Das Gleichgewichtsorgan des Menschen befindet sich im Innenohr. Das Gleichgewichtsorgan dient der Messung von linearer Beschleunigung. Das Gleichgewichtsorgan kann auf verschiedene Weise auf seine Funktionalität hin überprüft werden.
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Das Gleichgewichtsorgan des Menschen befindet sich im Innenohr, im sogenannten Labyrinth.
Beteiligt sind mehrere Strukturen, Flüssigkeiten und Sinnesfelder, welche Dreh- und Linearbeschleunigungen messen, um auf diese Weise das Gleichgewicht des Körpers erhalten zu können und die Raumorientierung durch die Aufrechterhaltung eines konstanten Blickfelds zu ermöglichen.
Das Gleichgewichtsorgan befindet sich gemeinsam mit einem Teil des Gehörorgans im Innenohr, welches in einem Abschnitt des Schädels, dem Felsenbein, liegt.
Bezeichnet werden diese Strukturen als Labyrinth, wobei man knöchernes von häutigem Labyrinth unterscheidet. Das knöcherne Labyrinth sind in den Knochen eingelassene miteinander verbundene Hohlräume. Den Anfang bildet ein Vorhof (Vestibulum), der sich nach vorne in die Gehörschnecke (Cochlea, Teil des Gehörorgans) und nach hinten in die Bogengänge (Teil vom Gleichgewichtsorgan) fortsetzt.
Dieses knöcherne Labyrinth beinhaltet eine wasserklare Flüssigkeit, Perilymphe genannt, worin das häutige Labyrinth schwimmt. Dieses folgt dem Aufbau des knöchernen Labyrinths, stellt also gewissermaßen dessen Ausguss dar. Es ist ebenfalls mit einer Flüssigkeit, der viskösen Endolymphe, gefüllt.
Eine andere Einteilung des Labyrinths ist die in vestibuläres und cochleäres. Das cochleäre zählt zum Hörorgan, das vestibuläre hingegen bildet das Gleichgewichtsorgan und besteht aus mehreren miteinander verbundenen Teilen:
Die Bogengänge stehen senkrecht aufeinander. Bezogen auf die Körperachsen verläuft der obere 45 Grad abweichend von der Medianebene (gewissermaßen die durch Kopf und Füße verlaufende Spiegelachse des Körper), der hintere 45 Grad abweichend von der Frontalebene und der seitliche 30 Grad abweichend von der Horizontalebene.
Im häutigen Labyrinth enthalten sind mehrere Sinnesfelder, sogenannte Sinnesepithelien, welche für die Erfassung der Gleichgewichtsparameter und verantwortlich sind. In Sacculus und Utriculus sind dies die Macula sacculi sowie die Macula utriculi (Macula = Fleck), welche im rechten Winkel zueinander stehen. In den Bogengängen sind dies die 3 Cristae ampullares (Crista = Leiste).
Die Informationen, welche durch diese Sinnesfelder gewonnen werden, werden mit Hilfe der Sinneszellen an den Gleichgewichtsnerven, den Nervus vestibularis, weitergegeben und von ihm in seine Nervenkerne, die Verstibulariskerne im Hirnstamm, weitergeleitet. Von dort existieren Verbindungen zum Gehirn (Gyrus postcentralis), zum Rückenmark, zu anderen Teilen des Hirnstamms, zum Kleinhirn, zu den Muskeln der Augen sowie zu anderen Teilen der Muskulatur.
Der Aufbau der verschiedenen Sinnesepithelien ist bis auf kleine Unterschiede vergleichbar.
Stets sind Sinneszellen, die Haarzellen, und Stützzellen vorhanden, in welche die Haarzellen eingebettet sind. Jede Haarzelle besitzt mehrere Zellfortsätze, nämlich einen langen (Kinozilium), und mehrere kurze (Stereozilien). Verbunden sind diese durch Tip links, welche man sich als seilartige Strukturen zwischen den einzelnen Zilien vorstellen kann (Cilium = Flimmerhärchen).
Oberhalb der Haar- und Stützzellen befindet sich eine gallertige Masse, welche je nach Lokalisation eine unterschiedliche Struktur aufweist.
