Schwindel und Kreislauf

Schwindel kann viele Ursachen haben. Unter anderem können Störungen im Kreislauf - zu hoher oder zu niedriger Blutdruck - Schwindel hervorrufen. Der Schwindel kann von Übelkeit, Ohnmacht, Kopfschmerzen und vielen weiteren Symptomen begleitet sein.

Schwindel und Kreislauf

Einleitung

Kreislaufbeschwerden sind weit verbreitet und gehen oft einher mit Schwindelattacken, Übelkeit, Schweißausbrüchen oder Schwarzwerden vor den Augen bis hin zum plötzlichen Bewusstseinsverlust.

Auslöser für Kreislaufbeschwerden können unter anderem abrupte Wetterveränderungen, zu schnelles Aufstehen aus dem Liegen oder langes Stehen in Menschenmengen, aber auch starke Schmerzen sein. Die Grundlage von Kreislaufbeschwerden ist meist eine kurzzeitige Minderdurchblutung des Gehirns, aufgrund einer gestörten oder verlangsamten Kreislaufregulation.

Um sich verschiedenen Belastungssituationen anzupassen, verfügt der Körper über zentrale Regulationsmechanismen, welche die Durchblutung des Körpers steuern. So schlägt zum Beispiel das Herz bei einer erhöhten körperlichen Anstrengung schneller und Blutgefäße kontrahieren, um ein Absinken des Blutdruckes zu verhindern und somit eine Minderdurchblutung des Gehirns zu vermeiden. Fallen diese Regulationsmechanismen aus oder sind sie gestört – können Schwindel, Übelkeit und Ohnmacht die Folge sein.

Die häufigsten Ursachen für Kreislaufbeschwerden sind vor allem ein zu niedriger Blutdruck (Hypotonie), der meist harmlos ist. Jedoch können auch andere Krankheiten Kreislaufbeschwerden verursachen, auf die im Folgenden genauer eingegangen werden soll.

Ursachen

Es gibt sehr viele unterschiedliche Ursachen für Kreislaufbeschwerden. Die häufigste Ursache ist eine primäre Hypotonie - das heißt ein dauerhaft erniedrigter Blutdruck ohne zugrunde liegende Erkrankung - was sehr häufig bei jungen Frauen der Fall ist.

Kreislaufbeschwerden treten hier vor allem nach zu schnellem Aufstehen aus dem Liegen, nach zu langem Stehen oder bei Wetteränderungen auf und sind meist nicht behandlungsbedürftig.

Davon abzugrenzen ist die sekundäre Hypotonie. Hierunter versteht man einen erniedrigten Blutdruck, aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (zum Beispiel Herzrhythmusstörungen, Herzklappenerkrankungen, Karotissinussyndrom und andere) oder Hormonstörungen (zum Beispiel eine Schilddrüsenunterfunktion), welche die Herzleistung vermindern und somit zu einer passageren Minderdurchblutung des Gehirns führen können.

Auch Erkrankungen des Nervensystems, der Nieren oder die Einnahme von bestimmten Medikamenten können zu einem erniedrigten Blutdruck führen, der Kreislaufbeschwerden hervorruft.

Weitere Ursachen von Kreislaufbeschwerden können Verletzungen mit starkem Blutverlust (Schock) sein, emotionaler Stress (zum Beispiel das Mitansehen eines Unfalls), starke Schmerzen oder orthostatische Dysregulationen. Unter orthostatischen Dysregulationen versteht man eine gestörte Kreislaufregulation nach dem Aufstehen. Hierbei versackt das Blut in den Beinen und ruft eine Minderdurchblutung des Gehirns hervor. Auch während einer Schwangerschaft treten Kreislaufbeschwerden gehäuft auf. Grundlage hierfür sind vor allem Hormonveränderungen, die zu einem erniedrigtem Blutdruck führen können, sind jedoch im Regelfall harmlos.

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Schilddrüse

Eine Ursache von Kreislaufbeschwerden kann unter anderem auch eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) sein.
Sie äußert sich unter anderem durch trockene, schuppende, kalte Haut, brüchige Nägel, Haarausfall, Gewichtszunahme, Antriebslosigkeit und Kälteintoleranz.

