dünndarm (meist im Zwölffingerdarm) mit Defekten in der Schleimhaut des Darmes z.B. durch Übersäuerung oder Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori

  • Lebererkrankungen: z.B. Entzündung (Hepatitis), Thrombose (Blutgerinnsel) oder Schwellung durch Rückstau von Blut (z.B. bei Herzerkrankungen)

  • Bauchspeicheldrüsenerkrankungen im Bereich des Kopfes der Bauchspeicheldrüse

  • Divertikulitis: Dickdarmerkrankung mit Ausstülpungen des Darms, wo sich Entzündungen bilden

Schmerzen im Epigastrium – typische Ursachen:

  • Zwerchfellbruch: Darm- oder Magenanteile gelangen durch das Zwerchfell in den Brustkorb

  • Speiseröhrenerkrankungen: z.B. Entzündungen durch Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre

  • Magenulkus (s.u.), Magentumor

  • Vom Herzen ausgehend: z.B. Herzinfarkt v.a. beim Hinterwandinfarkt

Linksseitige Oberbauchschmerzen – typische Ursachen:

  • Magenulkus: Magengeschwür mit Defekten in der Schleimhaut des Magens z.B. durch Übersäuerung oder Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori

Oberbauchschmerzen nach dem Essen

Treten die Oberbauchschmerzen immer nach dem Essen auf, ist häufig eine Magenschleimhautentzündung bzw. ein Magenulkus die Ursache. Tritt der Schmerz hingegen v.a. im nüchternen Zustand auf, ist eher von einem Dünndarmulkus auszugehen. Mit einer ÖDG (Spiegelung von Speiseröhre, Magen und Dünndarm) können diese Erkrankungen am sichersten diagnostiziert werden.

Oberbauchschmerzen in der Schwangerschaft

Auch Schwangere leiden des Öfteren unter Oberbauchschmerzen. Meist sind die Bauchschmerzen harmlos und entstehen aufgrund der Dehnung der Bauchdecke und der Verlagerung der Bauchorgane durch das heranwachsende Kind in der Gebärmutter. Oberbauchschmerzen in der Schwangerschaft können neben den genannten Ursachen auch folgende Gründe haben:

  • Häufig tritt in der Schwangerschaft Sodbrennen mit Oberbauchschmerzen auf. Der Grund hierfür ist der Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre durch die veränderte Lage des Magen-Darm-Traktes während der Schwangerschaft. Da nicht alle Medikamente für Schwangere zugelassen sind, sollte zunächst immer der Gynäkologe konsultiert werden.

  • Hyperemesis gravidarum (Schwangerschaftsübelkeit/ -erbrechen): Einige Schwangere leiden v.a. im ersten Drittel der Schwangerschaft unter starker Übelkeit mit Erbrechen und Oberbauchschmerzen. Diese Symptome sollten zeitnah vom Frauenarzt abgeklärt werden.

  • HELLP-Syndrom: Darunter versteht man ein lebensbedrohliches Krankheitsbild am Ende der Schwangerschaft, wobei Oberbauchschmerzen häufig das erste Anzeichen sind. Außerdem treten hier Bluthochdruck, erhöhte Leberwerte und erniedrigte Blutplättchen zusammen auf. Der Verdacht an einem HELLP-Syndrom zu leiden, sollte umgehend zu einer Krankenhauseinweisung führen.

siehe auch: Oberbauchschmerzen Schwangerschaft

Diagnostik

1. Zunächst wird der Arzt eine genaue Schmerzanamnese erheben, um die möglichen Ursachen von Oberbauchschmerzen etwas einzugrenzen:

  • Wie stark ist der Schmerz (0-10)?

  • Wie ist der Schmerz (dumpf oder stechend)?

  • Wo ist er am stärksten? Wohin strahlt er aus?

  • Ist der Schmerz dauerhaft da? Schwankt die Intensität?

  • Seit wann besteht er? Gab es einen Auslöser für den Schmerz? In welchen Situationen ist der Schmerz besonders stark?

  • Was lindert bzw. verschlimmert den Schmerz?

  • Gibt es weitere Symptome?

2. Anschließend erfolgt die körperliche Untersuchung:

  • Inspektion (Betrachten): Es wird auf Vorwölbungen, Hautveränderungen, Narben und Bruchpforten geachtet.

  • Auskultation (Abhören): Sind die Darmgeräusche normal vorhanden?

  • Perkussion (Abklopfen): Ist Luft oder Flüssigkeit im Bauch?

  • Palpation (Abtasten): Sind Verhärtungen zu tasten? Besonders bedrohlich ist die Lage einzuschätzen, wenn es neben den Bauchschmerzen zu einer Abwehrspannung kommt. D.h. wenn der Bauch bei der Untersuchung „bretthart“ ist. In diesem Falle sollte umgehen ein Arzt aufgesucht werden.

  • Rektale Untersuchung (Austasten des Analbereichs): Bei Bauchschmerzen wird häufig der Enddarm ausgetastet, um z.B. Blutungen als Ursache für die Bauchschmerzen zu erkennen.

3. Bei der Blutabnahme sollen Hinweise auf Entzündungen und gestörte Organfunktionen (Leber, Niere, Bauchspeicheldrüse, Herz) gefunden werden. Bei Frauen mit Bauchschmerzen sollte außerdem stets ein Schwangerschaftstest durchgeführt werden.

4. Bei Oberbauchschmerzen sollte mithilfe eines EKGs immer ein Herzinfarkt ausgeschlossen werden.
5. Ultraschalluntersuchung/ Röntgen oder Computertomographie dienen dazu, akut lebensbedrohliche Krankheitsbilder sofort zu erkennen bzw. auszuschließen.

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6. Weitere Untersuchungen: Magenspiegelung, Darmspiegelung, Darstellung der Gallenwege (ERCP), usw.

Therapie

Um die Oberbauchschmerzen adäquat therapieren zu können, muss zunächst immer die Ursache geklärt werden. Insbesondere ist es wichtig, lebensbedrohliche Erkrankungen sofort zu erkennen bzw. auszuschließen, um zu entscheiden, ob beispielsweise eine Operation sofort notwendig ist.

  • Dringliche Operationsindikation: Perforation eines Hohlorgans oder Aortenaneurysmas, Darminfarkt, Milzriss

  • Nicht akut operationsbedürftig: Aortenaneurysma (solange noch keine Gefahr für einen Riss besteht), Zwerchfellbruch, Gallenblasenentzündung/ Gallensteinleiden, Abzesse

  • Konservative Behandlung mit vorübergehendem Nahrungsverzicht bzw. Schonkost führt bei den meisten anderen Ursachen von Oberbauchschmerzen bereits zu einer Besserung.

Außerdem werden u.a. folgende Therapieprinzipien angewandt:

  • Antibiotikagabe bei Entzündungen (Bauchspeicheldrüsenentzündung, Divertikulitis)
  • Säureblocker bei Magen-/ Speiseröhrenentzündung

  • Spezielle Therapie u.a. mit Cortison bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 10.07.2013 - Letzte Änderung: 12.01.2023