Über den Maculae in Sacculus und Utriculus sitzt jeweils eine sogenannte gallertartige Statolithenmembran, die ihren Namen von eingelagerten Kalziumkarbonatkristallen (= Statolithen) erhält. Dort hinein ragen die Zellfortsätze der Haarzellen. Sie tauchen jedoch nicht direkt in die Membran ein, sondern sind noch von einem schmalen endolymphhaltigen Raum umgeben.
Die Cristae der Bogengänge hingegen sind von der Cupula überdacht, ebenfalls eine gallertige Masse, in welche genauso die Zellfortsätze ragen.
Sowohl bei den Maculae als auch bei den Cristae sind die Haarzellen über synaptische Verbindungen beim Gleichgewichtsorgan mit dem Gleichgewichtsnerven (Nervus vestibularis) gekoppelt.
Die Sinnesepithelien sind von anderem Epithel umgeben, weisen jedoch eine größere Höhe als dieses auf und überragen es.
Die im Labyrinth vorhandenen Flüssigkeiten besitzen ebenfalls eine spezielle Zusammensetzung.
Die Perilymphe, welche das häutige Labyrinth umgibt, enthält eine wässrige elektrolythaltige Flüssigkeit, die derjenigen der Zellzwischenräume (interstitielle Flüssigkeit) im Körper ähnelt. Das heißt, der Natriumgehalt ist hoch, der Kaliumgehalt dagegen niedrig. Der Mechanismus der Perilymphbildung ist nicht genau geklärt; eine Rolle spielt wohl der Zusammenhang mit dem Subarachnoidalraum des Gehirns, welcher sich zwischen Hirn und Hirnhäuten befindet.
Bei der im häutigen Labyrinth enthaltenen Endolymphe handelt es sich ebenfalls um eine Flüssigkeit, welche jedoch im Unterschied zur Perilymphe wenig Natrium und viel Kalium beinhaltet. Produziert wird die Endolymphe durch Strukturen sowohl im vestibulären Labyrinth als auch im cochleärem Labyrinth (Stria vascularis).
Der unterschiedliche Gehalt an Elektrolyten (= Ionen) ist wichtig für die Erregungsbildung der Sinneszellen, welche darüber Informationen an das Gehirn weitergeben können.
Die Funktion unseres Gleichgewichtorganes (Vestibularorgan) ist es, unseren Körper in jeder Lage und in jeder Situation im Gleichgewicht zu halten damit wir uns im Raum orientieren können.
Besonders eindrucksvoll ist dieses Phänomen, wenn man auf einem sehr schnell fahrenden Karussell sitzt. Obwohl der Körper sich gegen die Umwelt dreht ohne dass wir uns bewegen, hilft unser Gleichgewichtsorgan uns dennoch, die Orientierung nicht zu verlieren. Auch wenn ein Patient sich im Kreis dreht sollte er danach in der Lage sein, die Umwelt schnell wieder klar und deutlich wahrzunehmen ohne danach noch ein Schwindelgefühl oder Sehstörungen zu haben.
Das Gleichgewichtsorgan besteht deshalb aus verschiedenen Anteilen um seine Funktion voll erfüllen zu können. Zum einen gibt es die drei Bogengänge, die aufgrund ihrer unterschiedlichen Ausrichtung jede Richtung und jede Rotationsbewegung in unserem Körper oder in unserer Umwelt wahrnehmen können und den Körper darauf einstellen. Zum anderen gibt es die zwei Makulaorgane Sacculuc und Utriculus. Diese helfen uns, bei Translationsbeschleunigungen (beispielsweise wenn man mit dem Auto eine Vollbremsung hinlegt) binnen weniger Millisekunden wieder voll orientiert zu sein, jedoch reicht es nicht aus, wenn nur unsere Muskeln und unser Gehirn bescheid weiß, dass wir gerade gestopt haben oder dass sich die Welt um uns dreht weil wir auf einem Karussell sitzen.
