Der Nystagmus beschreibt eine ruckartige Augenbewegung, die in sehr kurzen Abständen von links nach rechts oder von rechts nach links durchgeführt wird. Ein Nystagmus hat zum einen ganz biologische Aufgaben, kann aber auch unter bestimmten Umständen Zeichen eines Krankheitsgeschehen sein. Die Natur hat den Nystagmus aus diesem Grund eingerichtet, um den Aufnahme-und Verarbeitungsmechanismus von visuellen Effekten im Gehirn zu verbessern. Die unterschiedlichen Formen des Nystagmus, sowie Ursache, Symptome, Therapie und viele weitere Unterpunkte werden auf dieser Seite behandelt.
Unter einem Nystagmus generell versteht man eine ruckartige Augenbewegung, die in sehr kurzen Abständen von links nach rechts oder von rechts nach links durchgeführt wird. Ein Nystagmus hat zum einen ganz biologische Aufgaben, kann aber auch unter bestimmten Umständen Zeichen eines Krankheitsgeschehen sein.
Die Natur hat den Nystagmus aus dem Grund eingerichtet, um den Aufnahme-,und Verarbeitungsmechanismus von visuellen Effekten im Gehirn zu verbessern. Am Beispiel des Blicks aus einem fahrenden Zug kann man diesen Mechanismus besonders gut darstellen. Blickt man aus dem Fenster eines fahrendes Zuges und betrachtet die Landschaft, die an einem vorbeizieht, hat man den Eindruck eines ganzen Bildes. In Wirklichkeit besteht dieses Bild aber aus vielen einzelnen Bildern, die das Gehirn durch die Rückstellbewegung des Auges sammelt und dann zu einem Gesamtbild (in diesem Fall dem Landschaftsbild) zusammenstellt.
Blickt man aus einem fahrenden Zug nach draußen, fixiert das Auge einen bestimmten Punkt. Dies passiert unbewusst. Das Auge folgt jetzt diesem Punkt, bis er aus dem Gesichtsfeld verschwunden ist. Dann sucht es sich einen neuen Punkt aus. Zu diesem Zweck fährt das Auge ganz schnell zur Anfangsposition zurück. Diese schnelle, unwillkürliche Bewegung wird als Nystagmus bezeichnet.
Man unterscheidet zwei Formen des Nystagmus: den physiologischen Nystagmus oder auch normalen, angeborenen und den pathologischen Nystagmus oder auch krankhaften Nystagmus.
Der physiologische Nystagmus ist von der Natur zur Stabilisierung der Bildwahrnehmung eingerichtet worden. Durch schnelle, zitternde Augenbewegungen wird eine Landschaft, die z.B. schnell an einem vorüberzieht, als ganzes, stabiles Bild wahrgenommen. Das Auge sammelt jeweils verschieden anfixierte Blickpunkte. Es haftet an einem Punkt, bis dieser aus dem Sichtfeld verschwunden ist und sucht sich danach sofort einen neuen Punkt. Dadurch fährt das Auge ganz schnell wieder in die Anfangsposition zurück. Diese Augenrückstellbewegung wird nicht aktiv wahrgenommen. Ein Beobachter, der ihn ansieht hingegen schon. Die schnelle Augenrückstellbewegung wird vom Kleinhirn und von Teilen des Hirnstamms koordiniert und gesteuert. Bei dem sogenannten Rucknystagmus folgt das Auge langsam einem bestimmten Objekt und macht dann eine schnelle ruckartige Bewegung in die entgegengesetzte Richtung. Die Richtung des Nystagmus wird durch die schnelle Phase bezeichnet.
Beim Pendelnystagmus sind die Stellbewegungen des Auges in beide Richtungen gleich. Der Nystagmus, der zur Stabilisierung des Netzhautbilds auftritt, (fahrender Zug und Blick nach draußen) wird auch als optokinetischer Nystagmus (OKN) bezeichnet. Der sogenannte vestibulookuläre Reflex ermöglicht eine Stabilisierung des Netzhautbilds bei eigener Kopfbewegung, d.h. wenn jemand seinen Kopf in eine bestimmte Richtung dreht, werden die Augen automatisch in die Gegenrichtung geführt, um dann mit einem Ruck in die Augenmitte zu springen. Auch diese Maßnahme wird zur Stabilisierung des Bildes benötigt. Störungen dieses vestibulookulären Reflexes deuten auf eine Schädigung des Gleichgewichtsnerven (N.vestibularis) hin.