Der Mangel von Schilddrüsenhormonen, die eine wichtige Funktion für die Regulation des Herz-Kreislauf-Systems haben, äußert sich unter anderem auch durch Schwindel, einen niedrigen Blutdruck, einen verlangsamten Herzschlag und Puls, sowie durch körperliche Abgeschlagenheit und Müdigkeit.

Daher sollten bei der Abklärung von länger bestehenden Kreislaufbeschwerden die Schilddrüsenhormone im Blut mit kontrolliert werden und im Falle einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) substituiert werden.

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Symptome

Kreislaufbeschwerden äußern sich vor allem in plötzlich auftretendem Schwindel, Augenflimmern, Schweißausbrüchen, Übelkeit, Schwarzwerden vor den Augen bis hin zu Ohnmachtsanfällen.

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Chronische Kreislaufbeschwerden haben meist Müdigkeit, Leistungsschwäche, Konzentrationsprobleme und Kopfschmerzen zur Folge. Sie können auch Wetterfühligkeit, Reizbarkeit und depressive Verstimmungen auslösen. Gerade bei älteren Patienten sollten Kreislaufbeschwerden dringlichst abgeklärt und behandelt werden, da ein erhöhtes Risiko für Stürze und Brüche besteht.

Schwindel

Schwindel kann in Folge einer gestörten Kreislaufregulation auftreten und mit anderen Kreislaufbeschwerden wie Übelkeit, Schweißausbrüchen, Augenflimmern und Ohnmachtsanfällen einhergehen, kann jedoch auch ein Hinweis auf Erkrankungen des Innenohrs und des Gleichgewichtsorganes oder des Zentralen Nervensystems sein und sollte deswegen unbedingt abgeklärt werden.

Das Gleichgewichtsorgan, das im Innenohr, direkt neben dem Hörorgan liegt, bildet zusammen mit dem Gleichgewichtsnerv und den dazugehörigen zentralen Nervenbahnen ein Netzwerk, in dem verarbeitet wird, in welche Richtungen man sich bewegt. Das hilft uns, uns aufrecht zu halten und uns sicher im Raum zu bewegen.

Es gibt zwei unterschiedliche Formen von Schwindel – den Schwankschwindel, bei dem Betroffene angeben zu schwanken oder das Gefühl beklagen, die Umgebung würde sich hin und her bewegen, wenn sie stehen. Eine andere Form des Schwindels ist der der Drehschwindel – bei dem Betroffene das Gefühl haben, dass sich alles um sie herum drehten würde, wie bei einem Karussell.

Harmlose Ursachen für Schwindel sind zum Beispiel Kreislaufbeschwerden, Höhenschwindel oder Schwindelattacken bei Schiffreisen (Kinetosen).

Ein Arzt sollte auf jeden Fall aufgesucht werden, wenn Schwindel plötzlich und ohne ersichtlichen Grund neu auftritt, Ohrgeräusche, Kopfschmerzen, Benommenheit oder Ohnmacht hinzukommen und mit Luftnot und Herzstolpern auftreten.

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Eine häufige aber ernst zu nehmende Ursache für Drehschwindelattacken ist zum Beispiel der gutartige Lagerungsschwindel, der oft beim Hinlegen und Hinsetzen oder bei zu schnellen Kopfbewegungen auftreten kann und oft mit Übelkeit einhergeht. Ursache hierfür sind kleine Ohrtsteinchen, die sich loslösen und sich in den Bogengängen des Gleichgewichtsorganes ablagern und für Irritationen sorgen. Über spezielle Lagerungsübungen können die Beschwerden schnell beseitigt werden.

Eine andere Ursache, für plötzliche Schwindelattacken mit Ohrensausen (Tinnitus), Übelkeit und Fallneigung kann der Morbus Menière sein - eine chronische Erkrankung des Innenohrs.

Andere Ursachen für Schwindel können auch Entzündungen des Innenohrs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Augenerkrankungen, psychiatrische oder neurologische Erkrankungen wie Migräne, Schlaganfall oder Morbus Parkinson sein und sollten unbedingt ärztlich abgeklärt werden.

Die Therapie richtet sich nach der zugrunde liegenden Erkrankung. Liegen bakterielle Entzündungen vor, können Antibiotika verabreicht werden, bei Durchblutungsstörungen Cortison.