Auch unsere Augen müssen informiert werden. Eine weitere Funktion des Gleichgewichtsorganes ist es deshalb, alle Informationen an das Auge weiter zu gehen. Somit kann das Auge sich an die jeweilige Situation anpassen und eine Ausgleichsbewegung (Nystagmus) durchführen. Dies kann man besonders gut im Zug bei seinem Gegenüber beobachten: Wenn der Gegenüber aus dem Fenster schaut, wirkt eine Translationsbeschleunigung auf ihn da der Zug ja fährt. Dementsprechend erfüllt das Gleichgewichtsorgan seine Funktion und leitet die Information an unser Auge weiter. Wenn der Gegenüber nun aus dem Fenster schaut und versucht einen Punkt zu fixieren, werden seine Augen immer wieder zurückspringen sobald die Landschaft vorbeigezogen ist.
Dieser Vorgang ist letzten endlich eine Funktionskopplung von Gleichgewichtsorgan und Augen.
Schwindel kann an verschiedenen Orten verursacht werden. Das Gleichgewichtsorgan nimmt die Gleichgewichtssinne war und leitet diese über einen großen Nerv in das Gehirn.
Die Ursache von Schwindel kann somit im Gleichgewichtsorgan oder auch im großen Gleichgewichtsnerv (z. B. Neuritis vestibularis) liegen. Desweiteren kommen auch verschiedene Stationen des Gehirns in Frage (z. B. bei Drehschwindel durch Alkohol).
Zusätzlich kann auch eine Uneinigkeit zwischen dem, was das Auge sieht und dem was das Gleichgewicht fühlt vorliegen (z. B. Karussell fahren). Das Gehirn kann dies nicht richtig einordnen und signalisiert Schwindel.
Wo genau die Ursache des Schwindels liegt ist manchmal schwierig zu beurteilen und kann daher meist nur durch einen HNO-Arzt oder einen Neurologen festgestellt werden.
Neben der oben bereits erwähnten Entzündung des Gleichgewichtsnervs (neuritis vestibularis) ist der sogenannte „Benigne paroxysmale Lagerungsschwindel“ (BPPV) eine sogar noch häufigere Ursache für anhaltenden oder wiederkehrenden Schwindel. Hierbei befinden sich kleine Kristalle (Otolithen) in den Gängen des Gleichgewichtsorgans und beeinflussen dieses bei jeder Bewegung.
Genauso wie man seine Kraft, Ausdauer oder Geschicklichkeit verbessern kann, kann man auch das Gleichgewichtsorgan durch regelmäßiges Training verbessern.
Grund dafür ist das Ausbilden neuer Synapsen im Gehirn, welche die Informationen miteinander verknüpfen und sie dadurch schneller und besser abrufbar machen. Wichtig ist, dass man das Training an seinen Trainingsstand anpasst. Es gibt zahlreiche Übungen, die sich in ihrer Intensität und Schwierigkeit steigern.
Jemand mit einer akuten Innenohrentzündung und ständigem Schwindel sollte also nicht dieselben Übungen machen wie eine gesunde Person. Da es bei den Übungen zu Schwindel kommen kann wären diese Personen im Stehen sonst sehr sturzgefährdet.
Pateinten mit einer Gleichgewichtsorganerkrankung sollten, auch wegen ihrer Bettruhe, nur Übungen im Liegen durchführen. Dabei kann man beispielsweise seine Augen in verschiedene Richtungen bewegen und dabei immer schneller werden.
Bei einer weiteren Übung kann man den Kopf abwechselnd nach hinten und vorne Kippen und dabei die Geschwindigkeit erhöhen. Diese Übung kann man auch variieren, indem man den Kopf von einer auf die andere Seite neigt. Zusätzlich bietet sich die Möglichkeit einen Finger oder Stift vor der Nase hin und her zu bewegen und dabei zu versuchen diesem stets mit dem Blick zu folgen.
Wichtig ist, dass diese Übungen als schwierig empfunden werden und dabei ein Gefühl von Schwindel entsteht. Anderenfalls sollte auf anspruchsvollere Übungen umgestiegen werden.
Erkrankungen des Vestibularapprates (Gleichgewichtsorgans) imponieren in der Regel durch Drehschwindel/Schwindel. Beispiele für häufige vestibuläre Schwindelformen sind der benigne paroxysmale Lagerungsschwindel, Neuritis vestibularis und Morbus Menière.
