Das HELLP-Syndrom ist eine Erkrankung, die während der Schwangerschaft auftreten kann. HELLP steht dabei als Abkürzung für die verschiedenen Symptome, die die Krankheit charakterisieren. H steht für Haemolysis (Hämolyse = Auflösung des Blutes), E und L für Elevated Liver Enzyme Levels (erhöhte Leberwerte) und L und P für Low Platelet Count (niedrige Anzahl an Blutplättchen/Thrombozyten).

HELLP-Syndrom

Einleitung

Das HELLP-Syndrom ist eine Erkrankung, die während der Schwangerschaft auftreten kann.
Sie betrifft etwa ein bis zwei von 300 Schwangerschaften.
Frauen, die bereits an einer Schwangerschaftsgestose (Präemklampsie oder auch allgemein als Schwangerschaftsvergiftung bezeichnet) während der Schwangerschaft leiden, entwickeln in bis zu 12% der Fälle ein HELLP-Syndrom.

Es wird daher auch als besonders schwere Form der Präeklampsie betrachtet. HELLP steht dabei als Abkürzung für die verschiedenen Symptome, die die Krankheit charakterisieren. H steht für Haemolysis (Hämolyse = Auflösung des Blutes), E und L für Elevated Liver Enzyme Levels (erhöhte Leberwerte) und L und P für Low Platelet Count (niedrige Anzahl an Blutplättchen/Thrombozyten).

Da das HELLP-Syndrom zu den Bluthochdruck-Erkrankungen zählt und diese während der Schwangerschaft sehr gefährlich sein können, ist das HELLP-Syndrom eine schwerwiegende Erkrankung, die einen Krankenhausaufenthalt notwendig macht. Unbehandelt kann das HELLP-Syndrom für Mutter und Kind lebensgefährlich sein.

Ursache

Die genaue Ursache des HELLP-Syndroms konnte bisher nicht geklärt werden. Vermutet wird, dass es zu einer Schädigung von Blutgefäßen im Mutterkuchen (Plazenta) kommt, wodurch ein massiver Abfall der Blutplättchen im Rahmen einer übermäßigen Blutgerinnung generiert wird. Dies könnte durch eine veränderte Entwicklung der Plazenta in der Frühschwangerschaft bedingt sein. Der Mutterkuchen wird dadurch schlechter durchblutet und reagiert mit der Ausschüttung verschiedener Botenstoffe, die im mütterlichen Organismus zu einer Entzündungsreaktion und der generalisierten Blutgerinnung führen.

Symptome

Die Symptome des HELLP-Syndroms sind vielfältig. Zum einen bestehen die klassischen Symptome der Präemklampsie: Bluthochdruck und vermehrt Eiweiß im Urin. Dazu kommen meist starke Schmerzen im rechten Oberbauch, die durch eine Vergrößerung der Leber bedingt sind. Die Schmerzen können auch bis in den Rücken ausstrahlen. Auch Übelkeit, Erbrechen und Durchfall können auftreten. Aus diesem Grund wird das HELLP-Syndrom initial häufig mit einer Magen-Darm-Infektion verwechselt. Zum anderen können ebenfalls weitere Symptome auftreten, wie beispielsweise Sehstörungen (Augenflimmern, Doppelbilder, Lichtempfindlichkeit), Kopfschmerzen oder Juckreiz der Haut. Bleibt das HELLP-Syndrom unbehandelt, kann es sich enorm verschlechtern und zu einer Schocksymptomatik führen. Diese kann dann mit Nierenversagen, Lungenödem (Flüssigkeitsansammlung in der Lunge), Hirnblutungen durch Riss eines Blutgefäßes oder einem Leberriss einhergehen. Meistens tritt das HELLP-Syndrom im letzten Drittel der Schwangerschaft auf.