Bei starken Schwindelattacken können Antivertiginosa (Mittel gegen Schwindel) eingenommen werden, die schnell Abhilfe schaffen. Wichtig sind unterstützende Gleichgewichtsübungen und körperliche Aktivität – um den Genesungsprozess zu fördern und eine Bewegungssicherheit zu erreichen. Prophylaktisch sind ausreichende Bewegung, ausgewogene Ernährung, Alkoholkarenz und Nikotinverzicht.

Schwindel mit Kopfschmerzen

Auch Kopfschmerzen können in Folge von Kreislaufbeschwerden auftreten, können aber auch andere Ursachen haben, wie zum Beispiel Migräne oder Spannungskopfschmerz.

Letzterer wird vor allem durch Übermüdung und Stress ausgelöst. Doch auch die regelmäßige Einnahme von Schmerzmitteln bei Kopfschmerzen, kann zu einem „medikamenteninduzierten Kopfschmerz“ führen. Hier ist es wichtig eine Zeit lang keine Schmerzmittel einzunehmen, um den Körper von den Medikamenten zu entwöhnen.

Um den Kopfschmerzen entgegenzuwirken, hilft häufig sich hinzulegen und auszuruhen, ausreichend zu trinken, regelmäßige Bewegung, sowie der Verzicht auf Alkohol und Nikotin.
Sollten die Beschwerden in Zusammenhang mit Übelkeit und Schwindel stehen, sich nach einer kurzen Zeit nicht bessern oder immer häufiger auftreten sollte ein Arzt aufgesucht werden.

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Schwindel mit Übelkeit

Übelkeit kann mitunter bei Kreislaufbeschwerden und Schwindelattacken auftreten und für den Betroffenen sehr belastend sein und mit Erbrechen einhergehen.

Gegen kurzzeitige Übelkeit können antiemetische Medikamente eingenommen werden.
Bei länger bestehender Übelkeit, vor allem in Kombination mit Schwindelattacken oder Tinnitus sollte jedoch ein Arzt aufgesucht werden.

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Müdigkeit

Müdigkeit kann die Folge von länger bestehenden Kreislaufbeschwerden und erniedrigtem Blutdruck sein. Sie kann auch Hinweis für andere Erkrankungen sein, zum Beispiel eine Eisenmangelanämie. Eine ärztliche Abklärung wäre anzuraten.

Diagnose

Sollten Kreislaufbeschwerden über eine längere Zeit bestehen, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um eine genaue Ursache festzustellen.

Hierfür wird eine genaue Anamnese erhoben, um zu erfassen, wann die Beschwerden auftreten, ob es mögliche Auslöser gibt, Grunderkrankungen vorliegen und welche Medikamente eingenommen werden. Weiterhin werden Vitalparameter, wie Blutdruck und Puls gemessen, und der „Schellong-Test“ durchgeführt. Bei diesem Test werden Blutdruck und Puls erst im Liegen und dann kurz nach dem Aufstehen gemessen. Zur weiteren Abklärung können auch Langzeit-Blutdruck-Messungen erfolgen, EKG, Belastungs-EKG und Langzeit-EKG geschrieben werden und Blutwerte kontrolliert werden.

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Schwindel und Kreislaufbeschwerden in der Schwangerschaft

Schwindel und Kreislaufbeschwerden in der Schwangerschaft sind sehr häufig und sind meistens kein Grund zur Beunruhigung. Die während der Schwangerschaft ausgeschütteten Hormone bewirken oft eine Erweiterung der Gefäße, sodass das Blut beim Aufstehen oft in den Beinen versackt und ein erniedrigter Blutdruck vorliegt.

Im späten Verlauf der Schwangerschaft kann es zum „Vena-cava-Syndrom“ kommen. Hierbei drückt das Baby mit dem Gewicht die große Hohlvene (Vena cava) der Mutter ab und es kommt zu einem verlangsamten Blutrückfluss, der sich bei der Mutter durch Kreislaufbeschwerden, in Form von Schwindel, Atemnot, Herzrasen und Übelkeit (vor allem in Rückenlage), äußern kann.

In seltenen Fällen kann das Vena-Cava-Syndrom bis zur Bewusstlosigkeit der Mutter führen. Das Abknicken der Hohlvene kann auch zu einer Minderdurchblutung des ungeborenen Kindes führen und kann im Extremfall zu einer Frühgeburt führen. Um dem vorzubeugen, ist es ratsam, in den letzten Wochen der Schwangerschaft vor allem auf der linken Seite zu liegen und zu schlafen und bei länger bestehenden Beschwerden einen Arzt aufzusuchen.