Beim benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel (benigne = gutartig, paroxysmal = anfallsartig) handelt es sich um ein Krankheitsbild des Gleichgewichtsorgans, welches durch Lageänderung des Körpers ausgelöst wird. Ursache dafür sind Steine der Maculae, welche die Sinneszellen reizen. Bezeichnet wird dies als Kanalolithiasis. An Symptomen treten durch diese inadäquate Reizung Drehschwindel, Übelkeit, Erbrechen, Scheinbewegungen der Umwelt sowie ein Nystagmus auf. Behandelt wird diese Schwindelform mittels Lagerungsproben.
Weitere Informationen erhalten Sie unter unserem Thema: Lagerungsschwindel
Die Neuritis vestibularis bezeichnet eine Entzündung des Gleichgewichtsnerven. Auffällig wird diese als Dauerdrehschwindel, Übelkeit mit Erbrechen, Scheinbewegungen, Fallneigung und Nystagmus. Therapeutisch werden Bettruhe, Ruhigstellung des Kopfes, Medikamente gegen Übelkeit und Schwindel (Antivertiginosa) sowie Training des Gleichgewichts verordnet.
Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel Schwindeltraining.
Die Symptome des Morbus Menière umfassen ebenfalls Drehschwindel, Übelkeit, Erbrechen, Fallneigung, Nystagmus, außerdem Tinnitus und Innenohrschwerhörigkeit. Verantwortlich für die Beschwerden ist wahrscheinlich ein Hydrops der Endolymphe im Labyrinth. Therapiert wird das Ganze mit Medikamenten gegen Übelkeit und Erbrechen (Antiemetika) sowie Betahistin.
Dieser Abschnitt bezieht sich auc den sogenannten „Benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel“ (BPPV).
Hierbei kommt es aufgrund von im Gleichgewichtsorgan enthaltenden kleinen Kristallen (Otolithen oder Statolithen) zu plötzlichen Schwindelanfällen. Diese Kristalle bestehen vor allem aus Kalciumcarbonat und sind bei jedem Menschen im Gleichgewichtsorgan vorhanden. Normalerweise sind diese jedoch in eine Art „Membran“ eingebettet und verbleiben dort. Bei Lagerungsschwindel kommt es wahrscheinlich zu einem Ablösen der Kristalle und zu einer Verlagerung dieser in die flüssigkeitsgefüllten Gänge des Gleichgewichtsorgans.
Bei Verdacht auf eine Entzündung des Gleichgewichtsorgans beziehungsweise des Gleichgewichtsnervs, beispielsweise wegen übermäßigem Schwindel, Übelkeit und Erbrechen, so sollte ein Hals-Nasen-Ohren Arzt aufgesucht werden.
Bestätigt dieser den Verdacht, so kommen mehrere Therapiemaßnahmen in Frage. Zunächst wird der Arzt den Schweregrad und die Dringlichkeit einer medikamentösen Behandlung festlegen. In jedem Fall ist eine Schonung durch strikte Bettruhe angebracht. Gleichzeitig werden häufig Medikamente gegen den Schwindel und die Übelkeit gegeben (Antivertiginosa).
Bei fortgeschrittenen Entzündungen werden zudem Medikamente aus der Gruppe der sogenannten „Glukokortikoide“, zu welchen auch Cortison gehört, verschrieben. Diese stellen bei der Entzündung des Gleichgewichtsnervs (Neuritis vestibularis) das Mittel der Wahl dar.
Neben der Bettruhe und der medikamentösen Therapie ist ein weiterer wichtiger Bestandteil die Physiotherapie zur Stärkung des Gleichgewichtsorgans und zur Kompensation der Beschwerden durch das Gehirn.
Cortison gehört zu der Medikamentengruppe der „Glukokortikoide“. Diese werden häufig bei Entzündungen eingesetzt, da sie das Immunsystem unterdrücken.
Dadurch kommt es zu einer Reduktion der Symptome und somit dem Schwindel und der Übelkeit. Bei der Entzündung des Gleichgewichtsorgans/ -nerv (Neuritis vestibularis) stellen Glukokortikoide (zum Beispiel „Methylprednisolon“) das Mittel der Wahl dar.