Diagnostik

Um ein HELLP-Syndrom zu diagnostizieren, muss zu allererst das Blut untersucht werden. Dabei zeigt sich ein erniedrigter Haptoglobin-Spiegel. Haptoglobin ist ein Transportprotein, das freien Blutfarbstoff (Hämoglobin) abtransportiert. Da es beim HELLP-Syndrom zu Hämolyse (Auflösung der roten Blutkörperchen) kommt, ist Haptoglobin erniedrigt. Auch Hämoglobin ist erniedrigt. Dem Gegenüber sind die Leberwerte (GOT, GPT, LDH und D-Dimere) im Blut erhöht. Die Gerinnungsfaktoren sind erniedrigt. Die Thrombozytenzahl im Blut ist mit <100.000 pro Microliter deutlich vermindert. Als Zeichen der Nierenschädigung ist das Kreatinin erhöht, im Urin befindet sich vermehrt Eiweiß. Um festzustellen, ob das Kind bereits gefährdet ist, wird ein CTG (Kardiotokografie) geschrieben. CTG-Veränderungen können auf eine Sauerstoffminderversorgung des Kindes infolge einer Störung der Plazentafunktion hinweisen. In Zusammenschau mit den klinischen Symptomen der Frau kann das HELLP-Syndrom auf diese Weise sehr sicher festgestellt werden.

Als frühes Zeichen für eine Präeklampsie (aus der sich gegebenenfalls ein HELLP-Syndrom entwickeln kann), gelten pathologische Durchblutungszustände in der Gebärmutterarterie. Durch eine Doppler-Sonografie (Ultraschalluntersuchung) können diese entdeckt werden.

Therapie

Da das HELLP-Syndrom innerhalb kürzester Zeit zu einem lebensbedrohlichen Zustand führen kann, wird in der Regel ein Notkaiserschnitt durchgeführt und das Kind somit auf die Welt geholt. Da der Verlauf der Erkrankung sehr schlecht abzuschätzen ist, ist dies die Therapiemethode der Wahl. Die Schwangere muss intensivmedizinisch überwacht werden und kann Medikamente zur Senkung des Bluthochdrucks und gegen Krampfanfälle erhalten. In seltenen Fällen, in denen das HELLP-Syndrom bereits früh während der Schwangerschaft auftritt und nur sehr langsam verläuft, kann versucht werden, die Schwangere mit Acetylsalicylsäure (ASS), Immunglobulinen und Plasmapherese (allesamt konservative Therapiemethoden) zu behandeln. Die Indikation für diese zurückhaltenden Maßnahmen kommt jedoch äußerst selten vor. Der vorzeitige Kaiserschnitt bleibt damit die Standardtherapie und muss immer unter Risiko-Nutzen-Abwägung erfolgen.

Prognose

Wird das HELLP-Syndrom frühzeitig erkannt und entsprechend schnell durch einen Kaiserschnitt behandelt, ist die Prognose gut. Dennoch liegt die mütterliche Sterblichkeit insgesamt bei etwa 3-5%, die Sterblichkeit auf Seiten der Babys sogar bei 10-40%. Die frühzeitige Konsultation eines Arztes bei oben genannten Symptomen ist daher unerlässlich für den Erhalt der Gesundheit von Mutter und Kind. Bleibende Schäden sind nach einem überstandenen HELLP-Syndrom in der Regel nicht zu erwarten. In manchen Fällen kann es zu Störungen des Kurzzeitgedächtnisses kommen. Je nachdem, wie früh in der Schwangerschaft es zum HELLP-Syndrom kommt, kann das Kind ein deutlich reduziertes Geburtsgewicht aufweisen.

Prophylaxe

Für das HELLP-Syndrom konnten bereits einige Risikofaktoren identifiziert werden, die leider nicht unbedingt von der Frau beeinflusst werden können. Dazu gehören beispielsweise eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), chronische Nierenerkrankungen, Bluthochdruck, Mehrlingsschwangerschaften und eine familiäre Vorbelastung. Auch bei übergewichtigen Schwangeren und Schwangeren über 40 Jahren tritt das HELLP-Syndrom häufiger auf. Wenn eine Frau in einer vorhergehenden Schwangerschaft bereits einen erhöhten Blutdruck hatte, ist besondere Vorsicht geboten. Eine direkte Prophylaxe zur sicheren Vermeidung eines HELLP-Syndroms gibt es daher leider nicht. Eine gesunde Lebensweise vor und während der Schwangerschaft und die Vermeidung von Übergewicht kann jedoch in einem gewissen Maß protektiv wirken und ist generell positiv für die Gesundheit von Mutter und Kind.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 24.07.2015 - Letzte Änderung: 18.09.2024