Was allgemein gegen Kreislaufbeschwerden und Schwindel hilft ist – langsames Aufstehen am Morgen, ausreichend Trinken (mindestens 2 Liter am Tag), mehrere über den Tag verteilte kleine Mahlzeiten, um den Blutzuckerspiegel konstant zu halten, ausreichende Bewegung an der frischen Luft, ohne sich zu überanstrengen, und das Vermeiden von langem Stehen.

Fühlen Sie sich morgens schwindelig? Lesen Sie mehr zu diesem Thema: Schwindel am Morgen.

Sollten Kreislaufbeschwerden akut auftreten, hilft es, sich hinzusetzen, etwas zu trinken oder sich auf die linke Seite zu legen und die Beine hoch zu lagern. Die meisten Kreislaufprobleme sind normal und nicht gefährlich. Sollten sie jedoch über längere Zeit Schwindel, Sehstörungen, Kopfschmerzen oder Herzrasen bestehen, ist es immer anzuraten einen Arzt aufzusuchen oder die Hebamme zu informieren, um eine zugrunde liegende Erkrankung schnell ausschließen zu können.

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Therapie

Die Behandlung von Kreislaufbeschwerden richtet sich vor allem nach der zugrunde liegenden Erkrankung. Ziel ist vorrangig die Stabilisierung des Kreislaufs und die Vermeidung einer Minderdurchblutung der Organe.

Sollte zum Beispiel eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder eine hormonelle Störung ursächlich sein, wird eine entsprechende medikamentöse Therapie eingeleitet. Bei einigen Herzrhythmusstörungen kann auch die Implantation eines Herzschrittmachers notwendig sein.

Was man selbst gegen Schwindel und Kreislaufbeschwerden tun kann, ist unter anderem regelmäßige Bewegung, ausreichend trinken, Nikotinverzicht oder auch heiß-kalte-Wechselbäder und Bürstenmassagen, um den Kreislauf anzuregen. Nach dem Liegen sollte man nicht zu schnell aufstehen und langes Stehen sollte eher vermieden werden. Unterstützend wirkt auch das Tragen von Kompressionsstrümpfen. In einigen Fällen kann auch eine kurzfristige Therapie mit blutdrucksteigernden Medikamenten (Antihypotonika) begonnen werden - jedoch nicht bei Kindern oder Schwangeren.

Wenn plötzlich Kreislaufbeschwerden auftreten, ist die erste Maßnahme – sich hinlegen und die Beine hoch lagern. Sollten die Kreislaufprobleme länger anhalten oder wird der Betroffene ohnmächtig, ist es immer ratsam einen Arzt zu verständigen und ins Krankenhaus zu fahren.

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Was tun?

Gegen Kreislaufbeschwerden und Schwindel hilft es im akuten Fall sich hinzusetzen, die Beine hoch zu lagern und ausreichend zu trinken. Sollten die Kreislaufbeschwerden länger bestehen oder Ohnmachtsanfälle hinzukommen, sollte eine ärztliche Abklärung dringend durchgeführt werden.

Regelmäßige Bewegung, ausreichendes Trinken, ausgewogene Ernährung, der Verzicht auf Nikotin und Alkohol und das Vermeiden von langem Stehen, wirkt der Entstehung von Kreislaufproblemen günstig entgegen.

Prognose

Viele Kreislaufbeschwerden lassen sich durch einfache Maßnahmen wie ausreichend Bewegung, Beine hoch lagern und viel Trinken gut behandeln. In den meisten Fällen sind sie harmlos und bedürfen keiner weiteren medizinischen Abklärung. Bei länger bestehenden oder schwerwiegenden Kreislaufbeschwerden, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden um eine Grunderkrankung auszuschließen. Unter einer entsprechenden Therapie lassen sich jedoch auch diese gut behandeln und haben insgesamt eine gute Prognose.

Prophylaxe

Um Kreislaufbeschwerden entgegen zu wirken, ist es immer hilfreich viel zu trinken, sich regelmäßig zu bewegen, und langes Stehen zu vermeiden. Auch Kompressionsstrümpfe können, vor allem bei längeren, stehenden Tätigkeiten, Abhilfe schaffen.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Thema Schwindel und Kreislauf findfen Sie unter:

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 02.02.2016 - Letzte Änderung: 18.09.2024