Diese verbessern die Erholung des Gleichgewichtsorgans und vermindern dadurch sowohl die akuten Beschwerden als auch die eventuell danach bleibenden Symptome. Es ist jedoch wichtig, dass die Diagnose sichergestellt ist, da, je nach Ursache des Schwindels, unterschiedliche Therapien angewendet werden. So hilft Cortison beispielsweise nur bei Entzündungen und nicht bei angeborenen, degenerativen oder traumatischen Defekten.
Das Gleichgewichtsorgan (Vestibularorgan) befindet sich im Innenohr, genauer gesagt in der Schnecke (Cochlea) des Innenohres. Von hier aus sorgt es für ein koordiniertes Gleichgewichtsgefühl bei jeder Bewegung und bei jeder Stellung des Körpers im Raum.
Eine Störung des Gleichgewichtsorgans geht somit mit einem vermehrten Unwohlsein einher. Typische Zeichen für eine Störung des Gleichgewichtsorganes können plötzlich auftretende Schwindelattacken sein, die vor allem in bestimmten Positionen oder auch bei bestimmten Bewegungen, beispielsweise beim Kopf-drehen schlimmer werden.
Viele Patienten klagen vor allem beim Einschlafen über plötzliche Schwindelattacken. Schuld hieran sind Abnutzungserscheinungen im Ohr, die letzten Endes zu einer Störung im Gleichgewichtsorgan führen. Es handelt sich hierbei um kleine Steinchen, die sich in das Innenohr einlagern und dann das Gleichgewichtsorgan in seiner Funktion stören.
Neben dem Schwindel gibt es weitere Symptome, die auf eine Störung des Gleichgewichtsorganes schließen lassen. Zum einen klagen viele Patienten über immer wieder auftretende Übelkeit. Dies ist dadurch zu erklären, dass durch das ständige Schwindelgefühl, das Gehirn immer wieder ungenaue Informationen verarbeiten muss. Dies kann zu Unwohlsein und auch zu vermehrter Übelkeit führen.
Außerdem kommt es häufig zu Kopfschmerzen. Schuld hieran ist die Verbindung zwischen Gleichgewichtsorgan und Auge. Normalerweise passt das Auge seine Bewegungen immer der Stellung des Körpers an und verlässt sich hierbei auf die Information, die es aus dem Gleichgewichtsorgan erhält. Kommt es nun zu einer Störung im Gleichgewichtsorgan, geht dies immer mit falschen Augenbewegungen einher und kann durch die ständigen Versuche der Kompensation somit zu Kopfschmerzen führen. Ursachen für eine Störung im Gleichgewichtsorgan können zum einen Alterserscheinungen sein, wie beispielsweise die Kristall-Steinchen (Otholien), die sich falsch ablagern, es kann sich jedoch auch um eine Durchblutungsstörung halten, wodurch das Innenohr und somit das Gleichgewichtsorgan nicht adäquat versorgt werden können.
Zusätzlich gibt es sogenannte neurotope Viren, also Viren, die sich unter anderem im Bereich des Gehirnes ausbreiten, die das Gleichgewichtsorgan vorübergehend schädigen können und somit zu Störungen führen. Hierbei kommt es dann meist nicht nur zu einer Störung des Gleichgewichtsorganes sondern zusätzlich zu einem vorübergehenden Hörverlust oder zumindest zu einer Hörverminderung da meist zusätzlich der Hörnerv mitbetroffen ist.
Das Gleichgewichtsorgan (Vestibularorgan) ist ein winzig kleines Organ in der Schnecke (Cochlea) in unserem Innenohr.
Dieses Sinnesorgan bekommt zu jedem Zeitpunkt die Information, in welcher Stellung sich unser Körper gerade befindet und in welche Richtung wir den Kopf neigen. Wenn wir anfangen uns wie wild im Kreis zu drehen oder wenn wir den Kopf herumdrehen um beispielsweise jemandem etwas zuzurufen, dann muss unser Gleichgewichtsorgan besonders schnell und präzise arbeiten damit wir nicht das Gleichgewicht verlieren und umfallen.
Kommt es zu einem Ausfall in unserem Gleichgewichtsorgan, entstehen immer ein Schwindel und eine gewisse Fallneigung. Wichtig ist hierbei zu unterscheiden, welcher Teil des Gleichgewichtsorganes ausfällt. Zum einen gibt die drei Bodengänge, die für Rotationsbewegungen zuständig sind und immer überwachen, in welche Richtung sich unser Kopf und/oder unser Körper gerade bewegen.