Zu den pathologischen Nystagmen zählen der plötzlich auftretende, ungerichtete Nystagmus. Er tritt plötzlich, ohne die Notwendigkeit einer Punktverfolgung auf. Eine weitere pathologische Form des Nystagmus beschreibt der kongenitale Nystagmus. Hierbei handelt es sich um ein angeborenes Augenflimmern, das bei der Fixierung von bestimmten Punkten zunimmt. Es weist eine unregelmäßige Schlagform auf, die bei bestimmten Blickrichtungen abgeschwächt wird, durch andere aber auch verstärkt werden kann. Der kongenitale Nystagmus ist ein Zeichen für eine angeborene Störung der Augenmuskelmotorik. Eine weitere mögliche Ursache kann eine schwere angeborene Sehstörung sein. Eine Erkrankung des zentralen Nervensystems oder ein Tumor liegen praktisch nie vor.
Lesen Sie mehr zum Thema: Augenflimmern
Der latente Nystagmus tritt auf, wenn ein Auge abgedeckt wird und verschwindet, wenn beide Augen wieder aufgedeckt sind. Er ist ein Zeichen des frühkindlichen Schielsyndroms. Ebenfalls zu den pathologischen Nystagmen zählt der sogenannte vestibuläre Nystagmus.
Bei einem Ausfall eines Gleichgewichtsorgans, wie zum Beispiel bei Morbus Menière, kommt es zu einem plötzlich eintretenden Augenzittern, das der Patient anhand von starkem Schwindel wahrnimmt. Die Schwindelattacken, die in aller Regel Drehschwindelattacken sind, werden manchmal so heftig, dass der Patient auch unter Gleichgewichtsstörungen, starker Übelkeit und sogar Erbrechen leidet. Fixiert der Patient einen bestimmten Punkt, wird der Nystagmus in aller Regel gehemmt. Starker Schwindel nach Änderung der Lage (z.B. vom Liegen in den Sitz oder vom Sitzen in den Stand) ist manchmal auch mit einem Nystagmus verbunden. Die Gründe hierfür liegen vermutlich in einer Verkalkung und in einer zunehmenden Unbeweglichkeit, der auch als Otolithen bezeichneten kleinen Kügelchen, die für das Gleichgewicht im Gleichgewichtsorgan des Ohres vorhanden sind.
Mögliche Ursachen eines krankhaften Nystagmus sind neben einem Ausfall des Gleichgewichtsorgans und neben der Verkalkung der Otolithen auch Verletzungen oder Schädigungen des Hirnstamms. Hier könnte z.B. eine Blutung oder ein Tumor diese Störung auslösen. Eine entsprechende Bildgebung, wie CT oder MRT sollte bei unklarem Nystagmus auf jeden Fall durchgeführt werden.
Zur Prüfung des Nystagmus existieren einige Tests, die in der Regel der HNO-Arzt durchführt. Zunächst wird der Patient auf einen Drehstuhl gesetzt und dieser dann beschleunigt. Es kommt zu einem langsam schlagenden Augennystagmus, zunächst gegen die Drehrichtung, gefolgt von einer schnellen Rückstellbewegung in die Drehrichtung. Mit dieser Maßnahme versucht der Körper, wie beim Fixieren der Umgebung aus einem fahrenden Zug, ein möglichst ganzes Bild auf der Netzhaut abzubilden. Wird der Drehstuhl nun gestoppt, ändert sich die Richtung des Nystagmus. Dies kommt vor allem durch die Trägheit, der für das Gleichgewicht maßgeblichen Endolymphe im Gleichgewichtsorgan. Dieser Nystagmus ist auch beim Gesunden zu beobachten und kann mit der sogenannten Frenzelbrille sichtbar gemacht werden. Diese spezielle Brille, die der Pateint aufgesetzt bekommt, ermöglicht durch eine sehr starke Brechung der Augen eine genaue Darstellung der Augenbewegungen. So wird auch ein ganz fein schlagender Nystagmus gut durch diese Brille dargestellt werden. Damit der Untersuchte keinen Punkt durch die Brille fixieren kann, wird er durch eine Blendelampe daran gehindert.
