Die Sehschärfe, auch Visus genannt, bezeichnet das Auflösungsvermögen der Augen, also was ein Auge auf eine bestimmte Distanz noch als zwei verschiedene Punkte wahrnehmen kann.
Sehschärfe (Sehstärke, Visus, Minimum separabile) gibt das messbare Ausmaß der Fähigkeit an, mit dem man Muster und Konturen in der Außenwelt als solche erkennen kann.
Als Minimum visibile wird die Grenze der Sichtbarkeit bezeichnet. Diese ist erreicht, wenn sich Objekte, die angeschaut und auf der Netzhaut abgebildet werden, nicht mehr als Kontur und Kontrast von der Leuchtdichte ihrer Umgebung abgrenzen lassen. Die Erkennbarkeit von Außenobjekten hängt also im Wesentlichen davon ab, wie unser Sehapparat Helligkeitsunterschiede wahrnehmen kann.
Unter Minimum discriminibile versteht man die Schwelle des Erkennens kleinster Unterschiede von Außenobjekten. Bei Sehtests wird geprüft, ob beim Betrachten einer Linie zwischen einer durchgehenden Linie und einer sogenannten Noniusanordnung unterschieden werden kann (Noniussehschärfe). Zudem soll festgestellt werden, ob eine minimale Bewegung oder Verkippung zweier Objekte erkannt wird.
Das Minimum separabile (Synonyme: anguläre Sehschärfe, Visus) benötigt sowohl eine relative Lokalisation als auch eine Unterscheidung direkt benachbarter Konturen, die durch sehr geringe Leuchtdichteunterschiede auf der Netzhaut gerade noch als getrennt erkannt werden können. Dabei überlagern sich die Leuchtdichteverteilungen der benachbarten Objekte umso stärker, je enger die Muster im Außenraum nebeneinander liegen.
Hiermit ist die Lesesehschärfe angegeben. Ihr Wert ist in der Regel deshalb höher als der Wert der anderen Sehschärfenarten, da hier Wörter nicht nur an der Optik der Buchstaben erkannt, sondern auch nach dem Sinne des Kontextes eingeordnet werden können.
In der Augenheilkunde stellt die Sehschärfe den Zielparameter dar, um deren Erhalt und Verbesserung sich sämtliche opthalmologischen (augenärztlichen) Maßnahmen drehen. Es bestehen wichtige rechtliche Vorschriften, die für die Bedienung gefährlicher Geräte (z.B. Kraftfahrzeuge) oder für bestimmte Berufe (z.B. Polizist) bestimmte Mindest-Visuswerte verlangen. Auch Leistungen privater und gesetzlicher Unfallversicherungen für Augenschäden und die Zahlung des gesetzlichen Blindengelds hauptsächlich nach dem Visus.
Die Sehschärfe des Menschen ist von mehreren Größen abhängig:
Physikalisch begrenzt die Größe der Pupille die Auflösung des Augapfels, physiologisch wird die Auflösung durch die Dichte der Rezeptoren (Stäbchen und Zapfen) und die Signalverarbeitung der rezeptiven Felder der Netzhaut bestimmt. Ihren Höchstwert erreicht die Auflösung bei maximal weitgestellter Pupille und genügend Helligkeit im Bereich der Fovea centralis retinae (zentrale Stelle des schärfsten Sehens auf der Netzhaut).