Zum anderen gibt es die zwei Makulaorgane (Sacculus und Utriculus), die zu jeder Zeit die sogenannte Translationsbeschleunigung und die Gravitation messen. Wenn wir also mit einem Auto in voller Fahrt plötzlich stehen bleiben, so sorgen diese beiden Makulaorgane für eine schnelle Orientierung und das nötige Gleichgewicht.
Es kann jedoch sein, dass nach einem grippalen Infekt beispielsweise ein vermehrter Schwindel beim Patienten auftritt. Dieser kann verursacht werden durch einen kurzen, einseitigen Ausfall des Gleichgewichtsorgans.
Meist wird der Vestibularisnerv, also der Hirnnerv, der die Informationen zum Gehirn weiter leitet, durch die Viren gestört und leitet deshalb die Information nicht mehr an das Gehirn.
Es kann jedoch auch sein, dass bei einem vermehrten Druck, beispielsweise durch eine Mittelohrentzündung, der Nerv komprimiert wird und die Informationen deshalb nicht mehr adäquat weiter leiten kann.
Sobald es zu einem Ausfall des Gleichgewichtsorganes kommt, hat der Patient das Gefühl, er sitze in einem sich schnell drehenden Karussell. Es kommt zu einem starken Drehschwindel der häufig mit einer kompensatorischen Augenbewegung (Nystagmus) verbunden ist. Der Nystagmus richtet sich dabei von der kranken Seite weg, das bedeutet, dass bei einer Funktionsstörung (Neuritis vestibularis) oder einem Ausfall des beispielsweise linken Gleichgewichtsorganes, die Augen kompensatorisch in die rechte Richtung schauen. Gleichzeitig hat der Patient das Gefühl, dass alles sich links-herum dreht und es kommt zu einer erhöhten Fallneigung nach links.
Es kann jedoch auch zu einem sogenannten gutartigen (benignen paroxysmalen) Lagerungsschwindel kommen. In diesem Fall handelt es sich um immer wieder auftretende Schwindel-Attacken je nach Lagerung des Patienten. Zusätzlich treten häufig Übelkeit, in seltenen Fällen deshalb auch Erbrechen auf. In diesem Fall handelt es sich nicht um einen kompletten Ausfall des Gleichgewichtorganes. Es handelt sich viel mehr um kleine Kristalle aus Calciumcarbonat, die sich normalerweise über dem Gleichgewichtsorgan befinden, die nun jedoch durch ein Trauma (beispielsweise einen Sturz auf das Ohr) herausgelöst wurden und deshalb bei bestimmten Lagerungen das Gleichgewichtsorgan mit falschen Informationen versorgen und deshalb irritieren.
Infolgedessen kommt es bei bestimmten Lagerungen des Patienten zu einem plötzlich eintretenden aber sehr straken Drehschwindel.
Klagt ein Patient über bewegungsabhängigen Drehschwindel, gepaart mit einem Schwankschwindel, dann handelt es sich meist um einen beidseitigen Ausfall des Gleichgewichtsorganes (bilaterale Vestibulopathie). Meist fällt es den Patienten vor allem in Dunkelheit schwer sich zu orientieren. Da auch die Augen oft unscharf sehen und es immer wieder zu Ausgleichsbewegungen kommt (Nystagmus )kann es auch zu Kopfschmerzen kommen. Zusätzlich können bei wiederholten Schwindelattacken auch Übelkeit oder sogar Erbrechen auftreten.
Die Ursache für einen beidseitigen Ausfall der Vestibularorgane liegt häufig in der sogenannten Menière-Krankheit. Oft kommt hierbei ein Hörverlust oder Ohrensausen hinzu, es kann jedoch auch zu einem isolierten Schwindel-Gefühl kommen.
Da auch eine Hirnhautentzündung Auslöser für den öfter auftretenden Schwindel sein kann, sollten die Patienten unbedingt zum Arzt gehen um sich neurologisch durchchecken zu lassen. Es kann jedoch auch sein, dass plötzlich auftretender Schwindel lediglich durch eine Mittelohrentzündung ausgelöst wird und mit Behandlung der Erkrankung auch von alleine wieder verschwindet.