Die kalorische Überprüfung stellt eine weitere Möglichkeit dar, um den Nystagmus zu testen. Hierbei bekommt der Patient entweder kaltes Wasser mit einer Temperatur von ca. 25 Grad oder auch warmes Wasser mit einer Temeperatur von ca. 40 Grad in den äußeren Gehörgang. Dadurch kommt es zu einer Reizung des Vestibularorgans und zum Auslösen eines Nystagmus. Dem Gehirn wird durch diese Temperaturänderung eine Drehung vorgetäuscht, die sofort durch den vestibulookulären Reflex (VOR) zu einem Rucknystagmus führt. Warum dieser Temperaturunterschied zu dem Auslösen Nystagmus führt, ist bis heute weitestgehend unbekannt. Im Weltall wurden hierzu unter Ausschluss der Erdanziehungskraft zahlreiche Versuche unternommen.
Für denjenigen, bei dem ein Nystagmus ausgelöst wird, entstehen zunächst keine Symptome, wenn es sich um einen physiologischen Nystagmus handelt. In aller Regel verläuft ein Nystagmus komplett unbemerkt und ist in alltägliche Situationen, in denen bestimmte Punkte anfixiert werden, eingebettet.
Sobald es sich aber um einen nicht physiologischen, sondern krankhaften Nystagmus handelt, kann es zu mäßigen bis schweren Beschwerden kommen. Bei nicht physiologischem Nystagmus kommt es zu einem Vortäuschen einer Drehbewegung, die das Gehirn so registriert. Daraufhin wird starker Schwindel ausgelöst, der meist das erste Symptom eines krankhaften Nystagmus sein kann. Der Schwindel ist meistens von drehender Natur. Bei ganz starken Schwindelanfällen kann der Patient auch unter starken Gleichgewichtsstörungen leiden, die soweit führen, dass er sich nicht mehr alleine auf den Beinen halten kann. Des Weiteren ist ein häufiges Begleitsymptom des starken Schwindels auch eine starke Übelkeit, die bis zum Erbrechen führen kann. Patienten mit einem pathologischen Nystagmus sind in einem sehr schlechten Gesundheitszustand und benötigen dringend diagnostische und therapeutische Hilfe.
In erster Linie sollte die Ursache eines Nystagmus festgestellt werden. Beim benignem (gutartigem) Lagerungsschwindel, der eineien Nystagmus durch Verhärten der Otolithen auslöst, sind Fall-, und Wurfübungen sehr hilfreich und führen oft schon nach wenigen Anwendungen zu einer Verbesserung der Beschwerden. Bei unklarer Ursache eines Nystagmus sollte auf jeden Fall eine Bildgebung durch eine MRT-, oder CT Aufnahme durchgeführt werden, um Verletzungen oder Schädigungen im Hirnstamm auszuschließen. Bei Nystagmen, die durch Blutungen und oder Schlaganfall ausgelöst werden, sind die Behandlungsmöglichkeiten sehr begrenzt.
Manchmal können Nystagmen auch durch Fehlsichtigkeiten entstehen. Wenn manche Punkte nicht richtig anfixiert werden können, versucht das Auge verschiedenste unterschiedliche Punkte einzusammeln. Dies spiegelt sich dann in einem Nystagmus wieder. Im Falle einer Fehlsichtigkeit und einem entstehenden Nystagmus, kann mit einer Prismaglassbrille versucht werden, den Nystagmus aufzuheben. Ein konsequentes Tragen der Brille ist notwendig.
Es existieren ebenfalls einige Medikamenten, mit denen man den Nystagmus behandeln kann. Zu nennen wären die Medikamente Gabapentin und Memantin. Gabapentin ist vor allem bislang bei der Behandlung von Nervenschmerzen zum Einsatz gekommen. Memantin wird heute in der Behandlung der Alzheimer Demenz eingesetzt. Warum und in welchem Ausmaß diese Medikamente zu diesem Effekt führen, ist nicht ganz klar. Bei einem Nystagmus, der zu starker Übelkeit und Erbrechen führt, sollten auf jeden Fall die Begleitsymptome behandelt werden, auch wenn es dadurch nicht zu einem Beenden des Nystagmus kommt. Durch Medikamente, wie MCP oder Vomex kann es schon zu einer deutlichen Linderung der Beschwerden kommen.
Sehr häufig kommt auch ein Nystagmus unterschiedlicher Ausprägung bei der Multiplen Sklerose vor. Er ist dem kongenitalen Nystagmus sehr ähnlich. Die Ursache ist weitestgehend unbekannt. Es wird aber vermutet, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Nystagmus und der bei MS ebenfalls sehr häufig vorkommenden Sehnervenentzündung besteht. Der Nystagmus bei MS kann unterschiedliche Ausmaße annehmen und bei leichter Ausprägung gar keine Beschwerden auslösen, aber auch so stark sein, dass es zu Übelkeit, starkem Schwindel und Erbrechen kommen kann.
Beim Fixieren eines Punktes, während der Fahrt, bewegt sich das Auge langsam in vertikale Richtung entgegen der Fahrtrichtung. Die Bewegung erfolgt sehr langsam. Gefolgt wird diese Augenbewegung von einem schnellen Rückstellnystagmus in Fahrtrichtung. Die gleiche Bewegungsabfolge wird bei dem Drehstuhltest ausgelöst. Zunächst erfolgt die Augenbewegung entgegen der Drehrichtung, gefolgt von einer schnellen Bewegung in Drehrichtung. Nach Abstoppen des Stuhls, ändern sich die Drehrichtungen für einen kurzen Moment, dasder Trägheit der Endolymphe zugeschrieben wird. Nach kurzer Zeit befindet sich das Auge dann wieder im Ruhezustand. Bei der thermischen Überprüfung des Nystagmus ist die Blickrichtung abhängig von der verwendeten Temperatur. So würde eine Spülung mit einer kühlen Flüssigkeit den Nystagmus in die Richtung zum gegenüberliegenden Ohr lenken, bei einer verwendeten warmen Lösung kommt es zu einem Nystagmus in die Richtung des gespülten Ohres. Bei krankhaften Nystagmen, aufgrund von Schädigungen oder Verletzungen des Hirnstammes, kann es sowohl zu links-, als auch zu rechtsdrehenden Nystagmen, sowie zu schnellen aber auch ganz langsamen Augenbewegungen kommen.
Tritt ein Nystagmus bei Neugeborenen auf, ist Vorsicht geboten. Denn es kann auch immer eine schwerwiegende Erkrankung dahinterstecken. Die auch als kongenitaler Nystagmus bezeichnete Erkrankung, ist ein angeborenes Augenzittern, das in der Regel bei Fixation eines Punktes zunimmt. Es weist eine horizontale Schlagrichtung auf und ist meist unregelmäßig. Bei bestimmten Blickrichtungen wird dieses Augenzittern abgeschwächt, bei anderen hingegen verstärkt. Ursache des kongenitalen Nystagmus können Störungen in der Okulomotorik sein, also Störungen in der Koordination der Augenmuskeln. Neben dieser Ursache können auch starke Fehlsichtigkeiten bei den Neugeborenen einen kongenitalen Nystagmus auslösen. Das Auge versucht viele Blickpunkte im Umfeld zu sammeln, weil es nicht in der Lage ist einen Punkt genauer darzustellen. Daraus resultiert ein Nystagmus. Tumore oder Schädigungen des zentralen Nervensystems sind praktisch nie Ursache eines kongenitalen Nystagmus. Trotzdem sollte eine Bildgebung des Kopfes, auch schon bei Neugeborenen durchgeführt werden, sollten sich keine anderen Ursachen für den Nystagmus finden lassen.
Diese Themen könnten Sie ebenfalls interessieren: